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31.03.2022 | (rsn) – Eigentlich hatte Pascal Ackermann am Mittwoch-Nachmittag durch Belgien radeln wollen. Dwars door Vlaanderen stand fest im Programm des deutschen Sprinters, der in diesem Jahr nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zum UAE Team Emirates erstmals auch ein volles Klassiker-Programm bestreiten wollte.
Doch der Fuß eines Absperrgitters machte dem 28-Jährigen am vergangenen Mittwoch in De Panne einen kleinen Strich durch diese Rechnung. Ackermann stürzte 1,5 Kilometer vor dem Ziel von Brügge-De Panne und musste nun auf Dwars door sowie auch die Ronde van Vlaanderen verzichten. Erst zum Scheldeprijs will Ackermann in der kommenden Woche wieder ins Renngeschehen zurückkehren.
"Ich habe mir das Steißbein geprellt. Normal Radfahren kann ich, aber wenn ich richtig Belastung draufbringe, ist es noch nicht ganz okay", erklärte Ackermann radsport-news.com von Zuhause aus, während in Belgien das Rennen ohne ihn lief. Nach seinen Worten war ihm in De Panne ausgangs einer Rechtskurve am linken Straßenrand neben dem Polen Stanislaw Aniolkowski (Bingoal Pauwels Sauces) der Platz ausgegangen.
___STEADY_PAYWALL___ "Ich bin am letzten Fuß des kurzen Absperrgitters mit dem Vorderrad hängengeblieben. Es hat einen ordentlichen Schlag getan, der Reifen ist geplatzt. Dann hat das Vorderrad blockiert und weg war ich", nerichtete Ackermann, der aber die Schuld auf sich nahm: "Ich hätte auch einfach bremsen können vor der Kurve, aber ich wollte den Schwung mitnehmen, was in den Runden davor auch geklappt hat. Aber im Finale waren wir wahrscheinlich zehn km/h schneller und dann hat es halt nicht mehr gereicht."
Pascal Ackermann leidet bei Gent-Wevelgem am Kemmelberg unter den Schmerzen am Steißbein. | Foto: Cor Vos
Nach dem Sturz von De Panne ließ Ackermann am Freitag die E3 Classic aus, testete seinen Körper dann aber am Sonntag bei Gent-Wevelgem – und musste recht schnell einsehen: geht nicht. Nach der ersten Passage des Kemmelbergs stieg der Deutsche aus und rollte auf die Landstraße in Richtung Ziel. So standen am Ende des Tages immerhin auch 200 Kilometer auf dem Tacho – doch danach kamen keine mehr hinzu. Vier Tage Ruhe wollte Ackermann sich Zuhause am Bodensee nun geben, bevor er am Freitag wieder aufs Rad steigen und am Montag zurück nach Belgien reisen wird.
In den Sprints hat "nicht die Form, sondern die freie Fahrt gefehlt"
Bitter ist die kurze Unterbrechung für Ackermann vor allem deshalb, weil seine Form "extrem gut" gewesen sei und er sich vor allem von Rennen wie Gent-Wevelgem oder auch Dwars door Vlaanderen einiges erhofft hätte. Denn der Sprinter, der vor drei Jahren die Punktewertung des Giro d'Italia gewonnen hatte, hat sich im Winter bewusst etwas härter in Richtung Klassiker vorbereitet und das Sprinten zunächst ein wenig hinten angestellt.
Deshalb war es auch nicht besorgniserregend, dass Ackermann bei den reinen Sprinterrennen wie UAE-Flachetappen oder auch während Tirreno-Adriatico und überhaupt bis Mitte März keinen Sieg und nur ein Top-5-Ergebnis einfahren konnte.
Ärger über eine verpasste Chance: Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) schlägt bei der UAE Tour als Achter der 6. Etappe frustriert auf den Lenker. | Foto: Cor Vos
"Es hat nicht die Form, sondern die freie Fahrt gefehlt", so Ackermann nun rückblickend. "Ich wusste, von meiner Leistung her, dass ich da bin, wo ich sein will – aber vom Timing her ist im Sprint immer irgendwas schiefgelaufen." Hinzu kam, dass der Deutsche bei seinem neuen Team auch andere Nebenaufgaben hat – gerade in Rennen, bei denen mit Tadej Pogacar die Gesamtwertung gewonnen werden kann.
Für Pogacar erstmals seit fünf Jahren vor dem Feld im Wind
"Die UAE Tour ist nunmal für uns die zweitwichtigste Rundfahrt nach der Tour de France. Deshalb war klar, dass ich dort auch am Start stehe, um Tadej zu helfen", so Ackermann, der in den Emiraten zum erst zweiten Mal in seiner Karriere auch mal Arbeit im Wind vor dem Peloton verrichtete. "Einmal bin ich in meinem Leben vorher von vorne gefahren. Damals für Peter (Sagan), als er in Quebec seinen 100. Karrieresieg geholt hat", lachte er. "Und halt jetzt bei der UAE Tour und bei Tirreno-Adriatico. Da habe ich ganz schön gelitten."
Doch genau das mache ihm in seinem neuen Team eben auch Spaß, erklärte Ackermann, denn: "Tadej ist ein unglaublicher Leader. Er gibt einem mit seiner Wertschätzung jeden Morgen die Moral, dass man 110 Prozent für ihn fahren will." Immerhin lohnte sich die Arbeit für den Tour de France-Sieger: Pogacar gewann sowohl die UAE Tour als auch Tirreno-Adriatico.
Corona-Infektion, aber ohne Krankheitssymptome
Insgesamt hatte Ackermann bis zu seinem Sturz in De Panne eine sehr volle Saison. 28 Renntage hat der gebürtige Südpfälzer bereits auf dem Buckel. Einzig Kaden Groves, Jan Polanc und Ackermanns Anfahrer Maximiliano Richeze sind mit 30 Renntagen bislang aktiver gewesen – und das, obwohl auch Ackermann zu denen gehört, die in dieser Saison bereits mit dem Coronavirus infiziert waren.
Wenn Tadej Pogacar (ganz vorne) am Start steht, arbeitet auch Pascal Ackermann (hinten links) für den Slowenen mit - und auf Flachetappen teilweise auch umgekehrt. | Foto: Cor Vos
Vor der Clasica Almeria wurde er positiv getestet und musste daher auf das spanische Sprinterrennen genauso verzichten, wie auf die Algarve-Rundfahrt. Glücklicherweise erwischte es Ackermann, der auch im Herbst schon einmal positiv auf das Virus gewesen war, diesmal nicht schlimm. "Wenn ich mich vor der Anreise nach Almeria nicht hätte testen müssen, hätte ich es wahrscheinlich gar nicht gemerkt", meinte er. Trotzdem bedeutete der Positivtest eine Zwangspause und eine Umstellung im Rennkalender, in den dadurch die UAE Tour hineinrückte.
Es folgte ein Marathon von zehn Renntagen in Italien und Belgien innerhalb von zwölf Tagen, der mit seinem ersten Saisonsieg endete: beim Bredene Koksijde Classic an der belgischen Küste.
"Koksijde war ein riesiger Befreiungsschlag"
"Ich hätte schon gerne noch früher etwas gewonnen, weil die Form einfach extrem gut war", sagte Ackermann, der in Koksijde sehr ausgelassen über seinen Triumph über Tim Merlier (Alpecin – Fenix) jubelte. "Letztes Jahr habe ich bis in den Hochsommer auf meinen ersten Sieg gewartet, und deshalb war ich jetzt einfach froh, dass es geklappt hat – gerade weil ich schon bei Tirreno auf der 2. Etappe gemerkt habe, dass ich hätte gewinnen können, wenn ich ein bisl früher losgefahren wäre. Aber als Sprinter ist es eben nie leicht. Von daher war das in Koksijde ein riesiger Befreiungsschlag", betonte er.
Riesiger Jubel über den ersten Saisonsieg am 18. März beim Bredene Koksijde Classic an der belgischen Küste: Pascal Ackermann (links) gewinnt vor Hugo Hofstetter (Arkéa - Samsic, Bildmitte) und Tim Merlier (Alpecin - Fenix, nicht im Bild) | Foto: Cor Vos
Doch anstatt fünf Tage später in De Panne noch einen draufsetzen zu können, endete der gerade erst gestartete Höhenflug Ackermanns dort dann am besagten letzten Fuß des Absperrgitters 1,5 Kilometer vor dem Zielstrich. Und so sitzt er n dieser Woche zum ersten Mal seit Januar wieder für mehr als zwei Tage in seiner Wahlheimat am Bodensee, statt im Rennsattel in Belgien. Doch auch das will er kommende Woche beim Scheldeprijs dann wieder tun.
"Ich hoffe, dass dort schlechtes Wetter ist. Denn ohne Wind macht das keinen Spaß dort", scherzte er mit Blick auf die kleinen Sträßchen, die in Schoten auf dem Weg zur Zielgeraden, die fast eher als Zielkurve zu bezeichnen ist, warten. Windstaffeln in Zeeland, die das Rennen hart machen und das Peloton zerlegen könnten, wären da mehr nach seinem Geschmack. Denn, wie gesagt: Seine Form sei schließlich sehr gut. "Die kleine Pause jetzt kann da gut sein, kann aber auch schlecht sein. Das sehen wir erst nächste Woche."
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