Van der Breggen übernimmt WorldTour-Führung

Statt Armitstead setzt Blaak die Boels-Siegesserie fort

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Statt Armitstead setzt Blaak die Boels-Siegesserie fort"
Chantal Blaak (Boels-Dolmans) hat die Ronde van Drenthe gewonnen. | Foto: Cor Vos

12.03.2016  |  (rsn) - Das niederländische Team Boels-Dolmans ist auch ohne Weltmeisterin Lizzie Armitstead nicht zu schlagen. Beim zweiten WorldTour-Rennen der Saison stieg die Britin zwar nach 56 Kilometern krankheitsbedingt aus, doch Chantal Blaak vertrat ihre Mannschaftsführerin eindrucksvoll und feierte vor der Australierin Gracie Elvin (Orica-AIS) sowie der Deutschen Meisterin Trixi Worrack (Canyon-SRAM) einen souveränen Sprintsieg aus einer vierköpfigen Spitzengruppe heraus.

Vierte wurde Blaaks niederländische Landsfrau Anna Van der Breggen (Rabo-Liv), die nach Platz fünf auf den "Strade Bianche" der Toskana in der Vorwoche nun nicht nur die Weltrangliste sondern auch die WorldTour-Wertung anführt. Van der Breggen hat 130 Punkte auf dem Konto, Armitstead und Blaak jeweils 120.

"Ich habe mich voll auf den Sprint konzentriert, aber dann muss man es natürlich auch vollenden. Abzuwarten ist immer ein Risiko, denn man kennt nur seine eigenen Beine", sagte Blaak, die seit ihrer ersten Teilnahme 2008 bei der Ronde van Drenthe bereits drei Mal in die Top 5 gefahren war. "Endlich habe ich es geschafft zu gewinnen!" Blaak, für die es nach Les Samyn des Dames vor zehn Tagen bereits der zweite Saisonsieg war, hatte auf der 300 Meter langen Zielgeraden auf einen frühen Antritt von Elvin reagiert, die Lücke zur Australierin geschlossen und war rund 50 Meter vor dem Ziel an ihr vorbei zum Sieg gespurtet.

Worrack konnte Elvins und Blaaks Antritten nicht mehr folgen, konnte aber auch mit Rang drei zufrieden sein. "Normalerweise will ich dieses Jahr in den bergigeren Rennen besser sein", sagte sie angesichts des schwierigen Olympiakurses von Rio. "Deshalb habe ich mein Training dahingehend angepasst. Aber momentan bin ich bei den flachen Rennen gut. Nächste Woche werde ich bei der Trofeo Binda sehen, wie es am Berg geht." Am kommenden Wochenende findet im Nordwesten Italiens in Cittiglio das bergigste Eintagesrennen der Frauen WorldTour statt: die Trofeo Alfredo Binda.

Auf der flachen Schlussrunde der Ronde van Drenthe hatte die vierköpfige Spitzengruppe lange Zeit gut zusammengearbeitet und erst auf den mit acht 90-Grad-Kurven gespickten letzten 2,5 Kilometern mit Taktikspielchen begonnen. Van der Breggen attackierte 1,5 Kilometer vor dem Ziel, wurde aber von Blaak zurückgeholt. "Der Rundkurs war leider nicht sehr selektiv und wir wussten, dass es für Anna im Sprint schwer werden würde", sagte Rabo-Liv-Sportdirektor Koos Moerenhout. "Sie hat es probiert, aber die anderen ließen sich nicht überraschen."

Kurz vor der letzten Kurve setzte dann Elvin einen explosiven Antritt, dem Worrack und Van der Breggen nichts mehr entgegenzusetzen hatten, doch Blaak hatte genug Reserven, um auf der Zielgeraden zunächst heran und dann vorbei zu sprinten. "Es war ein toller Tag", freute sich Elvin trotzdem über ihren ersten Podestplatz in einem Elite-Straßenrennen in Europa, nachdem sie bereits beim Omloop Het Nieuwsblad und dem Omloop van het Hageland attackiert hatte, aber leer ausgegangen war. "Heute habe ich gezeigt, dass ich es richtig mache", sagte die Australierin. "Ich hoffe, dass ich bald auch gewinne, aber erstmal bin ich wirklich glücklich mit dem zweiten Platz."

Lange Zeit fuhr das Feld zunächst geschlossen durch die Niederlande - sämtliche Attacken wurden vereitelt und so war der erste echte Aufreger im Rennen die Aufgabe von Weltmeisterin Armitstead. Die Britin, die nach ihrem Sieg bei Strade Bianche in der Vorwoche im Trikot der WorldTour-Spitzenreiterin gestartet war, habe sich krank gefühlt, vermeldete ihr Team.

Anschließend aber ging es Schlag auf Schlag. Armitsteads Team, das sich vor allem mit der Luxemburgerin Christine Majerus schon vorher viel an der Spitze gezeigt hatte und sowohl die erste Bergwertung am bis zu 23 Prozent steilen VAM-Berg sowie den ersten Zwischensprint gewonnen hatte, erhöhte den Druck auf dem zweiten von drei Kopfsteinpflaster-Sektoren nun mit Blaak und Romy Kasper.

Das Feld zerfiel in mehrere Teile, unter anderem wurde die sprintstarke Ex-Weltmeisterin Giorgia Bronzini (Wiggle-High5) abgehängt. Und nur zehn Kilometer später sorgte der dritte Sektor für die endgültige Explosion des Pelotons. Rabo-Liv und Boels-Dolmans machten erneut Druck, zogen das Feld in die Länge und bereiteten so den gemeinsamen Angriff von Blaak sowie Van der Breggen vor, die attackierten als die letzten der insgesamt 9.700 Meter Kopfsteinpflaster des Tages bewältigt waren.

Elvin und Worrack reagierten blitzschnell und sprangen an die Hinterräder der Niederländerinnen, so dass das entscheidende Quartet entstand. Sie setzten sich schnell auf 20 Sekunden ab, während im nur noch 22 Frauen umfassenden ersten Feld Wiggle-High5 das Tempo machte - allerdings ohne Bronzini und nun auch ohne Titelverteidigerin Jolien D'Hoore. Die Belgische Meisterin hatte auf dem dritten Pflaster-Sektor genau wie Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) und Lotta Lepistö (Cervelo-Bigla) den Kontakt verloren.

Entscheidend für den weiteren Verlauf des Rennens war nun die Zusammensetzung des Spitzenreiter-Quartetts, in dem vier der größten sechs Teams im Peloton vertreten waren. Und weil Cervelo-Bigla seine Sprinterin Lepistö vermisste, hatte zunächst nur Wiggle-High5 ein ernsthaftes Interesse an der Verfolgung.

Der Vorsprung der vier Spitzenreiterinnen wuchs während der nächsten 20 Kilometer bis 35 Kilometer vor dem Ziel über die zweite VAM-Berg-Passage auf 50 Sekunden an, und wenig später gab Wiggle-High5 die Verfolgung auf. Die abgehängten Gruppen kamen an die Verfolgergruppe wieder heran und schlossen sich zu einem Hauptfeld zusammen, das 29 Kilometer vor dem Ziel bei der letzten VAM-Berg-Passage nun aber schon knapp zwei Minuten zurücklag.

Von da an schien klar, dass der Sieg unter den vier Spitzenreiterinnen vergeben werden würde, weil sich das Quartett die Arbeit im Wind gut teilte und Einigkeit zu herrschen schien - kein Wunder, denn eine eindeutig überlegene Sprinterin saß nicht in der Gruppe. So ging es mit 2:20 Minuten Vorsprung auf die letzten zehn Kilometer und der Vorsprung wurde erst kleiner, als man sich auf den letzten zwei Kilometern zu belauern begann.

Das Ergebnis:
1. Chantal Blaak (Boels-Dolmans)
2. Gracie Elvin (Orica-AIS) + 0:00
3. Trixi Worrack (Canyon-SRAM) + 0:00
4. Anna Van der Breggen (Rabo-Liv) + 0:00
5. Marta Bastianelli (Alé Cipollini) + 1:49
6. Shelley Olds (Cylance) + 1:49
7. Floortja Mackaij (Liv-Plantur) + 1:49
8. Lauren Kitchen (Hitec Products) + 1:49
9. Annemiek Van Vleuten (Orica-AIS) + 1:49
10. Leah Kirchmann (Liv-Plantur) + 1:49

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.11.2025An Brand kommt auch bei der X2O in Hamme niemand vorbei

(rsn) – Mit ihrem Sieg bei der X20 Badkamers Trofee in Hamme gelang Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) Historisches im Cross-Sport der Frauen. Die 36-Jährige fuhr zum 50. Mal in Folge auf das P

15.11.2025Brand gewinnt auch zweites Superprestige-Rennen der Woche

(rsn) – Vier Tage nach ihrem Sieg bei der Superprestige in Niel hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) in der Crossserie erneut zugeschlagen. In Merksplas reichte ihr eine Attacke zur Rennmitte

15.11.2025Brand peilt am Wochenende denkwürdiges Cross-Jubiläum an

(rsn) – Lucinda Brand (Baloise Glowi Lions) geht an diesem Wochenende auf Rekordjagd. Die 36-jährige Niederländerin will ihre imponierende Serie von 48 Podiumsplätzen in Serie ausbauen. Sollte si

15.11.2025Schreiber gibt beim X2O-Cross in Hamme ihr Saisondebüt

(rsn) – Aufgrund mehrere Erkrankungen geriet Marie Schreibers Vorbereitung auf die Cross-Saison 2025/26 durcheinander. Die U23-Vizeweltmeisterin zog sich bei der Tour de l´Avenir Femmes eine Corona

14.11.2025Afrikanisches Team Amani: Ziel ist die Tour de France Femmes

(rsn) – Nachdem das ruandische Amani-Männerteam bereits seit Anfang 2025 mit einer Kontinental-Lizenz im Feld vertreten ist, wird ab der kommenden Saison auch ein Frauenteam in der dritten Division

14.11.2025Auch Sevilla mit 50 noch auf dem Rad unterwegs

(rsn – Wie sein Landsmann Francisco Mancebo macht auch Óscar Sevilla im kommenden Jahr die “50“ voll. Während bei Mancebo alle Zeichen auf Fortsetzung der Karriere hindeuten, steht im Fall von

12.11.2025Wiebes will mehr sein als die beste Sprinterin der Welt

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) blickt auf eine erneut überragende Saison zurück, in der ihr nicht weniger als 25 Siege gelangen, so viele wie noch nie in ihrer Karriere, die 2018 bei

11.11.2025Brand dreht in Niel den Spieß gegen van der Heijden um

(rsn) – Nur drei Tage nach dem verpassten Europameistertitel hat Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) bei der Superprestige in Niel Revanche genommen. Ähnlich wie die Europameisterin Inge van der

11.11.2025Rembe - rad-net ab 2026 auch mit Frauenteam

(rsn) – Rembe - rad-net wird in der kommenden Saison auch ein Frauenteam an den Start schicken. Wie der Rennstall aus dem Sauerland mitteilte, habe man beim Radsportweltverband UCI ein weibliches Ko

09.11.2025“Cube liefert 2026 die Räder für TotalEnergies“

(rsn) – Der französische Zweitdivisionär TotalEnergies soll in Deutschland einen neuen Radsponsor gefunden haben. Der Tour-Zehnte Jordan Jegat und Co. werden ihre Kilometer 2026 auf Rädern von Cu

09.11.2025Bentveld sichert sich bei der EM ersten großen Titel

(rsn) – Die neue U23-Europameisterin im Cross heißt Leonie Bentveld, Die Niederländerin gewann bislang drei Medaillen bei Welttitelkämpfen; zwei fügte sie ihrer Sammlung bei kontinentalen Meiste

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Aussie-Duo für Decathlon: Haussler und Renshaw neue Sportdirektoren

(rsn) – Nach seinem Abschied bei Red Bull – Bora – hansgrohe hat Heinrich Haussler eine neue Aufgabe auf WorldTour-Niveau gefunden. Der 41–jährige Australier wird künftig als Sportdirektor b

18.11.2025Widar gibt 2026 Debüt bei zwei Monumenten und der Vuelta

(rsn) – Jarno Widar wird gleich in seinem ersten Profijahr ein anspruchsvolles Programm absolvieren. Wie der 20-jährige Belgier in einem Interview mit der Zeitung Het Laatste Nieuws ankündigte, ge

18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)