Viele Österreicher waren noch nicht besser

Gall jagte mit nur einem Gedanken hinauf nach La Plagne

Von Sebastian Lindner

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Felix Gall (Decathlon - AG2R La Mondiale) auf der 18. Etappe der Tour de France. | Foto: Cor Vos

25.07.2025  |  (rsn) – Dass Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) einmal diese Worte sagen würde, hätte er sich wahrscheinlich auch nicht vorstellen können. “Vor dem Schlussanstieg haben meine Teamkollegen die Idee gehabt, dass wir versuchen, (Primoz) Roglic zu distanzieren. Ich hätte mir nicht gedacht, dass es am Ende so einfach sein wird.“ Passiert ist es nach der 19. Etappe der Tour de France, dem letzten wirklich bergigen Teilstück der diesjährigen Rundfahrt am Mikrofon der ARD. 

Sage und schreibe elf Minuten nahm der Österreicher dem Slowenen ab. Drei hätten gereicht, um sich im Gesamtklassement der Tour am 35-Jährigen vorbeizuschieben. Jetzt hat Gall sogar noch drei Minuten Vorsprung auf seinen ärgsten Verfolger, der nun Tobias Halland Johannessen (Uno-X Mobility) heißt. Vor ihm liegen nur Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG), Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike), Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Oscar Onley (Picnic – PostNL). Das bedeutet für Gall Rang fünf. Nie stand er besser da in irgendeiner Grand Tour zu irgendeinem Zeitpunkt.

Entsprechend gab es auch keine Zweifel an der Stimmungslage des 27-Jährigen, die tags zuvor am Col de Loze noch irgendwo zwischen Frust und Stolz pendelte. “Natürlich bin ich sehr, sehr zufrieden“, so der Junioren-Weltmeister von 2015 diesmal. Dass es letztlich so laufen würde, war jedoch nicht von Beginn des Tages an zu erwarten gewesen. “Es war doch eine erfreuliche Nachricht, dass die Etappe etwas kürzer geworden ist. Am Anfang habe ich mich nicht ganz so super gefühlt, dann bin ich aber immer besser reingekommen.“ Dennoch musste Gall zunächst mit ansehen, wie Roglic in die Offensive ging.

Gall kennt nur einen Fokus

Die Abstand wurde aber nie wirklich groß, und so sollte relativ schnell klar werden, dass der Red-Bull-Profi wieder eingeholt werden und so ohne einen Ertrag ziemlich viel Kraft verpulverte. Und so kam es dann auch. Vor dem gut 19 Kilometer langen Schlussanstieg – Roglic wurde kurz zuvor gestellt – schmiedete Decathlon den Plan. Callum Scotson, Bruno Armirail, Clément Berthet und Aurélien Paret-Peintre waren noch beim Osttiroler und fuhren mit Volldampf unten rein. “Ich und mein Team haben einen unglaublichen Job abgeliefert“, so Gall bei Eurosport. “Wir haben ein hohes Tempo angeschlagen, um Roglic mehr Zeit einzuschenken. Das hat geklappt.“

Hatte er am Loze vielleicht doch noch mit einem Auge auf den Etappensieg geschielt, um den großen Erfolg aus 2023 zu wiederholen, gab es dieses Mal im Schlussanstieg lediglich dieses eine Ziel. “Nur darum ging es mir heute, ich habe alle anderen Fahrer einfach vergessen. Ich habe nur ans GC gedacht. Mit Vingegaard und Pogacar wäre es unglaublich schwer gewesen, die Etappe zu gewinnen.“

Gall so gut wie kaum ein anderer ÖSterreicher zuvor 

Deswegen steht Gall nun so gut da wie zuvor kaum ein anderer Österreicher zu diesem Zeitpunkt der Tour. Peter Luttenberger beendete sie 1996 als Fünfter, Georg Totschnig 2004 als Siebter. 1957 hatte es Adolf Christian allerdings schonmal auf Rang drei geschafft - kurioserweise im Schweizer Nationalteam.

“Noch ist es nicht vorbei“, schob Gall allzu euphorischer Partystimmung in der ARD aber erst nochmal einen Riegel vor, um dann aber doch anzumerken: “Ich habe mir die Abstände noch nicht angeschaut. Aber ich denke schon, dass sie groß genug sind, dass ich das Ganze auf den letzten Etappen etwas entspannter angehen kann und nicht um jede Sekunde fighten muss.“

Und er blickte nochmal zurück auf den zweiten Ruhetag, an dem er auf Rang sieben noch etwas weiter zurücklag, für sich aber schon da festgehalten hatte: “Wenn ich als Siebter in Paris ankomme, bin ich sehr, sehr zufrieden. Aktuell bin ich auf dem fünften Platz, das ist unglaublich. Ich hätte nie gedacht, dass es so gut laufen kann. Das tut es aber jetzt!

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