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31.01.2021 | (rsn) - Vor drei Jahren überraschte Elisabeth Brandau mit dem fünften Platz bei den Cross-Weltmeisterschaften in Valkenburg. Bei den Welttitelkämpfen von Oostende kam sie nun als Neunte zum zweiten Mal in ihrer Karriere in die Top Ten. Angesichts der Strecke und der schweren Voraussetzungen in diesem Winter war auch dieses Ergebnis sensationell.
Lediglich mit zwei Rennen in den Beinen ging die Deutsche auf der schwierigen Strecke an der Atlantikküste in den Kampf um das Regenbogentrikot. Eine Woche zuvor hatte es im Weltcup von Overijse lediglich zu Rang 34 gereicht, doch in Belgien kam die zweifache Mutter so richtig in Schwung. Fernab vom beruflichen und familiären Stress blühte Brandau am Strand von Oostende auf.
"Ich hatte jetzt eine Woche, bei der ich mich halbwegs auf das Fahrradfahren konzentrieren konnte", strahlte sie im Interview mit radsport-news.com nach ihrem Parforceritt. "Es ist schwer, den richtigen Fokus zu finden. Mit meinen Kindern und meinem Beruf stehe ich voll im Leben und nicht in einer überschaubaren Sportlerblase. Das ist schon eine anstrengende Kombination“, erklärte Brandau, die immer wieder die Balance zwischen Leistungsport und ihrer Familie finden muss.
In diesem Winter kam die Mountainbikespezialistin fast gar nicht zum Crossen. "Ich bin fast gar nicht auf dem Rad gesessen, habe mich die Woche aber intensiv mit vielen Faktoren beschäftigt", stellte sie fest. In Oostende studierte sie den zweigeteilten Kurs mit dem klassischen Grasabschnitt auf der Pferderennbahn und dem tiefen Sand am Strand von Oostende, die die beiden Kernstücke bildeten, sehr intensiv, blickte aber nicht nur auf die Konkurrenz, sondern auch auf sich.
Hartes Rennen kam Brandau entgegen
"Das Rennen war konditionell sehr hart und das kommt mir entgegen. Aber es ist immer eine Kopfsache und ich war eben kinderfrei diese Woche", schmunzelte Brandau und fügte an: "Im Cross musst du an dich und deine Fähigkeiten glauben. Das fällt mir immer wieder schwer, weil physisch weiß ich ja, dass ich es drauf habe."
Im Hinblick auf ihren großen Traum Olympia war die Cross-WM daher auch eine willkommene Abwechslung. Die Coolness, die sie bei ihrer Aufholjagd Runde für Runde bewies, und die sie am Ende noch in die Top Ten brachte, hatte Brandau aber zu Beginn des Rennens noch nicht. "Ich hatte Megaschiss vor dem Start und vor dem Sand. Dann gab es noch auf dem Weg dorthin einen Sturz und ich bin weit zurückgefallen", so die Schönaicherin, die als eine der letzten Fahrerinnen die erste Strandpassage erreichte.
Möglichst wenig Radwechsel bei nur einem Betreuer
So sehr der Abschnitt tolle Bilder lieferte, so schwierig erwies er sich für die Fahrerinnen. Fast der Großteil musste zu Fuß absolviert werden, sogar ein wenig zur Freude von Brandau. "Naja, Laufen kann ich ja", grinste sie und fügte an, dass sie für den Strand eine ganz eigene Taktik verfolgt habe: "Ich bin gewisse Abschnitte durchgerannt, weil mich das weniger Kraft gekostet hat, als wenn ich ständig wieder aufs Rad aufgesprungen wäre. Manchmal musst du dich auf dich selbst konzentrieren und nicht auf die anderen schauen."
Eine weitere Taktik der Deutschen war es, Radwechsel zu vermeiden, da sie in der Vergangenheit dabei immer wieder Zeit verlor auf ihre Kontrahentinnen: "Ich bin durchs Meer gefahren, um das Rad sauber zu spülen und habe dann auch jede Pfütze genützt, damit das Rad frei blieb", erzählte Brandau und erklärte außerdem: "Mein Mann Marco war als einziger Betreuer dabei. Das hätte Probleme beim Wechsel gegeben." Ursprünglich hatten Brandau und Stefanie Paul geplant, dass ihre beiden Männer ihnen in der Wechselzone gemeinsam helfen würden. Nach Pauls Nicht-Nominierung wurde das aber hinfällig.
Eines aber machte Brandau über das ganze Rennen nie: auf den Zeitenmonitor zu blicken. Und daher hatte sie bis zum Ende keine Ahnung, wo sie lag. "Ich wusste nicht, dass ich Neunte war. Auf der Brücke hatte man oben einen guten Überblick, aber ehrlich gesagt, wusste ich nicht, dass das vorne die absolute Spitze war. Ich habe nur gemerkt, dass ich näherkomme und das hat mich angetrieben", erklärte die 35-Jährige, die am Ende noch die Luxemburgerin Christine Majerus abfing.
"Schade, dass der deutsche Nachwuchs so klein geworden ist"
"Vielleicht sollte ich mich ein Jahr mal auf Cross konzentrieren. Das Talent ist ja da", meinte Brandau, die die Wintersportart als Nebensaison quasi jedes Jahr mitnimmt. "Vielleicht bin ich dadurch auch entspannter bei den Rennen. Mir macht es jedenfalls riesig Spaß", erklärte die einzige deutsche WM-Starterin.
Denn beim BDR, wie diese Woche zu erfahren war, zählt nur der Leistungsgedanke. Nicht aber für seine einzige Elitestarterin: "Ich wollte definitiv hier fahren, egal wie schlecht ich abschneiden würde. Irgendwer muss ja auch Letzter werden. Auch das braucht es bei den Rennen", so Brandau.
"Cross ist ein geiler Sport und wenn ich kann und die Möglichkeit habe, dann stehe ich voll dahinter. Es ist schade, dass der Nachwuchs so klein geworden ist in den letzten Jahren. Darum stehe ich auch hier. Ich will nicht wie Marcel (Meisen) sagen, wenn ich nicht in Form bin, dann fahre ich nicht. Das ist nicht der richtige Weg", betonte sie.
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