Die Aufgebote der Tour-Teams

AG2R La Mondiale: Alle Kräfte für Bardet

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "AG2R La Mondiale: Alle Kräfte für Bardet"
Romain Bardet (AG2R) | Foto: Cor Vos

03.07.2019  |  (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.

AG2R La Mondiale

Rückblick 2018: Die jüngere Vergangenheit bescherte Ag2r große Erfolge bei der Tour de France: Mit Jean-Christophe Péraud (Zweiter 2014) und Romain Bardet (Zweiter 2016, Dritter 2017) erreichte das Team gleich dreimal das Podium in Paris. Auch 2018 feierte Ag2r mit dem Sieg in der Nachwuchswertung durch Pierre Latour einen beachtlichen Erfolg. Insgesamt blieb die französische Mannschaft jedoch hinter den erfolgreichen Vorjahren zurück: Erstmals seit 2012 gab es keinen Etappensieg und auch Bardet knüpfte nicht an frühere Vorstellungen an. Zwar zeigte sich der Franzose gewohnt angriffslustig in den Bergen, Zeitgewinne gelangen ihm dabei aber nicht. Am Ende landete er auf Position sechs im Gesamtklassement.

Aufgebot 2019: Romain Bardet, Mikaël Cherel, Benoît Cosnefroy, Mathias Frank Tony Gallopin, Oliver Naesen, Alexis Gougeard, Alexis Vuillermoz

Aussichten: Der Fokus ist auch diesmal wieder komplett auf die Ambitionen in der Gesamtwertung mit Romain Bardet gerichtet. Die Vorbereitung des Franzosen verlief mit einer Niederlage beim Eintagesrennen am Mont Ventoux gegen Jesus Herrada sowie einem unspektakulären zehnter Gesamtrang beim Critérium du Dauphiné eher verhalten. Bardet hat es in der Vergangenheit allerdings immer verstanden, in guter Form zur Tour anzutreten.

Beim Critérium du Dauphiné verlor der 28-Jährige im Zeitfahren auf 26,1 Kilometern rund eine Minute auf die meisten anderen Favoriten. Bei der Tour in Pau dürfte er auf einem ähnlichen Kurs mit vergleichbaren Zeitverlusten kalkulieren. Weitere Rückstände sind im Mannschaftszeitfahren zu erwarten, einen ausgewiesenen Spezialisten für diese Disziplin sucht man erneut vergebens im Aufgebot. Im Vorjahr belegte Ag2r über 35,2 Kilometern mit 1:15 Minuten den 15. Platz, die Prüfung dieses Jahr in Brüssel ist mit 27,2 Kilometern zumindest etwas kürzer. In der Theorie dürfte Bardet durch die beiden Zeitfahrprüfungen schon rund zwei Minuten hinter einigen Klassementfahrern zurückliegen – wenn nicht noch mehr.

Diese Zeit muss Bardet in den Bergen aufholen, was ihm in den Vorjahren aber nur selten gelang. Zwar ist er für seine regelmäßigen Attacken bekannt, signifikante Lücken zu den Spitzenleuten riss er in der Vergangenheit bei der Tour damit aber kaum. In den Bergen kommen mittlerweile fast alle Klassementfahrer gut klar. Kaum zu erwarten deshalb, dass Bardet tatsächlich den sehnsüchtig erwarteten ersten französischen Gesamtsieg seit 1985 holen kann.

Mit Pierre Latour fehlt ihm zudem ein wichtiger Helfer. Der Franzose musste mit einer Handgelenksverletzung länger pausieren, stand trotzdem zunächst im Aufgebot bei der Tour. Bei der französischen Meisterschaft am vergangenen Sonntag fuhr Latour allerdings deutlich hinterher, so dass die Teamleitung ihn durch Alexis Vuillermoz ersetzte. Die früheren Tour-Etappensieger Vuillermoz und Gallopin sowie der Schweizer Mathias Frank sind in den Bergen Bardets wichtigste Helfer. Vuillermoz bestritt im Mai allerdings bereits den Giro d’Italia, Frank überzeugte bei der Tour de Suisse zuletzt nur bedingt, erreichte aus einer Fluchtgruppe am letzten Etappentag aber zumindest einen vierten Tagesplatz.

Den besten Eindruck aus dem Trio hinterließ bei den Vorbereitungsrennen Gallopin mit Platz vier in der Gesamtwertung bei der Route d‘Occitanie. Allerdings stürzte der Franzose bei den nationalen Meisterschaften und erlitt einige Schürfwunden, sein Tour-Start soll aber nicht in Gefahr sein. Unglücklicherweise kam mit Cosnefroy noch ein weiterer Fahrer aus dem Tour-Aufgebot bei den Meisterschaften zu Fall, auch er kam mit Schürfwunden davon. Cosnefroy, Tour-Debütant und ehemalige U23-Weltmeister, gilt mehr als Spezialist für Eintagesrennen denn als ausgewiesener Bergfahrerund dürfte eine Vielzahl an Aufgaben während der drei Wochen übernehmen. Gleiches gilt für Alexis Gougeard, der das letzte Tourticket erhielt. Der Franzose machte sich in der Vergangenheit vor allem als Ausreißer einen Namen und feierte immerhin schon einen Tagessieg bei der Vuelta a Espana.

Gougeard, Gallopin und Cosnefroy können auch auf eigene Chancen aus Fluchtgruppen hoffen – denn ebenso wichtig wie eine gute Platzierung in der Gesamtwertung ist für das französische Team ein Etappensieg. Teilstücke wie nach Colmar (5. Etappe), Saint-Étienne (8. Etappe) oder Brioude (9. Etappe) bieten sich hierfür an.

Das Aufgebot komplettieren die beiden Allrounder Mikaël Cherel und Oliver Naesen auf. Der 33-jährige Cherel gilt als enger Vertrauter von Bardet, das Team schickt ihn aufgrund ähnlich guter Abfahrqualitäten auf Bergetappen gerne als “Andockstation“ in Fluchtgruppen. Klassikerspezialist Naesen fungiert hingegen als Capitaine de Route und soll Bardet als Bodyguard vor allem sicher durch die hektischen Etappen der ersten Woche bringen. 

Fazit: Die Tour-Bilanz steht und fällt wohl wieder mit Bardets Auftritt. Besitzt er die nötige Form, ist er sicherlich ein Kandidat für einen Podiumsplatz. Ein Gesamtsieg ist trotz der bergigen Route aber unwahrscheinlich. Dazu bräuchte Bardet eine bislang nie erreichte Ausnahmeform, mit der er im Hochgebirge die größten Konkurrenten um Minuten distanziert. Eine offensive Fahrweise ist bei ihm hingegen garantiert und verspricht einen Tagessieg. Aussichtsreich sind auf den hügeligen Etappen Fahrer wie Cosnefroy, Gallopin oder Gougeard.

Eckdaten:
Land: Frankreich
Hauptsponsor: AG2R La Mondiale
Branche: Versicherungen
Manager: Vincent Lavenu
Radausrüster: Merckx

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.07.2019Team Ineos: Topfavorit mit kleinen Abstrichen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Arkea - Samsic: Barguil als Hoffnungsträger

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019EF Education First: Erwischt Uran wieder ein gutes Jahr?

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Bahrain - Merida: Rätselraten um Nibalis Ambitionen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Dimension Data: Mit Erfahrung zum Erfolg?

Team Dimension Data Rückblick 2018: Für die Mannschaft von Teamchef Douglas Ryder war es eine Tour zum Vergessen. Sprinter Mark Cavendish zeigte sich außer Form und beendete nur eine Etappe unter d

03.07.2019CCC Team: Nichts zu verlieren

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Total Direct Energie: Alle für einen, einer für alle

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Bora - hansgrohe: Bereit für weitere Großtaten

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Mitchelton - Scott: Besser gerüstet als im Vorjahr

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Trek - Segafredo: Bedenken um Hoffnungsträger Porte

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Movistar: Aus den Fehlern mit dem Dreizack gelernt?

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

Weitere Radsportnachrichten

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

31.03.2025Kooij erleidet Schlüsselbeinbruch bei Gent-Wevelgem

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat sich bei seinem Sturz 72 Kilometer vor dem Ziel bei Gent-Wevelgem (1.UWT) das Schlüsselbein gebrochen. Das bestätigte das niederländische Team vi

31.03.2025Haller fehlte ein halbes PS bei Pedersens Attacke

(rsn) – Durch die immer früheren Attacken der Favoriten bei den belgischen Frühjahresklassikern hat sich die Taktik, über die frühe Ausreißergruppe vor das Rennen zu kommen, in den letzten Jah

31.03.2025Dwars door Vlaanderen im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Dwars door Vlaanderen (1.UWT) ist eines der kürzesten flämischen Eintagesrennen des Frühjahrs. Im vergangenen Jahr etwa betrug die Distanz "nur" 183,7 Kilometer. Für die Fahrer ist das

30.03.2025Pedersen: “Erwartet das nicht immer von mir“

(rsn) – Es war schon eine sehr eindrucksvolle Show, die Mads Pedersen (Lidl – Trek) mit seiner 56 Kilometer langen Soloflucht beim 87. Gent-Wevelgem in Flanders Fields bot. Als wäre nichts weiter

30.03.2025Degenkolb: “Als Mads losfuhr, hatte keiner die Beine“

(rsn) – John Degenkolb (Picnic – PostNL) hat beim 87. Gent-Wevelgem (1.UWT) eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass er trotz seiner 36 Jahrebei harten, langen Eintagesrennen immer noch mit der

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine