Boels Tour: 1. Etappe reißt Peloton in Stücke

Van Vleuten verfährt sich und feiert trotzdem Solo-Sieg

Von Felix Mattis aus Nijmegen

Foto zu dem Text "Van Vleuten verfährt sich und feiert trotzdem Solo-Sieg"
Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) siegt in Nijmegen auf der 2. Etappe der Boels Ladies Tour 2018. | Foto: Cor Vos PRÜFEN

29.08.2018  |  (rsn) - Auch ein Orientierungsfehler kann Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) nicht stoppen. Die 35-Jährige hat in Nijmegen einen Tag nach ihrem Prologsieg auch die 1. Etappe der WorldTour-Rundfahrt Boels Ladies Tour gewonnen und das Ziel nach 132,2 Kilometern mit zwölf Sekunden Vorsprung auf eine 27-köpfige Gruppe als Solistin erreicht, obwohl sie rund fünf Kilometer vor dem Ziel falsch abbog und umdrehen musste.

"Ich habe etwas gemischte Gefühle, weil es ein verrücktes Finale war", sagte van Vleuten daher im ersten Siegerinterview, konnte sich aber trotzdem auch sehr über den zweiten Sieg in Folge und die ausgebaute Gesamtführung freuen: "Das habe ich nicht erwartet, als ich heute Morgen aufgewacht bin."

Zwölf Sekunden hinter van Vleuten gewann die Slowenin Eugenia Bujak (BTC City Ljubljana) den Sprint des reduzierten Feldes um Rang zwei vor Elena Cecchini (Canyon-SRAM) aus Italien. Die Prologzweite Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) ließ in der Gruppe eine Lücke aufgehen und wurde daher mit weiteren vier Sekunden Rückstand gewertet, so dass van Vleuten nun mit 29 Sekunden Vorsprung vor Bujak und 30 Sekunden vor der Prologdritten Ellen van Dijk (Sunweb) führt.

Aus den Spitzenpositionen verabschieden mussten sich die beiden Deutschen Lisa Klein (Canyon-SRAM) und Lisa Brennauer (Wiggle-High5). Sie verpassten beide rund 20 Kilometer vor dem Ziel an der letzten Bergwertung im Ort Berg-en-Dal den Anschluss und kamen mit etwas mehr als drei Minuten Rückstand als 36. beziehungsweise 39. ins Ziel. In dieser Gruppe befand sich mit Charlotte Becker (Hitec Products / 42.) auch noch eine dritte Deutsche.

Nach 20 Kilometern relativ gemächlichen Einrollens entlang des Flusses Waal erreichte das Peloton den Ort Beek, wo sieben jeweils 15,5 Kilometer lange Runden über den Bergpreis von Berg-en-Dal - ein zweigeteilter Anstieg zunächst auf breiter Straße und nach kurzer Zwischenabfahrt steiler ansteigend durch einen Hohlweg - begannen. Am Ende der siebten Runde wurde der Berg-en-Dal-Anstieg auf halbem Weg verlassen, und der Kurs führte weitgehend flach rund fünf Kilometer zum Ziel in Nijmegen, wo die letzten 300 Meter noch einmal bergan führten.

Von Beginn an war das Tempo am Berg hoch, so dass das Feld jede Runde in mehrere Gruppen zerfiel und am Ende ganze 20 Frauen das Rennen schon auf der 1. Etappe aufgeben mussten. Den vor der Schlussrunde bemerkenswertesten Angriff nach vorne wagte knapp 60 Kilometer vor dem Ziel Rossella Ratto (Cylance), die kurz darauf Begleitung durch Amalie Dideriksen (Boels-Dolmans) bekam. Das Duo fuhr bis zu eine Minute Vorsprung heraus, wurde zu Beginn der letzten der sieben Runden aber wieder eingeholt - und dann attackierte van Vleuten im Oude Holleweg.

Die Niederländerin zog van der Breggen und Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) mit sich. Doch das Trio arbeitete nach dem Bergpreis nicht richtig zusammen. "Anna wollte nicht fahren - ich weiß nicht, warum", sagte van Vleuten, der das letztendlich aber nur Recht sein konnte, denn: "Dann kam Amanda Spratt (Teamkollegin von van Vleuten, d. Red.) von hinten und hat sofort attackiert. Dann musste Anna nachführen, und ich habe gekontert. Ich denke, dieser Sieg ist deshalb ein Teamerfolg."

Van Vleuten fuhr allein davon, während dahinter Spratt an van der Breggens Hinterrad saß und noch einige Sekunden weiter hinten Ellen van Dijk gemeinsam mit Longo Borghini jagte. Die vier Verfolgerinnen wurden bald vom auf rund 30 Frauen reduzierten Feld eingeholt, wo nun Boels-Dolmans die Verfolgung übernahm, aber nicht näher an die Führende herankam. Van Vleuten baute ihren Vorsprung vor der letzten, halben Passage des Berg-en-Dal-Anstiegs auf 40 Sekunden aus, fuhr in der unbekannten Abfahrt dann aber an einem Abzweig falsch. "Vor mir war kein Motorrad, aber ich habe mir den Kurs eigentlich vorher angeschaut und da gab es große Pfeile in Richtung einer Baustelle. Also dachte ich, sie haben die Strecke verändert, und deshalb bin ich falsch gefahren. Da war plötzlich Schotter und ich musste umdrehen", erzählte sie später.

Trotz des demoralisierenden Moments fand van Vleuten aber noch genug Kraft in ihren Beinen, um auch anschließend gegen die Verfolgerinnen zu bestehen und ihren auf zehn Sekunden zusammengeschrumpften Vorsprung zwischenzeitlich sogar noch einmal auf 17 Sekunden auszubauen, bevor sie schließlich mit zwölf Sekunden Vorsprung ins Ziel fuhr.

Tagesergebnis:
1. Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) 3:28:29 Stunden
2. Eugenia Bujak (BTC City Ljubljana) + 0:12 Minuten
3. Elena Cecchini (Canyon-SRAM) + 0:12
4. Marta Cavalli (Valcar PBM) + 0:12
5. Amanda Spratt (Mitchelton-Scott) + 0:12
6. Sofia Bertizzolo (Astana) + 0:12
7. Rozanne Slik (FDJ-Aquitaine Futuroscope) + 0:12
8. Giorgia Bronzini (Cylance) + 0:12
9. Audrey Cordon-Ragot (Wiggle-High5) + 0:12
10. Ellen van Dijk (Sunweb) + 0:12

Gesamtwertung:
1. Annemiek van Vleuten (Mitchelton-Scott) 3:32:41 Stunden
2. Eugenia Bujak (BTC City Ljubljana) + 0:29 Minuten
3. Ellen van Dijk (Sunweb) + 0:30
4. Leah Kirchmann (Sunweb) + 0:31
5. Lucinda Brand (Sunweb) + 0:32

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

16.11.2025An Brand kommt auch bei der X2O in Hamme niemand vorbei

(rsn) – Mit ihrem Sieg bei der X20 Badkamers Trofee in Hamme gelang Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) Historisches im Cross-Sport der Frauen. Die 36-Jährige fuhr zum 50. Mal in Folge auf das P

15.11.2025Brand gewinnt auch zweites Superprestige-Rennen der Woche

(rsn) – Vier Tage nach ihrem Sieg bei der Superprestige in Niel hat Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) in der Crossserie erneut zugeschlagen. In Merksplas reichte ihr eine Attacke zur Rennmitte

15.11.2025Brand peilt am Wochenende denkwürdiges Cross-Jubiläum an

(rsn) – Lucinda Brand (Baloise Glowi Lions) geht an diesem Wochenende auf Rekordjagd. Die 36-jährige Niederländerin will ihre imponierende Serie von 48 Podiumsplätzen in Serie ausbauen. Sollte si

15.11.2025Schreiber gibt beim X2O-Cross in Hamme ihr Saisondebüt

(rsn) – Aufgrund mehrere Erkrankungen geriet Marie Schreibers Vorbereitung auf die Cross-Saison 2025/26 durcheinander. Die U23-Vizeweltmeisterin zog sich bei der Tour de l´Avenir Femmes eine Corona

14.11.2025Afrikanisches Team Amani: Ziel ist die Tour de France Femmes

(rsn) – Nachdem das ruandische Amani-Männerteam bereits seit Anfang 2025 mit einer Kontinental-Lizenz im Feld vertreten ist, wird ab der kommenden Saison auch ein Frauenteam in der dritten Division

14.11.2025Auch Sevilla mit 50 noch auf dem Rad unterwegs

(rsn – Wie sein Landsmann Francisco Mancebo macht auch Óscar Sevilla im kommenden Jahr die “50“ voll. Während bei Mancebo alle Zeichen auf Fortsetzung der Karriere hindeuten, steht im Fall von

12.11.2025Wiebes will mehr sein als die beste Sprinterin der Welt

(rsn) – Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) blickt auf eine erneut überragende Saison zurück, in der ihr nicht weniger als 25 Siege gelangen, so viele wie noch nie in ihrer Karriere, die 2018 bei

11.11.2025Brand dreht in Niel den Spieß gegen van der Heijden um

(rsn) – Nur drei Tage nach dem verpassten Europameistertitel hat Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) bei der Superprestige in Niel Revanche genommen. Ähnlich wie die Europameisterin Inge van der

11.11.2025Rembe - rad-net ab 2026 auch mit Frauenteam

(rsn) – Rembe - rad-net wird in der kommenden Saison auch ein Frauenteam an den Start schicken. Wie der Rennstall aus dem Sauerland mitteilte, habe man beim Radsportweltverband UCI ein weibliches Ko

09.11.2025“Cube liefert 2026 die Räder für TotalEnergies“

(rsn) – Der französische Zweitdivisionär TotalEnergies soll in Deutschland einen neuen Radsponsor gefunden haben. Der Tour-Zehnte Jordan Jegat und Co. werden ihre Kilometer 2026 auf Rädern von Cu

09.11.2025Bentveld sichert sich bei der EM ersten großen Titel

(rsn) – Die neue U23-Europameisterin im Cross heißt Leonie Bentveld, Die Niederländerin gewann bislang drei Medaillen bei Welttitelkämpfen; zwei fügte sie ihrer Sammlung bei kontinentalen Meiste

Weitere Radsportnachrichten

18.11.2025Almeida bleibt bei UAE - Gaviria vor Wechsel zu Caja Rural?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.11.2025Zwischen Abitur, DM-Medaillen und WorldTour-Einsätzen

(rsn) - In der Juniorenklasse gehörte Paul Fietzke zu den weltweit besten Fahrern. Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften, der Deutsche Meistertitel auf der Straße sowie Siege bei internati

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hofft auf Tour-Doppelspitze

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Nach Platz 1 und 3 im Prolog gibt´s schon den ersten Ruhetag

(rsn) - Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird e

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheiten“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an kommenden potenziellen Tour-Starts in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und ASO-Chef Christian Prudhomme bei

16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg

(rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue

16.11.2025Oertzen fährt bei Garneks Überraschungssieg nächstes Podium ein

(rsn) – Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Owocowy Przelaj (C2) hat Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) in Wladyslawowo-Cetniewo (C2) den nächsten Podiumplatz eingefahren. Beim Überraschungser

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)