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30.08.2017 | (rsn) - Schon auf den letzten 50 Metern konnte sich Kirsten Wild (Cylance Pro Cycling) in Arnheim zum Jubeln aufrichten. Die Niederländerin feierte ihren zehnten Tagessieg bei einer Boels Ladies Tour im Massensprint der 2. Etappe nach 130 Kilometern mit deutlichem Vorsprung vor der Italienerin Maria Giulia Confalonieri (Lensworld-Kuota) und Lisa Brennauer (Canyon-SRAM). "Es ist immer gefährlich, schon vor der Linie zu jubeln", gab Wild anschließend zu. "Aber ich habe herunter geschaut und sah kein Rad neben meinem Hinterrad. Deshalb konnte ich feiern."
Es war der erste Sieg der 34-Jährigen seit dem 5. Mai und der 1. Etappe der Tour of Chongming Island. Ihren Status als mit Abstand stärkste Sprinterin des Pelotons, die sie 2015 noch war, hat sie in den vergangenen zwei Saisons allmählich eingebüßt - die Dichte ist größer und Wild bekommt auf profilierterem Terrain immer häufiger Probleme, mit den Besten mitzuhalten, während Fahrerinnen wie Lotta Lepistö (Cervélo-Bigla) oder Coryn Rivera (Sunweb) da besser zurechtkommen. "Ich hatte in den letzten Rennen nicht viele Möglichkeiten für Sprints. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich heute die Chance nutzen konnte", sagte Wild daher.
Das 130 Kilometer lange zweite Teilstück der Boels Ladies Tour von Eibergen nach Arnheim war ohne topografische Schwierigkeiten für einen Massensprint gemacht und endete auch mit einem laut Roadbook perfekten Sprint-Finale: Die letzten drei Kilometer führten fast nur geradeaus. Und trotzdem wurde es schwieriger, als gedacht. "Es ging meist geradeaus, aber es waren viele Dinge in der Mitte der Straße", lachte Wild angesichts zahlreicher Verkehrsinseln.
200 Meter vor dem Ziel, als die Straße auch noch deutlich schmaler wurde, kam es dann zu einem Sturz, in den Eva Buurman (Parkhotel Valkenburg) sowie Thalita De Jong (Lares-Waowdeals) verwickelt waren und der auch Wilds bei dieser Rundfahrt wohl größter Herausfordererin in Sprintankünften, Chloe Hosking (Alé Cipollini), den Sprint vermasselte. Sie kam mit abgerissenem Schaltwerk als 36. ins Ziel, obwohl ihr Alé-Cipollini-Zug auf dem Schlusskilometer die Führung von Canyon-SRAM übernommen hatte. Das deutsche Team war zuvor einen starken Leadout für Brennauer gefahren.
"Es war ein verrücktes Finale mit vielen Schikanen auf der Straße. Trotzdem war es super schnell und Kirsten ist einfach so schnell, dass ich mit Rang drei glücklich bin", erklärte die drittplatzierte Deutsche. "Meine Teamkolleginnen sind einen großartigen Leadout gefahren auf den letzten Kilometern und haben mich so in Sicherheit gehalten. Wir können froh sein mit dem Ergebnis."
Dass es in Arnheim zum Sprint kommen würde, war erst zwei Kilometer vor dem Ziel klar. Bis dahin wehrte sich die Frau des Tages mit aller Kraft als Solistin an der Spitze: Die japanische Meisterin Eri Yonamine hatte nach knapp 25 Kilometern allein attackiert und lag bis zu drei Minuten vor dem Peloton. Bei Kilometer 78 bekam sie Begleitung durch die Niederländerinnen Winanda Spoor (Lensworld-Kuota) und Ilona Hoeksma (Hitec Products) und das Trio fuhr gemeinsam weiter. Allerdings konnte Hoeksma nur noch wenig arbeiten.
"Eine hat gut mitgearbeitet, aber die Andere hatte nicht mehr die Beine", erzählte Yonamine später, die weiterhin die meiste Arbeit im Wind verrichtete. "Ich wollte den Abstand möglichst groß halten und es ist mein Stil, mich nicht zu verstecken." Als es in Arnheim nach 114 Kilometern erstmals über die Ziellinie ging sicherte sich Spoor den Zwischensprint des Tages und somit das Blaue Sprinttrikot. Doch 1,5 Kilometer später konnten sie und Hoeksma nicht mehr folgen, als Yonamine das Trio den Anstieg zur zweiten Bergwertung des Tages hinaufführte.
Fortan war die Japanerin wieder allein an der Spitze und hielt lange gegen das jagende Peloton dagegen. Acht Kilometer vor dem Ziel hatte sie noch 45 Sekunden Vorsprung, doch dann ging es schnell abwärts mit dem Abstand und zwei Kilometer vor Schluss rauschten die Sprintzüge an der Japanerin vorbei, die mit dem Trikot der Kämpferischsten Fahrerin belohnt und vom Publikum in Arnheim gefeiert wurde. "Ich hatte gehofft, gewinnen zu können und habe am Ende alles gegeben. Aber das Peloton hatte einfach mehr Power", sagte sie lächelnd.
Durch den dritten Platz auf der Etappe gewann Brennauer vier Bonifikationssekunden und rückte in der Gesamtwertung bis auf sieben Sekunden an Prologsiegerin Annemiek van Vleuten (Orica-Scott) heran. Sie ist weiterhin Dritte und liegt in der Punktewertung gleichauf mit der dortigen Führenden Ellen van Dijk (Sunweb) auf Rang zwei. "Jede Sekunde ist wichtig. Es gibt keine Bonifikationen bei den Zwischensprints und damit muss man kalkulieren", erklärte Brennauer mit Blick auf die Gesamtwertung der Rundfahrt, die sie vor zwei Jahren für sich entschied.
Gesamtzweite bleibt van Dijk, die in Arnheim Fünfte wurde und weiterhin fünf Sekunden hinter van Vleuten liegt. Trixi Worrack (Canyon-SRAM) folgt mit 18 Sekunden Rückstand hinter Anna van der Breggen (Boels-Dolmans) auf Rang fünf.
Am Donnerstag steht in Roosendaal ein 16,9 Kilometer langes Einzelzeitfahren an. "Es wird wirklich interessant, was morgen passiert und dann müssen wir für den Rest der Woche entscheiden, wie wir fahren", so Brennauer. "Es ist wirklich schwer Annemiek zu schlagen, weil sie gestern gezeigt hat, dass sie super stark ist -genau wie Ellen. Ich will einfach versuchen, mich auf mein eigenes Zeitfahren zu konzentrieren und dann sehen wir, wie weit ich komme."
Tagesergebnis:
1. Kirsten Wild (Cylance Pro Cycling)
2. Maria Giulia Confalonieri (Lensworld-Kuota) s.t.
3. Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) s.t.
4. Amy Pieters (Boels-Dolmans) s.t.
5. Ellen van Dijk (Sunweb) s.t.
6. Sheyla Gutierrez (Cylance Pro Cycling) s.t.
7. Claudia Koster (VeloConcept) s.t.
8. Jessy Druyts (Nationalteam Belgien) s.t.
9. Jeanne Korevaar (WM3 Pro Cycling) s.t.
10. Roxane Fournier (FDJ Nouvelle Aquitaine) s.t.
Gesamtwertung:
1. Annemiek van Vleuten (Orica-Scott)
2. Ellen van Dijk (Sunweb) + 0:05 Minuten
3. Lisa Brennauer (Canyon-SRAM) + 0:07
4. Trixi Worrack (Canyon-SRAM) + 0:18
5. Kirsten Wild (Cylance Pro Cycling) + 0:18
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