77. Flèche Wallone: Kolumbianisches Duo auf dem Podium

Ersatz-Kapitän Moreno beerbt Rodriguez

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Daniel Moreno (Katusha) | Foto: ROTH

17.04.2013  |  (rsn) – Daniel Moreno (Katusha) hat den 77. Fleche Wallone gewonnen. Der Spanier setzte sich an der bis zu 24 Prozent steilen Mur de Huy nach 205 Kilometern vor den Kolumbianern Sergio Henao (Sky) und Carlos Alberto Betancur (Ag2r) durch und trat damit die Nachfolge seines Landsmanns und Teamkollegen Jaquin Rodriguez an.

„Es war mein Traum hier zu gewinnen, und der ist jetzt endlich in Erfüllung gegangen", sagte Moreno, der den Wallonischen Pfeil als sein Lieblingsrennen bezeichnete. Der 31-Jährige, der normalerweise Rodriguez' Edelhelfer ist, profitierte vom Sturz seines Kapitäns beim Amstel Gold Race. „Wegen des Sturzes war 'Purito' nicht in der besten Verfassung, und deshalb haben wir von Beginn an mit einer Parallel-Taktik gearbeitet", erzählte der Ersatz-Kapitän der Katusha-Mannschaft.

Im 1,3 Kilometer langen Schlussanstieg hatte Betancur früh attackiert und bis rund 100 Meter vor dem Zielstrich an der Spitze gelegen. Doch dann spurtete Moreno am Ag2r-Profi vorbei und feierte einen deutlichen Sieg mit drei Sekunden Vorsprung auf die beiden Kolumbianer sowie den Viertplatzierten Daniel Martin (Garmin-Sharp) aus Irland und dem Polen Michal Kwiatkowski (Omega Pharma – Quick-Step), der Fünfter wurde und anschließend selbst überrascht war: „Um ehrlich zu sein, überrascht es mich immer wieder, wie stark ich noch bin, denn eigentlich sollte mein Form-Höhepunkt Tirreno-Adriatico gewesen sein", so Kwiatkowski, der vor dem Fleche bereits Vierter beim Amstel Gold Race geworden war.

Für Moreno war es der erste Erfolg in der laufenden Saison. Der 31-Jährige pokerte im Schlussanstieg perfekt und ließ zunächst Top-Favorit Philippe Gilbert (BMC) aus Belgien beschleunigen, um dann an der steilsten Stelle des Anstiegs knapp 300 Meter vor dem Ziel am Belgier sowie dem Slowaken Peter Sagan (Cannondale) vorbeizuziehen und alleine zu Spitzenreiter Betancur nach vorn zu marschieren.

Titelverteidiger Rodriguez rundete den Tag für seine Katusha-Mannschaft mit acht Sekunden Rückstand auf Platz sechs vor seinem Landsmann Alejandro Valverde (Movistar) perfekt ab. Achter wurde mit Igor Anton (Euskaltel) ein weiterer Spanier, Platz neun ging an Bauke Mollema (Blanco) aus den Niederlanden vor dem Italiener Rinaldo Nocentini (Ag2r). Gilbert, der auf den letzten 250 Metern einbrach, wurde letztlich nur Fünfzehnter, Sagan beendete das Rennen auf Rang zwölf. Bester Deutscher war Mollemas Teamkollege Paul Martens, auf dem 20. Platz.

Zu Beginn des Tages war Cedric Pineau (FDJ) auf den ersten zehn Kilometern der Fahrer, der zwei Mal versuchte, die Ausreißergruppe des Tages zu initiieren. Doch der Franzose konnte sich nicht absetzen und musste später zusehen, wie sich Pirmin Lang (IAM) aus der Schweiz und der Belgier Gilles Devilliers (Crelan-Euphony) bei Kilometer 20 erfolgreich aus dem Feld lösten. Kurz darauf setzte der Belgier Jürgen Van Goolen (Accent Jobs-Wanty) nach, und so bildete sich das Ausreißer-Trio des Tages, das sich zwischenzeitlich einen Vorsprung von rund neuneinhalb Minuten erkämpfte.

Nach rund 50 Kilometern aber begannen die Teams BMC und Sky dann, die Verfolgung der Spitzenreiter aufzunehmen und den Rückstand nach und nach zu verringern. Als der Abstand auf unter eine Minute geschrumpft war, kam es 54 Kilometer vor dem Ziel zu den ersten Gegenangriffen aus dem Hauptfeld, die aber zunächst alle verpufften. Dennoch rückten die Favoriten auf diese Weise noch näher an die Spitzengruppe heran, so dass es an der Côte de Bohisseau schließlich rund 50 Kilometer vor dem Ziel um das Trio geschehen war.

Stattdessen setzten sich nun der Niederländer Laurens Ten Dam (Blanco) und Ag2r-Profi Romain Bardet aus Frankreich ab, während im Feld vor allem BMC und Movistar das Tempo kontrollierten. An der Côte de Bousalle lag das Duo 43 Kilometer vor dem Ziel knapp 30 Sekunden vor dem Feld, das sich nach einer kurzen Sortierungsphase nun wieder in die Länge zog und die Verfolgung des Duos aufnahm.

Als die Fahrer zum zweiten Mal in die Mur de Huy hineinfuhren, war es um Bardet schnell geschehen, doch Ten Dam bekam mit dem Deutschen Simon Geschke (Argos-Shimano) einen neuen Begleiter. Der Vorsprung der beiden auf das weiterhin von BMC angeführte Hauptfeld betrug am Zielstrich nach dem Anstieg allerdings nur wenige Sekunden, und so roch es zu Beginn der 30 Kilometer langen Schlussrunde danach, dass die Top-Favoriten vor dem großen Finale keine Gruppe mehr wirklich weglassen würden, um an der Mur de Huy ungestört den Sieg unter sich ausmachen zu können.

Zwar versuchte es im folgenden Flachstück Maxime Monfort (RadioShack-Leopard), doch der Belgier kam nicht weg und sorgte durch seine Tempoverschärfung lediglich dafür, dass der Vorsprung von Geschke und Ten Dam wieder auf unter 15 Sekunden schrumpfte.

Im Feld trug derweil weiterhin BMC die Verantwortung und hielt mit drei Mann das Tempo hoch, während Gilbert etwas weiter hinten seine Kräfte schonte. Die „Rot-Schwarzen“ aus den USA ließen Geschke und Ten Dam zwar noch einmal auf 20 Sekunden davonziehen, behielten nun aber alles unter Kontrolle, um Gilbert das Wunsch-Finale mit geschlossenem Hauptfeld an der Mur de Huy zu ermöglichen.

In der Anfahrt zum drittletzten Anstieg, der Côte d'Amay, hatte Mit-Favorit Daniel Martin Defekt und musste sich von Teamkollege Peter Stetina helfen lassen, weil der Teamwagen zu weit zurück lag. Es dauerte zwei, drei Kilometer, doch dann war der Ire wieder im Feld drin. Stattdessen fiel im Anstieg dann überraschend Sky-Kapitän Richie Porte zurück, während Sergej Lagutin (Vacansoleil-DCM) aus Usbekistan einen weiteren Angriff startete und gemeinsam mit dem Russen Yury Trofimov (Katusha) zu Geschke sund Ten Dam nach vorne fuhr.

Doch neun Kilometer vor dem Ziel war auch diese Flucht im Anstieg zur Côte de Villers Geschichte. Jetzt erhöhten Omega Pharma – Quick-Step und Cannondale die Schlagzahl und lösten BMC an der Spitze des weit in die Länge gezogenen Feldes ab. Die Favoriten versammelten sich vorne, wogegen der noch immer um seine Form kämpfende Andy Schleck (RadioShack-Leopard) den Anschluss verlor.

In der Abfahrt nach Huy übernahmen dann in der Vorbereitung für den 1,3-Kilometer langen „Bergaufsprint“ an der berühmten „Mauer“ nacheinander Katusha, Saxo-Tinkoff, Omega Pharma – Quick-Step, FDJ und Astana das Zepter. Letztlich führte aber die niederländische Blanco-Mannschaft das Feld in den Schlussanstieg, wo dann Betancur (Ag2r) sehr früh attackierte und die Favoriten beinahe überraschte.

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