Lüttich sortiert die Tour-Gesamtwertung vor

Vollering baut Vorsprung aus und will mit Pieterse aufs Crossrad

Von Felix Mattis aus Lüttich

Foto zu dem Text "Vollering baut Vorsprung aus und will mit Pieterse aufs Crossrad"
Demi Vollering (SD Worx - Protime) | Foto: Cor Vos

14.08.2024  |  (rsn) – Demi Vollering (SD Worx – Protime) muss auf ihren ersten Tour-Etappensieg im Gelben Trikot noch etwas länger warten. Auf der 4. Etappe von Valkenburg durch die Ardennen nach Lüttich wollte die Niederländerin ihn holen und damit auch die Enttäuschung von Lüttich-Bastogne-Lüttich im April vergessen machen. Doch auch wenn sie nach 122,7 Kilometern im Regen um wenige Zentimeter gegen Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) unterlag, konnte die Gesamtsiegerin von 2023 am Ende strahlen.

"Natürlich bin ich ein kleines bisschen enttäuscht, denn es ist immer schön, eine Tour-Etappe zu gewinnen. Aber auf der anderen Seite verdient es sich Puck wirklich – speziell nach ihrer großen Enttäuschung bei Olympia", sagte Vollering radsport-news.com im Ziel mit Blick auf ihre Landsfrau, die bei den Olympischen Spielen in Paris eine Medaille im Mountainbiking als Vierte knapp verpasst hatte.

"Ich bin nicht die einzige mit Träumen, auch sie hat wirklich große Träume und ist sehr talentiert. Sie verdient es und wenn ich schon gegen jemand verlieren muss, dann am besten gegen Puck", so Vollering, die seit Paris ein sehr gutes Verhältnis mit Pieterse hat. "Wir waren im gleichen Hotel und saßen oft beim Essen zusammen, unterhielten uns gut. Sie und Fem (van Empel) haben sogar versucht, mit zum Cyclocross-Training mit ihnen zu überreden. Das werde ich auch mal probieren", erzählte sie.

Bevor es irgendwann im Herbst aber dazu kommt, ist Pieterse bei der Tour de France Femmes nun erstmal eine schwer einzuschätzende Gegnerin für Vollering. Die Offroad-Spezialistin rückte durch ihren Etappensieg auf Gesamtrang zwei vor und ist mit 22 Sekunden Rückstand auf Vollering nun deren erste Verfolgerin. Allerdings hat Pieterse vor der Tour noch nie ein UCI-Etappenrennen bestritten und auch kein Eintagesrennen mit richtig langen Bergen, wie sie bei der Tour am Wochenende in den Alpen warten.

"Ich bin gespannt, was Puck an den langen Anstiegen zeigen kann. Sie kann uns überraschen", meinte Vollering auf der Pressekonferenz in Lüttich. Mangels Erfahrungswerten um Pieterse scheint die Drittplatzierte vom Mittwoch, Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM), die als einzige in den Ardennen mit Vollering und ihrer Landsfrau mithalten konnte, die erste Herausforderin von Vollering bei der Mission Titelverteidigung zu sein. Die Polin liegt als Gesamtdritte durch das Zeitfahren von Rotterdam am Dienstag und die Bonifikationen vom Mittwoch 34 Sekunden hinter dem Gelben Trikot.

Niewiadoma und Vollering auch ohne Sieg diesmal weniger enttäuscht

In Lüttich hatten beide, Niewiadoma und Vollering, den großen Wunsch auf Wiedergutmachung, nachdem beide im April bei Lüttich-Bastogne-Lüttich von Grace Brown geschlagen worden und enttäuscht waren. Knapp vier Monate später scheiterten sie zwar genauso daran, an der Maas zu triumphieren, doch trotzdem konnten beide strahlen. Denn mit der Überfahrt der Ziellinie am Quai des Ardennes endete eben nicht der große Klassiker, sondern es war vielmehr der Startschuss für den Kampf ums Gelbe Trikot bei dieser 3. Tour de France Femmes avec Zwift.

"Es ist nur der Anfang der Tour. Ich habe mich heute gut gefühlt und es ist schön zu wissen, dass man die harten Etappen in guter Form angeht", sagte Niewiadoma zu RSN und auch Vollering war zufrieden: "Es war schön, noch eine Chance hier zu bekommen. Im Frühling war ich enttäuscht und heute wollte ich wirklich den Sieg. Aber ich wollte vor allem nichts bereuen im Ziel – und das habe ich auch nicht. Ich wurde nur Zweite, aber für die Gesamtwertung lief es gut."

Nachdem die Tour in den Niederlanden mit zwei Flachetappen ohne Wind eher seicht begann und das 6,3 Kilometer kurze Einzelzeitfahren von Rotterdam am Dienstagmittag auch eher für Sekundenabstände gut war, wurde die 4. Etappe nach Lüttich wie erwartet zum echten Startschuss im Kampf um die Gesamtwertung – und sie hat direkt für richtige Abstände gesorgt:

Viele Bergfahrerinnen verlieren in Lüttich empfindlich Zeit

Silvia Persico (UAE Team ADQ) sammelte zwar die ersten vier Bergpreise des Tages ein, am Ende aber verlor die Tour-Fünfte von 2022 ganze 9:38 Minuten. Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ – Suez) und Niewiadomas kletterstarke Teamkollegin Neve Bradbury, für viele nach ihrem Giro-Etappensieg am Blockhaus eine Podiumskandidatin für die Tour, büßten nach Stürzen 3:09 Minuten ein. Und auch Visma – Lease a Bikes Klassementhoffnung, die Vuelta-Zweite Riejanne Markus kam erst 1:33 Minuten nach Pieterse ins Ziel.

Mavi Garcia (Liv – AlUla – Jayco) verlor 1:21 Minuten. Erica Magnaldi (UAE Team ADQ) sowie Liane Lippert (Movistar) kamen in einer Gruppe 1:15 Minuten nach den Besten im Ziel an. Und die Gewinnerin des Nachwuchstrikots von 2023, Cédrine Kerbaol (Ceratizit – WNT) verlor nach ihrem bärenstarken Zeitfahren von Rotterdam, wo sie fünf Sekunden hinter Vollering Vierte gewesen war, nun in Lüttich 47 Sekunden.

In der zwölfköpfigen ersten Verfolgergruppe hinter Pieterse, Vollering und Niewiadoma befanden sich viele der besten Bergfahrerinnen und damit hoffnungsvollsten Kandidatinnen für die Gesamtwertung nicht mehr.

Die Top-10-Kandidatinnen in der Gesamtwertung nach Etappe 4:

1. Demi Vollering (SD Worx – Protime) 7:40:10 Stunden
2. Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) + 0:22 Minuten
3. Katarzyna Niewiadoma (Canyon – SRAM) + 0:34
4. Kristen Faulkner (EF – Oatly – Cannondale) + 0:47
5. Juliette Labous (dsm-firmenich – PostNL) + 0:56
6. Pauliena Rooijakkers (Fenix – Deceuninck) + 1:03
7. Kimberley Le Court Pienaar (AG Insurance – Soudal) + 1:03
8. Thalita De Jong (Lotto – Dstny) + 1:04
9. Cédrine Kerbaol (Ceratizit – WNT) + 1:04
10. Shirin van Anrooij (Lidl – Trek) + 1:07
11. Mareille Meijering (Movistar) + 1:08
12. Niamh Fisher-Black (SD Worx – Protime) + 1:19
13. Évita Muzic (FDJ – Suez) + 1:21

17. Gaia Realini (Lidl – Trek) + 1:44
18. Liane Lippert (Movistar) + 1:52
20. Riejanne Markus (Visma – Lease a Bike) + 1:57
26. Mavi Garcia (Liv – AlUla – Jayco) + 2:04
27. Erica Magnaldi (UAE Team ADQ) + 2:12
36. Marion Bunel (St. Michel – Mavic – Auber93) + 3:22
38. Yara Kastelijn (Fenix – Deceuninck) + 3:56
39. Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ – Suez) + 3:59
40. Neve Bradbury (Canyon – SRAM) + 4:12

Mehr Informationen zu diesem Thema

16.11.2024Niewiadoma erzählt von unangenehmem Moment mit Vollering

(rsn) – Die Bilder nach dem 4-Sekunden-Krimi beim Finale der Tour de France Femmes 2024 in L'Alpe d'Huez waren so konträr, wie sie nur sein konnten: Auf der einen Seite die überglückliche Gesamts

07.10.2024Auf dem Weg zur neuen Macht im Frauenradsport?

(rsn) - Canyon - SRAM Racing will mit dem Rückenwind des Sieges bei der Tour de France, einer Balance aus Talenten und routinierteren Fahrerinnen sowie dem nach eigenen Angaben schnellsten Rad im Pe

02.10.2024Niewiadoma: “Ich will mehr vom Leben, habe höhere Ziele“

(rsn) - Katarzyna, kurz Kasia, Niewiadoma wird ihren Titel als Gravel-Weltmeisterin am kommenden Samstag in Belgien nicht verteidigen und hat ihre Saison mit der Straßen-WM am Sonntag abgeschlossen.

19.08.2024Nach zwei Colas startete Ludwig ihre erfolgreiche Aufholjagd

(rsn) – Bei der letztjährigen Tour de France Femmes gelang Hannah Ludwig auf der Königsetappe zum Tourmalet mit Rang 13 bereits eine Spitzenplatzierung. Zum Finale der 3. Ausgabe, die mit der Berg

19.08.2024Für Niewiadoma reihten sich zum Tour-Finale alle Sterne auf

(rsn) – Seit sie vor zehn Jahren Profi wurde, hat Kasia Niewiadoma 20 Siege feiern können, die meisten davon im Trikot des deutschen Teams Canyon – SRAM, dem die Polin seit 2018 angehört. Der bi

18.08.2024Sturz, Lüttich und Grand Bornand: Vollering sucht die 4 Sekunden

(rsn) – Nie war ein Sieger oder eine Siegerin in L'Alpe d'Huez unglücklicher, als Demi Vollering (SD Worx – Protime) nach der Schlussetappe der Tour de France Femmes. Vier Sekunden fehlten der Ni

18.08.2024Vier Sekunden: Niewiadoma verteidigt Gelb gegen Vollering

(rsn) - Die 8. Etappe der Tour de France Femmes über 149,9 Kilometer von Le Grand-Bornand nach Alpe d’Huez war an Spannung nicht zu überbieten. Im dramatischen Finish an den berühmten 21 Kehren z

17.08.2024Niewiadoma vs. Vollering: Showdown in L´Alpe d´Huez

(rsn) – Die Tour de France Femmes spitzt sich auf den großen Showdown am Schlusstag zu. Die erste Bergankunft in Le Grand-Bornand hat für keine Vorentscheidung in der Gesamtwertung gesorgt und so

17.08.2024Für Lippert wurde es erst auf dem Schlusskilometer zu schnell

(rsn) – Eine Position hat Liane Lippert (Movistar) in der Gesamtwertung hinauf nach Le Grand-Bornand Le Chinaillon verloren. Trotzdem sitzt die Friedrichshafenerin vor der brutalen Schlussetappe üb

17.08.2024Bergkönigin Ghekiere triumphiert solo in Le Grand-Bornand

(rsn) – Justine Ghekiere (AG Insurance - Soudal Team) hat auf der 7. Etappe der 3. Tour de France Femmes (2.WWT) als Ausreißerin triumphiert und mit dem größten Erfolg ihrer Karriere auch die Fü

16.08.2024Mit Herz lässt Kerbaol Ceratizit - WNT jubeln

(rsn) – Katarzyna Niewiadoma für Canyon – SRAM in Gelb, Cédrine Kerbaol Etappensiegerin und neue Gesamtzweite für Ceratizit - WNT: Die beiden deutschen Teams bei der Tour de France Femmes sind

16.08.2024In der Abfahrt geschlagen: Rooijakkers freut sich auf Alpen

(rsn) – Das Finale der 6. Etappe der Tour de France Femmes in Morteau ist zu einem Paradebeispiel dafür geworden, dass Abfahrtskünste trotz aller Sicherheitsdebatten weiterhin wichtiger Bestandtei

Weitere Radsportnachrichten

01.02.2025Moschetti beendet schwere Zeit mit märchenhaftem Sieg

(rsn) – Nach zwei vierten Plätzen in den vorherigen Sprintentscheidungen hat Matteo Moschetti (Q36.5) zum Abschluss der 5. AlUla Tour (2.1) jubeln können. Der 28-jährige Italiener entschied die 5

01.02.2025Del Grosso in Liévin eine Nummer zu groß für die U23-Konkurrenz

(rsn) – Tibor del Grosso hat bei der Cross-WM in Liévin seinen U23-Titel verteidigt. Der Niederländer fuhr seinen Gegnern schon in der Auftaktrunde auf und davon und feierte mit 56 Sekunden Vorspr

01.02.2025Mallorca Challenge: Trofeo Andratx – Pollenca abgebrochen

(rsn) – Auf Mallorca ist die Trofeo Andratx – Pollenca (1.1) rund 125 Kilometer vor dem Ziel abgebrochen worden – wie es hieß, nach einer entsprechenden Forderung der Fahrer. Weitere Informatio

01.02.2025Grossmann tief enttäuscht: “Der Traum war der Titel“

(rsn) - Noch beim Interview flossen die Tränen über Anja Grossmanns Gesicht. Die Schweizerin war bei der Cross-WM im Rennen der Juniorinnen auf dem vierten Platz gelandet und darüber tief enttäusc

01.02.2025Revols Technik setzt sich gegen Bukovskas Kraft durch

(rsn) - Lise Revol hat sich die erste Goldmedaille in einem Einzelwettbewerb bei der Cross-WM in Liévin gesichert. Die 16-jährige Französin setzte sich in einem bis zur Zielgerade packenden Duell m

01.02.2025Bäckstedt und del Grosso wollen Titel verteidigen, Benz mit Chancen

(rsn) – Sieben Titel werden bei der Cyclocross-Weltmeisterschaft im nordfranzösiaschen Liévin vom 31. Januar bis zum 2. Februar 2025 vergeben. Neben dem Regenbogentrikot bei den Frauen am Samstag

01.02.2025Das Programm der Cyclocross-Weltmeisterschaften von Liévin

(rsn) – In sieben Wettbewerben an drei Tagen werden bei den UCI-Cyclocross-Weltmeisterschaften (31. Januar – 2. Februar) in Liévin im Norden Frankreichs Medaillen vergeben. Den Anfang macht dabei

01.02.2025Dauerbrenner Meisen gibt in Liévin seine Abschiedsvorstellung

(rsn) - In den vergangenen knapp 20 Jahren war Marcel Meisen aus dem deutschen Cyclocross-Sport nicht wegzudenken. Neun nationale Titel hat der Stolberger in der Elite errungen, dazu kommt noch einer

01.02.2025UCI schafft Women´s WorldTour-Rankings und -Führungstrikots ab

(rsn) – Für einige Regeländerungen dreht der Radsport-Weltverband UCI gerne die Öffentlichkeitsarbeits-Maschinerie an. Das ist meistens dann der Fall, wenn sicherheitsrelevante Themen angegangen

01.02.2025Wollaston beißt sich in den Rampen fest und ist im Sprint die Schnellste

(rsn) – Ally Wollaston (FDJ – Suez) hat zum Abschluss des australischen Radsport-Sommers beim Cadel Evans Great Ocean Road Race (1.WWT) eindrucksvoll unterstrichen, weshalb sie als eine der meistv

01.02.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über d

31.01.2025UCI hält weiter an Ruanda als WM-Ausrichter fest

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat am Freitagnachmittag in einer Presseaussendung auf Gerüchte über die Verschiebung der Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda reagiert. Zwei belgische Zeitun

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • AlUla Tour (2.1, 000)
  • Trofeo Andratx - Pollenca (1.1, ESP)
  • Grand Prix Antalya (1.2, TUR)