RSNplusZana Tagessieger, Dunbar Gesamtvierter

Jaycos Giro-Spiel mit zwei Jokern ging perfekt auf

Von Tom Mustroph

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| Foto: Cor Vos PRÃœFEN

26.05.2023  |  (rsn) - Eddie Dunbar ist die nächste positive Ãœberraschung beim 106. Giro d'Italia. Der Ire tummelt sich im Windschatten der Großen und hat sich als vierte Kraft dieser Rundfahrt etabliert. Er hat sogar ein Näschen für Ergebnisse: Er sagte nämlich den Etappensieg seines Teamkollegen Filippo Zana voraus.

Bei Team Jayco Al - Ula war dann auch feiern angesagt im Val di Zoldo. In dem Tal, das für seine Speiseeistradition bekannt ist, stürmte der eine Jayco-Profi, Zana, als Erster die Hänge hoch, während aus der Ferne noch weiße Bergspitzen grüßten. Und der andere, Dunbar, hielt sich hartnäckig in Sichtweite der Großen des Metiers auf und kletterte selbst im Klassement weiter nach oben. Und dann wartete auch noch Wohnwagenmillionär Gerry Ryan oben im Ziel. Der Radsport-Aficionado finanziert zu großen Teilen den Rennstall. “Gerry ist da, da muss man sich um die Feier nicht sorgen“, sagte schmunzelnd Team-Manager Brent Copeland zu radsport-news.com.

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Copeland wusste selbst zunächst gar nicht, über wen er sich am Ende der Etappe mehr freuen sollte, Tagessieger Zana oder den zähen Klassementfahrer Dunbar. Dann rang er sich doch zu einer Entscheidung durch: “Am meisten beeindruckte mich Zana mit seinem Sieg. Aber ich sah seine Verfassung seit der zweiten Woche immer besser werden, und seine Teamkollegen sagten auch, dass er richtig gute Beine hat und einfach super fährt. Wie er hier im italienischen Meistertrikot in den Dolomiten Pinot bezwungen hat, war außerordentlich. Aber auch Eddy war fantastisch. Er verteidigte sich ganz allein, niemand vom Team war in seiner Nähe.“

Der Jayco-Plan ging perfekt auf

Nun gut, Zana war weiter vorn. “Wir dachten zu einem bestimmten Zeitpunkt der Etappe auch, dass wir vielleicht Zana zurückrufen müssten. Aber als sie bei knapp fünf Minuten Vorsprung waren, wäre es unsinnig gewesen, ihn da vorn rauszunehmen. Also sollte er auf Sieg fahren. Welch eine tolle Fahrt, und auch die von Eddie“, schwärmte Copeland.

Zielsprint der 18. Giro-Etappe: Filippo Zana (Jayco – AlUla, li.) bezwingt Thibaut Pinot (Groupama – FDJ). | Foto: Cor Vos

Der zweitmeist gelobte Fahrer des Tages setzte dem noch einen drauf. “Ich habs ein paar von den Jungs gestern schon gesagt: Wir gewinnen diese Etappe, und der, der sie gewinnt, ist Zana“, meinte Dunbar zu radsport-news.com. Auch der Jayco-Neuzugang strahlte übers ganze Gesicht. “Wir wussten, wir konnten heute zwei Karten spielen, mit Zana in der Fluchtgruppe auf den Etappensieg gehen oder mich unterstützen. Es ging einfach wunderbar auf.“

Sich selbst wollte Dunbar auch eine gute Note in der Disziplin Pacing geben. “Ich denke, ich habe das ziemlich gut gemacht. Vor mir waren nur die stärksten drei Fahrer, auf die anderen habe ich Zeit gut gemacht. Ich denke sogar, wir wären zu Roglic und Thomas zurückgekommen, wenn der kleine Stopp nicht passiert wäre. Die Jungs gingen eine Kurve zu scharf an und dann stürzten wir beinahe. Wäre das nicht passiert, wären wir dran gewesen“, sagte er.

Das Podium nimmt Dunbar nicht in den Blick

Platz drei nimmt er trotz seiner guten Leistung auf der 18. Etappe – und realistischerweise wegen der noch besseren Leistung der Männer vor ihm – nicht in den Blick. “Ich gehe da Tag für Tag ran und schaue einfach, wie ich mit den Jungs vorn mithalten kann. Entscheidend ist auch nicht, wo ich heute stehe, sondern wo ich am Sonntag platziert sein werde.“

Künftig eine Grand-Tour-Doppelspitze: Zana (vorn) und Eddie Dunbar sind die Hoffnungen bei Jayco - AlUla | Foto: Cor Vos

Das ist gesunder Pragmatismus. Und der scheint verbreitet im Rennstall. Auch Manager Copeland fordert jetzt nicht das maximale Ergebnis. “Wir müssen realistisch bleiben. Platz drei ist sehr schwer zu erreichen. Nichts ist unmöglich, natürlich, aber Thomas, Roglic und Almeida sind sehr konstant gefahren und das schwere Zeitfahren könnte ihnen weiter in die Hände spielen“, blickte er im Ziel auf die nächsten Tage voraus.

Mit der Entwicklung seiner Schützlinge ist er aber vollauf zufrieden. “Eddie fuhr schon 2019 seinen ersten Giro. Und da merkten wir, dass er in der dritten Woche richtig gut klarkam. Das gab uns das Vertrauen, dass er eine dreiwöchige Rundfahrt durchstehen kann. Natürlich ist es etwas anderes, jeden Tag vorn dabei zu sein. Aber er bestätigt jetzt, dass wir richtig vermutet hatten“, sagte Copeland über Dunbar.

Dunbar und Zana künftige Grand-Tour-Doppelspitze?

Wächst da bei Jayco gar eine Doppelspitze für künftige Grand Tours heran? “Bei Zana muss man noch vorsichtig sein. Wie er selbst auch kürzlich in einem Interview sagte: Er hat das Klassementfahren noch niemals versucht. Wir wissen auch nicht, wie er damit umgeht. Aber es ist etwas, was wir in Zukunft versuchen können, allerdings ohne jeden Druck, und zunächst mit Eintagesrennen. So also, wie wir das mit Eddie gemacht haben.“

Dunbar - hier zwischen Geraint Thomas (Ineos Grenadiers, li.) und Primoz Roglic (Jumbo – Visma) mischt bei diesem Giro im Konzert der Großen mit. | Foto: Cor Vos

Oder wie Bora - hansgrohe das mit Lennard Kämna macht. Die beiden sind gleich alt, der Fischerhuder, am 9. September 1996 geboren, ist acht Tage jünger als Dunbar und belegt derzeit Gesamtrang sechs. Sie sind momentan auf einer ähnlichen Entwicklungsstufe und einem vergleichbaren Leistungsniveau. Sie aneinander zu messen, dürfte interessant werden über die letzten Tage dieses Giro. Und es ist auch realistischer, als ständig ihren Abstand zu Roglic oder Thomas in den Blick zu nehmen.

Fürs Zeitfahren am Samstag rechnet sich Dunbar im Übrigen etwas aus. “Es geht steil nach oben, das dürfte mir besser liegen als die anderen beiden Zeitfahren bisher beim Giro“, blickte er voraus. Vielleicht wird es ja für ihn doch noch etwas mit einem Podiumsplatz? Seine Kurve geht auf alle Fälle nach oben. Seine Prognosequalitäten – die bei Zana schon so erfolgreich waren - wollte er aber nicht erneut auf die Probe stellen. Auf die Frage, wer die Königsetappe am Freitag zu den Drei Zinnen gewinnen wird, zuckte er nur mit den Schultern. “Ich weiß es nicht“, sagte er. Dann ließ Dunbar sich doch noch einen Tipp entlocken: "Jumbo hat noch keine Etappe gewonnen…“, orakelte er.

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