RSNplusDas ´Experiment Rundfahrer´ beginnt

Kämna: “Ich bin auf einem Level wie noch nie“

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Kämna: “Ich bin auf einem Level wie noch nie“"
Der bis dato letzte Sieg ist nicht lange her: Lennard Kämna gewann am 19. April die 3. Etappe der Tour of the Alps in Brentonico San Valentino. | Foto: Cor Vos

06.05.2023  |  (rsn) - Nachdem Jai Hindley im vergangenen Jahr den Giro d'Italia gewinnen konnte, hofft Bora – hansgrohe diesmal auf eine ähnliche Erfolgsgeschichte durch Aleksandr Vlasov, der mindestens das Podium der 106. Italien-Rundfahrt erreichen soll. Zusätzlich starten die Raublinger mit Co-Kapitän Lennard Kämna ein "Experiment", wie Teamchef Ralph Denk auf der Pressekonferenz vor dem Start nochmal betonte.

"Wir sehen das nach wie vor noch als Experiment, mal Vollgas 21 Etappen zu fahren und möglichst wenig Zeit zu verlieren. Danach werden wir ein Resümee ziehen, mit wie viel Rückstand Kämna auf den Sieger den Giro beendet. Dann muss man bewerten: Hat es Potenzial für mehr oder sieht man danach wieder den Lennard, der aggressiv fährt und auf Etappensieg geht?", erklärte Denk, der die Platzierung des inzwischen in Österreich lebenden Fischerhuders dabei nicht als Hauptziel sieht.

___STEADY_PAYWALL___ "Wir bewerten das Projekt nicht danach, ob er es in die Top Ten schafft. Wir wollen feststellen, ob er er das Potenzial für die Zukunft hat", sagte der Manager im ARD-Podcast Tourfunk unlängst. Dabei räumte er ein: "Das könnte auch ein Risiko sein. Das heißt, er könnte am Ende auch 28. in der Gesamtwertung werden und hat keine Etappe gewonnen."

Ralph Denk (links) führte Bora - hansgrohe als Teamchef in die Weltklasse. | Foto: Cor Vos

Auf der obligatorischen Pressekonferenz vor dem Grande Partenza am Rande der Abruzzen erschien Kämna zwar angespannt, aber durchaus selbstbewusst. "Wir haben uns gut vorbereitet. Ich bin auf einem Level, auf dem ich noch nie war, meine Form ist gut", sagte er, schränkte aber ein: "Ob ich mit Remco (Evenepoel/Soudal – Quick-Step , d. Red.) oder Primoz (Roglic/Jumbo – Visma, d. Red.) mithalten kann, weiß ich nicht. Sie sind sicher besser als ich. Wenn ich aber auf mich schaue, bin ich auf einem guten Level."

Kämna: "Danach kann ich vielleicht sagen: Ich bin ein GC-Rider"

Ob dem bislang erfolgreichen Etappenjäger die Umstellung zum Rundfahrer gelingt, der drei Wochen auf dem höchsten Niveau bleiben muss, weiß Kämna selbst nicht: "Erst (zu Beginn seiner Karriere, d. Red.) habe ich nach meiner Basis gesucht, dann habe ich versucht, in den Rundfahrten Etappen zu gewinnen, meistens aus einer Ausreißergruppe heraus. Das war meine Spezialität. Nun versuche ich es mit der Gesamtwertung. Ich will mich die nächsten drei Wochen zeigen. Ich werde versuchen, mein Bestes zu geben. Danach kann ich vielleicht sagen: Ich bin ein GC-Rider. Bis dahin versuche ich es."

Aleksandr Vlasov fährt um sein erstes Podium bei einer Grand Tour. | Foto: Cor Vos

Während Kämna beim Giro "experimentiert", weiß Aleksandr Vlasov was auf ihn zukommt: "Ich gehe in jede Grand Tour mit dem Ziel, aufs Podium zu kommen. So ist das auch in diesem Jahr. In den drei Wochen kann viel passieren. Ich hoffe, ich bleibe gesund und von Stürzen verschont. Die zu Schlagenden sind Evenepoel und Roglic. Ja, mein Traum ist das Podium", sagte der Fünftplatzierte der letztjährigen Tour de France und Giro-Vierte von 2021.

Die Kirsche auf der Torte wäre für den Russen, wenn ihm auch sein erster Etappensieg bei einer Grand Tour gelingen könnte. "Dann wäre ich superfroh, denn ich habe noch keine in einer Grand Tour gewonnen. Wenn es mit der Gesamtwertung schiefgehen sollte, wäre der Etappensieg mein nächstes Ziel. Aber das Hauptziel bleibt die Gesamtwertung."

Kämna und Vlasov gehen als Co-Kapitäne in den Giro d’Italia. Als Konkurrenz sehen sie sich nicht. "Wir haben viele Rennen gemeinsam bestritten und haben in den Trainingscamps viel Zeit miteinander verbracht. Unser Verhältnis zueinander ist gut. Wir starten, um uns gegebenenfalls zu helfen. Manchmal half Lennard mir, manchmal ich ihm. In einer Grand Tour ist es sehr wichtig, einen Mann wie Kämna zur Unterstützung zu haben. Vielleicht können wir uns gegenseitig helfen und mit den Anderen spielen", hofft Vlasov.

Erst Zurückhaltung, dann Rambazamba?

Auch Kämna betonte am Freitag, dass er gut mit Vlasov auskommt: "Wir haben ein paar Rennen zusammen bestritten. Ich habe das Gefühl, dass wir uns von Rennen zu Rennen besser verstehen. Wir haben eine gute Harmonie im Rennen, das ist gut für uns", erklärte er. Wie Vlasov baut er auf die Hilfe der Mannschaft. "Das ganz Team ist hier, um uns zu unterstützen. Wir haben sicher auch Fahrer, die eine freie Rolle bekommen werden, um auf Etappensiege oder persönliche Ergebnisse gehen zu können. Aber der Fokus des gesamten Teams liegt auf Aleks und mir."

Kämna triumphierte 2022 am Ätna auf Sizilien. | Foto: Cor Vos

Dabei will das den Titel verteidigende Team eher verhalten starten. "Wir werden vielleicht nicht in der ersten Woche am aggressivsten fahren, versuchen aber, in der zweiten und dritten Woche unseren Einfluss auf das Rennen nehmen zu können", erklärte Kämna, der aber schon am Samstag im ersten der drei Zeitfahren eine gute Rolle spielen könnte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.05.2024Pogacar nach Giro-Triumph entspannt zur Tour

(rsn) – Die 107. Austragung des Giro d´Italia stand ganz im Zeichen von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). Der Slowene drückte der Rundfahrt vom Start weg seinen Stempel auf, gewann fast ein Drit

23.11.2023Buitrago will erstmals zur Tour und um das Weiße Trikot kämpfen

(rsn) – Nach zwei Giro-Etappensiegen in den beiden vergangenen Jahren hofft Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in der kommenden Saison auf sein Tour-de-France-Debüt. Dann möchte der Kolumbiane

31.07.2023Baudin nach Tramadol-Missbrauch vom Giro disqualifiziert

Neo-Profi Alex Baudin (AG2R - Citroen) ist nachträglich vom Giro d´Italia 2023 ausgeschlossen worden. Das teilte die UCI am Montag mit. Grund dafür ist der Fund des Schmerzmittels Tramadol in den B

04.06.2023ASO plant Corona-Protokoll für die 110. Tour de France

(rsn) – Nachdem beim diesjährigen Giro d’Italia zahlreiche Fahrer wegen Corona-Infektionen ausschieden, werden die Organisatoren der Tour de France laut der französischen Nachrichtenagentur AFP

01.06.2023“Fanboy“ Heßmann zitterte mit Roglic am Monte Lussari

(rsn) – Viel besser hätte das Grand-Tour-Debüt für Michel Heßmann (Jumbo – Visma) nicht laufen können. Während der Deutsche mit einigen Teamkollegen auf dem Monte Lussari wartete, sicherte s

31.05.2023Thomas enttäuscht, “dass ich es nicht vollenden konnte“

(rsn) – Um ganze 14 Sekunden musste sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) beim 106. Giro d´Italia Primoz Roglic (Jumbo – Visma) geschlagen geben. Der 33-jährige Slowene nahm dem Briten am vorle

31.05.2023Startet Giro-Sieger Roglic auch bei der Tour de Suisse?

(rsn) – Giro-Sieger Primoz Roglic wurde am Dienstag in Amsterdam von seinem Team Jumbo – Visma mit einer großen Feier geehrt. Die Veranstaltung nutzte der niederländische Fernsehsender NOS, um d

30.05.2023Pinot will nach dem Giro auch die Abschieds-Tour

(rsn) – Nach seiner erfolgreichen Abschiedsvorstellung beim Giro d’Italia, den er auf Rang fünf beendete, will Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) nun auch ein letztes Mal bei der Tour de France sta

29.05.2023Kriegers Giro-Leiden wurden mit Rang fünf in Rom belohnt

(rsn) - Alexander Krieger (Alpecin - Deceuninck) beendete den mit vielen Tiefschlägen verbundene 106. Giro d`Italia mit einem sportlichen Ausrufezeichen. Der Stuttgarter belegte auf der Schlussetappe

29.05.2023Entdeckungen und Überraschungen: Die Geschichten des Giro

(rsn) – Vor dem 106. Giro d’Italia schien die Ausgangsposition klar zu sein: Es würde ein Duell um den Gesamtsieg zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Jumbo – Vis

29.05.2023Ackermanns Traum vom Sieg beim Giro-Finale endete in der Bande

(rsn) - Vor drei Jahren gewann Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) in Madrid die Schlussetappe der Vuelta a Espana. Das Kunststück wollte der Pfälzer auch beim 106. Giro d’Italia beim Finale in R

28.05.2023Thomas lotst Cavendish in Rom zum letzten Etappensieg

(rsn) – Sieben Sprints hatte der 106. Giro d’Italia und jedes Mal gab es einen anderen Sieger. Beim letzten Akt spurtete Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) in Rom nach 126 Kilometern mit großem Vo

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Tarling will Fokus auf Klassiker legen

(rsn) – Wenn Josh Tarling (Ineos Grenadiers) erfolgreich ist, dann im Zeitfahren. Als der heute 20-Jährige vor zwei Jahren den Sprung von den Junioren direkt zu den Profis machte, überzeugte der B

21.11.2024GPS-Tracking: Tour de Suisse und Tour of Austria wollen UCI zuvorkommen

(rsn) – Die tödlichen Unfälle von Gino Mäder, André Drege und Muriel Furrer in den vergangenen 17 Monaten werden zumindest bei Rundfahrten in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich un

21.11.2024Wiggins-Schulden deutlich höher als zunächst angenommen

(rsn) – Offenbar sind die Schulden von Bradley Wiggins deutlich höher als bisher angenommen. Als im Juni ein Insolvenzverfahren gegen den Tour-de-France-Sieger von 2012 eröffnet wurde, weil seine

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine