RSNplusEin Hauch von Länderspielatmosphäre und richtigem Radrennen

Deutschland mit und gegen Österreich bei der eSports-WM

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Deutschland mit und gegen Österreich bei der eSports-WM"
Jonas Rapp (re.) und Rainer Kepplinger (li.) bei ihrem WM-Einsatz | Foto: Reinhard Eisenbauer

27.02.2022  |  (rsn) - Samstagabend in Steyr, 20:45 Uhr. Es hatte ein bisschen Länderspielcharakter, was Rainer Kepplinger und Jonas Rapp vom Team Hrinkow Advarics Cycleang in der Homebase ihrer Mannschaft ablieferten. Denn das Duo war im Einsatz für ihre Nationalmannschaften bei der zweiten eSports-Weltmeisterschaft, die vom internationalen Radweltverband UCI ausgetragen worden war.

Seit über einem Jahr sind Kepplinger und Rapp Teamkollegen, sind es normalerweise gewöhnt sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen in den Radrennen. Doch diesmal standen sie zwar auf der gleichen, in dem Fall virtuellen Startlinie, allerdings in zwei unterschiedlichen Trikots. Kepplinger im österreichischen, Rapp im deutschen Jersey. Kurz bevor das Duo in Richtung Istrien zu den ersten Straßenrennen aufbrach, duellierten sie sich am Knickerbocker-Kurs im virtuellen New York.

"Es spornt einen natürlich an, wenn der Teamkollege auch nominiert ist und man sich auch gegenseitig motivieren kann", erklärte der Österreicher gegenüber radsport-news.com. Nur wenige Meter nebeneinander aufgestellt, begannen sie das Rennen, welches für Kepplinger eine Premiere war. Rapp hingegen war schon ein Jahr zuvor vom Bund Deutscher Radfahrer für die letzte eSports-WM nominiert worden und zog dort Jason Osborne den goldbringenden Finalsprint an.

___STEADY_PAYWALL___Was Osborne für Deutschland ist, das ist Kepplinger in Österreich. Über die e-Rennen fanden beide vom Leichtgewichtsrudern zum Radsport und auf die Straße. "Die Belastung ist auf der Rolle ähnlich wie beim Rudern. Es ist hochintensiv und kurz, du brauchst eine starke Power zwischen drei und sechs Minuten, aber auch gute Ausdauerwerte", beschrieb Kepplinger die Ähnlichkeiten der beiden Sportarten.

Optimale Betreuung für Rainer Kepplinger in Steyr | Foto: Reinhard Eisenbauer

Vom Ruderer zum Radsportler

Nachdem er sich im leichten Doppelzweier, wo Osborne in Tokio Silber holte, nicht für die Olympischen Spiele qualifizierte, wandte sich Kepplinger endgültig dem Radsport zu, begann seine Straßenkarriere bei der oberösterreichischen Equipe. Zuletzt wurde er bei einem hügeligen Eintagesrennen - dem Finale der österreichischen Radbundesliga - Zweiter hinter Österreich-Rundfahrt-Sieger Riccardo Zoidl.

Der Weg des Quereinsteigers geht also weiterhin steil nach oben, was er auch gestern am Knickerbocker-Kurs im virtuellen New York unter Beweis stellte. "Der Start war relativ unspektakulär. Wie erwartet hat sich im Flachen das Tempo in Grenzen gehalten", beschrieb er den Auftakt des Rennens, welches über zweieinhalb Runden und insgesamt 55 Kilometer führte, auf denen fast 1.000 Höhenmeter warteten. Scharfrichter war vor allem der New York KOM, ein im Durchschnitt 6,1 Prozent steiler, 1,4 Kilometer langer Anstieg, der zweimal überwunden werden musste und auch das Finale des Rennens bildete.

"Schon die erste Überfahrt sind wir schnell gefahren, aber nur wenig Leute sind weggefallen, was auch die Leistungsdichte unterstreicht, die enorm ist", schilderte der Österreicher, der sich gemeinsam mit seinem Teamkollegen Jonas Rapp immer gut im Feld aufhielt. "Auch als wir das zweite Mal hoch sind, hat sich nicht viel verändert. Alles blieb relativ gleich", erinnerte er sich.

Eigentlich hatte Kepplinger sich eine eher zurückhaltende Taktik zurechtgelegt, wollte bis zum Schlussanstieg warten, ging aber dann doch 16 Kilometer vor dem Finish in die Offensive: "Ich hatte das nicht geplant, aber spontan habe ich mitbekommen, dass sich einige Leute lösen können. Dann habe ich ein Power-Up eingesetzt und mich drangeklemmt." Vollgas bis zum Finale bei Rainer Kepplinger | Foto: Reinhard Eisenbauer

Kepplinger in der Offensive, Rapp entspannt im Feld

Sein Teamkollege Rapp konnte diese Situation entspannter sehen. Denn mit Martin Maertens konnte sich auch ein deutscher Fahrer unter die sechs Ausreißer mischen, die bis zu 20 Sekunden an Vorsprung auf das virtuelle Peloton herausfahren konnten. "Ich konnte das aus dem Feld verfolgen und wenn ich nach links geblickt habe, konnte ich sehen, wie Rainer leiden musste", meinte Rapp.

Das Sextett schaffte es, den knappen Vorsprung bis zum finalen Anstieg zu halten. "Das war unerwartet", so Kepplinger, der dann sein Herz in die Hand nahm, ein weiteres Power-Up einsetze und zur finalen Attacke blies: "Ich habe versucht das Tempo hochzuhalten und so lange vorne zu bleiben, wie es nur ging." Bis 200 Meter vor dem Ziel lag der Österreicher noch in Führung, ehe dann Titelverteidiger Osborne an ihm vorbeischoss. Doch auch für den Deutschen reichte es nicht, denn die beiden Australier Jay Vine und Freddy Ovett schossen noch an ihm vorbei. Kepplinger landete schlussendlich auf dem siebten Rang.

"Am Ende war es jeder Mann für sich, wir konnten mit Jason Osborne das Podium sichern. Schade für Rainer, auf den siebten Platz kann er stolz sein", bilanzierte Rapp, der nicht nur durch das direkte Rennsetup mit seinem österreichischen Teamkollegen, sondern via App auch mit dem deutschen Nationalteam verbunden war: "Im Rennen sind wir Fahrer aber eh auf stumm gestellt und bekommen von Sebastian Wolf die taktischen Ansagen. Also von der Kommunikation ist es im eSport eher eine Einbahnstraße."

Auch Jonas Rapp gibt alles | Foto: Reinhard Eisenbauer

Für die beiden Hrinkow-Fahrer, die am Vorabend noch die offizielle Teampräsentation hatten, geht es nun nach Istrien, wo endlich die ersten Straßenrennen auf das starke Duo warten.

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