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RSN-Rangliste, Platz 11: Hannah Ludwig

“Ungefähr so überrascht, als wäre ich Bundeskanzler geworden“

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "“Ungefähr so überrascht, als wäre ich Bundeskanzler geworden“"
Hannah Ludwig (Canyon - SRAM) | Foto: Cor Vos

21.12.2021  |  (rsn) – Ein verrücktes Jahr geht für Hannah Ludwig (Canyon - SRAM) zu Ende. Für die 21-Jährige ging es 2021 trotz eines völlig verkorksten Frühjahrs völlig überraschend zu den Olympischen Spielen und am Ende der Saison steht für sie nach drei Jahren Canyon – SRAM nun der Wechsel zum neuen WorldTour-Rennstall Uno-X, dessen Manager Lars Bak sie im Frühsommer kontaktiert hatte.

"Ich denke schon, dass es meine coolste Saison bisher war", sagte Ludwig daher zu radsport-news.com rückblickend – auch wenn es ihr erstes Jahr seit der Juniorinnen-Klasse war, in dem sie keinen Sieg feiern konnte. Denn 2019 und 2020 war Ludwig U23-Europameisterin im Einzelzeitfahren geworden, 2021 holte sie in Trento hingegen "nur" Silber.

"Viele haben gefragt, warum ich nur Zweite war. Aber ich war wirklich glücklich: Nicht jeder Kurs kann einem liegen, und letztendlich war ich in drei Jahren in Folge auf dem Podium. Da war ich schon sehr froh", stellte sie klar. Schließlich musste Ludwig sich im Trentino auch nur einer überragenden Vittoria Guazzini geschlagen geben, die an diesem Tag auf einem völlig anderen Level als die gesamte Konkurrenz fuhr.

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Neben dieser Silbermedaille im U23-EM-Zeitfahren holte Ludwig Bronze bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften der Elite hinter Lisa Brennauer und Lisa Klein, wurde Fünfte im DM-Straßenrennen und fuhr noch vier weitere Top-10-Resultate ein. Die Krönung des Jahres aber war die Nominierung für die Olympischen Spiele als Teil des nur vierköpfigen Straßenkaders.

Olympia-Nominierung eine riesige Überraschung

"Ich habe da nicht im Entferntesten drüber nachgedacht vorher, war zu 100 Prozent der Meinung, dass ich dort nicht dabei bin", erklärte Ludwig nun, wie unerwartet das Ende Juni kam. "Ich war ungefähr so überrascht, als wäre ich plötzlich Bundeskanzler geworden." Sie bekam am 24. Juni einen Anruf von Bundestrainer André Korff und erinnert sich noch ganz genau an diesen Moment:

"An dem Tag hat Alena bei der Lotto Belgium Tour eine Etappe gewonnen und wir sind als Team ein super Rennen gefahren. Wir haben im Ziel vor Freude zusammen geweint – und dann hatte ich den Anruf in Abwesenheit vom Bundestrainer auf dem Handy. Ich habe zurückgerufen und gesagt, dass wir gerade noch gefeiert haben, und er sagte: 'Dann kannst Du gerade weiterfeiern. Ich nehme Dich mit nach Tokio.' Das war wirklich crazy", so Ludwig.

In Valencia im Mai zurück in die Erfolgsspur gefunden

Dabei hatte das Jahr alles andere als gut begonnen. "Ich war am Anfang ständig krank und deshalb ziemlich schlecht. Daher habe ich sehr früh eigentlich für mich schon abgehakt, irgendwelche Ziele in dieser Saison zu haben", erzählte sie. Dann aber kam der Mai und das Blatt wendete sich. Ludwig wurde zum Auftakt der Valencia-Rundfahrt auf einer schweren Etappe in Gandia beim Sieg von Annemiek van Vleuten Fünfte und überraschte sich selbst. "Ich habe mich dort zum ersten Mal wieder stärker gefühlt. Das war mein coolstes Rennen dieses Jahr", sagte sie jetzt in der Retrospektive.

Was folgte, war Gesamtrang sechs bei der viertägigen Rundfahrt sowie anschließend eine ordentliche Lotto Thüringen Ladies Tour (19. Gesamtrang) und starke Deutsche Meisterschaften kurz vor der Olympia-Nominierung durch Korff. Weiter ging es mit besagter Lotto Belgium Tour, wo Ludwig Prolog-Neunte war und der ebenfalls in Belgien ausgetragenen Baloise Ladies Tour, wo sie in Prolog und Einzelzeitfahren jeweils sogar Rang drei belegte und in der Gesamtwertung Sechste wurde.

Lange Krankheit im Herbst vermasselt den Canyon-Abschied fast

Über die Olympischen Spiele, wo sie im Straßenrennen Helferin war und als 41. ins Ziel kam, sowie die Europameisterschaften verlief der Sommer weiter, doch vor den Weltmeisterschaften stoppte sie erneut eine Krankheit. Ludwig verließ die Trophée des Grimpeuses vorzeitig und lag dann rund drei Wochen flach. "Da habe ich gar nicht mehr übers Radfahren nachgedacht, wollte nur noch gesund werden. Ich habe mich zwei bis drei Wochen immer wieder übergeben und mir ging es superschlecht", erzählte sie.

Trotzdem fuhr Ludwig Ende Oktober noch das WorldTour-Eintagesrennen Ronde van Drenthe, um sich noch einmal von ihrem Team Canyon – SRAM gebührend zu verabschieden. "Dass ich da ins Ziel gekommen bin, hat mich ehrlich gesagt gewundert", gab sie allerdings zu, dass von Form nach der wochenlangen Krankheit keine Rede mehr sein konnte.

Auch bei Uno-X weiter am Zeitfahren arbeiten

Nun also geht die Karriere der in Heidelberg geborenen, in der Nähe von Trier aufgewachsenen und inzwischen in Paderborn lebenden Ludwig bei Uno-X weiter, dem neuen norwegischen Women's WorldTour-Rennstall um Ex-Profi Lars Bak. Der in Luxemburg lebende Däne hatte Ludwig im Frühsommer kontaktiert, es kam zur gemeinsamen Ausfahrt und bald war klar, dass sie dort unterschreiben würde – zumal Ludwig erzählt, dass sie das Männer-Team Uno-X schon lange mochte, seit sie es einmal im Trainingslager auf Gran Canaria kennengelernt hatte.

Interessant wird 2022 zu sehen sein, wie sich Ludwig und ihr neues Team schlagen. Das Aufgebot ist sehr jung und besteht nur aus elf Fahrerinnen, weil Elinor Barker schwanger ist. Es ist also davon auszugehen, dass Ludwig viele Freiheiten haben wird. Besonders im Fokus bleibt für sie selbst aber auch das Zeitfahren, ihre Paradedisziplin.

"Ich wäre da gerne noch weiter vorne mit dabei. Leute wie Ellen van Dijk oder Marlen Reusser oder auch die beiden Lisas (Brennauer und Klein, d. Red.) sind schon noch ein ordentliches Stück weg von mir, und da will ich dran arbeiten", erklärte sie radsport-news.com abschließend.

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