Die Strecke der 109. Tour de France

Eine Angelegenheit für angriffslustige Fahrer

Von Peter Maurer

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Tour-Chef Christian Prudhomme bei der Streckenpräsentation der 109. Ausgabe | Foto: Cor Vos

14.10.2021  |  (rsn) - 3.328 Kilometer beträgt die Gesamtlänge der 109. Austragung der Tour de France, die von 1. – 24. Juli 2022 wieder quer durch Frankreich führt, aber auch Abstecher nach Dänemark, Belgien sowie der Schweiz im Programm hat. Gleich neun neue Etappenorte finden sich im Parcours von 2022 wieder, der am 14. Oktober in Paris präsentiert wurde. Mit dem nördlichsten Start der bisherigen Tour-Geschichte, der in Kopenhagen mit einem Zeitfahren erfolgt, sowie einer Frankreichdurchquerung vom Norden bis in den Süden wird es zum einen eine Tour der langen Transfers, aber mit Blick auf die Etappenprofile auch eine, die zu Angriffen einlädt.

Zehn Jahre nach dem Girostart 2012 findet mit dem Grand Départ der Frankreich-Rundfahrt der nächste große Auslandsstart in Dänemark statt. Zum 24. Mal in ihrer über 100-jährigen Geschichte beginnt die Tour im Ausland, durch den Transfertag wird sie zudem um einen Tag länger sein als die letzten Austragungen.

In der dänischen Hauptstadt Kopenhagen wartet ein 13 Kilometer langes Einzelzeitfahren, das an den Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbeiführt und am Tivoli-Park endet. Die 2. Etappe führt von Roskilde aus fast ausschließlich entlang der dänischen Meeresküste über den Kattegat, Samsö Belt sowie den Großen Belt, der auf der 18 Kilometer langen Storebaelt-Brücke überquert wird. Vor allem hier könnte der Wind ein ständiger Begleiter sein und da die Brücke sich kurz vor dem Etappenziel in Nyborg befindet, kann mit einem turbulenten Finale gerechnet werden.

20 Kilometer über Kopfsteinpflaster

Der letzte Tag in Dänemark hat 182 flache Kilometer von Vejle bis Söderborg kurz vor der deutschen Grenze im Programm. Danach wartet der Transfer über fast 1.000 Kilometer in Frankreichs Norden, wo in Dünkirchen am fünften Tag die Rundfahrt fortgesetzt wird. Dort geht es durch das Departement Nord bis nach Calais. Nach diesem, erneut flachen Tag warten auf dem fünften Abschnitt dann elf Pavé-Sektoren auf dem Weg von Lille nach Arenberg. Insgesamt 20 Kilometer sind auf Kopfsteinpflasterpassagen zu absolvieren, fünf der elf Sektoren sind neu und weder bei Paris-Roubaix noch bei der Tour jemals befahren worden.

Viel Zeit zum Verschnaufen haben Profis nach dem harten Pflastertag aber nicht, wartet am 7. Juli doch die längste Etappe auf das Feld. Von Binche in Belgien aus geht es nach Longwy: 219 Kilometer, wie geschaffen für Ausreißer, stehen am Programm. Auf der 7. Etappe wartet dann die erste Bergankunft. Von Tomblaine aus führt das Rennen an den Fuß der Vogesen und zur La Planche des Belles Filles, die 2022 wieder in der “Super-Version“ mit dem zusätzlichen Kilometer auf der Schotterstraße gefahren wird. Vor drei Jahren gewann der Belgier Dylan Teuns diese epische Kletterei, wobei auf den unbefestigten Straßen am Ende Steigungen von bis zu 24 Prozent zu absolvieren sind.

Schweres Alpenprogramm

Über die Vogesen geht es von Dole auf der 8. Etappe nach Lausanne an den Genfer See. In der malerischen Stadt mit Sitz des Internationalen Olympischen Komitees IOC steht ein hügeliges Finale an. Nach dem Ausflug in die Schweiz geht es am nächsten Tag von Aigle aus, dem Sitz des Radsportweltverbandes UCI zurück nach Frankreich, wo in Châtel eine Ankunft auf über 1.000 Metern Seehöhe wartet, das aber von der ASO nicht als Bergankunft kategorisiert wurde. Eine gute Autostunde vom Ziel entfernt befindet sich Morzine der Ort des ersten echten Ruhetages dieser Tour.

Die zweite Woche beginnt gleich mit einem bergigen Teilstück von Morzine nach Megève, wo sich das Ziel am Altiport in 1.472 Metern Höhe befindet. Die Landebahn selbst ist eine der kürzesten der Welt, der Anstieg weist Steigungen von bis zu neun Prozent auf. Das ist aber nur nicht mehr als kleiner Vorgeschmack auf die nächsten beiden Tage, an denen mit dem Col du Granon (11. Etappe) sowie am Französischen Nationalfeiertag mit der Alpe d’Huez (12. Etappe) zwei brettharte Bergankünfte auf das Fahrerfeld warten.

Aus den Alpen heraus führt die 13. Etappe, auf der es von Bourg d’Oisans nach Saint-Etienne geht. Danach folgt das Zentralmassiv mit einer Ankunft in Mende, wo die finalen drei Kilometer einen im Schnitt zehn Prozent bergauf führen. Ruhiger wird es erst wieder, wenn es auf der 15. Etappe von Rodez in die Festungsstadt Carcassonne geht, wo in diesem Jahr Mark Cavendish mit seinem 34. Tour-Etappensieg den Rekord von Eddy Merckx egalisierte.

Letzte Tourwoche in Okzitanien

Nach dem letzten Ruhetag in Carcassonne beginnt die finale Tourwoche mit einer Chance für die Sprinter. Der 16. Abschnitt könnte aber auch etwas für Ausreißer sein, denn im Gegensatz zu 2019 geht es von Foix nicht mehr hinauf zum Prat d’Albis, eine Etappe an die Emanuel Buchmann sicher noch gute Erinnerungen hat, sondern das Feld bleibt in der knapp 10.000 Einwohner großen Stadt im Süden Frankreichs. Auf den Etappen 17 und 18 geht es dann noch in die Pyrenäen, wo in Peyragudes und Hautacam zwei weitere Bergankünfte warten, ehe das Feld wieder nach Okzitanien übersiedelt, wo zwischen Castelnau-Magnoac und Cahors der 19. Abschnitt ausgetragen wird.

Über völlig neue Wege führen die 40 Zeitfahrkilometer der 20. Etappe von Lacapelle-Marvial nach Rocamadour, denn beide Städte sind erstmals im Programm der Frankreich-Rundfahrt. Vor allem der spektakulär im Berg angelegte kleine Wallfahrtsort im Departement Lot soll am vorletzten Tour-Tag für spektakuläre Bilder sorgen. Das klassische Finale auf den Champs-Élysées bildet dann wieder den Abschluss der 109. Ausgabe der Frankreich-Rundfahrt.

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