Giro-Dominator zeigt erste Schwäche

Bernal wankt am Sega di Ala, aber er fällt nicht

Von Felix Mattis

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Daniel Felipe Martinez (Ineos Grenadiers, Mitte) feuert seinen Kapitän Egan Bernal (links) an, als der am Sega di Ala in Probleme gerät. | Foto: Cor Vos

26.05.2021  |  (rsn) – Es brauchte die nur 1.246 Meter hoch gelegene, aber brutal steile neue Bergankunft von Sega di Ala unweit des Gardasees, um Egan Bernal (Ineos Grenadiers) erstmals ins Wanken zu bringen.

Der Kolumbianer, der bei diesem Giro d'Italia bislang unantastbar wirkte, litt auf dem 16 Prozent steilen Kilometer gut 3.000 Meter vor dem Ziel der 17. Etappe plötzlich deutlich sichtbar. Er hatte dem Tempo von Simon Yates (BikeExchange) und Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step) nichts mehr entgegenzusetzen, schien kurzzeitig beinahe völlig zu explodieren. Doch den totalen Einbruch konnte Bernal abwenden.

Weil sein Teamkollege und Landsmann Daniel Martinez treu an seiner Seite kletterte und Bernal zwischenzeitlich sogar wie ein Fan anfeuerte, fing sich Bernal wieder, als es etwas flacher wurde, und konnte den Zeitverlust im Rahmen halten: 57 Sekunden büßte er bis zum Ziel auf Yates ein, 1:10 Minuten auf Almeida – nur zwei Sekunden auf seinen ärgsten Verfolger im Kampf ums Rosa Trikot, Damiano Caruso (Bahrain Victorious).

"Heute war ein schwerer Tag für mich. Die letzten Kilometer waren sehr steil und Yates ist sehr aggressiv gefahren. Ich wollte ihm folgen, habe dann aber schnell kapiert, dass das nicht klappt. Heute war er stärker als ich", gestand Bernal im Ziel. "Ich wollte dann mit Caruso mitfahren, weil er mein Verfolger im Klassement ist, und gemeinsam haben wir es dann gemanaget."

Voller Fokus jetzt auf Caruso und Yates

Da alle anderen Kontrahenten, vor allem der bisherige Gesamtdritte Hugh Carthy (EF Education – Nippo) und der Vierte Aleksandr Vlasov (Astana – Premier Tech) noch deutlich mehr Boden verloren und in der Gesamtwertung nun beide mehr als sechs Minuten hinter Bernal liegen, gehörte der Kolumbianer trotz seines schwachen Moments am Ende sogar zu den Gewinnern des Tages. Denn nun kann er sich wohl endgültig auf Caruso und Yates konzentrieren an den verbleibenden vier Tagen.

"Ich bin froh, dass ich gegenüber Yates nicht zu viel Zeit verloren habe und es gegen Caruso nur ein paar Meter waren", erklärte er und blickte optimistisch voraus: "Ich muss mit ihnen nur nach Mailand fahren, dann gewinne ich den Giro. Am Ende habe ich mich wieder gefangen. Ein weiterer Tag ist geschafft – so würde ich das sagen."

Nur ein schlechter Moment oder eine Trendwende?

Bernal kam am Sega di Ala ins Wanken, gefallen ist der Giro-Dominator aber nicht – zumindest noch nicht. Wie es an den verbleibenden vier Tagen der Italien-Rundfahrt mit dem Rosa Trikot weiter geht, das scheint nach dem Mittwoch jedoch so offen wie der Auftaktwoche nicht mehr.

Vor allem deshalb, weil man nicht genau weiß, woran es bei Bernal am Mittwochnachmittag lag, dass er plötzlich angreifbar wurde. Hat sich der lädierte Rücken wieder gemeldet? Hatte er einfach nur kurzzeitig überpaced? War es ein Hungerast? Egal, woran es lag, ein schlechter Tag kann passieren, ein Hungerast auch – doch sich davon zu erholen, muss auch erstmal gelingen. Und oft leitet so etwas auch eine Trendwende ein.

Zumindest dürfte es Yates Mut gemacht haben, an den kommenden Tagen noch einmal einen Großangriff zu wagen und Bernal so noch einmal richtig auf den Zahn zu fühlen.

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