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Surreale Dimensionen, an die ich mich noch gewöhnen muss

Von Marlen Reusser

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Marlen Reusser | Foto: Velofocus

16.12.2020  |  (rsn) - Nun neigt sich auch dieses verrückte Jahr 2020 dem Ende entgegen. Im Kleinen und im Großen durften wir uns in Geduld und Akzeptanz üben. Vielleicht haben wir gemerkt, dass unser Empören und unsere Ängste keinen Einfluss auf das haben, was schlussendlich kommen mag.

Dass das Leben sich aus all den kleinen und kleinsten Momenten jeden Tag neu zusammensetzt. Dass es nicht morgen, sondern heute, hier und jetzt stattfindet. Dass es also undankbare Verschwendung von Lebenszeit sein könnte, allzu fest zu hadern. Ich jedenfalls bin dankbar für die Lektionen und noch dankbarer dafür, dass ich und meine Liebsten bis anhin keine tragischen Covid-Folgen ertragen mussten.

Sportlich gesehen bin ich überwältigt! In meiner zweiten Saison als Radprofi wurde ich Vizeweltmeisterin und EM-Dritte im Einzelzeitfahren und WM-Zehnte in einem Straßenrennen mit hochprozentigen Anstiegen. Nicht überraschend also, dass sich all das manchmal wie ein Traum anfühlt. Die Wirklichkeit verwischt für mich in surreale Dimensionen, an die ich mich noch gewöhnen muss.

Die Verschiebung der Olympischen Spiele empfinde ich persönlich als Segen. Es bleibt mir lediglich zu hoffen, dass sie 2021 tatsächlich durchgeführt werden und sich meine “Lern- und Leistungssteigerungskurve“ in einer noch interessanten Inklination befindet! Mein größtes persönliches Highlight 2021 erwarte ich jedoch für den 20. September. Es wird mein 30. Geburtstag und der Tag des WM-Einzelzeitfahrens der Frauen sein. Unschwer zu erraten, dass ich alles daran setzen werde, mir und dem Schweizer Radsport ein unvergessliches Geschenk zu bereiten!

Werde ich nach für mich persönlich negativen Dingen im letzten Jahr gefragt, kommt mir die Absage der Heim-Weltmeisterschaften in der Schweiz in den Sinn. Das war eine Enttäuschung. Ebenso das herbe Ende meines Teams Paule Ka und die Erkrankung eines nahen Familienmitgliedes (nicht Corona-bedingt).

Was sollte sich 2021 ändern für mich? Größere Essensrationen! Vielerorts erhalte ich die gleichen Portionen wie meine Kolleginnen, die teils zwanzig Kilogramm weniger auf die Waage bringen. Tönt banal, kann jedoch ein echter Laune-Killer sein.

An dieser Stelle möchte ich es nicht missen zu erwähnen, dass all meine Erfolge erst durch den unglaublichen Support möglich werden, den ich tagtäglich erlebe. Seien es meine Familie und Freunde, mein Team, der Verband, mein Coach oder andere, ich fühle mich so sehr privilegiert und unterstützt im Leben. Dies sind keine leeren Worte. Das Leben im Spitzensport ist mehr oder weniger hoch-egoistisch. Terminkalender, Ernährung, Erholung: Alles ist möglichst auf meine Bedürfnisse als Athletin abgestimmt. Es kommt folglich vor, dass ich mit einem Hauch von schlechtem Gewissen beschäftigt bin. Ich hoffe, euch allen mit Emotionen im Sport auch nur die Hälfte davon zurückgeben zu können, was ihr für mich tut. Danke!

Ich wünsche allen wunderschöne Festtage und dass wir auch 2021 gemeinsam viele unvergessliche Sportmomente erleben werden dürfen!

Eure Marlen

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