Roglic vor Vuelta-Gesamtsieg

Pogacar fährt mit furiosem Solo aufs Podest und ins Weiße Trikot

Von Felix Mattis

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Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) feiert auf der 20. Etappe seinen dritten Tagessieg bei der Vuelta a Espana. | Foto: Cor Vos

14.09.2019  |  (rsn) - Zwei Slowenen werden am Sonntag in Madrid auf dem Podium der 74. Spanien-Rundfahrt stehen. Dafür hat der 20-jährige Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) am Samstag mit einem beeindruckenden 39 Kilometer langen Solo zum vorletzten Vuelta-Etappenziel an der Plataforma de Gredos gesorgt. Er gewann die letzte Bergetappe der dreiwöchigen Rundfahrt bei wechselhaftem Wetter mit 1:32 Minuten Vorsprung vor dem Gesamtzweiten Alejandro Valverde (Movistar), dessen Teamkollege Nairo Quintana (8./+ 1:56) im Finale Federn ließ und so den dritten Gesamtrang an Pogacar verlor - genauso wie sein kolumbianischer Landsmann Miguel Angel Lopez (Astana/11./ + 2:12), der das Weiße Trikot des besten Jungprofis an den Slowenen abgeben musste im Ziel.

"Ich kann es kaum glauben, dass ich auf dem Podium bin. Es ist wirklich unglaublich und ich denke nicht, dass ich mir das jemals hätte vorstellen können", sagte Pogacar im ersten Sieger-Interview. "Ich brauche sicher ein paar Tage um das zu realisieren."

Nicht in Gefahr brachte der Slowene mit seinem Solo den Gesamtsieg seines Landsmanns Primoz Roglic (Jumbo - Visma), der auf der flachen Schlussetappe in Madrid nur noch unverletzt im Hauptfeld ins Ziel kommen muss um die erste Grand Tour seiner Karriere zu gewinnen. Der Gesamtführende folgte auf der 190,4 Kilometer langen 20. Etappe stets problemlos den Antritten von Valverde, Quintana und Lopez und erreichte das Ziel nur wenige Meter hinter dem Weltmeister als Tagesfünfter.

Vor Roglic kamen noch der Pole Rafal Majka (Bora - hansgrohe) und der Österreicher Hermann Pernsteiner (Bahrain - Merida) an Valverdes Hinterrad ins Ziel. Sie hatten neben Roglic als einzige mithalten können, als der Spanier auf den letzten drei Kilometern noch einmal beschleunigte, um seinen zweiten Gesamtrang gegen den ihm immer gefährlicher werdenden Pogacar zu verteidigen.

Pogacars langes Solo, das er am 14 Kilometer langen, letzten Anstieg der 1. Kategorie bei dieser Spanien-Rundfahrt, dem Puerto de Pena Negra, gestartet hatte, war die Reaktion auf zwei vorangegangene Attacken von Lopez und so ein direkter Angriff auf dessen Weißes Trikot. "Meine Beine waren gut, aber mental war ich im ersten Etappenteil heute nicht gut drauf. Erst als ich sah, dass sich in der Kälte und bei dem Regen alle unwohl fühlten, ging es besser. Am letzten langen Berg habe ich dann attackiert, weil ich sah, dass Lopez recht viel Kraft in seinen Angriffen gelassen hatte", so Pogacar. "Das war der richtige Moment, und von da an bin ich Vollgas bis ins Ziel gefahren."

Obwohl sowohl Movistar als auch Astana noch Helfer in der Verfolgergruppe hatten, um nach der Bergwertung in der Abfahrt und auf den letzten 20 Kilometern Jagd auf Pogacar zu machen, setzte der sich eindrucksvoll durch.

Während Pogacar das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers von Lopez übernahm, verteidigte Roglic neben dem Roten Trikot des Gesamtführenden auch das Grünte Trikot des Punktbesten. Das Bergtrikot behielt vor der flachen Schlussetappe der Franzose Geoffrey Bouchard (AG2R La Mondiale). Die Mannschaftswertung wird das Team Movistar gewinnen.

So lief das Rennen:

Zu Beginn des 190,4 Kilometer langen, letzten bergigen Teilstücks der Spanien-Rundfahrt von Arenas de San Pedro zur Plataforma de Gredos rauschte das Peloton mit hohem Tempo auf den ersten Berg zu. Hinauf zum Puerto de Pedro Bernardo (1. Kat.) bildete sich dann aber eine neunköpfige Spitengruppe um den Gesamt-17. Ruben Guerreiro (Katusha - Alpecin), den Gesamt-18. Nicolas Edet (Cofidis) und den Gesamt-21. Tao Geoghegan Hart (Ineos), die aber auch noch lange darum kämpfen musste, richtig weg zu kommen.

Erst nach rund 80 Kilometern, als drei der sechs kategorisierten Anstiege des Tages geschafft waren, beruhigte sich für eine Weile das Tempo im Feld und Jumbo - Visma kontrollierte dort das Geschehen. Bei immer wieder einsetzendem und aufhörendem Regen ließ das Hauptfeld den Abstand zur Spitze auf viereinhalb Minuten anwachsen, bevor 70 Kilometer vor dem Ziel Astana die Verfolgung aufnahm.

Lopez-Angriffe verpuffen, Pogacar kommt weg

Das Team, des im Weißen Trikot fahrenden Miguel Angel Lopez, zerlegte nun das Peloton, so dass nur noch rund 25 Mann übrig waren, als es knapp 50 Kilometer vor dem Ziel in den Puerto de Pena Negra hineinging - 1:30 Minuten hinter den Spitzenreitern, bei denen nun nur noch Geoghegan Hart und Guerreiro übrig waren.

In dem 14,2 Kilometer langen und 5,9 Prozent steilen Anstieg der 1. Kategorie folgte auf die Vorarbeit seines Astana-Teams zwei Attacken von Lopez, doch der Kolumbianer kam nicht von der Konkurrenz weg, so dass die Favoritengruppe noch recht groß blieb. 39 Kilometer vor dem Ziel attackierte dann aber Pogacar und setzte sich ab, während dahinter Movistar die Verfolgung mit noch zwei Helfern vor Valverde und Quintana organisierte.

Pogacar hält Movistar allein in Schach

Pogacar flog bald am Briten und am Portugiesen vorbei und erreichte den Bergpreis am wolkenverhangenen Puerto de Pena Negra 34 Kilometer vor dem Ziel mit 1:35 Minuten Vorsprung auf die Favoritengruppe, die kurz hinter der Passhöhe auch Pogacars letzte zwei Verfolger einholte.

Am Abstand änderte sich in der lang gezogenen Abfahrt kaum etwas, doch vor Pogacar lagen nun 20 wellig ansteigende Kilometer und hinter dem 20-jährigen Slowenen jagte das halbe Movistar-Team nach. Trotzdem aber behauptete er seinen Vorsprung zunächst nicht nur, sondern baute bis 14 Kilometer vor dem Ziel sogar auf 1:45 Minuten aus, während hinten bei den Helfern die Kräfte schwanden und Lopez nochmal zu beschleunigen versuchte, um sein Weißes Trikot zu retten.

Valverde hängt Quintana und Lopez ab

Zwölf Kilometer vor dem Ziel sicherte sich Pogacar in Hoyos del Espino drei Sekunden Bonifikation am Bonus-Sprint, und am Fuß des neun Kilometer langen Schlussanstiegs standen noch immer 1:40 Minuten Vorsprung für ihn auf der Uhr, so dass er virtuell auf dem dritten Gesamtrang saß und sogar Valverde sich langsam Sorgen um Rang zwei machen musste.

Kurzzeitig beschleunigte Jakob Fuglsang (Astana) für Lopez nochmal die Verfolgergruppe, doch das brachte nur wenige Sekunden Zeitgewinn. Fünf Kilometer vor dem Ziel attackierte dann Pernsteiner aus der Favoritengruppe heraus und verschaffte sich einen kleinen Vorsprung, bis drei Kilometer vor dem Ziel Valverde beschleunigte und nur noch Roglic sowie Rafal Majka (Bora - hansgrohe) mitgehen konnten - Pogacar lag noch immer 1:35 Minuten vor den Verfolgern und somit nur noch rund 20 Sekunden im virtuellen Gesamtklassement hinter Valverdes zweitem Gesamtrang.

Quintana und Lopez waren nun geschlagen, der Weltmeister kämpfte um Rang zwei und das Trio fuhr schnell zu Pernsteiner vor, der es aber trotzdem schaffte, bis zur Ziellinie mit Valverde, Majka und Roglic mitzuhalten, um schließlich Tagesvierter zu werden. Pogacar aber gab von seinem Vorsprung nichts mehr ab und gewann eindrucksvoll seine dritte Vuelta-Etappe.

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