Mit Roglic zum ersten GrandTour-Triumph

Kann Jumbo - Visma bei der Tour Team Ineos schlagen?

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Kann Jumbo - Visma bei der Tour Team Ineos schlagen?"
Jumbo - Visma vor der Schlussetappe der 74. Vuelta a Espana | Foto: Cor Vos

16.09.2019  |  (rsn) - Gibt es nach fünf Siegen in Folge bei der Tour de France endlich einen ernsthaften Konkurrenten für das Team Ineos? Die Briten nahmen seit 2012 insgesamt sieben Mal das oberste Treppchen auf dem Podium in Paris ein.

Bei der gestern zu Ende gegangenen 74. Vuelta a Espana feierte Jumbo – Visma durch Primoz Roglic den ersten Erfolg in einer GrandTour, nachdem die Niederländer mit Roglic beim Giro und Steven Kruijswijk bei der Tour de France schon dritte Plätze belegt hatten. Und kommende Saison verstärkt Tom Dumoulin (Sunweb) die erfolgsverwöhnte Truppe, die 2019 bis jetzt 47 Siege feierte.

"Der Sieg bei einer GrandTour ist das Größte, was man erreichen kann. Die Tour de France ist natürlich noch eine Nummer größer. Aber der Vuelta Sieg ist schon ein großer und schöner Schritt in diese Richtung“, machte Team-Manager Richard Plugge bei cyclingnews.com deutlich, dass er mit seiner Mannschaft auch nach dem höchsten Level greifen möchte. "Dies ist der bisher größte Sieg der Mannschaft. Ende letzten Jahres haben wir damit begonnen, uns strukturell der obersten Stufe im Radsport zu nähern sowohl bei den Klassikern als auch bei den Grand Tours. Dieses Jahr haben wir gezeigt, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben, indem wir es bei jeder Grand Tour auf das Gesamtpodest schafften. Mit Tom Dumoulin im Team wird diese Perspektive noch besser.“

Doch was wird dann aus Roglic, der bei der Vuelta bewiesen hat, dass er sich nach dem dritten Platz beim Giro noch steigern kann. Der Slowene überzeugte in den spanischen Bergen sowie durch seinen Etappensieg im Zeitfahren. In der ersten Saisonhälfte hatte Roglic schon die UAE Tour, Tirreno-Adriatico und die Tour de Romandie für sich entschieden. Es ist seine mit Abstand beste Saison in den vier Jahren, die er für Jumbo-Visma unterwegs ist.

Der größte Sieg für den slownischen Radsport

"Wir haben vorsichtig mit Roglic angefangen", erklärte Plugge den Werdegang ehemaligen Skispringers. "Wir mussten zuerst sehen, ob er Radrennen fahren kann. Es stellte sich bald heraus, dass er das konnte. Wir haben seine Fortschritte Schritt für Schritt verfolgt. Zuerst in den einwöchigen Rennen und letztes Jahr auch bei einer Grand Tour, als er bei der Tour de France Vierter wurde.“

Einen kleinen Dämpfer erlebte sein Schützling auf der 15. Giro-Etappe, als er nach einem verpatzten Radwechsel auch noch  bei einem , als er beim Giro erst während der 15. Etappe einen Radwechsel verpatzte und dann auch noch in eine Leitplanke stürzte. "Der diesjährige Giro war eine Lektion für ihn und das Team. Die größte Lektion war, drei Wochen lang konzentriert zu bleiben. Das haben wir in dieser Vuelta geschafft. Das Team war sehr stark und Primoz holte das Beste aus allen heraus.“

Auch Roglic wusste, wie sehr er seinen Triumph seiner starken Helferriege  zu verdanken hatte, zu dem  bis zu seinem schweren Sturz während der 19. Etappe auch Tony Martin gehörte: "Als Team haben wir Widerstandskraft bewiesen. Ich bin stolz auf die Mannschaft, wie wir in den letzten drei Wochen gekämpft haben. Jeder hat 110 Prozent gegeben, und das gab mir auch zusätzliche Motivation", sagte Roglic, der als erster Slowene eine GrandTour gewann.

Das wiederum wird ihm in der Heimat einen fetten Eintrag in den Geschichtsbüchern sichern. "Ich bin sehr glücklich. Ich habe keine Worte dafür", sagte der Vuelta-Champion, der mit deutlichem Abstand Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) hinter sich ließ. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Dieser Sieg ist nicht nur mein schönster Sieg, sondern auch der größte Sieg für den slowenischen Radsport.“

Mit einem Toursieg würde Roglic zum absoluten Volkshelden werden. Die Frage ist, ob er auch diesen Schritt noch gehen kann – und darf, wenn Dumoulin seine Ansprüche gelten machen wird. Als Edelhelfer ist der Niederländer sicher nicht zum Ineos-Herausforderer gewechselt!

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