Taktisches Geplänkel und falsche Zeitangaben

Wie Alaphilippe und Fuglsang den Sieg beim Amstel verzockten

Foto zu dem Text "Wie Alaphilippe und Fuglsang den Sieg beim Amstel verzockten"
Jakob Fuglsang führt vor Julian Alaphilippe | Foto: Cor Vos

22.04.2019  |  (rsn) - Die ganze Radsportwelt scheint verzückt vom irren Rennausgang und dem Sieg von Mathieu van der Poel (Corendon-Circus) beim 54. Amstel Gold Race. Die Ganze? Nun, ausgenommen wahrscheinlich die Mannschaften Astana und Deceuninck – Quick-Step, so zumindest die Vermutung. Beide Teamlager dürfte sich eher die Frage stellen, wie es dazu kommen konnte. Denn eigentlich hätte der Sieger am Ende niemals den Namen van der Poel tragen dürfen, sondern entweder Jakob Fuglsang oder Julian Alaphilippe. Doch beide verzockten den sicheren Sieg noch auf den letzten Kilometern.

Das Duo entsprang einer Attacke von Alaphilippe am Kruisberg, 34 Kilometer vor dem Ziel, arbeitete anschließend ordentlich zusammen und lag selbst zwei Kilometer vor dem Ziel noch über eine halbe Minute vor der nächsten Verfolgergruppe – zumindest laut eingeblendeter Zeitangaben. Denn offensichtlich ging man sowohl bei den Teams als auch in der Rennleitung von falschen Zeitabständen auf der Strecke aus. "Zwei Kilometer vor dem Ziel sagte uns der Rennleiter, dass wir 35 Sekunden vorne liegen. Das bedeutet, dass die Fahrer hinter uns dann 15 Sekunden pro Kilometer schneller gewesen sein müssen. Ich denke, das ist unmöglich“, sagte Alaphilippe.

Fuglsang gab hingegen nach dem Rennen an, er habe sich beim Team am letzten Kilometer nach dem Vorsprung erkundigt und 20 Sekunden als Antwort erhalten. "Ich schaute hinter mich und sah Kwiatkowski zehn Meter zurück. Das waren keine 20 Sekunden, die Aussage war falsch“, sagte der Däne hinterher. Michal Kwiatkowski (Team Sky) war der erste Fahrer, der wenige hundert Meter vor dem Ziel auf das Duo aufschloss. Es folgten, angeführt von einem an allen vorbei sprintenden van der Poel, weitere Fahrer der nächsten Gruppe.

Die falschen Zeitangaben erklären am Ende aber nur ansatzweise, wieso Fuglang und Alaphilippe den Sieg noch aus der Hand gaben. „Ich habe es aufs Podium geschafft und die Beine waren gut“, sagte Fuglang, der noch als Dritter vor Alaphilippe über die Linie rollte, „aber ich glaube immer noch, wenn wir länger zusammengearbeitet hätten und mit den Spielchen bis zum letzten Kilometer gewartet hätten, hätten wie den Sieg unter uns ausgemacht. Aber so ist Radsport.“ Die Einigkeit der beiden endete spätestens ab fünf Kilometer vor dem Ziel mit einem Antritt von Fuglsang, den Alaphilippe allerdings souverän parierte.

Bezeichnend die eingefangene Szene kurz darauf, als Alaphilippe wild mit Ellenbogen und Kopf an seinen Fluchtgefährten appellierte, Fuglsang aber nur andeutete, der Franzose müsse weiterfahren – zum Ärger von Alaphilippe. Beide machten bereits Anfang März den Sieg bei der Strade Bianchi untereinander aus, schon damals harmonierten beide nicht perfekt. Am Ende setzte sich Alaphilippe mit der besseren Explosivität in der finalen Steigung durch.

„Ich bin nicht enttäuscht, dass ich nicht gewonnen habe. Aber ich bin über die Art und Weise enttäuscht“, sagte Alaphilippe und gab seine Sicht der Dinge über die finalen Kilometer: „Ich ging Vollgas und Jakob und ich haben gut zusammengearbeitet. Ich dachte, wir würden um den Sieg sprinten. Er wollte dann auf den letzten Kilometer nicht mehr übernehmen und ich bekam einige Krämpfe, was angesichts der Hitze nicht ungewöhnlich ist. Aber ich hielt das Tempo aufrecht, daher verstehe ich nicht, was passiert ist.“

Fuglsang hatte hingegen eine andere Meinung. „Am Ende ist er der größte Verlierer“, sagte der 34-Jährige über seinen Fluchtbegleiter, „er hätte auf den letzten Kilometern weiter durchziehen sollen. Von dem Moment der Attacke an habe ich die meiste Arbeit an der Spitze geleistet, weil er immer sagte, er sei am Ende. Bei der Strade Bianche tat er dasselbe und ich fiel drauf rein.“ So wundert es nicht, dass das Duo sich auf den letzten Kilometern noch krachend verzockte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.04.2019Meisen schwärmt von van der Poels letztem Kilometer

(rsn) – Der beeindruckende Sieg von Mathieu van der Poel (Corendon – Circus) beim Amstel Gold Race hat auch bei seinen Teamkollegen für Begeisterung gesorgt. Der Stolberger Marcel Meisen etwa gab

22.04.2019Für Lefevere ist van der Poel ein Phänomen

(rsn) - Es kam noch nicht oft vor in dieser Saison, dass Patrick Lefevere nach einem Eintagesrennen einen verpassten Sieg kommentieren musste. Acht Klassiker gewannen seine Fahrer bislang im Saisonver

22.04.2019Offensive Fahrweise zahlte sich beim Amstel Gold Race nicht aus

(rsn) - Maximilian Schachmann gehörte zu den Hauptprotagonisten einer spektakulären Schlussphase des Amstel Gold Race. Über den fünften Platz konnte sich der Berliner direkt nach Rennende aber nur

21.04.2019Das Finale des verrückten Amstel Gold Race im Video

(rsn) - Wer das packende Finale mit der unglaublichen Aufholjagd von Mathieu van der Poel (Corendon - Circus) am Ostersonntag verpasst hat, kann hier noch mal die letzten Kilometer des Amstel Gold Rac

21.04.2019Stetina: “Eines der besten Finals in einem Radrennen aller Zeiten“

(rsn) - Nach einem unglaublichen Finale hat sich Mathieu van der Poel (Corendon - Circus) noch den verloren geglaubten Sieg beim Amstel Gold Race gesichert und somit sein bärenstarkes Frühjahr gekr

21.04.2019Van der Poel gewinnt Amstel Gold Race nach unfassbarem Finale

(rsn) - Einen besseren Ausgang hätte es aus Sicht der Niederländer bei der 54. Auflage des Amstel Gold Race nicht geben können. Nicht nur, dass am Ende mit Mathieu van der Poel (Corendon – Circ

21.04.2019Niewiadoma besiegt ihre Selbstzweifel

(rsn) - Genau so viel Spannung wie das Männer-Rennen bot die Ladies Edition des Amstel Gold Race. Während sich Mathieu van der Poel (Coreondon - Circus) nach einer atemberaubenden Aufholjagd bei de

21.04.2019Van der Poel feiert Favoritensieg, Schachmann Fünfter

(rsn) - Mathieu van der Poel (Corendon - Circus) ist auf den letzten Metern des 54. Amstel Gold Race seiner Favoritenrolle noch gerecht geworden und hat den bis dato größten Erfolg auf der Straße

21.04.2019Niewiadoma verhindert niederländischen Heimsieg

(rsn) - Katarzyna Niewiadoma (Canyon SRAM) hat bei der 6. Ladies Edition des Amstel Gold Race einen niederländischen Heimsieg verhindert. Die Polin setzte sich nach 127 Kilometern und 19 Anstiegen z

21.04.2019Vorschau auf die Rennen des Tages / 21. April

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wichti

20.04.2019Wer kann Alaphilippe oder Gilbert beim Amstel schlagen?

(rsn) – Auch wenn Mathieu van der Poel (Corendon – Circus) für viele der Topfavorit ist - der Sieg am Sonntag beim Amstel Gold Race (265,7 km) führt vor allem über Deceuninck – Quick-Step.

20.04.2019Sogar Wellens´ Oma hält van der Poel für unschlagbar

(rsn) - Die Liste der Siegkandidaten für das 54. Amstel Gold Race am Sonntag ist lang. Fragt man allerdings im Fahrerfeld nach, so scheint der Sieger schon festzustehen: Mathieu van der Poel (Corendo

Weitere Radsportnachrichten

30.06.2025Schiffer wird Dritter – KT-Teams stark bei den Deutschen

(rsn) - Bei den Deutschen Meisterschaften 2025 in Linden sorgte Anton Schiffer (Bike Aid) für das herausragende Ergebnis aus Sicht der KT-Teams: Mit einem eindrucksvoll erkämpften dritten Platz im

30.06.2025Zimmermann: “Ich fahre im schönsten Trikot der Welt zur Tour“

(rsn) - Wie entrückt stand Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) bei den Deutschen Meisterschaften in Linden auf dem obersten Treppchen und schaute in den Himmel. In diesem Moment galt nur das hi

30.06.2025Cofidis setzt auf Erfahrung und hofft auf Etappensiege

(rsn) – 34 Tour-de-France-Teilnahmen vereinen die acht Fahrer für Cofidis, die für die Equipe am 5. Juli in Lille am Start stehen werden. Das Traditions-Team setzt bei seiner 29. Teilnahme auf Erf

30.06.2025“Tiefenentspannung nicht mehr möglich“ - Mayrhofer gibt Tour-Debüt

(rsn) – Gleich drei Debüts kann Tudor Pro Cycling am 5. Juli in Lille zum Start der 112. Tour de France (2.UWT) begehen: Die Schweizer Equipe nimmt zum ersten Mal an der Grand Boucle Teil und auch

30.06.2025Vuelta-Entdeckung Gerritse verlängert bei SD Worx

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

30.06.2025Die Aufgebote für die 112. Tour de France

(rsn) – Nach drei Auslandsstarts in Folge (Kopenhagen, Bilbao, Florenz) beginnt die Tour de France erstmals seit dem Jahr 2021 wieder in ihrem Heimatland. Am 5. Juli werden im nordfranzösischen Lil

30.06.2025Politts letzte harte Tour-Vorbelastung wird zum Freundschaftsdienst

(rsn) – Nils Politt (UAE – Emirates – XRG) ist in Linden zwar erst 2:44 Minuten nach dem neuen Deutschen Meister Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) über den Zielstrich gefahren und hat b

30.06.2025Teutenberg beeindruckt bei DM, Kämna Vierter in Linden

(rsn) – Ein selektives Rennen mit mehr als 3000 Höhenmetern, bei dem sich die großen Favoriten schon früh zeigten – und mittendrin im Geschehen fuhr bei dieser Deutschen Meisterschaft in Linden

30.06.2025Buchmann bestätigt sich seine “gute Form“ bei der DM

(rsn) – Emanuel Buchmann war wie erwartet einer der Hauptdarsteller im topografisch und auch witterungsbedingt schwierigen DM-Straßenrennen von Linden. Schließlich ist der Tour-de-France-Vierte vo

29.06.2025Red Bull-Bora erstmals seit 2016 nicht auf dem DM-Podium

(rsn) – Neun Jahre ist es her, dass die damals noch unter dem Namen Bora – Argon 18 auftretende Mannschaft Red Bull – Bora – hansgrohe zuletzt eine Deutsche Meisterschaft ohne Podestplatz verl

29.06.2025Für Schachmann war das Rennen eine Runde zu lang

(rsn) – Das Straßenrennen von Linden bot den erwartet offenen wie spannenden Kampf um die Deutsche Meisterschaft. Einen ganz großen Anteil daran hatte Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step)

29.06.2025Schiffer beweist mit Bronze, dass er reif für die Profis ist

(rsn) – Mit Anton Schiffer (Bike Aid) hat bei der Deutschen Meisterschaft zum ersten Mal seit Julian Kern 2012 ein Kontinental-Fahrer eine Medaille im Straßenrennen gewonnen. Nur Georg Zimmermann (

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Trofeo Citta die Brescia (1.2, ITA)
  • Radrennen Frauen

  • Bahn-DM Dudenhofen (BLF, GER)