Janorschkes Algarve-Tagebuch / 5. Etappe

Die Basis für eine erfolgreiche Saison ist gelegt

Von Grischa Janorschke

Foto zu dem Text "Die Basis für eine erfolgreiche Saison ist gelegt"
Grischa Janorschke und seine Frau Sandra im Ziel der 5. Etappe der Algarve-Rundfahrt | Foto: Grischa Janorschke

22.02.2016  |  (rsn) – Auch die letzte Etappe der Algarve-Rundfahrt war von einem ständigen Auf- und Ab geprägt und zum krönenden Finale galt es den Alto Malhao zu bezwingen, der Berg ist zwar "nur" 2,5 Kilometer lang, aber mit durchschnittlich 9 Prozent recht steil. Im ersten Moment hört sich das gar nicht so schlimm an, jedoch kommt es ja auch immer darauf an, mit welcher "Vorbelastung" man an den Anstieg kommt, und das waren gestern halt mal wieder über 3000 Höhenmeter auf 169 Kilometer verteilt. Die ersten vier Etappen steckten allen natürlich auch schon in den Knochen und so war der Berg ein echter "Scharfrichter" - er wurde zudem zweimal absolviert, zum Schluss und einmal bereits nach 125 Kilometern.

Der Kampf um die Gruppe dauerte etwas länger, denn es wollten viele dabei sein. Im Gegenwind gab es am Anfang zahlreiche Fluchtversuche bis sich dann eine acht Mann starke Gruppe löste, in der auch einige große Mannschaften vertreten waren. Das Peloton war erstmal zufrieden, der Vorsprung wuchs schnell an, ehe Etixx die Verfolgung aufzunehmen begann. Das jedoch nicht lange, denn dann kam die komplette Movistar -Mannschaft nach vorne und diktierte ab da das Tempo und das war… wie soll ich es nennen!? Es war äußerst ungemütlich - nicht nur für mich! Ab und an halfen auch noch ein paar Tinkoff-Fahrer aus und schnell war klar, dass es ein harter Tag werden würde.

Das Ziel von Movistar & Tinkoff war schnell klar, sie wollten das Rennen so schwer wie möglich machen, was ihnen auch gelang. Es stiegen etliche Fahrer aus und bei der ersten Passage des Alto Malhao fielen bereits viele Fahrer zurück. Es bildete sich dort auch rasch ein großes Grupetto, mit dem ich die Etappe & Rundfahrt gut beenden konnte. Vorne waren für unser Team noch Bruno Pires und unsere Kletterspezialisten David Belda und der immer starke Nico Brüngger dabei.

Leider hatte Bruno heute im ungünstigsten Moment erneut Pech, sechs Kilometer vor dem Ziel ein Platten am Hinterrad. Er hatte sich einen kleinen extrem spitzen Stein eingefahren...

So kurz vor dem Berg Defekt zu haben, ist schon sehr ungünstig, zumal auch noch die Anfahrt zum Schlussanstieg über schmale Wege führte. Unser Sportdirektor Uwe Peschel kam, obwohl er in den "Rally-Modus" schaltete, nicht mehr ganz vor - vor solchen rennentscheidenden Situationen herrscht nicht nur vorne im Feld "Krieg“ um die besten Positionen, sondern auch hinten im Konvoi. So blieb Bruno am Ende der Spitzengruppe nichts anderes übrig, als mit Nico das Rad zu tauschen, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Das Rad hatte natürlich eine andere Positionseinstellung als sein eigenes und somit gab es für Bruno leider kein Happy End in der Heimat.

Oben im Ziel wartete meine Frau Sandra auf mich. Sie war gestern kurz vor dem Start angekommen und konnte die letzte Etappe in unserem Begleitfahrzeug mitfahren. Es war wohl eine sehr schöne, aber auch teilweise extreme Erfahrung für sie. Als Uwe versuchte, zu Bruno vor zu fahren, sah sie sich nicht nur einmal fast im Straßengraben liegen...

Die Begeisterung der Portugiesen war am letzten Tag auch wieder riesig - Menschenmassen am Schlussanstieg. Die Teambusse parkten unten vor dem Berg und so mussten alle Fahrer nach der Zielankunft wieder runter fahren. Leider gab es dabei einen unschönen Zwischenfall. Ein Movistar- Fahrer kollidierte in der Abfahrt frontal mit einem Zuschauer und beide wurden mit Krankenwagen abtransportiert. Hoffentlich ist ihnen nichts Schlimmes passiert.

Als Team sind wir mit dem Abschneiden hier zufrieden, wir arbeiten gut zusammen und können nach und nach erste Erfolge einfahren. Die komplette Mannschaft wurde ja praktisch neu zusammengestellt - von den Fahrern, über die Betreuer bis hin zum Management - und es macht wirklich Spaß mit der Truppe unterwegs zu sein. Die Basis für eine erfolgreiche Saison wurde auf alle Fälle in allen Bereichen gelegt.

Während wir hier die Rundfahrt beendet haben, geht es parallel für einen anderen Teil der Mannschaft bei der Tour of Langkawi in Malaysia ab Mittwoch weiter. Für mich persönlich war die Algarve-Rundfahrt auch eine perfekte Vorbereitung auf die klassischen Eintagesrennen im März in Belgien & den Niederlanden, ich bin gespannt was ich dort dann mit meiner Form so anstellen kann…

Im Gegensatz zu meinen Teamkollegen, die alle noch am Sonntag heim fliegen, bleibe ich mit meiner Frau noch bis Freitag hier in Portugal, um zu trainieren. Zwei Tage werde ich erstmal ganz ruhig machen und nur meine Beine locker fahren, ab Mitte der Woche werde ich dann aber auch nochmal einen schönen Block trainieren. Die Bedingungen dafür sind hier auf alle Fälle optimal und die Landschaft kann ich mir dann mal ganz in Ruhe ansehen…

Viele Grüße und allen einen guten Wochenstart

Grischa

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

02.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

01.05.2024Highlight-Video des 61. Eschborn-Frankfurt

(rsn) – Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) hat die 61. Ausgabe von Eschborn – Frankfurt (1.UWT) gewonnen. Der 24-jährige Belgier setzte sich über 203,8 Kilometer von Eschborn nach Frankfurt im Spr

01.05.2024Bergkönig Degenkolb feiert in Frankfurt erst nach tiefem Frust

(rsn) - Neben Sieger Maxim Van Gils (Lotto Dstny) war John Degenkolb (dsm–firmenich - PostNL) der Mann des 61. Eschborn - Frankfurt. Der Lokalmatador war 150 Kilometer als Ausreißer unterwegs und k

01.05.2024In der Übersicht: Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine