RSN-Frauen-Rangliste, Platz 9: Andrea Graus

Für die Abschiedstour zurück zu den Wurzeln

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Für die Abschiedstour zurück zu den Wurzeln"
Andrea Graus (Bigla) | Foto: ROTH

28.12.2013  |  (rsn) - Schon nachdem sie im Sommer 2012 bereits zum dritten Mal die Teilnahme an den Olympischen Spielen knapp verpasst hatte beschäftigte sich Andrea Graus (Bigla) mit dem Gedanken ans Aufhören. Doch als sie im Herbst 2012 mit der Teamleitung des Schweizer Bigla-Teams sprach, bei dem sie ihre einst ihren ersten Profivertrag bekommen hatte, fällte die Österreicherin eine andere Entscheidung. Es sollte weitergehen, zumindest noch ein Jahr.

In der Mannschaft, die von 2009 bis 2013 nicht in der höchsten UCI-Klasse fuhr und sich stattdessen auf die Nachwuchsarbeit spezialisierte, wollte Graus ihre Erfahrungen weitergeben. So sprach sie auf ihrer Homepage in Erzählungen von der Saison meist in der 1. Person Plural anstatt Singular und gab sich stolz auf das, was ihre jungen Kolleginnen leisteten.

Nebenbei aber wollte Graus an der Seite von Emma Pooley auch selbst noch ein paar Mal ihr Können aufblitzen lassen. Das gelang auf internationaler Bühne am besten bei der tschechischen Rundfahrt Gracia Orlova. Dort kam die inzwischen 34-jährige Graus auf den achten Gesamtrang und feierte nebenbei einen Podestplatz auf der Schlussetappe - nicht ohne sich aber auch über den dritten Gesamtrang von Pooley zu freuen. Das sorgte früh in der Saison für „Motivation für die nächsten ‚Projekte‘“, so Graus.

Und die führten die Österreicherin zunächst in die Schweiz zu zwei nationalen Rennen, der Berner Rundfahrt und dem GP Luzern. Beide Veranstaltungen gingen unter Mitwirkung von Graus an Bigla - in Luzern kam sie außerdem selbst auf den zweiten Platz. „Es hat Spaß gemacht, mit den Mädels zu fahren, zu siegen und zu sehen, wie sich jede bemüht, Fehler vom Vortag am nächsten Tag besser zu machen“, bilanzierte Mentorin Graus anschließend.

Kritische Töne gab es von der gebürtigen Innsbruckerin ohnehin meist nur über sich selbst zu hören. So etwa nach den Österreichischen Zeitfahrmeisterschaften. Dort war sie mit dem Ergebnis, einem zweiten Platz hinter Spezialistin Martina Ritter, zwar zufrieden, mit ihrer Leistung aber nicht. „Ich kam über die 22 Kilometer nie perfekt in meinen Rhythmus“, erzählte sie. „Hinter unserer Zeitfahrspezialistin Martina war Silber allerdings sicher das Maximum an diesem Tag.“

Den ersten Höhepunkt bildete für Teamplayerin Graus schließlich die Languedoc-Roussillon-Tour in Südfrankreich. Dort nämlich holte Pooley für Bigla den Gesamtsieg. „Gratulation - natürlich in erster Linie an Emma, aber auch ans Team“, schrieb Graus daraufhin, obwohl gerade sie selbst ihre eigenen Ambitionen am meisten hinten angestellt hatte, um das Gelbe Trikot von Pooley zu verteidigen.

Ein eigenes Ergebnis folgte beim GP Cham mit Rang zwei hinter Teamkollegin Nicole Hanselmann und den Österreichischen Bergmeisterschaften, wobei Rang sechs dort „sicher nicht meinen Erwartungen entsprechend“ war, so Graus. Über die Trentino-Rundfahrt ging es für Graus zur Titelverteidigung bei den Österreichischen Straßenmeisterschaften - das große, persönliche Ziel der Saison 2013.

Graus siegte nach einer Attacke am letzten Anstieg mit 42 Sekunden Vorsprung auf Zeitfahrmeisterin Ritter, die zuvor bereits rund drei Minuten Vorsprung als Solistin herausgefahren und wieder verloren hatte. Der Rennverlauf und die Tatsache, dass Graus und Ritter beide für Vitalogic gestartet waren, sorgten in der Folge aber für Kontroversen. Ritter sei zurückbeordert worden und hätte sonst problemlos gewonnen, sagten die Fans der drei Jahre jüngeren Linzerin, die gegenüber Radsport News auch selbst davon sprach, den Sieg „teamtaktisch hergeschenkt“ zu haben.

Graus bezweifelte das: „Hätte Martina wirklich auf mich gewartet, hätte ich sie erstens wohl schon früher und schneller eingeholt und zweitens hätte es für sie nach so viel ‚Warten‘ ein Leichtes sein sollen, mich am folgenden Berg zu distanzieren“, schrieb sie auf ihrer Homepage.

So oder so: Graus holte zum vierten Mal in Folge den Titel und behielt ihr Meistertrikot, mit dem sie anschließend bei der Tour de Feminin im tschechisch-deutsch-polnischen Dreiländereck eine sehr aktive Rundfahrt zeigte und mit einigen Fluchtversuchen Pooley dabei half, den zweiten Gesamtrang zu erobern.

In die Offensive ging die Österreicherin auch bei der Thüringen Rundfahrt, als sie auf der 3. Etappe rund 80 Kilometer vor dem Feld fuhr und erst zehn Kilometer vor Schluss eingeholt wurde. „Das war nicht geplant“, schilderte sie ihren Vorstoß, der ihr für zwei Tage das Blaue Trikot der kämpferischsten Fahrerin einbrachte, letztlich aber die wichtigen Körner kostete, die es gebraucht hätte, um am Ende in die Top 10 der Gesamtwertung zu fahren. „Schade, weil ich auf den letzten beiden schweren Etappen merkte, dass ich wirklich bei den Besten mithalten konnte“, so Graus, die am Ende 19. wurde.

Im WM-Rennen von Florenz schließlich sah Graus das Ziel, wie auch viele Kontrahentinnen, nicht. Sie stieg vorzeitig vom Rad - zum letzten Mal in ihrer Profi-Laufbahn. Denn wenige Wochen später stand der Entschluss fest: Graus hört auf. „Ich bin froh, dass ich bei Bigla noch einmal die Möglichkeit zu einer so schönen Abschlusssaison bekommen habe“, erklärte die 34-Jährige auf ihrer Homepage nachdem sie sich gegen eine Vertragsverlängerung entschieden hatte.

Graus wird nun in ihren erlernten Beruf als Diplompädagogin zurückkehren. Dass sie jungen Menschen etwas beibringen kann, hat sie bei Bigla in dieser Saison auf dem Rad oft genug bewiesen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.01.2014Zeitfahr-Ass auf dem Weg in die Weltspitze

(rsn) - Lisa Brennauer (Specialized-lululemon) war in der vergangenen Saison so stark wie nie zuvor und hat sich folgerichtig den Sieg in der radsport-news.com-Jahresrangliste mit großem Vorsprung

01.01.2014USA-Abenteuer brachte den Erfolg zurück

(rsn) - Claudia Häusler (Tibco) war nie weg vom Fenster. Die 28-Jährige fuhr auch in den vergangenen beiden Jahren starke Ergebnisse ein und zeigte gerade bei den schweren Rundfahrten mit nennensw

31.12.2013Trotz Schlüsselbeinbruchs doppelte Deutsche Meisterin

(rsn) - Eigentlich hätte die Saison 2013 für Trixi Worrack gar nicht besser beginnen können. Im Januar wurde sie erstmals Deutsche Meisterin im Cross, und auch auf der Straße fuhr sie in den ers

30.12.2013Künftig auch bei der Flandern-Rundfahrt vorne landen

(rsn) - In einem kleinen Land wie Luxemburg den Meistertitel zu erringen, muss nicht automatisch bedeuten, auch weltweit zu den Top-Fahrerinnen zu gehören. Doch bei Christine Majerus (Sengers Ladie

30.12.2013Mehr als nur eine gute Zeitfahrerin

(rsn) - Erst seit fünf Jahren sitzt Martina Ritter sportlich auf dem Rad, doch die Österreicherin feierte bereits beeindruckende Erfolge. In der vergangenen Saison wurde sie erstmals österreichis

29.12.2013Rebellin mit dem Weißen Kreuz auf der Brust

(rsn) - Wenn eine junge Schweizerin Lara Gut zum Vorbild hat, dann ist das auf den ersten Blick nichts Besonderes. Immerhin sieht die Skirennläuferin nicht nur gut aus, sondern sie zeigt auch große

29.12.2013Auf der Jagd nach dem Podestplatz

(rsn) - Daniela Gaß (Squadra Scappatella) bleibt gar nichts anderes übrig, als weiterzufahren. Die 33-Jährige hat zwar noch keinen Vertrag unterschrieben, will dem Frauen-Peloton aber auch 2014 e

28.12.2013Bundesliga-Gesamtsiegerin hofft auf Anrufe vom BDR

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) belohnte Esther Fennel (Koga Ladies) am Ende der Saison 2013 mit einer Nominierung für die Straßen-Weltmeisterschaften in Florenz. Eine große Ehre, gera

27.12.2013Erfolg durch Ausgeglichenheit

(rsn) - Deutsche Radprofis und das Team Argos-Shimano, das war eine Erfolgsgeschichte im Jahr 2013. Zumindest könnte man das meinen, wenn man Marcel Kittel und John Degenkolb, aber auch Elke Gebhar

27.12.2013Aus Minimal-Programm viel gemacht

(rsn) - Hanka Kupfernagel hat schon alles gewonnen, sie muss sich nicht mehr an Ergebnissen messen lassen. Die 39-Jährige geht ihrem Sport deshalb weiter nach, weil er ihr Spaß macht - und es sche

26.12.2013Falsche Teamwahl sorgte für ein Jahr zum Vergessen

(rsn) - Die Saison 2013 war für Charlotte Becker (Wiggle-Honda) eine zum Vergessen. Obwohl sich die 30-Jährige extra eine Bahn-Pause verschrieben hatte, um auf der Straße noch einmal voll durchzust

26.12.2013Späteinsteigerin schaffte es mit Improvisationskunst zur WM

(rsn) - In einem Alter, in dem die meisten Sportler ihre Karriere beenden oder bereits beendet haben, startet Jutta Stienen erst richtig durch. Die Schweizerin ist im August 41 Jahre alt geworden, h

Weitere Radsportnachrichten

26.07.2025Roodhooft: “Waren teilweise planlos und wussten nicht, was wir hier machen“

(rsn) – Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) hat die 20. Etappe der Tour de France 2025 gewonnen und damit sein Grand-Tour-Triple komplettiert. Er löste sich aus der Spitzengruppe, die mit noch 16

26.07.2025Groves gewinnt vorletzte Tour-Etappe als Solist

(rsn) - Mit einem 17 Kilometer langen Solo hat Kaden Groves (Alpecin - Deceuninck) die 20. Etappe der Tour de France gewonnen. Über 182 Kilometer zwischen Nantua und Portalier, die weitestgehend im R

26.07.2025Zwei Millionen Euro Ablöse für Evenepoel? Nächstes Kapitel im Wechselpoker

(rsn) – Ob Remco Evenepoel diesen Winter von Soudal – Quick-Step zu Red Bull - Bora – hansgrohe wechseln wird, beschäftigt seit Wochen die Gemüter. Verschiedene Journalisten melden verschieden

26.07.2025Niewiadoma, Vollering & Co. über ihre Chancen bei der Tour de France Femmes

(rsn) – Die 4. Tour de France Femmes steht in den Startlöchern. Sobald die Männer ihre 20. Etappe hinter sich gebracht haben, machen sich die Frauen auf den Weg zu ihrer ersten Etappe. Der Ausgang

26.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 20. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

26.07.2025Onley nahm den Kampf ums Podium auf und verlor - vorerst

(rsn) - Oscar Onley (Picnic – PostNL) hatte vor dem Start der 19. Etappe der Tour de France hinauf in die Skistation La Plagne einen großen Kampf angekündigt, um Florian Lipowitz (Red Bull – Bor

26.07.2025Acht Monate auf Bewährung für den Flitzer von Valence

(rsn) – Für seinen kurzen Moment der in der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, den die französische Polizei im Ziel der 17. Etappe der Tour de France mit einem gut getimten Bodycheck schnell wied

26.07.2025Warum griff Roglic nach La Plagne an, statt Lipowitz zu helfen?

(rsn) - Als Primoz Roglic zu Beginn der 19. Etappe der Tour de France plötzlich attackierte, sah es nach einer guten Taktik aus, um Florian Lipowitz im Kampf um das Podium und dem Weißen Trikot zu u

26.07.2025Genau das Richtige für Puncheure und Klassikerjäger

(rsn) - Die 20. Etappe der Tour de France bietet eine letzte Chance für Ausreißer und Angreifer, bevor es nach Paris geht. Auf den 184 Kilometern von Nantua nach Pontarlier müssen immerhin 2.850 HÃ

26.07.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

25.07.2025Ausreißer Arensman foppt Pogacar zum zweiten Mal

(rsn) - Es war leider nicht herauszufinden, ob das Nordlicht aus der Provinz Gelderland mit dem größten Coup der Fangemeinde des FC St. Pauli aus Hamburg vertraut ist. Als der Bundesligaklub aus dem

25.07.2025Erst kurz hinter der Ziellinie geriet das Gelbe Trikot in Gefahr

(rsn) – Im Ziel der 19. Etappe der Tour de France wurde es für das Gelbe Trikot doch nochmal brenzlig. Ein übereifriger Ordner stürmte auf Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) zu und rannte d

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Dookola Mazowsza (2.2, POL)
  • Ethias-Tour de Wallonie (2.Pro, BEL)
  • Radrennen Frauen

  • Kriterium Offenbach (BLF, GER)