Teo Tigers Tour-Tagebuch 7

Montargis - Gueugnon: Heulende Höllenhunde

Foto zu dem Text "Montargis - Gueugnon: Heulende Höllenhunde"
Der kleine Tiger auf dem Weg nach - ja wohin denn nun? Illustration: Janosch film & medien AG

09.07.2010  |  (rsn, tt) – Tour-Pedaleure sind ja schon harte Hunde. Fahren mit gebrochenem Schlüsselbein Etappen zu Ende, springen nach Massenstürzen mit Prellungen und Abschürfungen schnell wieder aufs Rad, um keine Zeit in der Gesamtwertung zu verlieren. Die zerfetzte Hose kann erst im Ziel gewechselt werden; weibliche Zuschauer sind meist durchaus dankbar für so manchen sich daraus ergebenden Einblick – auch wenn der Anblick knackiger Radler-Hintern dann meist durch großflächige Abschürfungen getrübt wird.

Harte Hunde also. Aber auch Hunde heulen manchmal. Wenn auch wohl selten so schön wie gestern Mark Cavendish auf dem Podium. Als er endlich seinen ersten Sprint bei dieser Tour gewonnen hatte. Noch am Tag zuvor hatte ihn Lampre recht gnadenlos abgeledert.

So fiel Cavendish gestern im Ziel offensichtlich ein größerer Felsblock vom Herzen – obwohl die Bergwertungen der Etappe auf gerade mal 200 m hohen Hügeln stattgefunden hatten. Da staunte sicher so mancher Kollege, wie der sonst nicht gerade für Feinfühligkeit bekannte Sprinter seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Der Druck war scheinbar enorm, der sich da ein Ventil gesucht hatte.

Cavendish war aber beileibe nicht der einzige Pedalritter, dem bei der Tour auf offener Bühne die Dämme brachen. Vor drei Jahren überraschte Alexander Winokurow seine Fans (und wohl auch seine – sicher wenigen – Feinde) nach dem Sieg beim Einzelzeitfahren mit kaum gebremstem Tränenfluss. Ihm war wohl die große Begeisterung der zahlreichen Zuschauer an der Strecke sehr zu Herzen gegangen, die den Kasachen nach seinem bösen Sturz am Vortag richtiggehend nach vorne gebrüllt hatten. Erschien ihnen der in der Nacht an beiden Knien genähte Winokurow doch als Sinnbild des Tour-Helden, der trotz massiver Verletzungen antritt – und gewinnt. Wie er das geschafft hatte, kam ein paar Tage später raus: Er wurde des Fremdblut-Dopings überführt…

Und hier mal wieder ein Appell von Teo Tiger an Sie, geschätzte Leserin, geschätzter Leser: Kennen Sie weitere Tour-Helden, die auf dem Grand Boucle mal die Schleusen öffneten? Und warum? Wir freuen uns auf Ihre zahlreichen Einsendungen, unter denen wir drei von Teo Tigers Oma mit eigener Pfote bestickte Taschentücher verlosen.

Das war's für heute. Vielen Dank, dass Sie bis hierher mitgeheult haben. Und klicken Sie auch morgen wieder rein, wenn Teo Tiger sich so seine Gedanken macht. Dann garantiert tränenlos. Versprochen.

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