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06.07.2010 | (rsn, tt) – Was wäre die Tour ohne ihren Patron? Er führt das Peloton wie ein Feldherr seine Truppen, definierte einst Jaques Anquetil: „Ohne Widerspruch!“ Und lange herrschten die Tour-Patrone tatsächlich unumstritten, wie Anquetil in den 60ern, Eddy Merckx Anfang der 70er, oder später Hinault, LeMond, Indurain. Bei Lance Armstrong begann der Mythos des Patrons schon zu bröckeln. Nicht weil er Amerikaner ist. Das war Greg LeMond auch. Eher weil er sich immer wieder Aktionen geleistet hat, die ein wirklicher Patron einfach nicht bringt.
Ein echter Patron darf nicht nur herrschen. Er muss auch gerecht sein. Und fair. Nicht so wie Armstrong 2003, als er Ullrich im finalen Anstieg nach Luz Ardiden einfach davongefahren ist, obwohl der (und etliche weitere Fahrer) nach Länzies Kontakt mit einem Zuschauer und anschließend dem Asphalt, auf ihn gewartet hatte. Das fand nicht nur der einzige deutsche Tour-Sieger recht unsportlich, sondern auch viele andere im Peloton. Auch dass Armstrong im Jahr darauf den ihm völlig ungefährlichen Filippo Simeoni mehrfach bei Ausreißversuchen abstrafte, weil der es gewagt hatte, gegen Länzies (Doping)-Arzt Michele Ferrari auszusagen, hat den Nimbus des Texaners als Patron merklich beschädigt.
Richtig interessant wurde es dann im vergangenen Jahr, als Armstrong zur Tour zurückkehrte. Astana-Chef Bruyneel hatte den zehn Jahre jüngeren Sieger von 2007, Alberto Contador, zum Käpt'n gemacht. Aber der siebenfache Tour-Dominator dachte tatsächlich, die Rolle des Patrons stehe ihm weiter zu. Der junge Spanier sah das natürlich anders. Die beiden lieferten sich einen heftigen Schlagabtausch auf der Strecke, und jeder versuchte, die Teammitglieder auf seine Seite zu ziehen. Der Eklat war unausweichlich. Nachdem Contador gewonnen hatte, warb Armstrong Bruyneel und die besten Helfer ab, und gründete sein eigenes Team.
Nun ist er also wieder da, mit seinen ganz auf ihn abgerichteten Radio-Schacklern. Und im Prolog konnte er seinen Erzrivalen und Mitbewerber um das Amt des Patrons, Alberto „Primero“ Contador, schon mal recht deutlich in die Schranken weisen. Kein schlechter Einstieg. Doch dann kam die gestrige Etappe, die erneut von vielen Stürzen geprägt war. Auch Länzie lag irgendwann mit vielen anderen auf der Nase. Aber das Peloton fuhr ihm einfach davon. Keiner wartete auf den Patron, der offensichtlich keiner mehr war.
Armstrong im Gruppetto – wohl eine neue Erfahrung für den 38jährigen bei der Tour. Selbst als Contador nach einem Sturz in der Gruppe seines größten Rivalen landete, waren Gelb-Träger Cancellara und dem Feld die Verfolgung der acht Ausreißer zunächst wichtiger als die Rücksicht auf vermeintliche Patrons.
Teo Tigers Theorie: Erst die Teamorder von Saxo Bank konnte die alte Herrlichkeit wieder herstellen – wenn auch aus ganz anderen Gründen. Da der verletzte Andy Schleck und sein ihn unterstützender Bruder Fränk zwischenzeitlich über vier Minuten zurücklagen, bremste Cancellara seine Gruppe zunehmend ein. Weniger jedoch, um weitere Stürze zu vermeiden, wie er nach dem Rennen behauptete, und um das Peloton nach dem Sturz-Chaos wieder fair zusammenzuschließen. Sondern, damit seine beiden Kapitäne nicht schon am dritten Tag im Klassement abgehängt wurden.
Dass Fabian Cancellara das Feld fast eine Stunde lang zusammenhalten konnte, war gestern wohl nicht nur der Autorität des Gelben Trikots zu verdanken. Da Armstrong offensichtlich vom Peloton nicht mehr und Contador noch nicht respektiert wird: Will Cancellara diese Lücke füllen?
Immerhin hat er nicht nur das Feld wieder zusammengeführt, sondern auch noch mit Renndirektor Prudhomme ausgehandelt, den angeblich gefährlichen Zielsprint ausfallen zu lassen. Wozu, das weiss er vermutlich nur selbst.
Aber er hat seine Entscheidung anschließend im Feld durchgesetzt. Da gab's zwar doch einiges Gemecker, vor allem unter den Sprintern – das war nicht zu übersehen. Und auf der Zielgeraden sah man den einen oder anderen Oberschenkel deutlich zucken.
Aber der „unwiderstehliche“ Cancellara hat es tatsächlich geschafft, alle im Zaum zu halten. Obwohl einige Punktesammler wie etwa Thor Hushovd anschließend böse nachtraten: „Das war eine Unverschämtheit von Cancellara. Wird demnächst die Tour abgebrochen, wenn es regnet?“ Doch „Fab Fabi“ nahm's gelassen: „Ich finde es gut, dass wir zusammengehalten haben.“ Dass seine Aktion auch als Kritik an der Streckenführung und Demonstration an die Veranstalter verstanden werden konnte, hat Cancellara natürlich sehr staatsmännisch weit von sich gewiesen.
Wächst da etwa ein neuer Patron heran?
C'est-ce qu`on verra, das werden wir sehen, sagt da der Franzose...
Das war's für heute. Vielen Dank, dass Sie bis hierher in Reih' und Glied geblieben sind. Und klicken Sie auch morgen wieder rein, wenn Teo Tiger sich so seine Gedanken macht. Dann garantiert disziplinlos. Versprochen.
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