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07.07.2010 | (rsn, tt) – War das nun wirklich ein „Blutbad“, wie Lance Armstrong befürchtet hatte? Muss man wegen eines gebrochenen Schlüsselbeins (nicht schön, klar...) und diverser Prellungen die Renn-Verantwortlichen wirklich als „Mörder“ beschimpfen – wie es Jens Voigt gestern tat, den berühmten Vorwurf von Oscar Lapize zitierend. Der hat vor 100 Jahren dem Tour-Gründer Henri Desgrange „Assassins! Mörder, ihr seid Mörder“ an den Kopf geworfen, nachdem sich das Peloton zum ersten Mal über die schlammigen, steilen Schotterstraßen des Tourmalet gequält hatte (die meisten übrigens mangels geeigneter Übersetzung zu Fuß).
Bei aller verständlicher Wut über den Verlust seines Käptns Fränk Schleck: Teo Tiger empfiehlt Jens Voigt dringend, mal in das 1930 entstandene, großartige Buch „Giganten der Landstraße“ von André Reuze zu gucken. Hier wird (in Romanform) beschrieben, illustriert von beeindruckenden Fotos, was die Tour-Helden bis in die 20er und 30er Jahre geleistet haben: Etappen von 300 bis fast 500 Kilometern Länge, Fahrtzeiten von bis zu 20 Stunden – und nicht etwa über feinen Asphalt, sondern meist, vor allem im Gebirge, über oft ziemlich grobe Schotterstraßen. Kopfsteinpflaster war da oft schon fast Luxus…
Und Materialwagen, die einem bei einer Panne sofort ein neues Rad hinstellten, gab's damals auch nicht. Hilfe von anderen war nämlich streng verboten. So rissen die Fahrer bei Platten den Mantel schon mal mit den Zähnen vom Laufrad, um schnell einen neuen Schlauch einzuziehen. Am Ziel, vor allem nach den Bergetappen, sahen die „nutzlosen Helden“ ("heros inutils", so Autor Reuze in seiner Widmung – „aber trotzdem Helden“) oft so erschreckend aus, dass nicht die Fahrer selbst, sondern Zuschauerinnen ob der abgezehrten, schmutzigen, nicht selten blutverschmierten Gestalten in Ohnmacht fielen.
Zurück zum Pflaster. Natürlich gibt's bequemere Untergründe zum Rennradfahren als Kopfsteinpflaster. Aber war die Tour jemals bequem? Siehe oben. Und hat es auf den bestens asphaltierten Straßen der ersten beiden Etappen etwa weniger Stürze gegeben? Lag's also wirklich an den Pavés? Oder nicht vielleicht doch an den „Gladiatoren“ (Voigt), die vor den Pflaster-Sektoren in Sprints um die besten, vorderen Positionen (kein Staub…) kämpften, und dann natürlich viel zu schnell auf den schlechten Untergrund kamen?
Wer dann noch, wie offensichtlich nicht wenige Fahrer, auf 23er-Pneus unterwegs war, musste sich eigentlich nicht wundern, wenn er irgendwann einen Platten hatte. Und dann vielleicht auch abflog, wenn's das Vorderrad und grad in einer Kurve war. Meint Teo Tiger.
Erstaunlich auch, wie wenig sich viele Profis auf die Pavés eingestellt hatten. Obwohl es ausdrücklich erlaubt war, wechselten nur ein paar Fahrer das Rad, unter ihnen Contador. Der hatte zudem im Frühjahr extra Nachhilfe beim früheren Paris-Roubaix-Sieger Peter van Petegem genommen, da er noch nie auf Kopfsteinpflaster ein Rennen gefahren war. Schlau, der Spanier. Von anderen Mannschaften hörte man, dass sie vorab noch nicht einmal die Pflaster-Stücke abgefahren waren.
So war denn auch wieder das alte Märchen zu hören, 25er-Reifen rollten schlechter ab. Und da man ja nur 13 Kilometer auf Pflaster, aber 200 auf Asphalt unterwegs gewesen sei, wären die breiteren Reifen ein Nachteil gewesen. Mal abgesehen davon, dass diverse wissenschaftliche Untersuchungen das bereits widerlegt haben (es kommt auf den Luftdruck an!) – selbst wenn man mit den 23ern ein wenig schneller gewesen wäre: Was hat das dann gebracht, wenn man im Pavé mit Platten auf den Materialwagen warten muss? Soviel zur Renntaktik…
Und um noch mal zum „Blutbad“ zurückzukommen: Es wurde ja beileibe nicht auf den brutalsten Pavés gefahren, die Paris - Roubaix zu bieten hat. Laut ASO ging's bei der Tour nicht mal über die allerhärtesten Passagen, wie den berüchtigten Wald von Arenberg, der den Fahrern erspart blieb. Und auch so einige andere Pflaster-Sektoren, die der kleine Tiger vor ein paar Jahren selbst einmal beim „Cyclotourisme Paris-Roubaix“ leidvoll erfahren durfte. Da hat's ihm die Streifen ganz schön durcheinander geschüttelt – auf Passagen, wo die Lücken zwischen den Steinen so groß waren, dass man mit dem Vorderrad steckenblieb, wenn man nicht richtig schnell war. Aber auch daran gewöhnt man sich. Und man lernt Schotter, zumindest feinen, wieder zu schätzen.
Zum Schluss sei noch der gestrige Tagessieger, der Norweger Thor (Hammer!) Hushovd zitiert: „Ich mag das Kopfsteinpflaster. Für mich lief es heute perfekt. Ich war sehr motiviert.“ Na also – geht doch. Nicht immer nur meckern…
Das war's für heute. Vielen Dank, dass Sie bis hierher mitgezittert haben. Und klicken Sie auch morgen wieder rein, wenn Teo Tiger sich so seine Gedanken macht. Dann garantiert rüttelfrei. Versprochen.
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