Top-Favorit und UAE im Hochgebirge unter Druck

Almeida: “Sechs Sekunden von drei Minuten - das ist nicht viel“

Von Christoph Matt

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Joao Almeida (UAE - Emirates - XRG) zwischen seinen Teamkollegen Mikkel Bjerg und Antonio Morgado auf der 3. Etappe der Tour de Suisse. | Foto: Cor Vos

17.06.2025  |  (rsn) - Eigentlich war für João Almeida (UAE - Emirates XRG) alles angerichtet. Der Portugiese blickt auf ein beeindruckendes Frühjahr zurück. Er gewann nicht nur die Baskenlandrundfahrt und die Tour de Romandie, sondern ließ bei der Volta ao Algarve selbst Fahrer wie Primož Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) und Jonas Vingegaard (Visma - lease a bike) am Berg hinter sich. Er galt im Vorfeld als der große Favorit auf den Gesamtsieg der Tour de Suisse 2025 und hat ein starkes Team hinter sich.

Doch nach den ersten drei Etappen bei der Schweizer Rundfahrt ist die Ausgangslage dann doch verbesserungswürdig. Almeida liegt weiterhin 3:17 Minuten hinter dem jungen Franzosen im Gelben Trikot, Romain Grégoire (Groupama – FDJ), und 1:59 Minuten hinter dem Gesamtfünften Ben O’Connor (Jayco – AlUla), der in den Augen vieler seit dem Coup auf Etappe 1 neuer Top-Favorit ist.

Dabei zeigte Almeida auf der 3. Etappe durchaus Kampfgeist und ließ im Ziel auch kaum Zweifel daran, dass es nicht an der Form liegt. Er attackierte auf dem letzten Kilometer, gewann den Sprint des restlichen Feldes 18 Sekunden hinter Tagessieger Quinn Simmons (Lidl – Trek) um Rang zwei und sicherte sich damit immerhin sechs Bonussekunden. Im Ziel zeigte er sich aber realistisch:

"Ich vermute, sechs Sekunden sind bei drei Minuten Rückstand nicht viel. Ich habe mein Bestes gegeben, das Team hat super gearbeitet. Es war ein guter Zeitpunkt für eine Attacke, da das Tempo etwas langsamer wurde – aber es war weniger als ein Kilometer bis ins Ziel, also war es nichts Außergewöhnliches", so der Portugiese.

Den großen Rückstand zu einigen durchaus gefährlichen Fahrern in der Gesamtwertung handelte sich Almeida auf der 1. Etappe ein, in der das Feld der stark besetzten Ausreißergruppe lange Zügel ließ – und die dann bei einsetzendem Regen am Vierwaldstättersee bärenstark durchzog und ihren Vorsprung bis ins Ziel halten konnte.

Fehlt ohne Pogacar die taktische Linie bei UAE?

Es ist zwar nicht das erste Mal, dass dies passiert, und auch nicht das erste Mal, dass speziell O’Connor dieser Streich gelingt. Man könnte UAE - Emirates - XRG hier aber schon eine gewisse Unaufmerksamkeit vorwerfen. Zuweilen vermittelt das Team in manchen Rennen den Eindruck, dass es ohne Tadej Pogacar an klarer Rollenverteilung mangelt. Ist dieser nicht als Kapitän dabei, ist die Teamtaktik teilweise schwer nachzuvollziehen – wie zuletzt beim Giro d'Italia. Vielleicht hat das Team zu viele starke Fahrer mit zu vielen eigenen Ambitionen und manchmal zu wenig Bereitschaft zur Helferrolle, wenn der Superstar fehlt?

So sagte ein leicht verärgerter Mikkel Bjerg (UAE - Emirates - XRG) gegenüber dem dänischen Sender TV2 bereits nach der 2. Etappe auf die Frage, ob er überrascht wegen der Attacke von Jan Christen im Etappenfinale gewesen sei: "Ja, ich war sehr überrascht. Gut zu sehen, dass er nach dem Sturz (von Etappe 1, Anm d. Red.) wieder gute Beine hat – aber schade, dass er nicht weiß, wie er uns damit helfen kann."

Noch ist für Almeida nichts verloren

Den 20-jährigen Schweizer Christen reizt es natürlich auch, sich vor heimischem Publikum in Szene zu setzen, was er auch auf Etappe 3 in den letzten Steigungen nochmal tat. Und weder auf Etappe 2 noch auf Etappe 3 tat er den Gesamtwertungs-Ambitionen von Kapitän Almeida damit wirklich weh. Aber nach den Aussagen von Bjerg am Vortag entsteht eben doch der Eindruck, dass die Harmonie im Team nicht ganz so hervorragend ist, wie die Beine der einzelnen Protagonisten.

Letztes Jahr zeigte das UAE Team Emirates bei der Tour de Suisse eine beeindruckende Dominanz: Vier Etappensiege - je zwei durch Almeida und Adam Yates, der auch die Gesamtwertung vor dem Portugiesen gewann. Diese Überlegenheit zu wiederholen, wird in diesem Jahr vermutlich deutlich schwerer. Der Fokus der nächsten Tage wird wohl vor allem darauf liegen, den Zeitrückstand wieder gutzumachen – und das ist angesichts der anstehenden zwei Hochgebirgsetappen sowie des abschließenden Bergzeitfahrens am Sonntag auch durchaus noch möglich. Doch dabei muss man wohl vor allem an einem Strang ziehen.

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