“Wir erwarten, wie jeden Tag, viele Angriffe“

Nach Almeidas Aus fordert Gianetti 115 Prozent von seinem Team

Von Joachim Logisch aus Chateauroux

Foto zu dem Text "Nach Almeidas Aus fordert Gianetti 115 Prozent von seinem Team"
Mauro Gianetti und Tadej Pogacar bei Strade Bianche im März. | Foto: Cor Vos

14.07.2025  |  (rsn) - Bis jetzt konnte Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) seinen Kampf ums Gelbe Trikot weitgehend im Alleingang regeln. Doch ausgerechnet vor der ersten Bergetappe von Ennezat zur Bergankunft am Puy de Sancy (1324 m) bei Mont-Dore fällt dem Gesamtführenden mit Joao Almeida sein wichtigster Helfer fürs Gebirge aus.

"Joao hat vom Beginn der Etappe zu viele Schmerzen gehabt. Er litt sehr und hatte wirklich Mühe, im Peloton zu bleiben. Einmal fiel er zurück und konnte nochmal zurückkommen. Aber er hatte zu großen Schmerzen. Als er dann zum zweiten Mal abgehängt wurde, war klar, dass es unmöglich ist, so weiterzumachen“, begründete Teamchef Mauro Gianetti den Ausstieg des Gewinners der Tour de Suisse 80 Kilometer vor dem Ziel.

"Ich kann dem Team so nicht helfen. Es tut mir sehr leid fürs Team", gibt Gianetti die Worte Almeidas wieder. "Uns tut es leid für ihn, denn er ist gestürzt. Er hat es versucht, er ist ein großer Kämpfer. Aber das ist der Radsport und leider muss er diese Tour de France aufgeben", bedauerte der Schweizer, der nun sein Team auffordert, übers Limit zu gehen.

"Joao ist letztes Jahr Vierter im Gesamtklassement (der Tour) geworden. Diese Saison war er sehr stark und hat noch einen Schritt gemacht. Joao zu verlieren ist also ein großer Verlust. Aber das Team ist trotzdem gut und wir müssen konzentriert bleiben. Die anderen Fahrer müssen nun jeder zehn, 15 Prozent Extraarbeit machen. Das ist klar", so Gianetti.

Und weiter: "Yates, Sivakov, Narvaez, Tim Wellens – alle werden etwas mehr arbeiten müssen. Letztes Jahr waren wir aber mehr oder weniger in der gleichen Situation. Nach einer Woche hatten wir Juan Ayuso verloren. Trotzdem war das Team stark und wir konnten es regeln. Die Situation ist jetzt so. So ist Radsport. Wir sind noch da und haben weiterhin die Gesamtführung. Morgen gibt es die erste Bergetappe, wir werden sehen."

Die Bergankunft auf dem Puy de Sancy könnte einen ersten Fingerzeig geben, ob die genannten die Aufgabe erfüllen können, wenn Visma – Lease a Bike wie schon seit Anbeginn der Tour aggressiv aufs Tempo drückt. Deren Taktik ist klar. Die Niederländer um Joans Vingegaard wollen UAE jeden Tag ans Limit bringen, damit Pogacar, im besten Fall auch schon nach seinen vielen Attacken in der ersten Woche, nicht mehr im Vollbesitz seiner Kräfte in der letzten Woche ins Hochgebirge kommt.

UAE und Pogacar freuen sich auf ersten Berg-Test

Diese Taktik hat so ähnlich schon 2022 funktioniert, als Vingegaard seinen großen Kontrahenten nach einer taktischen Meisterleistung seines Teams durch ständige Attacken schwächte und die Führung in der Gesamtwertung nach der 11. Etappe übernahm und nicht mehr abgab.

Die Chancen, dass es nochmal klappen könnte, sind nach dem Ausstieg von Almeida sicher gewachsen, sollte Pogacar von Visma im Hochgebirge früh isoliert werden können. Denn fraglich ist, ob Adam Yates, Pavel Sivakov, Jhonatan Narvaez oder Tim Wellens den Portugiesen wirklich ersetzen können, auch wenn sie 115 Prozent geben.

Doch Gianetti machte sich und seiner Equipe Mut: "Tadej fühlt sich gut. Seine Form ist gut. Morgen gibt es den ersten Test in den Bergen für ihn und alle anderen Anwärter. Wir freuen uns darauf und erwarten, wie jeden Tag, viele Angriffe und ein intensives Rennen. Es wird auch wieder sehr heiß werden und es sind 4.500 Höhenmeter - eine sehr schwere Etappe."

Dass sein Kapitän Pogacar hier schon abgehängt werden kann, ist unwahrscheinlich. Eher ist eine erneute Machtdemonstration des Slowenen zu erwarten.

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