Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gegen Pogacar chancenlos

Van der Poel: “Auch in Top-Form kann ich Tadej nicht folgen“

Von Matthias Seng

Foto zu dem Text "Van der Poel: “Auch in Top-Form kann ich Tadej nicht folgen“"
Zwei strahlende Top-Stars: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates, li.) und Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) auf dem Podium von Lüttich-Bastogne-Lüttich | Foto: Cor Vos

22.04.2024  |  (rsn) – Auch wenn es nicht zum dritten Sieg bei einem Monument in dieser Saison reichte, gehörte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu den Gewinnern des 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich. Im Sprint der Verfolgergruppe hatte sich der Weltmeister am Quai des Ardennes hinter dem überragenden Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Romain Bardet (dsm-firmenich – PostNL) noch den dritten Platz gesichert, nachdem er zuvor bereits aussichtslos in Hintertreffen geraten schien.

”Ich bin glücklich“, ließ van der Poel auf der Pressekonferenz nach dem Rennen keinen Zweifel an seiner Gefühlslage aufkommen. “Bis fünf Kilometer vor dem Ziel hatte ich den Podiumsplatz nicht in Aussicht. Jeder hat wohl gesehen, dass es am heutigen Tag das bestmögliche Ergebnis für mich war.“

Bei seiner zweiten Teilnahme an “La Doyenne“ – beim Debüt im Jahr 2020 wurde er Sechster – war der Niederländer zudem nicht vom Glück begünstigt. Knapp 100 Kilometer vor dem Ziel wurden van der Poel und weitere aussichtsreiche Fahrer von einem Sturz aufgehalten, in dessen Folge sich das erste Feld um Pogacar einen Vorsprung von bis zu 1:30 Minuten herausfahren konnte.

“Ich war hinten, um meine Beinlinge und Handschuhe abzugeben. Dann kam der Sturz und die Straße war blockiert“, schilderte der Ronde- und Roubaix-Gewinner die Szene, bei der er schon alle seine Felle davonschwimmen sah. “Ich dachte, wir würden die Spitze des Rennens nicht wieder sehen. Ich war überhaupt schon froh, dass wir nach der langen Verfolgungsjagd überhaupt wieder rankamen.“

Die Aufholjagd kostete viel Kraft

Nach einer knapp 30 Kilometer langen Aufholjagd schaffte van der Poels Gruppe doch noch den kaum mehr für möglich gehaltenen Anschluss. “Das hat viel Kraft gekostet. Das spürte ich schon, dass meine Beine ziemlich müde waren“, sagte der Alpecin-Kapitän und fügte an, dass er so oder so an diesem Tag im Kampf um den Sieg chancenlos gewesen wäre. “Ich bin realistisch genug zu wissen, dass ich Pogacar nicht folgen kann, wenn er einen guten Tag hat. Auch nicht mit meinen besten Beinen.“

Pogacars offensichtliche Überlegenheit beim letzten der drei Ardennenklassiker nahm van der Poel mit großer Gelassenheit – zumal er selber eine ebenfalls herausragende Frühjahrsbilanz aufweisen kann. Schlechtestes Ergebnis bei den sieben Eintagesrennen, an denen er teilnahm, war Platz 22 beim Amstel Gold Race. Dagegen gelangen ihm drei Siege – neben der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix gewann er noch die E3 Classic – sowie ein zweiter Platz bei Gent-Wevelgem. “Meine eigene Klassikersaison war sowieso schon sehr erfolgreich, aber ich freue mich auch, hier auf den Podium gelandet zu sein“, fügte er an.

Kurzfristig denkt van der Poel auch nicht daran, seine Saisonplanung grundlegend zu ändern, um in den Ardennen besser mit den kletterstarken Fahrern wie Pogacar mithalten zu können. “Ich konzentriere mich immer auf die Dinge, die ich am besten kann. Und für mich sind das die Ronde, Roubaix und auch die Rennen davor. Das könnte ich für eine Chance, Lüttich-Bastogne-Lüttich zu gewinnen, alles ändern - aber das ist nichts für die nächsten Jahre.“

Nach einer Pause wird die weitere Saison besprochen

Zudem erwies sich der Plan der ersten Saisonphase, von der Cross-WM über die Kopfsteinpflasterklassiker bis zur Ardennenwoche in Topform zu sein, doch als sehr ambitioniert. “Der Spannungsbogen war nach Roubaix ein bisschen abgeflacht“, gab van der Poel in Lüttich zu. “Das Ding ist auch, dass ich schon seit der Cross-WM in Topform bin, dadurch wird die Phase noch länger. Das ist für Lüttich das Problem. Aber wie gesagt: Auch in meiner besten Form ist es schwer, Tadej zu folgen. Aber man weiß nie – er kann auch mal einen schlechten Tag haben. Oder zumindest hoffe ich, dass er so einen hat“, fügte er lachend an.

Nach dem Ende seiner Klassikerkampagne wird van der Poel für eine Woche nach Dubai fliegen, um sich in der Sonne von den Strapazen des Frühjahrs zu erholen. Danach erst soll in Absprache mit dem Team entschieden werden, wie es in der Saison weitergeht. “Bis jetzt weiß ich nicht, was ich machen werde“, sagte er.

Fest steht bisher nur seine Teilnahme an den Olympischen Spielen von Paris, wobei er sowohl im Straßenrennen als auf im MTB um medaillenkämpfen könnte. “Es ist schwierig. Ich liebe Mountainbike, aber mit dem Olympischen Straßenrennen ist es sowieso ein besonderes Jahr. Ich will nicht auf zwei Pferde setzen und dann verlieren. Wir werden sehen, was der Sommer bringt“, sagte er abschließend.

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.04.2024Bernal auf allerbestem Weg zurück in die Weltspitze

(rsn) – Am Ende stand für Egan Bernal (Ineos Grenadiers) in Lüttich der 21. Platz auf der Ergebnisliste. Doch das Resultat an sich spiegelte kaum wider, wie stark der Kolumbianer bei seinem Debüt

22.04.2024“Ich betreibe massiv Aufwand und andere sind hinter dem Auto“

(rsn) – Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) konnte und wollte mit seinem Frust nicht hinter dem Berg halten. Platz zehn bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, das war eine Woche nach seinem Triumph beim Amstel

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Van der Poel: “Heute das für mich bestmögliche Ergebnis“

(rsn) – Nach einer Attacke an der berühmten Redoute und einem nachfolgenden Solo hat sich Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) den Sieg beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) geholt

21.04.2024Pogacar holt sich mit 35-km-Solo sein sechstes Monument

(rsn) – Das mit Spannung erwartete Duell bei der 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) wurde letztendlich keines. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ließ Mathieu van der Poel (Alpecin

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

21.04.2024Pidcock: “Ich bin bereit zu leiden“

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. Bei der diesjährigen 110. Ausgabe des ältesten Eintagesrennens der Welt müssen die Männer bei n

20.04.2024Van der Poel fordert Pogacar in den Ardennen heraus

(rsn) – Kommt es beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich zum Duell der Giganten? Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) tritt nach einem einwöchigen Trainingsintermezzo in Spanien z

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Gelingt Vollering zum Ardennenfinale das erste Erfolgserlebnis?

(rsn) – Im vergangenen Jahr wurden die Ardennenklassiker von Demi Vollering und ihrem Team SD Worx dominiert. Die Niederländerin gewann als zweite Fahrerin nach ihrer Landsfrau und aktuellen Sportd

20.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten Ardennenwoche steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit ältest

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

Weitere Radsportnachrichten

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Den Anfang machte

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

03.07.2025Das Grüne Trikot der Tour de France

(rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind

03.07.2025Nys: “Für einen Etappensieg muss ich mich selbst übertreffen“

(rsn) – Mit 29 Fahrern stellen die Belgier bei der am 5. Juli in Lille beginnenden 112. Tour de France nach den heimischen Profis das zweigrößte Kontingent. Alle Augen sind dabei natürlich auf Do

03.07.2025Das Gepunktete Trikot der Tour de France

(rsn) – Seit 1933 ermittelt die Tour de France neben dem Gesamtsieger auch den Bergkönig. Seit 1975 gibt es das Gepunktete Trikot, offiziell maillot à pois rouges, das “Trikot mit roten Erbsen

03.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Märkl bei Tour-Debüt Anfahrer für gleich zwei Sprinter

(rsn) – Für Niklas Märkl (Picnic – PostNL) ist der Radsport-Sommer 2025 ein ganz besonderer: Erst stand die von seinem Heimatverein RSC Linden - mit seinem Vater Andreas Märkl an der Spitze - o

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)