Triumph in Lüttich vor Bardet und van der Poel

Pogacar holt sich mit 35-km-Solo sein sechstes Monument

Foto zu dem Text "Pogacar holt sich mit 35-km-Solo sein sechstes Monument"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen. | Foto: Cor Vos

21.04.2024  |  (rsn) – Das mit Spannung erwartete Duell bei der 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) wurde letztendlich keines. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ließ Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) sowie allen anderen Konkurrenten beim letzten der drei Ardennenklassiker nicht den Hauch einer Chance. An der Redoute setzte sich der Slowene von allen Widersachern ab und brachte ein 35 Kilometer langes Solo souverän nach Hause. Nach insgesamt 254,5 Kilometern feierte seinen sechsten Triumph bei einem Monument - dafür benötigte Pogacar nur zwölf Versuche, sechs weniger als van der Poel, der dieselbe Siegbilanz aufweisen kann.

Zweiter wurde der Franzose Romain Bardet (dsm-firmenich - PostNL), der zwischenzeitlich zwei Minuten zurücklag, seinen Rückstand wegen des ausgiebigen Jubels des Siegers letztendlich auf 1:38 Minuten reduzieren konnte. Im Sprint einer größeren Gruppe sicherte mit mehr als zwei Minuten Rückstand der unterwegs mehrfach abgehängte van der Poel den letzten Podiumsplatz vor dem Belgier Maxim Van Gils (Lotto – Dstny) und Bardets Landsmann Aurelien Paret-Peintre (Decathlon – AG2R La Mondiale). Bora-hansgrohe-Kapitän Aleksandr Vlasov belegte zeitgleich Rang 20.

“Anfangs war es (wegen des Wetters, d. Red.) ein miserabler Tag, aber wir haben mit dem Team ein hohes Tempo angeschlagen und uns warm gefahren“, begann Pogacar sein Ziel-Interview. La Doyenne stand für ihn in den letzten beiden Jahren unter keinem guten Stern. “Das war für mich den ganzen Tag ein sehr emotionales Rennen. Vor zwei Jahren mussten wir wegen Urskas Mutter nach Hause“, erinnerte er an den Tod der Mutter seiner Verlobten Urska Zigart und fügte an: “Letztes Jahr brach ich mir hier meine Hand. Ich bin heute für Urskas Mutter gefahren und bin froh, dieses wunderbare Rennen wieder gewonnen zu haben“, so Pogacar, der beim Überfahren der Ziellinie in den Himmel deutete.

Der Weltranglistenerste ging als Topfavorit ins Rennen und seine Mannschaft übernahm früh Verantwortung. Vor allem Domen Novak spulte auch im Finale noch viele Kilometer an der Spitze ab. “Ohne mein Team hätte ich dieses Rennen nicht gewinnen können, deshalb möchte ich mich bei ihm bedanken. Ich dachte heute den ganzen Tag daran, vorsichtig zu sein. Das Team ist in den Anstiegen hart und in den Abfahrten vorsichtig gefahren und an der Redoute haben wir das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten“, blickte Pogacar zurück.

Mit dem hohen Tempo bergauf wollte UAE Eirates vor allem van der Poel zermürben, doch der Niederländer stellte sich selbst ein Bein, als er rund 95 Kilometer vor dem Ziel am Ende des Pelotons hinter einem Massensturz warten musste und so den Anschluss an das erste Feld verlor. Die anschließende Verfolgungsjagd dauerte knapp 30 Kilometer und auch danach machte der Weltmeister nie den Eindruck, Pogacar gefährlich werden zu können.

An der Redoute und der Roche-aux-Faucons gehörte der Alpecin-Kapitän nicht zu den besten fünfzehn Kletterern. Van der Poel fiel in zurück, doch im flachen Finale kämpfte er sich zurück in die Gruppe, die um den dritten Platz kämpfte. Den Sprint gewann er letztendlich knapp.

Die beiden deutschen Teilnehmer spielten erwartungsgemäß keine Rolle. Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) behauptete sich am längsten im Feld, musste aber an der Redoute die Segel streichen, bevor Pogacar seinen entscheidenden Angriff lancierte. Er kam auf Rang 49 mit 9:29 Minuten Rückstand ins Ziel, das Jonas Koch (Bora - hansgrohe) nicht erreichte.

So lief das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich:

Nach drei Kilometern setzten sich bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt Gil Gelders (Soudal – Quick-Step), Remy Rochas (Groupama – FDJ), Enzo Leijnse (dsm-firmenich – PostNL), Christian Scaroni (Astana Qazaqstan), Lilian Calmejane (Intermarché – Wanty), Ivan Romeo (Movistar), Fabien Doubey, Paul Ourselin (beide TotalEnergies) und Loic Vliegen (Bingoal – WB) aus dem Feld ab und fuhren sich einen Maximalvorsprung von knapp fünf Minuten heraus.

Im Feld übernahm UAE Team Emirates bei zeitweise einsetzendem Regen die Verfolgungsarbeit, ehe 96 Kilometer vor dem Ziel ein Massensturz für Chaos sorgte. Van der Poel war viel zu weit hinten platziert und musste mit seiner Mannschaft sowie weiteren abgehängten Mit-Favoriten die Verfolgung aufnehmen. UAE Emirates und Israel – Premier Tech erhöhten das Tempo, um zu verhindern, dass der Weltmeister wieder den Anschluss schaffte. So wurden die Ausreißer schon 88 Kilometer vor dem Ziel an der Cote de Wanne eingeholt. Zu diesem Zeitpunkt lag die Gruppe um van der Poel rund eine Minute hinter dem ersten Feld.

Der Niederländer bekam nun aber Unterstützung von Groupama – FDJ, das seine beiden Kapitäne Valentin Madouas und Romain Grégoire ebenfalls in dieser Gruppe hatte. Auch Aleksandr Vlasov (Bora – hansgrohe) war dabei, weswegen Bora – hansgrohe wenig später auch noch in die Verfolgung mit einstieg. Als Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) mit einem Platten zurückfiel, beteiligte sich auch seine Mannschaft an der Tempoarbeit. So sank der Rückstand, der bereits rund 90 Sekunden betragen hatte, am Fuß der Cote du Stockeu wieder auf eine Minute.

Zusammenschluss an der Haute-Levée

An der Cote du Haute-Levée attackierte Pidcock und versuchte, nach vorn zu springen. Mauri Vansevenant (Soudal – Quick-Step) konnte im Gegensatz zu van der Poel folgen, das Duo bekam nach dem Anstieg Verstärkung von Romain Grégoire (Groupama – FDJ). Sowohl der Franzose als auch Pidcock beorderten anschließend Helfer aus dem ersten Feld zurück. Gemeinsam schafften sie 70 Kilometer vor dem Ziel den Anschluss, als Pogacars Helfer Domen Novak, der lange für Tempo gesorgt hatte, an der Haute-Levée die Kräfte ausgingen. Kurz darauf kam aber auch die Gruppe um van der Poel wieder zurück.

Bis zur Redoute tat sich danach nichts. Am bekanntesten Anstieg des Tages griff Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) 35 Kilometer vor dem Ziel und schon rund einen Kilometer vor dem Gipfel an. Richard Carapaz (EF Education – EasyPost) ging zunächst mit, musste den Slowenen im zweiten Steilstück aber doch fahren lassen. Rund 20 Fahrer fanden sich in der Abfahrt zusammen. Van der Poel befand sich einer weiteren Gruppe mit unter anderem Pidcock knapp dahinter.

Das Streckenprofil des 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich | Foto: ASO

Ben Healy (EF Education – EasyPost), Grégoire und dessen französische Landsleute Benoit Cosnefroy (Decathlon - AG2R La Mondiale) und Bardet machten sich nach einem Angriff des Iren auf die Verfolgung des Spitzenreiters, während die Gruppen dahinter zusammenkamen. An der Roche-aux-Faucons schüttelte Bardet seine drei Begleiter ab. Die wurden zunächst von der rund achtköpfigen Verfolgergruppe eingeholt, ehe weitere Fahrer aufschlossen.

Aber auch van der Poel überstand den letzten Anstieg ohne Probleme. Nach der Roche-aux-Faucons fuhr er mit Pidcock, Bauke Mollema (Lidl – Trek) und Guillaume Martin (Cofidis) seinen Begleitern davon und 5,3 Kilometer vor dem Ziel an die Gruppe heran, die schließlich um den letzten freien Podiumsplatz kämpfte.

Weil nun das Tempo dort verschleppt wurde, konnten noch weitere Fahrer die Lücke schließen. Nachdem Pogacar und Bardet das Ziel jeweils solo erreicht hatten, gewann der Weltmeister den hart umkämpften Sprint letztendlich knapp vor Van Gils, der fast noch in der Bande gelandet wäre

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

22.04.2024Van der Poel: “Auch in Top-Form kann ich Tadej nicht folgen“

(rsn) – Auch wenn es nicht zum dritten Sieg bei einem Monument in dieser Saison reichte, gehörte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu den Gewinnern des 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich.

22.04.2024Bernal auf allerbestem Weg zurück in die Weltspitze

(rsn) – Am Ende stand für Egan Bernal (Ineos Grenadiers) in Lüttich der 21. Platz auf der Ergebnisliste. Doch das Resultat an sich spiegelte kaum wider, wie stark der Kolumbianer bei seinem Debüt

22.04.2024“Ich betreibe massiv Aufwand und andere sind hinter dem Auto“

(rsn) – Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) konnte und wollte mit seinem Frust nicht hinter dem Berg halten. Platz zehn bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, das war eine Woche nach seinem Triumph beim Amstel

21.04.2024Trotz Patzer triumphiert Brown bei Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Nach zweiten Plätzen in den Jahren 2020 und 2022 hat Grace Brown (FDJ – Suez) erstmals das Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gewonnen. Die Australierin ließ nach schweren 152,9 Kilom

21.04.2024Van der Poel: “Heute das für mich bestmögliche Ergebnis“

(rsn) – Nach einer Attacke an der berühmten Redoute und einem nachfolgenden Solo hat sich Top-Favorit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) den Sieg beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) geholt

21.04.2024Niewiadoma: “Wir haben ein klares Ziel, den Sieg“

(rsn) – Zum achten Mal tragen die Frauen heute ihr Lüttich-Bastogne-Lüttich aus. Das Rennen wird um 13.30 Uhr allerdings in Bastogne gestartet und führt von dort aus über 152,9 Kilometer auf der

21.04.2024Pidcock: “Ich bin bereit zu leiden“

(rsn) – Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den krönenden Abschluss der Ardennenwoche. Bei der diesjährigen 110. Ausgabe des ältesten Eintagesrennens der Welt müssen die Männer bei n

20.04.2024Van der Poel fordert Pogacar in den Ardennen heraus

(rsn) – Kommt es beim 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich zum Duell der Giganten? Weltmeister Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) tritt nach einem einwöchigen Trainingsintermezzo in Spanien z

20.04.2024Die Strecken von Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum 110. Mal findet am Sonntag Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) für die Männer statt – die Frauen bestreiten ´La Doyenne´ dagegen erst zum achten Mal. Die Strecken haben sich im Verg

20.04.2024Gelingt Vollering zum Ardennenfinale das erste Erfolgserlebnis?

(rsn) – Im vergangenen Jahr wurden die Ardennenklassiker von Demi Vollering und ihrem Team SD Worx dominiert. Die Niederländerin gewann als zweite Fahrerin nach ihrer Landsfrau und aktuellen Sportd

20.04.2024Die Aufgebote für das 110. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) – Zum krönenden Abschluss der sogenannten Ardennenwoche steht am 21. April die 110. Ausgabe von Lüttich-Bastogne-Lüttich an. La Doyenne, wie das 1892 erstmals ausgetragene und damit ältest

20.04.2024Die Aufgebote für das 8. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) – Mit der 8. Ausgabe des Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen endet die Ardennenwoche. Während das Männerrennen von Lüttich aus nach Süden zum Wendepunkt in Bastogne und von dort wieder z

Weitere Radsportnachrichten

04.12.2024Peter und Nenning bleiben bei Vorarlberg

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.12.2024Pidcock verlässt Ineos Grenadiers vorzeitig

(rsn) – Seit Monaten zirkulierten Gerüchte, wonach das Tischtuch zwischen Tom Pidcock und seinem Arbeitgeber Ineos Grenadiers zerschnitten sei. Am Mittwochnachmittag kam nach vielen Spekulationen e

04.12.2024Einem starken Auftakt folgten Stürze und Verletzungen

(rsn) - Man muss nicht unbedingt ein 18 Jahre altes Megatalent sein, um den Sprung in die WorldTour zu schaffen. Es gibt auch andere Wege, wie der Österreicher Rainer Kepplinger bewies. Der frühere

04.12.2024Meisen arbeitet mit YouTube-Kanal RTF zusammen

(rsn) – Dass Marcel Meisen in seinem letzten Winter nicht mehr für das Team Stevens, sondern als Einzelstarter in Diensten des youtube-Kanals RTF in die Pedale tritt, war bereits auf RSN zu lesen.

04.12.2024Arnsberg Ziel- und Startort der Deutschland Tour 2025

(rsn) - Die Deutschland Tour (2.Pro) macht 2025 Halt in Arnsberg. Am 22. August wird nach Angaben der Organisatoren die 2. Etappe der  fünftägigen Rundfahrt in der Stadt im Sauerland enden. Einen T

04.12.2024Evenepoel meldet sich vom Krankenbett

(rsn) – Einen Tag nach seinem schweren Unfall hat sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) vom Krankenhausbett in Herentals erstmals zu Wort gemeldet. Auf dem Kurznachrichtendienst X schrieb der

04.12.2024Bei Tour de Luxembourg zwischen den Superstars mitgespielt

(rsn) – Mit dem ersten Sieg auf UCI-Niveau hat es in diesem Jahr zwar noch nicht geklappt, doch für Arno Wallenborn war die Saison 2024 trotzdem ein Meilenstein. Der 21-jährige Luxemburger fuhr ei

04.12.2024Für einen Profivertrag kam der Durchbruch wohl zu spät

(rsn) – In seinem letzten U23-Jahr hat Julian Borresch (Rembe Sauerland) sowohl bei nationalen als auch bei internationalen Rennen eine gute Schippe draufgelegt und sich erstmals in der Jahresrangl

04.12.2024Doppelweltmeisterin Ferguson will 14 Crossrennen bestreiten

(rsn) – WM-Gold bei den Juniorinnen hat Cat Ferguson (Movistar) in Zürich im Zeitfahren und auf der Straße bereits gewonnen, nun will das britische Toptalent auch im Gelände weiter in der Erfolgs

04.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

04.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

03.12.2024Viele emotionale Momente und ein sportliches Highlight

(rsn) – In seiner letzten Saison als Radprofi konnte Simon Geschke (Cofidis) auf viele denkwürdige Momente zurückblicken. Doch die rückten am 28. November mit der Geburt von Tochter Leonie allesa

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine