Australier machte Philipsen die Tür zum Sieg auf

Mr. Nice Guy: Matthews verliert Brille und Sanremo-Triumph

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Mr. Nice Guy: Matthews verliert Brille und Sanremo-Triumph"
Michael Matthews (Jayco - AlUla) verlor im Sprint um den Sieg bei Mailand-Sanremo seine Brille. | Foto: Cor Vos

17.03.2024  |  (rsn) – 2015, 2020, 2024 – zum dritten Mal hat Michael Matthews (Jayco – AlUla) Mailand-Sanremo am Samstag auf dem Podium beendet. Doch so nah dran am großen Triumph bei seinem "Lieblingsrennen", wie der in Monaco lebende Australier die Primavera schon häufiger bezeichnet hat, war er noch nie: Nur wenige Zentimeter fehlten gegen Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) nach 288 Kilometern zum Sieg.

Und auch wenn sich die Beiden gemeinsam mit dem Drittplatzierten Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nach der Zieldurchfahrt sehr schnell in den Armen lagen und scheinbar gemeinsam feierten, so tat der knappe Niederlage dem 33-Jährigen natürlich weh.

"Ja, es ist hart. Ich bin natürlich happy über den Podestplatz, aber so nah dran zu sein, das ist bittersüß. Morgen früh werde ich froh über meine Leistung sein, aber jetzt gerade – so nah an einem Monuments-Sieg zu sein, nach so vielen Podestplätzen, ja, es ist hart", sagte er im Ziel am Eurosport-Mikrofon mit seiner Tochter im Arm.

So nah am Sieg wie nie zuvor

2015 bereits sprintete Matthews in San Remo um den Sieg, war neben John Degenkolb aber etwas eingebaut und konnte sich zu spät befreien, so dass der Deutsche triumphierte. Fünf Jahre später dann war der Australier auf der Via Roma der Schnellste und gewann den Sprint – nur war es eben nur der um Rang drei. Wout van Aert und Julian Alaphilippe waren bereits zwei Sekunden vorher über die Linie gekommen.

Diesmal spurtete Matthews tatsächlich auf den letzten 200 Metern in erster Position mit freier Fahrt und schien tatsächlich gewinnen zu können – und das nur zehn Tage nachdem er Paris-Nizza mit Magenproblemen hatte verlassen müssen. Doch auf den letzten 50 Metern verlor der Australier zunächst seine Rennbrille und dann auch den Sieg. "Ich bin nicht sicher, ob man es sehen konnte, aber meine Brille ist runtergefallen und ich musste für einen Moment aufhören zu treten. Da ist Philipsen vorbeigekommen. Das nervt, aber ich kann es nicht ändern", sagte Matthews später am Podium.

"Ich hätte die Tür zumachen können, aber ich will einen fairen Sprint"

Ausschlaggebend für die Niederlage war auch, dass er ein fairer Sportsmann blieb: Denn eigentlich war links neben Matthews an der Bande kaum Platz, doch als der Australier in der Mini-Lücke neben sich Philipsen bemerkte, machte er die Tür etwas auf, um den Kontrahenten nicht in die Bande zu drängen – und ließ ihn damit durch zum Sieg.

Ob er die Anspielung darauf bemerkte, als er im Ziel am Eurosport-Mikrofon gefragt wurde, ob er etwas hätte anders machen können im Finale, ist unklar. Doch Matthews antwortete: "Um ehrlich zu sein: Ich glaube ich habe alles perfekt gemacht. Ich würde nichts ändern, nein." Etwas später im Gespräch mit verschiedenen Pressevertretern wurde er noch einmal konkreter darauf angesprochen und erklärte, er hätte die Tür auch zumachen können, das aber nicht tun wollen. "Ich will einen fairen Sprint fahren", so Matthews. "Ich will gewinnen, weil ich der Stärkste bin, nicht weil er bremsen muss. Wenn er vorbeikommt, ist er der bessere Fahrer heute."

Platz 2 eine Woche nach Krankheits-Aus bei Paris-Nizza ein Erfolg

Letztendlich konnte 'Bling' auch als Sanremo-Zweiter lächeln. Denn angesichts der gerade erst überstandenen Krankheit war dieses, sein bisher bestes, Ergebnis bei der Primavera doch aller Ehren wert. "Wie ich zurückgekommen bin, da bin ich wirklich stolz auf mich. Paris-Nizza ist natürlich nicht nach Plan verlaufen, aber das hier ist mein liebstes Rennen im ganzen Jahr und immer eines, bei dem ich gerne meine Leistung bringen will. Hier habe ich an der Startlinie immer ein Lächeln im Gesicht. Jetzt hier in San Remo wieder auf dem Podium zu stehen, das ist wirklich speziell", sagte er. "Zu dieser Zeit vor einer Woche saß ich auf der Couch und wusste nicht, ob ich überhaupt starten könnte."

Indirekt gab Matthews auch zu, dass er mit diesem Ergebnis im Vorfeld, als er mit Tadej Pogacar und dessen Lebensgefährtin Urska Zigart im Auto nach Mailand angereist war, wohl kaum gerechnet haben dürfte. Denn vor der 115. Auflage von Mailand-Sanremo hatten alle mit einem in den Anstiegen härteren Rennen gerechnet.

"Tadejs Angriffe waren schwer, aber vielleicht nicht ganz so stark, wie wir alle gedacht hätten. Das ist mir natürlich entgegengekommen, um über die Anstiege zu kommen und fürs Finale noch die Beine zu haben", bilanzierte er deshalb.

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.03.2025Schweinberger an Cipressa und Poggio im Überlebensmodus

(rsn) - Sanremo Women führt am Samstag von Genua nach San Remo, wobei der Großteil der Strecke identisch ist mit dem zweiten Teil von Mailand-Sanremo. Von 1999 bis 2005 wurde das Rennen als Primaver

17.03.2024Mohorics späte Attacke durch van der Poel vereitelt

(rsn) – Es gibt kaum ein Rennen, dessen Ausgang so wenig vorhersagbar ist wie Mailand-Sanremo. Nach sechs Stunden im Sattel warten mit Cipressa und Poggio jene Schwierigkeiten, die das Feld komplett

17.03.2024Pedersen enttäuscht: “Hätte mindestens aufs Podium gemusst“

(rsn) – Nach zwei sechsten Plätzen in den beiden vergangenen Jahren ist Rang vier für Mads Pedersen (Lidl – Trek) bei seinem dritten Mailand-Sanremo faktisch eine Verbesserung gewesen. Trotzdem

16.03.2024Philipsen nutzt “Chance für die Ewigkeit“ dank Teamplay

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat es geschafft: Mitten in die Gerüchtewelle um einen möglichen Teamwechsel am Jahresende hat der Belgier mit Mailand-Sanremo sein erstes Monumen

16.03.2024Highlight-Video des 115. Mailand-Sanremo

(rsn) – Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) hat das schnellste Mailand-San Remo (1.UWT) aller Zeiten gewonnen. Der 26-jährige Belgier setzte sich nach 288 Kilometern des italienischen Frühja

16.03.2024Mayrhofer führte das Rennen für Trentin in den Poggio hinein

(rsn) – Als das Peloton knapp zehn Kilometer vor dem Ziel des 115. Mailand-Sanremo (1.UWT) auf den Poggio zuraste, machte ein 23-jähriger Deutscher einen herausragenden Job: Marius Mayrhofer. Der T

16.03.2024An der Cipressa platzten Pogacars Team und Taktik

(rsn) – Zum ersten Mal stand Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) bei Mailand-Sanremo auf dem Treppchen, aber der Slowene hatte Mühe, seine Enttäuschung über den dritten Platz hinter einem Lächeln

16.03.2024Pogacar: “Mailand-Sanremo heute nicht hart genug für Kletterer“

(rsn) – Ein Sprinter hat wieder auf der Via Roma in Sanremo triumphiert. Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) gewann die 115. Austragung von Mailand-Sanremo vor dem Australier Michael Matthews

16.03.2024Die Aufgebote für das 115. Mailand-Sanremo

(rsn) – Zum 115. Mal wird am Samstag der italienische Frühjahrsklassiker Mailand-Sanremo (1.UWT). Das erste der fünf Monumente der internationalen Rennkalenders führt diesmal über 288 Kilometer

16.03.2024Die Cipressa-Attacke: Wagt Pogacar den ganz großen Coup?

(rsn) – Schon vor einem Jahr war sie das größte Gesprächsthema in den Tagen vor Mailand-Sanremo – und das wiederholt sich auch vor der 115. Auflage der Primavera nun wieder: die sagenumwobene C

16.03.2024Van der Poel: “Normalerweise passiert alles am Poggio“

(rsn) – Kommt es beim 115. Mailand-Sanremo zu einem Zweikampf zwischen Vorjahressieger Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates)? Oder kann Matej Mohoric (B

15.03.2024Mayrhofer: Gesund und in guter Form zum zweiten Sanremo

(rsn) – Der Sensationssieg beim Cadel Evans Great Ocean Road Race (1.UWT) Ende Januar 2023 war der finale Beweis auf Profi-Level: Rennen mit dem einen oder anderen Anstieg im Finale und einer dann f

Weitere Radsportnachrichten

24.07.202519. Tour-Etappe wird um 35 Kilometer verkürzt

(rsn) – Der Ausbruch einer Rinderseuche hat zu einer kurzfristigen Streckenänderung der 19. Etappe der Tour de France von Albertville nach La Plagne geführt. Die ursprünglich 129,9 Kilometer lang

24.07.2025Mit Hilfe von UAE: Onley macht Kampf um Weiß spannend

(rsn) – Oscar Onley (Picnic – PostNL) hat es bei der Tour des France tatsächlich nochmal spannend gemacht - auch wenn zwischenzeitlich überhaupt nichts mehr darauf hindeutete. Nach der Abfahrt v

24.07.2025Letzte Prüfung im Hochgebirge

(rsn) – Am drittletzten Tag der 112. Tour de France steht in den Alpen eine letzte, schwere, wenn auch überraschend kurze Etappe im Hochgebirge an. Ursprünglich waren 130 Kilometer mit über 4.600

24.07.2025Visma führte einen guten Plan schlecht aus

(rsn) - Visma – Lease a Bike blies auf der 18. Etappe der Tour de France zum Sturm. Das sah am Col de la Madeleine perfekt aus. Am Col de la Loze ging all die tolle Vorarbeit dann aber in die Hose.

24.07.2025Auf der Königsetappe erzwingt O’Connor endlich sein Glück

(rsn) – Der Triumph von Ben O’Connor auf der 18. Etappe der Tour de France war für das Team Jayco – AlUla eine Erlösung. Als Ausreißer trug der Australier am Donnerstag den Sieg davon, nach 1

24.07.2025Lipowitz: “Ich bin ganz schön eingegangen“

(rsn) - Am Ende wurde es im Kampf um Platz drei der Gesamtwertung und das Weiße Trikot ganz knapp für Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe). Nur 22 Sekunden rettete der 24-Jährige am C

24.07.2025Gall zwischen Frust und Stolz am Col de la Loze

(rsn) – Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat auf der 18. Etappe der Tour de France zu den aktivsten Fahrern gezählt und sich dank seiner Vorstellung am Col de la Loze um einen Platz im G

24.07.2025Pogacar: “Ich dachte, Visma würde schneller fahren“

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat die Königsetappe der Tour de France 2025 gewonnen. Nach 171 Kilometern war der Australier auf dem Col de Loze der einzige Ausreißer, der vor den Favori

24.07.2025Highlight-Video der 18. Etappe der Tour de France

(rsn) – Ben O’Connor (Jayco – AlUla) hat die Königsetappe der 112. Tour de France gewonnen. Der 29-jährige Australier setzte sich über 171,5 Kilometer von Vif zur Bergankunft am Col de la Lo

24.07.2025Lipowitz rettet Weiß bei O’Connors Sieg auf der Königsetappe

(rsn) – Es war eine Königsetappe, die ihrem Namen gerecht wurde. Drei Berge der höchsten Kategorie, mehr als 5400 Höhenmeter auf den 171 Kilometern der 18. Etappe von Vif nach Courchevel und ein

24.07.2025Die sieben deutschen Starterinnen bei der 4. Tour de Fance Femmes

(rsn) – Von den 154 Fahrerinnen, die am kommenden Samstag im bretonischen Vannes die 4. Tour de France Femmes (2.WWT) unter die Räder nehmen, vertreten sieben die deutschen Farben. Von der erfahr

24.07.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 18. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 5. Juli im nordfranzzösischen Lille zur 112. Tour de France (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, drei Österreicher und fünf Schweizer. Hier listen

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)
  • Radrennen Männer

  • Dookola Mazowsza (2.2, POL)