Müllers Guyana-Tagebuch

Die “französische Methode“ wird hier konsequent umgesetzt

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Die “französische Methode“ wird hier konsequent umgesetzt"
Robert Müller bei der Tour de Guyana | Foto: privat

27.08.2023  |  (rsn) - Am achten Tag standen wie bereits am zweiten Tag zwei Halbetappen an, vormittags ein 7 km kurzes Zeitfahren und am Nachmittag ein 130 km langes Straßenrennen. Da ich mittlerweile in der Gesamtwertung weit hinten liege, musste ich bereits um 8:30 Uhr starten. Es ging 6 km gerade dahin und dann in einen 700 m langen und 10 % steilen Schlussanstieg zu einer Antenne. Oben war eine Sackgasse und wir durften erst wieder die Rennstrecke herunter fahren, als sich 25 Fahrer im Zielbereich gesammelt hatten.

Bereits kurz nach 9 Uhr war ich zurück im Hotel und konnte ein zweites Frühstück unter Palmen mit Blick aufs Meer und die Teufelsinsel genießen. Mein Ergebnis weiß ich nicht, aber für die Karenzzeit hat es wohl gereicht. Mein Teamkollege Tobias fuhr ohne Zeitfahrrad auf den sehr guten 5. Platz! Das Mittagessen ließ ich ausfallen und dann ging es auch schon wieder los mit dem Rad zum Start der zweiten Halbetappe. Ich glaube niemand mag solche stressigen Tage mit zwei Rennen.

Der Start erfolgte am europäischen Weltraumbahnhof der ESA in Kourou, wo auch eine eindrucksvolle Ariane-Rakete steht. Wegen der Nähe zum Äquator befindet sich dort Europas Tor zum Weltraum. Es ging gleich wieder los mit Attacken ohne Ende und bis wir auf den 18 km langen Rundkurs kamen, der fünf Mal zu fahren war, konnte sich noch keine Gruppe entscheidend absetzen. Ich sprang oft mit, doch hier wird die französische Methode Rennen zu fahren konsequent umgesetzt.

Das bedeutet, dass einfach ständig attackiert wird, ganz egal, ob schon zwei Gruppen vorne raus sind oder um welchen Platz es noch geht. Es gibt fast nie eine kontrollierte Rennsituation und bisher gab es keine Etappe, auf der man im Feld mitrollen konnte. Das Gelbe Trikot wechselt fast jeden Tag den Träger, weil es kein Team schafft, das Rennen zu kontrollieren. Mir machen diese pausenlosen Attacken ordentlich zu schaffen, denn ich bin immer noch nicht so spritzig wie die meisten anderen Fahrer.

Irgendwann stand dann doch eine Gruppe, von uns war Tobias dabei und im Feld kontrollierte das Team aus Nancy mit dem Gelben Trikot. Für eine Runde herrschte endlich einmal eine stabile Rennsituation, bevor es auf der Windkante richtig schnell wurde und das ganze Feld auseinanderflog. Die Spitzengruppe wurde eingeholt und es bildete sich eine neue Gruppe, in der keiner von uns dabei war. Anton schaffte immerhin noch den Sprung in die Verfolgergruppe, der Rest von uns kam im geschlagenen Feld ins Ziel.

Nach der Etappe gab es wieder einen 30 km langen Transfer ins Hotel nach Cayenne und ich fuhr wieder mit dem Rad. Ich saß bereits geduscht beim Abendessen, als meine Teamkollegen mit dem Bus ankamen, also 2:1 für mich. Morgen steht die letzte Etappe rund um die Hauptstadt über nochmal 130 km mit einigen Schlussrunden an und ich erwarte erneut ein Attackenfestival.

Gez. Sportfreund Radbert

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.08.2023Kurz vor dem Start riss mein Schaltzug

(rsn) - Die 7. Etappe über 135 Kilometer startete erst am Nachmittag im Zielort von gestern, was bedeutete, dass es den gleichen Transfer gab wie gestern zum Hotel. Ich fuhr die 33 Kilometer zum Ein

26.08.2023Mit Hilfe des Hubschraubers den Vorsprung der Ausreißer erahnt

(rsn) - Der Weg vom Hotel zum Start der 6. Etappe über nur 110 Kilometer war kurz und es ging wie die letzten Tage bereits um 9:15 Uhr los. Leider bogen wir schon nach ein paar Kilometern in dieselb

25.08.2023Meine Rückfahrt mit dem Rad stieß bei vielen auf Unverständnis

(rsn) - Der Tag begann früh, denn es stand zunächst ein dreiviertelstündiger Transfer im Bus zum Start mitten im Nirgendwo an. Die 5. Etappe führte über 160 Kilometer in einer großen Runde mit v

24.08.2023Die Straßen sehr ruppig, die Stimmung im Feld sehr freundlich

(rsn) - Auf der 4. Etappe ging es 150 Kilometer immer nach Westen bis zum Grenzfluss nach Surinam, doch leider gibt es dort keine Brücke und man kann nicht mal eben nach Surinam fahren. Das Profil w

23.08.2023Im Ziel war ich ziemlich angefressen

(rsn) - Etappe Nr. 3 führte über 150 flache Kilometer gespickt mit nur einer Schwierigkeit, der gefürchteten Route de Guatemala. Das war eine knapp 15 km lange schmale Straße durch die Savanne mi

22.08.2023Bei solchen Rennen gehören Zeitfahrräder für alle verboten

(rsn) - Der zweite Tag der Tour de Guyane begann früh, denn am Vormittag stand ein elf Kilometer kurzes Zeitfahren an. Der Weg zum Start war 25 Kilometer lang und ich nutzte ihn zum Warmfahren. Für

22.08.2023Teamkollegen mit Kälteschock und Krämpfen am ganzen Körper

(rsn) - Die 1. Etappe der Tour de Guyane führte über 145 Kilometer in verschiedenen Runden um die Hauptstadt Cayenne. Die Strecke war flach und es wehte ein ordentlicher Wind. Zum Glück fuhren wir

19.08.2023Ich hoffe auf den Memory-Effekt meiner Muskulatur

(rsn) - Bonjour de Cayenne, der Hauptstadt von Französisch-Guyana! Ich befinde mich im Norden Südamerikas an der Atlantikküste zwischen Brasilien und Suriname und trotzdem in Frankreich und der EU.

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Pogacar will auch im WM-Zeitfahren der Beste sein

(rsn) – Tadej Pogacar will bei der Straßen-WM in Ruanda nicht nur seinen Titel im Straßenrennen verteidigen, sondern auch im Zeitfahren das Regenbogentrikot holen. Um gegen den zweimaligen Weltmei

18.09.2025Magnier jubelt in der Slowakei erneut - diesmal in Gelb

(rsn) – Der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch die 2. Etappe der 69. Slowakei-Rundfahrt (2.1) für sich entschieden. Der Auftaktsieger ließ über 169,4 Kilometer von Svidnik nac

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

17.09.2025Grégoire bezwingt im Bergaufsprint van den Berg und Hirschi

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat seine bestechende Herbstform auch zum Auftakt der 85. Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der 22-jährige Franzose,

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)