Müllers Guyana-Tagebuch

Meine Rückfahrt mit dem Rad stieß bei vielen auf Unverständnis

Von Robert Müller

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Robert Müller bei der Tour de Guyana | Foto: privat

25.08.2023  |  (rsn) - Der Tag begann früh, denn es stand zunächst ein dreiviertelstündiger Transfer im Bus zum Start mitten im Nirgendwo an. Die 5. Etappe führte über 160 Kilometer in einer großen Runde mit vielen Wellen und kurzen Anstiegen. Nach dem ersten Zwischensprint ging ich ein paar Attacken mit, doch es erschien mir aussichtslos, den Sprung in die Gruppe des Tages zu schaffen, da es eine Attacke nach der anderen gab und ewig keine Gruppe ging.

Irgendwann stand endlich eine Gruppe und ich nutzte einen kurzen Moment der Ruhe im Feld, um Flaschen zu holen, was diesmal sehr schnell und reibungslos klappte. Dann folgten zahllose Wellen und kurze Anstiege und es wurde wieder attackiert, was das Zeug hielt, so, als würde es noch keine Gruppe geben. Wenn ich von hinten mit Schwung in die Wellen fuhr, kam ich ganz gut drüber, aber wenn ich zu weit vorne war oder es sich staute, war es sehr zäh, über die Kuppen zu drücken.

Wie schon bei der Vuelta Ciclista del Uruguay machten mir die Hügelsprints ordentlich zu schaffen, da ich durch die vielen Ultracycling-Rennen viel von meiner ehemaligen Spritzigkeit verloren habe. Als es ins Finale ging, beteiligten sich meine Teamkollegen an der Nachführarbeit und die Gruppe wurde kurz vorm Ziel eingeholt. Es kam dann noch zu einem Sturz und der Träger des Gelben Trikots vom Team aus Guadeloupe gewann den Massensprint. Ich kam unbeschadet im hinteren Teil des Feldes an.

Mittagessen gab es im Zielort in einer Kantine an einem Fluss. Es gibt fast immer Nudeln und Reis mit Hühnchen und Fisch, meistens Linsen und Salat und zum Nachtisch Joghurt, Melone und Ananas und manchmal Kuchen. Ich finde das Essen gut und ausreichend, aber ich meide Salat und Fisch wegen der Gefahr von Magenproblemen. Über die haben heute einige Teams geklagt und bei manchen hatten sogar alle Fahrer Magen-Darm-Beschwerden.

Nach dem Essen gab es einen 40 Kilometer langen Transfer zum Hotel und statt den Bus zu nehmen, fuhr ich mit dem Rad, was einige Fahrer und Betreuer, die es mitbekommen hatten, gar nicht verstehen konnten. Aber ich hatte Rückenwind und war eher im Hotel als meine Teamkollegen, die den Bus genommen hatten. Beim Duschen wusch ich wie jeden Tag gleich meine Hose und mein Trikot mit aus, denn darum muss sich jeder Fahrer selbst kümmern.

Im Hotel schauen wir abends manchmal die Zusammenfassung der Etappe mit Analysen im TV, auch wenn wir nichts verstehen. Die Übertragung der Rundfahrt ist überraschend gut und aufwändig, es gibt sogar einen Hubschrauber, der uns jeden Tag ab der Hälfte der Etappe begleitet, und mehrere Kameramotorräder. Außerdem gibt es viele Interviews, Hintergrundberichte und eine Expertenrunde, die alles detailliert analysiert.

Gez. Sportfreund Radbert

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