Pidcock, Powless & Co. nur Außenseiter

Pogacar vor Amstel Gold Race “immer noch hungrig“

Von Sebastian Lindner

Foto zu dem Text "Pogacar vor Amstel Gold Race “immer noch hungrig“"
Der Sieg beim 57. Amstel Gold Race geht nur über Tadej Pogacar (UAE Team Emirates). | Foto: Cor Vos

15.04.2023  |  (rsn) – Wie immer, wenn es dieser Tage in irgendeiner Form bergauf geht, steht ein Name ganz oben auf der Favoritenliste: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die Andalusien-Rundfahrt und Paris-Nizza mit dominanten Auftritten für sich entschieden, zuletzt auch die Flandern-Rundfahrt. Somit geht er auch als Favorit in die Ardennenwoche, die er mit dem Amstel Gold Race, dem Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich (jeweils 1. UWT) erstmals komplett bestreiten will.

Die Frage, wer ihn davon abhalten könnte, den 253,6 Kilometer langen Ardennenauftakt am Sonntag zwischen Maastricht und Berg en Terblijt für sich zu entscheiden, ist umso schwerer zu beantworten, als seine größten Konkurrenten allesamt nicht am Start stehen werden. Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) und Wout van Aert (Jumbo – Visma), Sieger von 2021, steigen erst zur Tour de Suisse Mitte Juni wieder ins Renngeschehen ein.

Und auch der Rest der überstarken Jumbo-Garde des Frühlings kommt nicht. Primoz Roglic zieht sich nach beeindruckenden Siegen bei Tirreno-Adriatico und der Katalonien-Rundfahrt wieder aus dem Renngeschehen zurück, um sich auf den Giro d'Italia vorzubereiten. Und Jonas Vingegaard scheint ohnehin nicht allzu viel von Eintagesrennen zu halten. Seine Auftritte in den Ardennen im letzten Jahr beim Flèche und in Lüttich beendete er vorzeitig.

Pogacar: “Die gute Form ist nicht verschwunden“

Pogacar hingegen freut sich auf die mit dem Amstel beginnende Ardennenwoche, wie er gegenüber Wielerflits verriet. “Ich bin sehr gespannt darauf. Es wird nicht einfach sein, dieses Rennen zu gewinnen. Aber wir starten mit Ambitionen. Ich will auf jeden Fall den Fokus bis Lüttich-Bastogne-Lüttich beibehalten."

Trotz aller Tiefstapelei ist der 24-Jährige der Mann, den es zu schlagen gilt. Am Freitag erkundete er mit dem Team die finalen Kilometer des Rennens, den Cauberg und den Bemelerberg fuhr die Mannschaft zweimal - um auch seinen vielleicht einzigen Nachteil, die geringere Streckenkenntnis, auszumerzen. Erst einmal war der Slowene beim Amstel Race am Start. Das war 2019, bis ins Ziel schaffte er es damals nicht. “Ich kenne nicht die Namen all dieser Hügel, es sind so viele“, erzählte Pogacar der niederländischen Rundfunkanstalt NOS. “Es ist kompliziert, viel links und rechts, viel hoch und runter. Und es ist lang und unvorhersagbar.“

Und dann sagte er noch einen Satz, der den Konkurrenten Sorgen bereiten dürfte: “Der Hunger ist immer noch da. Ich habe in Monaco“ – dort lebt er seit 2019 – “gut trainiert und habe das Gefühl, dass die Fitness der letzten Wochen noch nicht verschwunden ist.“

Pidcock mit Edelhelfer Kwiatkowski nicht chancenlos

Am ehesten könnte Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) in einem unfallfreien Rennen Pogacar noch gefährlich werden. 2021 schaffte er es hinter van Aert und vor Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) in einem Dreiersprint immerhin schon auf Platz zwei, wobei er sich dem Belgier erst nach Foto-Finish geschlagen geben musste. Der Strade-Bianche-Sieger dieses Jahres startete ebenfalls ordentlich in die Saison, wurde aber bei Tirreno-Adriatico nach einem Sturz und einer Gehirnerschütterung, die ihm Mailand-Sanremo und eine ordentliche Flandern-Rundfahrt (nur Platz 52) kostete, etwas aus dem Plan gerissen.

Gegenüber Het Laatste Nieuws zeigte sich sein Trainer Kurt Bogaerts dennoch zuversichtlich. “Wir hoffen, dass er drei Finals (Amstel, Flèche, Lüttich) fahren kann. Gewinnen? Auch das sollte möglich sein.“ Denn einen großen Vorteil hat Pidcock. Mit Michal Kwiatkowski hat der Brite einen Helfer der edelsten Sorte an seiner Seite. Der Pole ist nicht nur Amstel-Titelträger, sondern gewann schon  2015 das Rennen. Zwei Jahre später landete er auf dem zweiten Rang hinter Philippe Gilbert, der mit vier Siegen hinter Jan Raas (5) die zweitmeisten Erfolge beim Amstel Race feiern konnte.

Der 32-jährige Kwiatkowski selbst zählt zu den lediglich sieben Fahrern, die das Rennen mehr als einmal gewinnen konnten und ist als einziger Aktiver davon zu denjenigen Fahrern zu zählen, die sich abseits von Pogacar und seines Kapitäns ein paar Außenseiterchancen ausrechnen können – selbst wenn seine bisherige Saison noch nicht optimal lief. Zuletzt etwa stürzte Kwiatkowski bei Gent-Wevelgem und verletzte sich dabei am Kopf.

Powless führt Liste der aussichtsreichen Außenseiter an

Angeführt wird die lange Außenseiterliste von Neilson Powless (EF Education – EasyPost). Der 26-Jährige US-Amerikaner zählt hinter den ganz großen Namen in diesem Frühjahr zu den erfolgreichsten Fahrern. Nach Siegen beim GP la Marseillaise und dem Étoile de Bessèges beendete er mit Paris-Nizza (6.), Mailand Sanremo (7.), Dwars door Vlaanderen (3.) und der Flandern-Rundfahrt (5.) alle seine WorldTour-Rennen in den Top 10.

Mit Benoit Cosnefroy (AG2R Citroen), der im Vorjahr Kwiatkowski im Millimeter-Krimi unterlag, und Tiesj Benoot (Jumbo – Visma) sind auch der Zweite und Dritte des Vorjahres zu den Fahrern zu zählen, die auf jeden Fall ums Podest mitkämpfen können.

Das gilt auch für Bora-hansgrohe-Kapitän Sergio Higuita, der bei der Baskenland-Rundfahrt auf vergleichbarem Terrain eines Tagessieg feierte sowie die dort ebenfalls in der Gesamtwertung starken Mauro Schmid, der in Abwesenheit von Julian Alaphilippe die Klassikerkampagne von Soudal – Quick-Step retten soll, Mattias Skjelmose (Trek – Segafredo) und die nach Cosnefroy zweite Hoffnung der Franzosen, David Gaudu (Groupama – FDJ).

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.04.2023Jumbo verblasst, Vollering dominiert und Evenepoel rettet das Frühjahr

(rsn) – Mit den Ardennenklassikern standen in der vergangenen Woche die letzten drei großen Eintagesrennen des Frühjahrs auf dem Programm, bevor sich der Fokus der Radsportwelt auf die Rundfahrten

17.04.2023Bora - hansgrohe fehlte am Cauberg der Renninstinkt

(rsn) – Zwar wartet Jai Hindley (Bora – hansgrohe) nach seinem Triumph beim letztjährigen Giro d´Italia auf einen weiteren Sieg. Zuletzt zeigte der Australier als Gesamtachter der Katalonien-Ru

17.04.2023Nach dem Amstel-Sieg greift Pogacar Ardennen-Triple an

(rsn) - Wie einst "Kannibale“ Eddy Merckx sammelt Tadej Pogacar (UAE Emirates) einen Sieg nach dem anderen ein. Das Amstel Gold Race war schon sein 11. Triumph in dieser noch jungen Saison. Damit i

16.04.2023Pidcock: “Als Pogacar am Keutenberg angriff, hieß es tschüss“

(rsn) - Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) seine Siegesserie in dieser Saison fortgesetzt. Der Slowene gewann mit einem Solo über 28,5 Kilometer das 57. A

16.04.2023Highlight-Video des 57. Amstel Gold Race

(rsn) – Nach seinem triumphalen Auftritt bei der Flandern-Rundfahrt (1.UWT) hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch beim 57. Amstel Gold Race (1.UWT) die Konkurrenten in den Schatten gestellt. Na

16.04.2023Pogacar stürmt mit van der Poels Tipp zum Amstel-Triumph

(rsn) – Seine Auftritte werden immer dominanter: Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat keinen Zweifel daran gelassen, dass nur er die 57. Auflage des Amstel Gold Race gewinnen konnte. Am Keutenberg

16.04.2023Bora will Schachmann in kleinen Schritten zur Bestform bringen

(rsn) – Fast genau 22 Monate ist es her, dass Maximilian Schachmann zuletzt in einem Radrennen jubeln konnte: Im Juni 2021 sicherte sich der Bora-hansgrohe-Profi in Stuttgart im Straßenrennen der D

16.04.2023Cosnefroy: “Ich habe noch eine kleine Rechnung offen“

(rsn) – Die Ardennenwoche bildet auch in diesem Jahr wieder den Abschluss der Klassikerkampagne. Den Auftakt zur Trilogie macht in den Niederlanden die 57. Ausgabe des Amstel Gold Race. Wir haben vo

16.04.2023Alle Aufgebote der 49 Teams für das Amstel Gold Race

(rsn) – Wie in jedem Jahr, so läutet auch diesmal das Amstel Gold Race (1.UWT) die Ardennenwoche ein, in deren Verlauf noch der Flèche Wallonne (19. April / 1.UWT) und Lüttich-Bastogne-Lüttich (

16.04.2023Männer nur zweimal am Cauberg, Frauen auf längerer Strecke

(rsn) – Mit dem Amstel Gold Race (16. April / 1.UWT) wird am Sonntag wieder die sogenannte Ardennenwoche eröffnet, die am 19. April mit dem Flèche Wallonne (1.UWT) fortgesetzt wird und am 23. Apri

16.04.2023Zimmermann: “Amstel-Hügel erinnern mich an meine Heimat“

(rsn) – In seiner vierten Saison als Radprofi wird Georg Zimmermann (Intermarché – Circus – Wanty) erstmals die komplette Ardennenwoche bestreiten. Nachdem er 2020 als Neoprofi die wegen der Co

16.04.2023Heiduk: “Wir wollen wieder das Bier mit nach Hause nehmen“

(rsn) - Am Mittwoch beim Pfeil von Brabant (1.Pro) konnte Kim Heiduk (Ineos Grenadiers) seine freie Rolle nutzen und mit Rang zehn ein sehr gutes Ergebnis erzielen. Beim Amstel Gold Race (1.UWT) am S

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

03.07.2025Van der Poel sieht Chancen für eine erfolgreiche Tour

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gehört einmal mehr zu den Top-Stars, die bei der Tour de France an den Start gehen. Wirklich in Erscheinung treten konnte er in den letzten dre

03.07.2025Arndt hofft nach Wirbelbruch auf Comeback noch 2025

(rsn) – Nikias Arndt (Bahrain Victorious) wird am Samstag in Lille zwar nicht am Start der Tour de France stehen, doch einige Tage vor der Frankreich-Rundfahrt gibt es dennoch gute Neuigkeiten vom 3

03.07.2025Auch bei der 112. Tour wird die 3-Kilometer-Regel ausgeweitet

(rsn) - Die ASO wird auch bei der kommenden Tour de France die 3-Kilometer-Regel auf weitere ausgewählte Etappen ausdehnen. Dann werden die Fahrer bereits vier oder sogar fünf Kilometer vor dem Ziel

03.07.2025Neue GPS-Technologie wird auch bei Rad-WM in Ruanda eingesetzt

(rsn) – Nachdem sich erst wieder kürzlich einige Radprofis zu mangelnden Sicherheitsvorkehrungen beim erstmals ausgetragenen Copenhagen Sprint (1.UWT/1.WWT) kritisch geäußert hatten, dürfte eine

03.07.2025Tudor erweitert Partner-Portfolio prominent

(rsn) - Mit der Kreuzfahrtreederei MSC Cruises, einem der weltweit größten Anbieter für Vergnügungsreisen auf dem Meer, steigt kurz vor dem Start der Tour de France ein weiterer potenter Geldgeber

03.07.2025Das Grüne Trikot der Tour de France

(rsn) – Was haben der Reifenhersteller Michelin, der Anbieter von Pferdewetten PMU, Mineralölkonzern BP oder Autohersteller Skoda gemeinsam? All die international tätigen Konzerne waren (oder sind

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)