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13.05.2022 | (rsn) – Zweimal kratzte Koen Bouwman (Jumbo – Visma) in seiner Karriere schon an einem Tagessieg beim Giro d’Italia, doch beide Male endete der Traum vorzeitig. Damals waren es die späteren Gesamtsieger, die den niederländischen Ausreißer noch abfingen und den Etappenerfolg verhinderten. Doch im Leben heißt es immer, aller guten Dinge sind drei und so versuchte es Bouwman erneut und landete auf der 7. Etappe der diesjährigen Italien-Rundfahrt seinen ersten GrandTour-Erfolg, den er auch mithilfe seines Teamkollegen Tom Dumoulin feiern konnte.
2018 schien er als letzter früher Ausreißer am Montevergine di Mercogliano dem Etappensieg entgegenzufahren. Doch eine Attacke von Richard Carapaz (damals Movistar) machte den Traum des Niederländers auf dem letzten Kilometer noch zunichte. Letzte Saison war Bouwman auf der 9. Etappe nach Campo Felice unter dem Teufelslappen mit Geoffrey Bouchard (AG2R Citroën) vor der Favoritengruppe unterwegs. Die beiden Ausreißer schienen den Tagessieg unter sich auszumachen, doch dann schoss 300 Meter vor dem Ziel Egan Bernal (Ineos Grenadiers) an ihm vorbei – “wie eine Rakete“, wie Bouwman, später in einem Interview beschrieb.
___STEADY_PAYWALL___Dumoulin verhalf seinem Teamkollegen uneigennützig zum Sieg. | Foto: Cor Vos
Doch an diese Szenen hatte er auf dem Weg nach Potenza nie gedacht, erzählte Bouwman auf der Pressekonferenz. “Beim dritten Mal hat es endlich geklappt. Ich bin sprachlos und unheimlich glücklich, eine Etappe bei einer Grand Tour gewonnen zu haben“, freute sich der Gelderländer, der sich im Sprint der noch vier verbliebenen Ausreißer gegen Bauke Mollema (Trek – Segafredo) und Davide Formolo (UAE Tour Emirates) durchsetzte.
Schon bei den Bergwertungen zeigte Bouwman, dass er der explosivste der Ausreißer war. “Ich habe ziemlich schnelle Beine, also bin ich auch um die Bergpunkte gesprintet. Das hat nicht zu viel Kraft gekostet“, sagte der Allrounder, der Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) an der Spitze des Bergklassements ablöste und nun 25 Punkte vor dem Deutschen liegt. “Das Blaue Trikot ist ein toller Bonus. Morgen im Bergtrikot zu fahren ist das Sahnehäubchen.“
Bouwman feierte seinen ersten Etappenerfolg bei einer GrandTour...| Foto: Cor Vos
Neuausrichtung nach Ätna-Debakel
Immer an seiner Seite auf der Etappe fuhr Dumoulin, der eher aus Versehen in der Gruppe des Tages gelandet war. “Eigentlich wollte Tom beim Entstehen der Gruppe nur das Feld hinter uns abstoppen, aber als zwei Fahrer zu mir nach vorn sprangen, ging er mit“, blickte Bouwman zurück. Ursprünglich war Dumoulin bei den Niederländern als Mann für die Gesamtwertung vorhergesehen, doch am Ätna musste er bereits alle Hoffnungen begraben.
“Er musste sich neu orientieren, denn das Klassement hat er verloren. Die Ätna-Etappe war eine große Enttäuschung für uns. Aber niemand im Team lässt den Kopf hängen. Das tolle einer Grand Tour ist, dass es noch 15 oder 16 weitere Etappen gibt“, so Bouwman. Diese Philosophie setzte Jumbo – Visma am Freitag perfekt in die Tat um, denn zwei von sieben Fahrern der Spitzengruppe trugen das gelb-schwarze Trikot der WorldTour-Formation. “Es ist schön zu sehen, dass Tom im Kopf schon auf eine neue Taktik umgestellt hat. Wir werden ihn bestimmt noch öfter sehen“, kündigte der Etappensieger an.
... Im Ziel konnte er seinen Erfolg kaum glauben. | Foto: Cor Vos
Hobbyfischer angelte sich den Tagessieg
Im Verlauf der schweren Etappe wurde die Ausreißergruppe immer kleiner, bis die stärksten vier Fahrer sich vorne formierten. 30 Kilometer vor dem Ziel hatte Bouwman an der La Sellata (3.Kat.) Probleme. Er musste seine drei Begleiter fahren lassen, als die sich aber nicht einig wurden, konnte er kurz vor der Bergwertung wieder zur Spitze aufschließen - und mit seiner Explosivität auch gleich die maximalen Bergpunkte gewinnen.
Bis dahin schien Jumbo für Dumoulin zu fahren, doch nach dieser letzten Bergwertung wurde die Taktik geändert. Der Giro-Sieger von 2017 leistete nun den Hauptteil der Arbeit und wurde bei mehreren Attacken Mollemas an einem Anstieg acht Kilometer vor dem Ziel abgehängt. Doch auch der Limburger kehrte wieder zurück. “Als Tom auf den letzten Kilometern wieder rankam habe ich ihn gebeten, voll für mich zu fahren“, beschrieb Bouwman die Teamtaktik. Auch eine Anglermetapher hatte der Hobbyfischer noch parat. “Wenn ich zu Hause bin und nicht trainiere, bin ich gern am Fluss oder See. Tom und ich waren zu zweit in einer Vierergruppe – dann war es relativ leicht den Sieg einzufangen."
Bouwman bedankte sich überschwänglich bei Dumoulin. | Foto: Cor Vos
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