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06.05.2022 | (rsn) – Wie angekündigt mit gleich drei Kapitänen startet Bora – hansgrohe am Freitag in den 105. Giro d’Italia. Jai Hindley und Wilco Kelderman landeten als Sunweb-Teamkollegen bereits 2020 auf dem Podium der Italien-Rundfahrt, Emanuel Buchmann schied 2021 als Gesamtsechster nach einem Sturz auf der 15. Etappe aus. Auf dem Papier also ein Dreizack, der zustechen kann. Doch die Vorbereitung auf die Italien-Rundfahrt verlief für das Trio sehr holprig, wie auf der Pressekonferenz am Vorabend des Grande Partenze nochmals deutlich wurde.
Der 31-jährige Kelderman geht in Budapest mit 14 Renntagen an den Start, Spitzenergebnisse waren bisher Fehlanzeige. Zudem musste der Niederländer zuletzt Lüttich-Bastogne-Lüttich nach einem Sturz aufgeben. “Das war nicht ideal so kurz vor dem Giro. Mein Knie ist noch nicht ganz okay, aber das Gefühl auf dem Rad ist gut“, erzählte Kelderman, der gleich in seiner ersten Bora-Saison Fünfter der Tour de France wurde.
Neuzugang Hindley hat elf Renntage mehr im Sattel verbracht und schien auf einem guten Weg. “Die Saison hatte nicht so gut begonnen. Seitdem ging es aber immer leicht bergauf. Es ist schön nach einer schweren Saison wieder vorn mitzumischen“, so der Australier, dessen Vorbereitung in letzter Sekunde auch noch einen Rückschlag erlitt. “Nach Lüttich hatte ich eine kleine Virusinfektion, von der ich mich aber gut erholt habe. Wegen der Krankheit weiß ich nicht genau, wo ich stehe“, fügte Hindley an.
Geteilter Druck ist halber Druck
Der 29-jährige Buchmann musste den letzten seiner bisher 22 Renntage vorzeitig beenden. “Ich muss schauen, wie ich nach der Baskenland-Rundfahrt wieder reinkomme. Ich war ziemlich lange krank“, berichtete er. Seit fast einen Monat hat der Tour-de-France-Vierte von 2019 keine Nummer mehr auf dem Rücken getragen. “Ich werde erst im Rennen sehen, wie gut ich wirklich bin. Ich habe auch im Training einige Sachen weggelassen“, sagte Buchmann.
Der 29-Jährige hat seit der Tour de France 2019 keine Rundfahrt unter den besten Zehn beendet - ein Umstand, der den Deutschen Meister von 2015 zurückhaltend werden lässt. “Es wäre schon ein Erfolg für mich, wenn ich endlich ohne Sturz und Krankheit drei Wochen durchkomme. An einer genauen Platzierung will ich das nicht festmachen“, meinte Buchmann.
Von der Konstellation mit gleich drei Klassementfahrern im Aufgebot verspricht sich der gebürtige Ravensburger Vorteile. “Mit vielen Kapitänen hat man viele taktische Möglichkeiten. Wenn ich gut drauf bin, kann ich vorn mitfahren, wenn nicht, kann ich die anderen unterstützen. Das nimmt auch den Druck weg“, erklärte Buchmann und fügte an: “Wir sind drei gleichberechtige Kapitäne. Wir hatten alle unsere Schwierigkeiten in der Vorbereitung. Wir werden nach der ersten Woche sehen, wer wo steht. Im Optimalfall sind wir dann natürlich alle vorn dabei“, benannte er das für sein Team bestmögliche Szenario.
Früher erster Showdown auf Sizilien
Das Klassement des Giro wird nach dem frühen ersten Transfer nach Sizilien dort deutliche Konturen erhalten. Schon die 4. Etappe nämlich führt hinauf zum Ätna, wobei es im Finale über rund 40 Kilometer bergauf geht. "Die erste Woche kann mit den ganzen Reisen knifflig sein. In Sizilien gibt es mit dem Ätna auch gleich eine schwere Etappe“, sagte Hindley. “Beim Ätna kommt es immer sehr darauf an, wo der Wind herkommt. Da ich nicht genau weiß, wo ich stehe, wird das ein echter Test für mich“, fügte Kelderman an.
Für den Fall, dass es bei ihm nicht wie gewünscht laufen sollte, äußerte sich der Rundfahrtspezialist ähnlich wie sein deutscher Teamkollege. “Während einer Rundfahrt kann man die Ziele immer noch ändern und eventuell auf Etappenjagd gehen. Momentan ist das Ziel aber ganz klar die Gesamtwertung.“
Kelderman und Hindley: Der Giro 2020 ist vergessen
Angesprochen auf die Italien-Rundfahrt 2020, als sein damaliger und jetziger Teamkollege Hindley den im Rosa Trikot fahrenden Utrechter auf der 18. Etappe am Stelvio allein zurück gelassen hatte, äußerte sich Kelderman verständnisvoll. “Man muss es auch aus Jais Sicht sehen. Er hatte die Chance, eine Etappe zu gewinnen.“
Das gelang dem 26-Jährigen zwar, aber in der Gesamtwertung wurde Hindley aber dann nur Zweiter hinter Tao Geoghegan Hart (Ineos Grenadiers), der ihm im abschließenden Zeitfahren das Rosa Trikot noch abnahm . “Wenn sich dieses Jahr so etwas entwickeln sollte, sollten wir es aber anders regeln. Meiner Meinung nach haben wir auf der Etappe damals den Giro verloren. Aber Radsport ist kompliziert, hinterher ist es immer einfach zu kritisieren“, befand Kelderman.
Hindley bestätigte, dass der viel diskutierte Zwischenfall von damals heute keine Rolle mehr spiele. “Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu Wilco und es ist schön, wieder ein Teamkollege von ihm zu sein“, erzählte er. “Wir haben nochmal über 2020 geredet, aber das liegt in der Vergangenheit. Wir können es nicht mehr ändern. Wir konzentrieren uns jetzt einfach auf diesen Giro“, schloss er ab.
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