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17.01.2022 | (rsn) – Bora - hansgrohe will in der anstehenden Saison beim Giro d’Italia die Gesamtwertung ins Visier nehmen und dafür bei der Tour de France auf Etappensiege fahren. Das kündigten Teamchef Ralph Denk und der neue Sportdirektor Rolf Aldag am Medientag im Rahmen des Trainingslagers auf Mallorca an.
"Das mittelfristige Szenario ist, dass wir uns in den Grand Tours fürs Gesamtklassement entwickeln“, erzählte Aldag, der von Bahrain Victorious zu den Raublingern wechselte und dort Enrico Poitschke ersetzt, der den entgegengesetzten Weg einschlug. In der vergangenen Saison lieferten Wilco Kelderman als Fünfter der Tour de France und Felix Großschartner als Zehnter der Vuelta a Espana gute Resultate ab, das angestrebte Podium wurde aber erneut verfehlt.
Nun soll das Ziel bei der Italien-Rundfahrt 2022 erreicht werden. “Wir fokussieren uns dieses Jahr diesbezüglich zunächst auf den Giro und nehmen da keinen Sprinter mit“, fuhr Aldag fort. Damit geht Bora - hansgrohe ein kalkuliertes Risiko ein, weil vier der ersten sechs Etappen über flaches Terrain führen. "Mit dieser ersten Woche kann natürlich ohne Sprinter dann auch Druck entstehen, weil wir dort wohl nichts holen werden. Aber die Sponsoren unterstützen das und wir haben die entsprechende Freiheit", fügte der 53-Jährige an.
Buchmann entscheidet sich wieder für den Giro statt für die Tour
Bei seinem Giro-Debüt in der vergangenen Saison hatte Emmanuel Buchmann im vergangenen Jahr großes Pech und musste die Rundfahrt nach einem Sturz auf der 15. Etappe als Gesamtsechster verlassen. Der Tour-Vierte von 2019 wird nun erneut sein Glück in Italien versuchen. “Wir gehen mit hoher Qualität zum Giro – mit Jai Hindley, Wilco Kelderman und Emanuel Buchmann. Das heißt wir können wirklich aggressiv fahren und alles mitgehen", so Aldag zuversichtlich.
Neuzugang Hindley und Kelderman nahmen bereits 2020 gemeinsam im Trikot von DSM erfolgreich an der Italien-Rundfahrt teil. Der Australier wurde damals Zweiter, der Niederländer belegte den dritten Platz. Mittlerweile sind beide bei Bora - hansgrohe wieder vereint.
Anders als beim Giro setzt Bora - hansgrohe in Frankreich in erster Linie auf Sprintsiege, für die Sam Bennett sorgen soll. “Für die Tour wird das Team durchmischter sein, auch mit Raum für Sam“, erläuterte Aldag. Der Ire kehrte nach zwei Jahren bei Deceuninck - Quick-Step, das er im Streit verließ, zu Bora - hansgrohe zurück. Der deutsche Rennstall hatte Bennett von 2014 bis 2019 zum Weltklassesprinter aufgebaut.
Das Tour-Klassement ist maximal für Vlasov ein Thema
Doch der mittlerweile 31-Jährige soll nicht das einzige Eisen im Tour-Feuer sein. “Wir werden auch jemanden wie Aleksandr Vlasov dort haben und wahrscheinlich Maximilian Schachmann, Felix Großschartner und Patrick Konrad", listete Aldag die Namen der Fahrer auf, die für Tageserfolge sorgen sollen, wobei Neuzugang Vlasov auch ein möglicher Kandidat für die Gesamtwertung wäre.
Die wird Paris-Nizza-Sieger Schachmann dagegen nicht ins Visier nehmen. “Das Klassement ist für Max kein Thema. Wir werden ihm auf der einen oder anderen Etappe die Chance geben, wie es mit Nils (Politt) und Patrick ja auch geklappt hat letztes Jahr", sagte Denk mit Blick auf die Etappensieger von Nimes und Saint-Gaudens. Politt steht zudem auch diesmal wieder auf der erweiterten Startliste für die Tour.
Für die letzte Grand Tour im Jahr scheinen die Pläne vorerst bescheidener zu sein. “Sergio Higuita soll das Team bei der Vuelta anführen“, so Aldag, ohne konkreter zu werden. Der Neuzugang von EF Education -Nippo feierte 2019 als damaliger Vierzehnter seine beste Platzierung bei einer dreiwöchigen Rundfahrt. Zudem gewann der Kolumbianer auch eine Etappe der Vuelta.
Auch ohne Sagan will Bora bei den Klassikern angreifen
Aber nicht nur bei den großen Landesrundfahrten, sondern auch bei den Klassikern will Bora – hansgrohe angreifen, obwohl mit Peter Sagan der Kapitän der vergangenen fünf Jahre das Team verlassen hat. "Wenn wir nach San Remo schauen, haben wir mit Sam Bennett einen, der da vielleicht Erfolg einfahren kann“, sagte Denk, dessen Team bei der “Primavera“ zuletzt immer auf Sagan gesetzt hatte. Im Gegensatz zum Slowaken hat Bennett bei seinen bisherigen sechs Teilnahmen noch kein Top-Resultat auf der Via Roma einfahren können.
Auch bei den Kopfsteinpflaster-Klassikern wird sich Sagans Fehlen bemerkbar machen. “Wenn man nach Flandern und Roubaix schaut, dann setzen wir eher auf Nils Politt und Marco Haller“, erzählte Denk. Der Deutsche und der Neuzugang aus Österreich zeigten vergangene Saison starke Leistungen auf dem Kopfsteinpflaster, auch wenn Politt etwa bei Paris-Roubaix seinen zweiten Platz von 2019 nicht bestätigen konnte. Für den auf dem Papier leichtesten belgischen Klassiker baut Denk dagegen wieder auf seinen Sprinter. “In Wevelgem wäre es vielleicht auch wieder etwas für Sam“, befand der 48-Jährige.
Bei den Hügelklassikern kommt für die Kapitänsrolle nur ein Fahrer in Frage: “In den Ardennen fahren wir sicher für Max Schachmann“, betonte Denk. So ist die Mannschaft für die Eintagesrennen des Frühjahrs breit aufgestellt, wird es aber gegen die Top-Stars schwer haben. “Die Klassiker muss man schon etwas differenziert sehen. Wir haben keinen Wout Van Aert oder Mathieu van der Poel, aber wir haben ein starkes Team", setzt Denk eher auf mannschaftliche Geschlossenheit.
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