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24.05.2021 | (rsn) - Auf der wegen schlechten Wetters gekürzten 16. Etappe des Giro d’Italia dominierte Egan Bernal (Ineos Grenadiers) seine Konkurrenz. Am Passo Giau zog der Kolumbianer davon und baute seine Führung im Gesamtklassement weiter aus. Romain Bardet (DSM) und Damiano Caruso (Bahrain – Victorious) belegten die nächsten Plätze im Ziel. Auf dem 153 Kilometer langen Tagesabschnitt von Sacile nach Cortina d'Ampezzo wurde die Gesamtwertung erneut ordentlich durcheinandergewirbelt.
Auf den letzten 500 Metern nahm sich Bernal die Zeit und zog seine schwarze Regenjacke aus, um die Ziellinie im Rosa Trikot zu überqueren. Damit wollte der 24-jährige ein Zeichen setzen. "Wenn man mit dem Maglia Rosa gewinnt, ist das ein besonderer Erfolg. Man gewinnt nicht alle Tage eine Etappe im Giro mit dem Führungstrikot. Deshalb und aus Respekt vor dem Trikot, wollte ich es zeigen", erklärte der 24-Jährige seine Geste.
Nicht nur sein Jubel, sondern auch seine Fahrweise hatte Signalwirkung. "Ich wollte etwas Besonderes machen und zeigen, dass ich zurück im Spiel bin. Das Team hat an mich geglaubt und ich bin einfach gefahren", meinte er im Siegerinterview. Nach seinem Tour-Sieg vor zwei Jahren hatte der Kolumbianer in der letzten Saison mit Rückenproblemen zu kämpfen. Mit seinem zweiten Etappensieg bei diesem Giro bewies Bernal, dass er wieder zu den besten Rundfahrern der Welt gehört.
Dabei mussten Bernal und seine Konkurrenten den widrigen Bedingungen in den Dolomiten trotzen. Starker Regen und Temperaturen nahe von null Grad zwangen die Giro-Verantwortlichen, zwei Pässe aus dem Programm zu nehmen und die Etappe auf 153 Kilometer zu verkürzen. Trotzdem war der Tagesabschnitt ein Herausforderung für alle Fahrer. "Es war hart. Aber wenn das Rennen hart ist, muss man auch im Kopf hart sein. Es war ein Tag zum Leiden, aber wir haben es geschafft", beschrieb Bernal den Tag.
Nicht alle Fahrer verkrafteten die Bedingungen so gut wie Bernal. Remco Evenepoel (Deceuninck – Quickstep) fiel schon früh zurück und spielt im Gesamtklassement keine Rolle mehr. Der bisher zweitplatzierte Simon Yates (Bike Exchange) kassierte 2:37 Minuten Rückstand. Davon profitierte Caruso, der auf den zweiten Rang des Gesamtklassements sprang. Hugh Carthy (Education – First Nippo) rückte auf den dritten Rang vor.
Einen starken Eindruck hinterließ neben Caruso auch Romain Bardet, der sich mit seiner Leistung in der Gesamtwertung zurückmeldete. "Ich habe mich großartig gefühlt. Das Tempo am Anstieg war hoch. Als Bernal wegfuhr, konnte ich ihm nicht folgen. Danach habe ich entschieden, mein eigenes Tempo zu fahren. Ich war die ganze Zeit zehn Sekunden hinter Caruso und habe ihn dann auf der Abfahrt eingeholt", kommentierte der Franzose das Rennen.
Geoffrey Bouchard (AG2R) konnte weitere Bergpunkte sammeln, wird aber im Bergklassement von Bernal verfolgt, der sich die Cima Coppi am Passo Giao sicherte, die einzige Wertung der Hors Categorie beim Giro. Peter Sagan (Bora – hansgrohe) verteidigte sein Maglia Ciclamino heute ohne Probleme. Bernal führt neben der Gesamtwertung auch die Nachwuchswertung an.
So lief das Rennen:
Am ersten Anstieg des Tages bildete sich eine 24 Fahrer große Spitzengruppe, in der unter anderem Felix Großschartner (Bora – hansgrohe) und Bouchard vertreten waren. Der Franzose sicherte sich die 40 Bergpunkte an der ersten Bergwertung. Auf der anschließenden Abfahrt konnten sich Joao Almeida (Deceuninck – Quick-Step), Antonio Pedrero (Movistar), Gorka Izagirre (Astana – Premier Tech), Davide Formolo (UAE Team Emirates), Amanuel Ghebreigzabhier und Vincenzo Nibali (Trek – Segafredo) von ihren Begleitern lösen.
Das Sextett baute seinen Vorsprung auf das von Ineos Grenadiers angeführte Feld auf maximal 5:45 Minuten aus, während die große Verfolgergruppe um Großschartner beständig Zeit verlor und knapp 50 Kilometer vor dem Ziel vom Feld gestellt wurde. Die erste Sprintwertung wurde von Izagirre gewonnen, die zweite Sprintwertung ging an Ghebreigzabhier. An der darauffolgenden unkategorisierten Steigung vor Beginn des Passo Giau fiel Ghebreigzabhier zurück, der viel Arbeit für seinen Kapitän Nibali erledigt hatte.
An der gleichen Stelle verschärfte Education First – Nippo das Tempo im Feld. Evenepoel fiel hier wie viele andere Fahrer aus dem Peloton zurück. Die Spitzengruppe rettete nur eine Minute Vorsprung in den Start des Passo Giau hinein. Zunächst distanzierte Formolo seine Begleiter, bevor wenige Kilometer später Pedrero die Führung übernahm. Bei den Favoriten hatten Aleksandr Vlasov (Astana – Premier Tech) durch einen Defekt und Yates aufgrund schlechter Beine schon früh den Anschluss verloren.
Zur Hälfte des Anstieges ging Bernal in die Offensive und sprengte die Favoritengruppe. Er überholte Pedrero und übernahm die Führung des Rennens. Hinter ihm waren Caruso und Bardet die ersten Verfolger. Ciccone, Carthy und Almeida bildeten die nächste Verfolgergruppe. In dieser Reihenfolge überwanden die Fahrer den Passo Giau und stürzten sich in die Abfahrt Richtung Cortina d’Ampezzo. Bernal konnte seinen Vorsprung letztlich souverän ins Ziel bringen.
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