Vorschau 31. Giro d´Italia der Frauen

Der Sieg geht nur über van Vleuten oder eine goldene Angriffstaktik

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Der Sieg geht nur über van Vleuten oder eine goldene Angriffstaktik"
Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) gewann 2018 und 2019 den Giro d´Italia der Frauen. | Foto: Cor Vos

09.09.2020  |  (rsn) - Üblicherweise parallel zur ersten Woche der Tour de France der Männer, diesmal parallel zur Schlusswoche: Am Freitag beginnt im toskanischen Grosseto der Giro d'Italia der Frauen. Und nachdem die wichtigste und längste Rundfahrt im Rennkalender in den vergangenen Jahren stets in Norditalien entschieden wurde, werden die Alpen diesmal ganz außen vor gelassen.

Der Giro beginnt in der Toskana und endet nach neun Tagen in Apulien. Doch auch ohne Hochgebirge wird fast jeden Tag geklettert, so dass sich an der Verteilung der Favoritenrolle wenig ändert: Der Gesamtsieg geht nur über Weltmeisterin Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott), die das Maglia Rosa zum dritten Mal in Folge erobern möchte. 

Die einzige Chance der Konkurrenz scheint zu sein, mit zahlreichen Attacken Gruppen zu kreieren, in die van Vleuten ihre Teamkolleginnen Amanda Spratt oder Lucy Kennedy mitschickt und dann auf das Durchkommen dieser Gruppen zu hoffen. Taktik wird auf dem Kurs von 2020 wichtiger sein als in den vergangenen Jahren.

"Die Strecke ist nicht so schwer, wie letztes Jahr, weil es nicht so viele lange Schlussanstiege gibt. Aber trotzdem warten genug Bergetappen", erklärte van Vleuten mit Blick auf das Giro-Profil. "Schon nach dem Teamzeitfahren kommen ein paar harte Tage hintereinander. Ich freue mich wirklich darauf!"

Wie verhält sich Mitchelton - Scott in Sachen Taktik?

Van Vleuten gewann nach ihrem WM-Titel in Harrogate vor einem Jahr ihre ersten fünf Rennen im Regenbogentrikot allesamt, wurde dann aber am 22. August bei den Niederländischen Meisterschaften von Anna van der Breggen (Boels - Dolmans) bezwungen - ihrer Vorgängerin als Weltmeisterin und auch als Giro-Siegerin.

In der niederländischen Region Drenthe profitierte van der Breggen dabei von einem taktischen Vorteil, weil sie Teamkolleginnen bei sich hatte, während van Vleuten auf sich allein gestellt war. Das wird beim Giro nicht der Fall sein - im Gegenteil: Van Vleuten weiß mit Spratt die Vorjahresdritte an ihrer Seite.

Allerdings wäre das für ihr Team auch eine taktische Variante, die am Ende den dritten van Vleuten-Sieg verhindern könnte, wenn nämlich Spratt die richtige Gruppe erwischen sollte. Fraglich ist, ob es eine Rolle spielen könnte, dass die Niederländerin unlängst bekanntgegeben hat, am Jahresende zu Movistar zu wechseln, während die Australierin Spratt ihren Vertrag verlängerte.

Kein Zeitfahren, aber trotzdem ist van Vleuten klare Top-Favoritin

Fehlen wird van Vleuten neben richtig langen Alpenpässen auch ein Einzelzeitfahren, wo sie in der Vergangenheit einen ordentlichen Teil ihres großen Vorsprungs in der Gesamtwertung herausgefahren hatte. Dennoch war die 37-Jährige zuletzt so dominant, dass alles andere als ein dritter Giro-Sieg  eine Überraschung wäre.

Dennoch werden neben der Vorjahreszweiten van der Breggen auch zahlreiche weitere Frauen versuchen, der Titelverteidigerin auf den Zahn zu fühlen. Die Spanierin Mavi Garcia (Alé BTC Ljubljana) hat in dieser Saison schon mehrfach gezeigt, dass man sie beachten sollte. CCC - Liv bietet Ashleigh Moolman-Pasio, Marianne Vos und Soraya Paladin auf, Canyon - SRAM reist mit Kasia Niewiadoma als Speerspitze fürs Klassement an und auch Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) steht nach ihrem Sieg beim Giro Emilia bereit.

Trek - Segafredo bietet Elisa Longo Borghini und Ruth Winder auf, während bei Sunweb die deutsche Hoffnung fürs Gesamtklassement startet: Liane Lippert. Die zweite starke Klettererin aus Deutschland, Clara Koppenburg (Equipe Paule Ka), musste wegen einer Entzündung im Fuß ihren Start kurzfristig absagen, so dass Leah Thomas den Schweizer Rennstall anführen wird.

Keine einzige echte Flachetappe

Auf Etappenjagd werden dagegen wohl Lisa Klein (Canyon - SRAM) und Lisa Brennauer (Ceratizit - WNT) gehen, die es trotz des bergigen Kurses mit einigen endschnellen Fahrerinnen zu tun bekommen werden - unter anderem Jolien D'Hoore und Amy Pieters (Boels - Dolmans), Vos, Lotte Kopecky (Lotto Soudal), Emma Norsgaard (Equipe Paule Ka), Coryn Rivera (Sunweb) und die zuletzt bei La Course und in Plouay erfolgreiche Lizzie Deignan (Trek - Segafredo) sowie Brennauers Teamkollegin Kirsten Wild (Ceratizit - WNT).

Die Frage ist nur, auf wie vielen Etappen es die Sprinterinnen es mit den Ersten über die Berge zum Ziel schaffen werden. Denn bis auf das 16 Kilometer lange Mannschaftszeitfahren von Grosseto zum Auftakt ist keine der neun Etappen flach. Einzig die Teilstücke 5 und 6 enden nicht bergig oder hügelig. "Es geht eigentlich jeden Tag durch irgendeine kleine, typisch italienische Ortschaft nochmal auf enger Straße berghoch", fasste Canyon - SRAMs Sportlicher Leiter Rolf Aldag beispielsweise die Etappen 2, 3 und 4 gegenüber radsport-news.com zusammen.

Ziel des deutschen Rennstalls ist es, zum Auftakt das Teamzeitfahren zu gewinnen und so das Rosa Trikot zu erobern, um es dann möglichst lange zu halten. Die meisten Teams werden aber ohnehin jeden Tag in die Offensive gehen müssen, wozu der Parcours auch einlädt, so dass eine sehr kraftraubende und actionreiche Rundfahrt bevorsteht.

Zur Startliste

Die Etappen auf einen Blick:
1. Etappe, 11.9.: Grosseto - Grosseto (16 km, MZF)
2. Etappe, 12.9.: Paganico - Arcidosso (124,8 km)
3. Etappe, 13.9.: Santa Fiora - Assisi (142,2 km)
4. Etappe, 14.9.: Assisi - Tivoli (170,3 km)
5. Etappe, 15.9.: Terracina - Terracina (110,3 km)
6. Etappe, 16.9.: Torre del Greco - Nola (97,5 km)
7. Etappe, 17.9.: Nola - Maddaloni (112,5 km)
8. Etappe, 18.9.: Castelnuovo dell Daunia - San Marco La Catola (91,4 km)
9. Etappe, 19.9.: Motta Montecorvino - Motta Montecorvino (109,8 km)

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

23.12.2025Fouquenet feiert in Heusden-Zolder ihren bisher größten Sieg

(rsn) – Erstmals in ihrer Karriere hat Amandine Fouquenet (Arkéa – B&B Hotels) ein Rennen einer der drei großen Crosserien gewonnen. Bei der Superprestige in Heusden-Zolder kam die Französin a

23.12.2025Manche Dinge “stimmten voll zufrieden, manche halt gar nicht“

(rsn) – Seit Jahren gehört Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) zu den Aushängeschildern des österreichischen Radsports. Sie sorgt für Topergebnisse in der WorldTour, aber auch im Trik

22.12.2025Brand holt sich in Hofstade auch das vierte X2O-Rennen

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) baut ihre Serien weiter aus. Bei der X2O Badkamers Trofee in Hofstade gewann die Niederländerin zum neunten Mal in Folge, was gleichzeitig ihr 56. Podi

21.12.2025Brand holt mit Machtdemonstration ersten Sieg in Koksijde

(rsn) – Zwei Starts, zwei Siege - mit dieser maximalen Ausbeute beendete Lucinda Brand (Baloise - Glowi Lions) das Weltcup-Wochenende beim sechsten Lauf der Serie in Koksijde. Die Niederländerin k

21.12.2025Cross-Europameister Aerts bald im Charles-Liegeois-Trikot?

(rsn) – Die Fusion zwischen den Straßenteams Lotto und Intermarché – Wanty ist inzwischen unter Dach und Fach, doch als Spätfolge dieses Zusammenschlusses bahnt sich gleich der nächste an. Wie

20.12.2025Dem Women‘s Cycling GP Stuttgart droht das Aus

 (rsn) – Nach nur drei Ausgaben droht dem Women‘s Cycling Grand Prix Stuttgart (1.Pro) bereits das Aus. Wie die Organisatoren von Deutschlands einzigem Profiradrennen für Frauen auf ihrer Websi

20.12.2025“Lactat überall“: In Antwerpen muss Brand bis zum Sprint zittern

(rsn) – Bei der bisher wohl schwersten Ausgabe des Scheldecross hat die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) ihren ersten Sieg in Antwerpen gefeiert. Erst auf der Zielgerade konnt

19.12.2025Van Empel “fehlen Motivation und Freude am Radsport“

(rsn) – Fem van Empel wird zum 1. Januar ihr Team Visma – Lease a Bike verlassen und ihre Profikarriere auf unbestimmte Zeit unterbrechen, wie der niederländische Rennstall in einer Pressemitteil

17.12.2025Die Trikots der Women´s WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) – 14 Rennställe umfasst die Women's WorldTour in der Saison 2026. Doch wie treten diese 14 Mannschaften im neuen Jahr auf? Welche Farben zieren ihre Trikots, welche Art von Designs werden gew

16.12.2025Im zweiten Jahr als Helferin die hohen Ziele nur teilweise erreicht

(rsn) – Nachdem sich ihr erstes Jahr in der WorldTour noch so angefühlt hatte, “als hätte man mich ins kalte Wasser geschmissen“, konnte sich Justyna Czapla in ihrer zweiten Profisaison – um

15.12.2025Ferguson: Zwischen Übertraining, RED-S und Spitzenergebnissen

(rsn) – Besser als Cat Ferguson (Movistar) ist noch kaum eine Junioren-Weltmeisterin im Elite-Peloton angekommen. Die 19-jährige Britin gilt als riesiges Talent, fuhr gleich bei ihrem ersten WorldT

Weitere Radsportnachrichten

24.12.2025Saisonziel erster Profisieg schon früh im Jahr erreicht

(rsn) – Fabio Christen stammt aus einer radsportbegeisterten Familie. Der ältere Bruder von Jan Christen (UAE Emirates – XRG) hat bei Q36.5 Pro Cycling seine sportliche Heimat gefunden und ver

24.12.2025Thomas: “Oscar passt perfekt zu diesem Projekt“

(rsn) – Nach offensichtlich wochenlangen Verhandlungen haben sich Picnic - PostNL und Ineos Grenadiers über einen vorzeitigen Wechsel von Oscar Onley geeinigt. Wie beide Teams bestätigen, wird der

24.12.2025In einem Bilderbuchjahr “mich immer wieder selbst überrascht“

(rsn) – Wenn man dem Begriff ´Beständigkeit´ im deutschen Profiradsport in den letzten Jahren einen Namen geben sollte, dann sicherlich den von Franziska Koch (Picnic – PostNL). Mittlerweile g

24.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

24.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

24.12.2025Powless auch weiterhin mit EF auf Klassikerjagd

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

23.12.2025Del Grosso schlägt van Aert in Heusden-Zolder im Sprintduell

(rsn) – Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) hat in Heusden-Zolder seinen ersten internationalen Profisieg im Cross gefeiert. Bei der Superprestige war er im Sprintduell schneller als Wout van

23.12.202517.600 Fans beim Comeback: Hofstade reif für eine WM?

(rsn) – Erstmals seit 17 Jahren wurde in Hofstade wieder ein Crossrennen ausgetragen – und die Rückkehr in den Kalender war ein voller Erfolg. Nach Angaben der Veranstalter sahen 17.600 Zuschauer

23.12.2025Fouquenet feiert in Heusden-Zolder ihren bisher größten Sieg

(rsn) – Erstmals in ihrer Karriere hat Amandine Fouquenet (Arkéa – B&B Hotels) ein Rennen einer der drei großen Crosserien gewonnen. Bei der Superprestige in Heusden-Zolder kam die Französin a

23.12.2025HLN: Van Aert startet bei Strade Bianche in die Straßensaison 2026

(rsn) – Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) wird laut einer Meldung der belgischen Tageszeitung bei Strade Bianche und Mailand-Sanremo in seine Straßensaison 2026 starten. Der Belgier hatte die

23.12.2025Manche Dinge “stimmten voll zufrieden, manche halt gar nicht“

(rsn) – Seit Jahren gehört Christina Schweinberger (Fenix – Deceuninck) zu den Aushängeschildern des österreichischen Radsports. Sie sorgt für Topergebnisse in der WorldTour, aber auch im Trik

23.12.2025Italien: Autofahrer schießt auf Trainingsgruppe eines KT-Teams

(rsn) – Die Aggressionen gegen auf öffentlichen Straßen fahrende Radsportler haben offensichtlich eine neue, schockierende Stufe erreicht. Wie das italienische Kontinental-Team S.C. Padovani Polo

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)