Anzeige
Anzeige
Anzeige

Rückblick auf Mailand-Sanremo 2013

Ciolek: “War einer der Wenigen, die ohne Beinlinge losfuhren“

Von Eric Gutglück

Foto zu dem Text "Ciolek: “War einer der Wenigen, die ohne Beinlinge losfuhren“"
Sagan geschlagen: Gerald Ciolek gewinnt 2013 Mailand-Sanremo. | Foto: Cor Vos

19.03.2022  |  (rsn) - An die 104. Auflage von Mailand-Sanremo im Jahr 2013 werden sich viele Beteiligte nur ungern zurückerinnern. Schnee, Regen und Kälte zwangen die Organisatoren dazu, den ersten großen Klassiker des Jahres um rund 60 Kilometer zu verkürzen. Einer jedoch verbindet mit diesem Rennen besondere Glücksgefühle. Am Ende eines denkwürdigen Tages setzte sich Gerald Ciolek im Trikot von MTN-Qhubeka durch und feierte seinen größten Karriereerfolg.

"Die prägnanteste Erinnerung ist natürlich das Wetter, wie es sich von einem kalten grauen Morgen am Start in Mailand zu einem katastrophalen Tag, erst mit Schneeregen und dann mit geschlossener Schneedecke auf den Straßen entwickelt hat", erinnert sich der heute 33-Jährige gegenüber radsport-news.com an seinen Coup vor sieben Jahren.

Anzeige

Ein Wintereinbruch gegen Mitte des Rennens erzwang am Passo del Turchino  eine Rennunterbrechung. Die Fahrer stiegen durchgefroren in die Mannschaftsbusse, wechselten die Kleidung und nahmen das Rennen auf der anderen Seite an der ligurischen Küste wieder auf – allerdings bei weiterhin miserablem nasskalten Wetter. Die Bedingungen führten auch dazu, dass der Anstieg nach Le Manie kurzfristig aus dem weiteren Rennverlauf gestrichen wurde.

Dabei hatte Ciolek nach dem Neustart weniger unter den Bedingungen zu leiden als seine Kontrahenten. "Es gibt unterschiedliche Fahrertypen. Einige können mit warmem Wetter besser umgehen, andere wie ich mögen die Hitze nicht", verrät der Pulheimer. "Ich war einer der wenigen Fahrer, die direkt ohne Beinlinge losgefahren sind."

Neben der Wetterempfindlichkeit spielte vor allem der Kopf an jenem 16. März 2013 eine entscheidende Rolle. "Es war das Wichtigste, das Rennen nicht abzuhaken, sondern fokussiert zu bleiben", blickt Ciolek zurück. "Es hat einige Überwindung gekostet, aber solange man sich dazu motiviert, das Ganze nicht infrage zu stellen, bringt es einem entscheidende Vorteile. Diese mentale Stärke war nach dem Neustart das Wichtigste. Immerhin waren es da auch nur knapp sechs Grad und Dauerregen."

Mentale und körperliche Stärke

Als das Rennen in seine entscheidende Phase über Cipressa und Poggio ging, bewies Ciolek jedoch, dass nicht nur seine mentale Verfassung gut war, sondern auch seine Form stimmte. Gut zwei Wochen zuvor hatte er die 2. Etappe der Driedaagse van West-Vlaanderen gewonnen und war zweimal bei Tirreno-Adriatico in die Top Fünf gesprintet. "Ich war zu dem Zeitpunkt in Topform. Für mich spielte meine gute Vorbereitung in dem Jahr und der Fokus auf das Rennen eine größere Rolle als das Wetter."

Es war schließlich Luca Paolini, der mit seiner Attacke am Poggio 6,8 Kilometer vor dem Ziel das Finale eröffnete. Die hochgehandelten Favoriten Peter Sagan und Fabian Cancellara gingen mit – und eben auch Ciolek, der als einziger Sprinter neben Sagan den Sprung nach vorn schaffte und andere schnelle Männer wie Alexander Kristoff oder Mark Cavendish distanzierte. "Es gibt jedes Jahr an derselben Stelle Attacken, die allerdings nicht immer von Erfolg gekrönt werden. Aber jeder weiß, wann er vorne sein muss. Ich habe sogar vorab bei der Streckenbesichtigung diese Stellen simuliert", erläutert Ciolek sein Erfolgsgeheimnis.

Ein durch Sylvain Chavanel und Ian Stannard komplettiertes Sextett stürzte sich in die technisch anspruchsvolle Abfahrt vom Poggio, bevor auf den letzten 2,9 flachen Kilometern das Taktieren begann. "Ich habe mich auf Sagans Hinterrad konzentriert, da er aus der Gruppe der Endschnellste war", schildert Ciolek die letzten Meter. "Man versucht, so wenig Körner wie nötig zu lassen und dennoch nicht ins Hintertreffen zu geraten. Als wir an der Flamme Rouge ankamen, habe ich realisiert, dass es nicht nur um eine gute Platzierung geht, sondern dass ich große Chancen habe, das Rennen zu gewinnen."

Es war schließlich Sagan, der den Sprint zuerst anzog. Doch der Slowake hatte an diesem langen und kalten Tag die Rechnung ohne Ciolek gemacht. Vom Hinterrad des Liquigas-Kapitäns kam der Deutsche Meister von 2005 auf den letzten Metern noch auf und sicherte sich den Sieg bei der Primavera. Im Folgejahr holte Ciolek in Sanremo immerhin noch einmal mit Platz neun ein weiteres Spitzenergebnis. Bei seinen insgesamt sieben Starts in Mailand erreichte Ciolek fünf Mal das Ziel. Ende 2016 schließlich beendete der Sprinter seine Karriere, in der er es auf 24 Profisiege brachte.

Ob bei seinem Sieg in Sanremo das schlechte Wetter den Ausschlag gab, darüber möchte Ciolek nicht spekulieren. "Es ist müßig darüber nachzudenken, ob das Wetter ausschlaggebend war. Ich war zu dem Zeitpunkt in Topform und das wäre ich auch ohne Schnee am Turchino gewesen."

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.03.2022Aldag: “Mohoric testete Abfahrten in Motorradmontur“

(rsn) - Im Gespräch mit radsport-news.com verrät Rolf Aldag, der letztes Jahr noch bei Bahrain mit Matej Mohoric zusammenarbeitete, warum der Slowene ein so waghalsiger Abfahrer wurde und warum nich

22.03.2022Nizzolo fällt mit Handgelenksbruch für die Klassiker aus

(rsn) - Giacomo Nizzolo (Israel - Premier Tech) hat sich bei einem Sturz im Finale von Mailand-Sanremo einen Bruch im linken Handgelenk zugezogen und fällt für die weiteren Frühjahrsklassiker aus.

21.03.2022Kamikaze-Mohoric fährt rasend auf Dropper Post ab

(rsn) - Waghalsiger Mut und eine technische Innovation machten im Finale von Mailand-Sanremo den Unterschied und Matej Mohoric (Bhrain Victorious) zum Überraschungssieger! Wird der Dropper Post, die

21.03.2022Prekäre Ausfallrate stoppt Bora auch bei Mailand-Sanremo

(rsn) - "Wir hätten auch gern gewonnen“, sagt Ralph Denk mit einer Mischung aus Trotz, Galgenhumor und unbeugsamem Siegeswillen am Team-Bus von Bora - hansgrohe in Sanremo zu radsport-news.com. In

20.03.2022Pogacar kannte Mohorics Abfahrtsplan - es half nichts

(rsn) – Das Radsportjahr ist noch nicht einmal drei Monate alt und schon jetzt bestimmen die slowenischen Fahrer das Geschehen, speziell auf der WorldTour, fast nach Belieben. Mit Ausnahme des Omloo

20.03.2022Sanremo-Dritter van der Poel trauert Siegchance hinterher

(rsn) – Nach Rang 13 im Jahr 2020 und Platz fünf im Vorjahr näherte sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Fenix) als Dritter von Mailand-Sanremo ein weiteres Stück dem Sieg beim ersten Monument

20.03.2022Mohoric bestraft Jumbo und UAE für deren frühe Offensiven

(rsn) - Die favorisierten Tadej Pogacar und Wout Van Aert sowie ihre Teams UAE Team Emirates und Jumbo – Visma hatten alles dafür getan, den Sieg bei Mailand-Sanremo zu holen. Doch am Ende waren d

20.03.2022Kragh Andersen nach Attacke im Korsett der Favoriten gefangen

(rsn) - Wieder einmal stellte Sören Kragh Andersen (DSM) seine Fähigkeiten an kürzeren Anstiegen unter Beweis. Der Däne attackierte bei Mailand-Sanremo auf der Kuppe des Poggio und sorgte für die

19.03.2022Pogacars Attacken kosteten Van Aert zu viele Körner

(rsn) - Wout Van Aert (Jumbo - Visma) war neben Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als erster Kandidat auf den Sieg beim 113. Mailand-Sanremo gehandelt worden. Der Gewinner der Ausgabe von 2020 war per

19.03.2022Pogacar: “Mohoric dreht ziemlich durch, wenn es bergab geht“

(rsn) - Mit einer Attacke auf der Abfahrt vom Poggio hat sich Matej Mohoric (Bahrain Victorious) den Sieg bei Mailand-Sanremo gesichert.. Die Konkurrenten hatten dem riskanten Ritt des Slowenen nichts

19.03.2022Highlight-Video des 113. Mailand-Sanremo

(rsn) - Nach einer waghalsigen Attacke in der Abfahrt vom Poggio hat Matej Mohoric (Bahrain Victorious) die 113. Auflage von Mailand-Sanremo für sich entschieden. Der Slowenische Meister triumphierte

19.03.2022Mohoric triumphiert nach Husarenritt vom Poggio

(rsn) - In den Tagen vor der 113. Austragung von Mailand-Sanremo wurde angesichts der Teilnahme von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) viel über neue Kletterrekorde am Poggio spekuliert. Matej Mohor

Weitere Radsportnachrichten

29.03.2025Erneute Änderung der Katalonien-Etappe

(rsn) – Nach der bereits gemeldeten wetterbedingten Verkürzung der 6. Etappe der Katalonien-Rundfahrt sahen sich die Organisatoren des Events ein weiteres Mal gezwungen, das Teilstück zu ändern,

29.03.2025Die “heiße Phase“ der Flandern-Klassiker beginnt

(rsn) – Mit dem Openingsweekend, der Classic Brugge-De Panne (1.UWT) und der E3 Saxo Classic (1.UWT) sind die ersten belgischen Eintagesklassiker der WorldTour 2025 schon Geschichte. Aber wie es

29.03.2025Die Strecken der Frauen und Männer bei Gent-Wevelgem 2025

(rsn) – Mit nur minimal veränderten Strecken wartet Gent-Wevelgem in diesem Jahr auf das Peloton der Frauen und der Männer. Beide Rennen werden knapp drei Kilometer kürzer, gehören mit 250,3 (M�

29.03.2025Teamleistung motivierte van der Poel nach Mangel an Respekt

(rsn) – Trotz des erneuten Sieges bei der E3 Saxo Classic (1.UWT) in Harelbeke wirkte Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) etwas angesäuert. Zu Beginn des Rennens hatte sich eine große G

29.03.2025Van Aert und Visma finden zwei Gründe für enttäuschende E3 Classic

(rsn) – Während bei der 67. E3 Saxo Classic (1.UWT) mit Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), Mads Pedersen (Lidl – Trek) und Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) drei Favoriten auf dem Pode

29.03.2025Schwerster Berg der Katalonien-Rundfahrt gestrichen

(rsn) – Die 6. Etappe der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) wird wegen schlechten Wetters gekürzt. Der 2024 erstmals befahrene Col de Pradell (HC), der schwerste Berg der Rundfahrt, musste wegen heftige

28.03.2025Nur “Monster“ van der Poel beim E3 für Pedersen zu stark

(rsn) – Als am Taaienberg beim E3 Saxo Classic das Team Lidl – Trek das Feld anführte und als Sprintzug ihren Kapitän Mads Pedersen in die entscheidende Gruppe katapultierte, fühlte man sich a

28.03.2025Märkl fehlt am Knokteberg nur etwas Platz zum Top-10-Ticket

(rsn) – Niklas Märkl (Picnic – PostNL) ist den E3 Saxo Classic nicht zu Ende gefahren – und doch war der 26-Jährige in den flämischen Ardennen nah dran an einem Top-10-Resultat. Denn der Pfä

28.03.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum RSN-Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

28.03.2025Starker Auftakt für deutsche KT-Teams bei der Olympia´s Tour

(rsn) - Die deutschen KT-Teams Rembe – rad-net und Lotto – Kern Haus – PSD Bank bestreiten derzeit die prestigeträchtige Olympia´s Tour in den Niederlanden. Die meist fünftägige Rundfahrt gi

28.03.2025Auch bei der E3 Classic ist van der Poel eine Klasse für sich

(rsn) – Von der Seite, von vorn, von hinten, von oben: rund 50 Minuten bekamen die TV-Zuschauer aus allen Perspektiven Bilder vom allein fahrenden Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) gezei

28.03.2025Tulett mit Settimana-Doppelschlag, Herzog wird Fünfter

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der 4. Etappe der 40. Settimana Internazionale Coppi e Bartali (2.1) hat der Brite Ben Tulett (Visma – Lease a Bike) den US-Amerikaner Magnus Sheffield (Ineos Grenadier

Anzeige
RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Volta Ciclista a Catalunya (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Volta ao Alentejo (2.2, POR)
  • Olympia`s Tour (2.2, NED)
  • Settimana Coppi e Barrtali (2.1, ITA)
  • Tour of Thailand (2.1, THA)
Anzeige