Vorgestellt: die 19 WorldTour-Mannschaften

Astana: Die Messlatte liegt hoch

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Astana: Die Messlatte liegt hoch"
Das Team Astana setzt bei der Tour de France 2020 auf Miguel Angel Lopez (links, im Roten Trikot der Vuelta a Espana 2019. | Foto: Cor Vos

19.01.2020  |  (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.

Teil 10: Astana Pro Team

Rückblick 2019: In der ersten Jahreshälfte eilte die Mannschaft von Alexander Winokurow von einem Rundfahrtensieg zum nächsten und gewann die Katalonien-Rundfahrt (Angel Miguel Lopez), die Baskenland-Rundfahrt (Ion Izagirre) und das Critérium du Dauphiné (Jakob Fuglsang). Fuglsang sorgte Ende April zudem für den größten Saisonerfolg und gewann nach einem starken Frühjahr mit etlichen Spitzenresultaten das Monument Lüttich-Bastogne-Lüttich.

Auch bei den großen Landesrundfahrten feierte Astana durch Pello Bilbao (2) und Dario Cataldo beim Giro d’Italia sowie Fuglsang bei der Vuelta Etappensiege. Nur in Sachen Gesamtwertung gab es Luft nach oben: Beim Giro und der Vuelta verpasste Lopez nach turbulenten Rundfahrten als Siebter beziehungsweise Fünfter das angestrebte Podium; bei der Tour de France musste Fuglsang nach Sturzpech die Rundfahrt aufgeben. Am Ende fuhr die Mannschaft dennoch 37 Siege ein – Teamrekord.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Astana musste einige schwerwiegende Abgänge hinnehmen: Mit Bilbao (Bahrain McLaren), Cataldo (Movistar) und Magnus Cort (EF Pro Cycling) verließen drei wichtige Leistungsträger das Team. Auch die Abgänge von Jan Hirt (CCC) und Andrey Zeits (Mitchelton - Scott) als wichtige Helfer reißen Lücken ins Mannschaftsgefüge. Davide Villella (Movistar) und der junge Davide Ballerini (Deceuninck - Quick-Step) fanden ebenfalls neue Teams.

Auf die Abgänge reagierte die Teamleitung mit entwicklungsfähigen Fahrern, die zur Teamphilosophie passen: Der Spanier Alexander Aranburu (Caja Rural) fuhr sich mit offensiver Fahrweise und zwei zweiten Plätzen bei der vergangenen Vuelta a Espana in den Vordergrund; gute Kletterfähigkeit bringt sein Landsmann Oscar Rodriguez (Euskadi - Murias) mit – 2018 gewann er eine schwere Bergetappe bei der Spanien-Rundfahrt. Als großes Talent gilt zudem Aleksandr Vlasov (Gazprom-RusVelo). WorldTour-Erfahrung bringen Davide Martinelli (Deceuninck - Quick-Step) sowie Allrounder Fabio Felline (Trek - Segafredo) mit. Neu sind auch die Räder: Statt auf Argon-18 ist Astana 2020 mit Wilier Triestina unterwegs.

Im Fokus: Alexey Lutsenko ist längst das Aushängeschild des kasachischen Radsports. Der 27-Jährige gilt als offensiver Fahrertyp, der gute Anlagen für einwöchige Etappenrennen und anspruchsvolle Eintagesrennen mitbringt. Bislang gewann er eine Etappe der Spanien-Rundfahrt, holte sich zweimal den Gesamtsieg bei der Tour of Oman und erreichte regelmäßig weitere gute Einzelplatzierungen im Saisonverlauf. Nur die letzten paar Prozentpunkte zu einem ganz großen Sieg fehlten ihm bislang. 2020 führt Lutsenko zusammen mit Fuglsang das Aufgebot von Astana bei den Ardennen-Klassikern an. Außerdem nennt er Olympia in Tokio sein großes Ziel. Lutsenko ist dabei alles zuzutrauen.

Aufgepasst auf … Aleksandr Vlasov. Für die Saison 2020 stand der Russe eigentlich bei Gazprom - RusVelo auf der Gehaltsliste, Astana kaufte ihn jedoch aus seinem laufenden Vertrag mit der ProContinental-Mannschaft heraus. Ein unüblicher Vorgang im Radsport. Der Schritt könnte sich für Astana aber auszahlen. Vlasov gewann im Nachwuchsbereich den U23-Giro d’Italia und erreichte Platz vier bei der Tour de l’Avenir. Auch unter den Profis hinterließ er im Vorjahr Eindruck, belegte bei einer gut besetzten Tour of the Alps Platz zehn, schloss die Slowenien-Rundfahrt als Gesamtdritter ab und gewann bei der Österreich-Rundfahrt die schwere Bergetappe hoch zum Kitzbüheler Horn. Vlasov gilt es für 2020 zu beachten.

Ausblick 2020: Die Speerspitzen im Aufgebot bleiben Fuglsang und Lopez. Fuglsang erreichte im Vorjahr ein neues Leistungsniveau und dürfte auch in der kommenden Saison zu den prägendsten Protagonisten bei einwöchigen Rundfahrten und den Ardennen-Klassikern zählen. Im Mai steht für ihn der Giro an, allerdings fehlte es dem Dänen bei dreiwöchigen Landesrundfahrten zuletzt an Konstanz und Glück.

Bei der Tour gibt Lopez sein Debüt. Der 25-Jähriger gilt als kommender Grand-Tour-Sieger und bestätigte sein Potenzial bereits mit Podestplätzen beim Giro und der Vuelta – 2019 gab es gemessen an den Vorjahren jedoch eine kleine Entwicklungsdelle, die Lopez 2020 beheben muss. Insgesamt sind seine Aussichten bei den großen Landesrundfahrten besser als die von Fuglsang. Eine Top-fünf-Platzierung bei der Tour scheint möglich.

Allerdings hat Astana in der zweiten Reihe deutlich an Qualität eingebüßt – das kann sich durch fehlende Domestiken ebenfalls negativ auf die Grand-Tour-Ambitionen auswirken. Zwar versprechen Lutsenko und die Routiniers Luis León Sánchez, Omar Fraile sowie Ion und Gorka Izagirre immer noch einige Etappensiege sowie gute Resultate bei einwöchigen Rundfahrten, die Abgänge von Bilbao und Co. dürften aber nicht spurlos an Astana vorbeigehen. Außerdem fehlt es dem Team an fähigen Fahrern für die flämischen Klassiker.

Auch ein konkurrenzfähiger Sprinter findet sich nicht im Kader – allerdings verzichtet Astana seit Jahren auf einen solchen Fahrertypen. Das Potenzial für einige Achtungserfolge bringen hingegen die Neuzugänge Vlasov und Rodriguez mit. In der Equipe schlummert gewiss das Leistungsvermögen für Spitzenresultate und unter Umstände einen großen Sieg. Die Messlatte aus 2019 liegt allerdings sehr hoch – womöglich zu hoch.

Eckdaten:
Land: Kasachstan
Hauptsponsor: Samruk-Kazyna
Branche: Kasachische Unternehmensgruppe
Teamchef: Alexander Winokurow
Radausrüster: Wilier Triestina
Teamranking-Platzierung 2019: 5
Fahrer im Aufgebot: 28

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.01.2020Deceuninck – Quick-Step: Von Sieg zu Sieg zu Sieg …

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

23.01.2020Jumbo - Visma: Auf Augenhöhe mit Ineos?

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

22.01.2020Bora - hansgrohe: In der Weltklasse etabliert

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

22.01.2020Team Ineos: Besser denn je?

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

21.01.2020Trek - Segafredo: Hoffen auf die Leistungsträger

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

21.01.2020Movistar: Auf der Suche nach der Zukunft

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

20.01.2020Groupama - FDJ: Tour-Traum mit Pinot

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

20.01.2020UAE Emirates: Gut aufgestellt mit Talenten

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

19.01.2020Bahrain - McLaren: Noch nicht die ganz große Nummer

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten fÃ

18.01.2020Lotto Soudal: Alte Hasen für neue Erfolge

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

18.01.2020Israel Start-Up Nation: Die Optionen sind begrenzt

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

17.01.2020Mitchelton - Scott: Riskante Strategie mit den Yates-Brüdern

(rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichte

Weitere Radsportnachrichten

04.06.2025Bauhaus kommt nicht mehr an Groenewegen vorbei

(rsn) - Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) hat zum Auftakt der 31. Slowenien-Rundfahrt (2.Pro) knapp seinen ersten Saisonsieg verpasst. Der 30-jährige Kölner musste sich auf der 1. Etappe über 168,

04.06.2025Kanter: “Das war mein bisher erfolgreichster Giro“

(rsn) – Nach seinem vierten Giro d’Italia gönnte sich Max Kanter noch einen Tag “Sightseeing“ in der “Ewigen Stadt“. Am Sonntag hatte der XDS-Astana-Sprinter in Rom auf der abschließende

04.06.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

03.06.2025Kudus gibt in Slowenien Comeback nach vier Monaten

(rsn) - Merhawi Kudus wird am Mittwoch bei der Tour of Slovenia (2.Pro) ins Peloton zurückkehren. Der Eritreer, der am 2. Februar beim Grand Prix La Marseillaise in einer Abfahrt schwer gestürzt war

03.06.2025Evenepoel-Coach sieht seinen Schützling stärker als vor einem Jahr

(rsn) – Remco Evenepoel ist Anfang Juni 2025 vor seinem Start beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) am kommenden Sonntag besser in Form, als Anfang Juni 2024. Das hat sein Trainer Koen Pelgrim in ein

03.06.2025Belgien schickt komplette Delegation zur WM nach Ruanda

(rsn) - Der Belgische Radsportverband wird an den Straßen-Weltmeisterschaften vom 20. bis 29. September in Ruanda in allen Kategorien - von Junioren und Juniorinnen über die U23 bis zur Elite - teil

03.06.2025Bauhaus in Slowenien Road Captain und Sprinter zugleich

(rsn) –18 Tage nach seinem krankheitsbedingten Ausscheiden bei der Ungarn-Rundfahrt (2.Pro) kehrt Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) am Mittwoch ins Renngeschehen zurück und will bei der fünftägig

03.06.2025Groenewegen und Großschartner die Favoriten für Sprint und Berg

(rsn) – Mit der Tour of Slovenia (2.Pro) beginnt am Mittwoch die erste der verschiedenen ´Vorbereitungs-Rundfahrten´ für die Tour de France. Das fünftägige Event, das bislang Mitte Juni ausgetr

03.06.2025Jakobsen hofft nur noch ganz leise auf den Tour-Start

(rsn) – Fabio Jakobsen (Picnic – PostNL) ist seit knapp zwei Wochen wieder auf dem Rad unterwegs und trainiert – zuletzt auch auf Teneriffa. Doch ob der 28-jährigen Niederländer, der Ende Mär

03.06.2025Gee: “Toll, dass es noch viel Verbesserungspotential gibt“

(rsn) – Zwei Jahre nachdem er als Ausreißerkönig mit vier zweiten Etappenplätzen zum Shootingstar des Giro d´Italia 2023 geworden ist, hat Derek Gee (Israel – Premier Tech) bei seiner zweiten

03.06.2025Groves in Philipsens Leadout zur Tour de France?

(rsn) – Ein Etappensieg sowie zwei zweite und zwei fünfte Plätze: Die Ausbeute von Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) in den Massensprints des Giro d´Italia hätte natürlich noch besser sein

02.06.2025Tour of Britain Women im Rückblick: Die letzten 10 Jahre

(rsn) - Die Tour of Britain Women zählt zu den prestigeträchtigen Rundfahrten des internationalen Rennkalenders. Erstmals 2014 ausgetragen, stieg das Rennen 2016 in die Women´s World Tour auf. RSN

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Cameroun (2.2, CMR)
  • Mercan Tour Classic (1.1, FRA)
  • Tour of Lithuania (2.2, LTU)
  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)
  • Tour of Slovenia (2.Pro, SLO)