Vorgestellt: die 19 WorldTour-Mannschaften

Jumbo - Visma: Auf Augenhöhe mit Ineos?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Jumbo - Visma: Auf Augenhöhe mit Ineos?"
Das Team Jumbo - Visma bei der Mannschaftspräsentation für 2020 in Amsterdam. | Foto: Cor Vos

23.01.2020  |  (rsn) - Zur Saison 2020 stellen wir in einer Serie die diesmal 19 WorldTour-Teams vor. Dazu gehören neben einem Rückblick auch die Analyse der Personalpolitik sowie die Beurteilung der Aussichten für das anstehende Radsportjahr.

Teil 18: Jumbo - Visa

Rückblick 2019: Die niederländische Equipe stieß endgültig in den Kreis der absoluten Top-Teams des Sports vor. 51 Saisonsiege bedeuten den zweitbesten Wert aller WorldTour-Teams. Vor allem die Qualität beeindruckte: Nach späten Leistungsabfall und Platz drei beim Giro d’Italia bescherte Primoz Roglic dem Team bei der Vuelta a Espana den ersten Grand-Tour-Sieg seit 2009. Der Slowene fuhr weitere Rundfahrtsiege auf WorldTour-Niveau bei der UAE Tour, Tirreno-Adriatico und der Tour de Romandie ein. Laurens De Plus sorgte außerdem für den Gesamtsieg bei der BinckBank Tour.

Insgesamt 18 Einzeletappen gewann Jumbo - Visma auf WorldTour-Niveau – gleich vier davon durch Mike Teunissen, einem Mannschaftszeitfahren, Dylan Groenewegen und Wout van Aert bei der Tour de France. Steven Kruijswijk erreichte außerdem in Frankreich als Gesamtdritter das Podium. Weitere Grand-Tour-Etappensiege gab es durch Sepp Kuss bei der Vuelta sowie Roglic in Spanien und beim Giro (2). Bei den Frühjahrsklassikern überzeugte die Equipe ebenfalls, gewann Kuurne-Brüssel-Kuurne mit Groenewegen und landete mit Van Aert auf dem Podium der Strade Bianche und bei der E3 BinckBank Classic.

Die wichtigsten Zu- und Abgänge: Erfolg macht attraktiv. Eine Verpflichtung von Tom Dumoulin wäre vor zwei Jahren noch als utopisch abgetan worden, ist inzwischen jedoch kaum verwunderlich. Es ist womöglich der größte Transfer zur neuen Saison und verleiht Jumbo - Visma in seinem öffentlichen Standing noch einmal deutlich mehr Gewicht. Christoph Pfingsten ist hingegen eine sinnvolle Verpflichtung als bewährter, loyaler und vielseitiger Helfer. Außerdem blieb die Teamleitung seiner Philosophie treu, vielversprechenden Nachwuchsfahrern eine Perspektive zu geben: Tobias Foss (Uno-X) und Chris Harper (Team BridgeLane) unterschrieben beide ihren ersten Profivertrag.

Mit Neilson Powless verlor man einen talentierten Jungprofi hingegen an EF Pro Cycling – womöglich auch, da ihm aufgrund der vielen Rundfahrer die Perspektive fehlte. Floris De Tier und Danny van Poppel fanden bei Alpecin - Fenix und Circus - Wanty Gobert neue Arbeitgeber.

Im Fokus: Tom Dumoulin galt jahrelang als Gesicht der Sunweb-Equipe und prägte die Ausrichtung des Teams. Doch eine hartnäckige Verletzung und eine verkorkster Saison sorgten für ein abruptes Ende dieser Beziehung. Dumoulin zog es trotz bestehenden Vertrags zur aufstrebenden Konkurrenz von Jumbo - Visma. Sportlich gewiss ein Aufstieg, sein neues Team wirkt für die Grand-Tour-Ambitionen deutlich stärker aufgestellt.

Gleichzeitig steht Dumoulin nun unter erhöhtem Erfolgsdruck: Der 29-Jährige wurde geholt, um die Tour de France zu gewinnen, muss sich aber auch gegen starke interne Konkurrenz behaupten. Von seiner Knieverletzung soll er inzwischen vollends genesen sein – seit Juni bestritt er kein Rennen mehr. Wie sich Dumoulin in seinem neuen Umfeld schlägt, wird 2020 interessant zu verfolgen sein.

Aufgepasst auf … Tobias Foss. Als Gewinner der vergangenen Tour de l’Avenir tritt der Norweger in die Fußstapfen seiner Vorgänger Tadej Pogacar, Egan Bernal und David Gaudu. Dem Trio gelang anschließend ein rasanter Aufstieg im Profibereich, Foss bringt ähnlich vielversprechende Anlagen mit. Der 22-Jährige überzeugte im Nachwuchsbereich vor allem mit Konstanz und bringt als bergfester Fahrer mit ordentlichen Zeitfahrqualitäten gute Voraussetzungen als Rundfahrer mit.

Dass Jumbo - Visma Talente formen kann, bewies die Equipe zuletzt bei Primoz Roglic oder den jungen Antwan Tolhoek und Kuss. Foss wird ähnliche Möglichkeiten zum Reifen bekommen. Die eine oder andere Chance, auf sein Potenzial aufmerksam zu machen, dürfte sich aber auch 2020 schon ergeben.

Ausblick 2020: Jumbo - Visma hat sich innerhalb weniger Jahre zum inzwischen größten Widersacher von Ineos bei den großen Landesrundfahrten entwickelt. Das Ziel ist für 2020 der Sieg bei der Tour de France, dafür geht die Teamleitung „All-in“ und schickt mit Kruijswijk, Roglic sowie Dumoulin seine Kapitäne allesamt nach Frankreich. Das Potenzial ist damit riesig, muss nur entsprechend teamintern moderiert werden. Funktioniert Jumbo - Visma mannschaftlich, ist ein spannender Schlagabtausch mit Ineos um den Gesamtsieg bei der Tour möglich – trotz der nicht idealen, da sehr berglastigen Route. Als fähige Unterstützer stehen Robert Gesink, Tony Martin, De Plus und Kuss zur Verfügung.

Den Giro d’Italia schenkt die Teamleitung hingegen etwas her. In Italien hätte einer der drei Kapitäne auf eher traditionellerer Route mit mehr Zeitfahren sicherlich gute Möglichkeiten auf den Gesamtsieg gehabt, doch 2020 dominiert der Fokus auf die Tour. Beim Giro bekommen George Bennett und Tolhoek mit Aussicht auf ein Top-Ten-Ergebnis ihre Chance. Mit Koen Bouwman, Jonas Vingaard oder Foss verfügt Jumbo - Visma über weitere kletterstarke Talente, die beim Giro oder einwöchigen Rundfahrten durchaus Achtungserfolge oder Etappensiege erzielen können.

Die abschließende Vuelta a Espana dürfte hingegen wieder Sache der drei Kapitäne sein – erneut mit Aussichten auf einen Grand-Tour-Titel. Ein Leidtragender der jüngsten Erfolge und der stärkeren Grand-Tour-Fokussierung ist Groenewegen. Der Niederländer gehört zu den besten Sprintern, doch im Tour-Team ist für ihn kein Platz mehr – zu aussichtsreich sind die Ambitionen in der Gesamtwertung. Er startet dafür erstmals beim Giro und der Vuelta. Groenewegen wird auch 2020 für zahlreiche Siege sorgen, seine Situation im Team birgt künftig aber durchaus Konfliktpotenzial.

Ebenfalls einige Siege verspricht Van Aert: Der Belgier konzentriert sich zunächst auf die Frühjahrsklassiker und gehört dort zu den Siegkandidaten, gilt aber auch bei Sprintankünften und im Zeitfahren als chancenreich. Auch Teunissen gilt es sowohl bei den Klassikern als bei Sprints zu beachten. Jumbo - Visma wird 2020 erneut eine der prägendsten Mannschaften der WorldTour sein. Mit allen Möglichkeiten auf große Siege.

Eckdaten:
Land: Niederlande
Hauptsponsor: Jumbo, Visma
Branche: Supermarktkette, Softwareunternehmen
Teamchef: Richard Plugge
Radausrüster: Bianchi
WorldTour-Ranking 2017: 3
Fahrer im Aufgebot: 27

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