Baske feiert auf 11. Vuelta-Etappe Ausreißersieg

Helfer Iturria wird beim Heimspiel zum Siegfahrer

Foto zu dem Text "Helfer Iturria wird beim Heimspiel zum Siegfahrer"
Mikel Iturria (Euskadi - Murias) feiert seinen Vuelta-Etappensieg. | Foto: Cor Vos

04.09.2019  |  (rsn) - Perfekter Vuelta-Tag für die baskischen Profis. Auf der 180 Kilometer langen 11. Etappe vom französischen Saint-Palais ins nordspanische Urdax-Dantxarinea landete der Baske Mikel Iturria (Euskadi - Murias) aus einer ursprünglich 14 Fahrer starken Fluchtgruppe heraus vor heimischem Publikum einen Ausreißercoup. Der 27-Jährige setzte sich bei seinem ersten Profisieg überhaupt nach einer entschlossenen Attacke auf den letzten gut 20 Kilometern mit sechs Sekunden Vorsprung auf Jonathan Lastra (Caja Rural) durch, der für einen baskischen Doppelerfolg sorgte.

"Als ich bei der Teampräsentation gefragt wurde, welche Etappe ich gerne gewinnen würde, nannte ich diese - mit meiner Familie vor Ort. Ich habe immer von so etwas geträumt, weil ich ein Helfer bin, kein Siegfahrer. Ich habe die ganze Zeit über alles gegeben und habe eine Stärke gefunden, von der ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. Ich habe nicht an die Lücke gedacht, sondern mich nur auf mich selbst konzentriert. Und ich habe gewonnen. Ich habe keine Worte dafür. Wir werden darauf heute Abend mit Champagner anstoßen“, konnte Iturria sein Glück kaum fassen.

Eine bittere Niederlage mussten dagegen die Fahrer aus den WorldTour-Teams einsteckten. Zeitgleich mit Lastra auf den Plätzen drei bis fünf landeten Lawson Craddock (EF Education First), Damien Howson (Mitchelton - Scott) und François Bidard (AG2R), die sich im Finale uneinig waren und deshalb die kleine Lücke zu Iturria nicht mehr schließen konnten.

Am Tag nach dem Einzelzeitfahren nahmen die Favoriten der 74. Vuelta a Espana eine Auszeit im Kampf um das Rote Trikot. Primoz Roglic (Jumbo - Visma) kam mit dem Feld 18:35 Minuten nach dem Sieger ins Ziel und verteidigte sein Rotes Trikot ohne Mühe und führt die Gesamtwertung mit 1:52 Minuten Vorsprung auf Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) an. Auf den Plätzen drei und vier folgen die Kolumbianer Miguel Angel Lopez (Astana / + 2:11) und Nairo Quintana (Movistar / +3:00). Fünfter bleibt Roglics Landsmann Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates / + 3:05). Bora-hansgrohe-Kapitän Rafal Majka (+ 5:42) belegt unverändert Rang sieben. Der Österreicher Hermann Pernsteiner (Bahrain - Merida) bleibt mit 8:44 Minuten Rückstand Elfter.

 

So lief das Rennen:

Angesichts von drei Bergwertungen, zwei davon in der zweiten Rennhälfte sowie einem weiteren, nicht-kategorisierten Anstieg im Finale - und insgesamt wieder rund 3.000 Höhenmetern - konnte ein Tag für Ausreißer erwartet werden. Schon früh formierte sich eine 14 Fahrer umfassende Gruppe, in der mit Rémi Cavagna (Deceuninck-Quick Step), Lawson Craddock (EF Education First), Benjamin Thomas (Groupama-FDJ) gleich drei Protagonisten des gestrigen Zeitfahrens dabei waren.

Angeführt vom Franzosen Cavagna, der in Pau im Kampf gegen die Uhr Dritter vor Craddock geworden war, erarbeitete sich die Fluchtgruppe bei wieder angenehmen Temperaturen von rund 25 Grad schon nach 40 Kilometern einen Vorsprung von rund sieben Minuten auf das Feld, in dem dennoch keine Hektik ausbrach, da der beste der Ausreißer, der Australier Ben O’Connor (Dimension Data), im Gesamtklassement mehr als 37 Minuten Rückstand auf das Rote Trikot aufwies.

Mit dabei in der stark besetzten Gruppe waren auf dem Weg ins spanische Baskenland zudem O’Connors Teamkollege Amanuel Ghebreigzabhier, Bergkönig Ángel Madrazo (Burgos - BH), das Caja-Rural-Duo Lastra und Alex Aranburu, Jorge Arcas (Movistar), Bidard, Gorka Izagirre (Astana), Howson, Matteo Fabbro (Katusha - Alpecin) sowie Iturria vom heimischen Euskadi-Team.

Am knapp fünf Kilometer langen und gut sechs Prozent steilen Col d'Osquich bauten die Ausreißer ihren Vorsprung sogar auf mehr als acht Minuten aus. Madrazo sicherte sich den Bergpreis, während Jumbo - Visma im Peloton das Tempo kontrollierte. Dennoch stieg der Rückstand weiter an bis auf fast zehn Minuten 65 Kilometer vor dem Ziel.

Bereits im unteren Teil des Col d'Ispéguy - 7,2 Kilometer lang und 7,1 Prozent steil, sorgten Gorka Izagirre und O’Connor mit Tempoverschärfungen für eine erste kurzzeitige Teilung der Spitzengruppe, ehe wieder Izagirre und Aranburo gut einen Kilometer vor dem Gipfel attackierten und als erste die Bergwertung erreichten, wo sich Aranburo fünf Zähler vor dem Astana-Routinier holte. In der Abfahrt baute das Duo seinen Vorsprung auf rund 30 Sekunden aus, erhielt aber 45 Kilometer vor dem Ziel Verstärkung durch Craddock.

Am Col de Otxondo (7,6 Kilometer, 4,7 Prozent), dem letzten der drei Berge, erfolgten aus der mittlerweile zersplitterten Verfolgergruppe immer wieder Attacken, wodurch sich die Spitzengruppe um Bidard, Fabbro und Howson, der die Bergwertung gewann, vergrößerte. Während kurz darauf Fabbro nach einem Defekt zurückfiel, schlossen bis auf Madrazo und O’Connor wieder alle abgehängten Fahrer auf.

Gute 20 Kilometer vor dem Ziel zog Iturria nach einem entschlossenen Antritt davon und behauptete lange Zeit einen Vorsprung von rund 40 Sekunden auf die uneinige Verfolgergruppe, deren Zusammensetzung sich auf den letzten hügeligen Kilometern immer wieder änderte. Auf den letzten drei Kilometern, als der Rückstand auf zehn Sekunden gesunken war, taktierten die Verfolger Howson, Ghebreigzabhier, Lastra, Craddock und Bidard allerdings und gaben so Iturria den entscheidenden Vorsprung, den der Baske zum sensationellen Heimsieg ins Ziel rettete

Mehr Informationen zu diesem Thema

17.11.2019Uran sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) – Ein Vierteljahr nach seinem schweren Sturz bei der Vuelta a Espana hat Rigoberto Uran (EF Education First) wieder mit dem Straßentraining begonnen. Am Samstag stellte der Kolumbianer auf Tw

19.09.2019Evenepoel ist für Lefevere ein Medaillenkandidat

(rsn) - Im WM-Zeitfahren der Männer tritt das belgische Team mit Stundenweltrekorder Victor Campenaerts (Lotto Soudal) und Europameister Remco Evenepoel an. Deceuninck-Team-Manager Patrick Lefevere t

18.09.2019Sieht wohl schlimmer aus, als es ist: Martin sitzt wieder auf dem Rad

(rsn) - Tony Martin will am Sonntag in der neuen Mixed Staffel die erste WM-Medaille für Deutschland bei den Titelkämpfen von Yorkshire erringen. Davon wird ihn auch sein Sturz am Freitag, dem 13. S

17.09.2019Podcast: Das Vuelta-Fazit

Auch die dritte Grand Tour des Radsportjahres ist vorüber. Und Primoz Roglic (Jumbo - Visma) hat es endlich geschafft. Nachdem er schon beim Giro lange vorne mitmischte, sich am Ende auch selbst etwa

16.09.2019Kann Jumbo - Visma bei der Tour Team Ineos schlagen?

(rsn) - Gibt es nach fünf Siegen in Folge bei der Tour de France endlich einen ernsthaften Konkurrenten für das Team Ineos? Die Briten nahmen seit 2012 insgesamt sieben Mal das oberste Treppchen auf

15.09.2019Highlight-Video der Vuelta-Schlussetappe

(rsn) - Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der 74. Vuelta a Espana seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Niederländische Meister entschied die 21. Etappe über 106 Kilometer

15.09.2019Roglic und Jakobsen feiern die größten Siege ihrer Karrieren

(rsn) - Nachdem er die Ziellinie in Madrid erreicht hatte, konnte Primoz Roglic (Jumbo Visma) befreit lachen. Nachdem er bei der Vuelta a Espana drei Wochen lang sehr konzentriert und ernst gewirkt ha

15.09.2019Jakobsen gewinnt Schlussetappe, Roglic feiert Gesamtsieg

(rsn) - Fabio Jakobsen (Deceuninck - Quick-Step) hat zum Abschluss der 74. Vuelta a Espana seinen zweiten Tagessieg gefeiert. Der Niederländische Meister entschied die 21. Etappe über 106 Kilometer

15.09.2019Valverde wird auch ohne Mann im Ohr Gesamtzweiter

(rsn) - Auch wenn es nicht zum zweiten Gesamtsieg nach 2009 reichen wird, so kann Alejandro Valverde (Movistar) mit dem Ausgang der 74. Vuelta a Espana zufrieden sein. Erstmals seit 2014 wird der Span

15.09.2019106 Kilometer fehlen Roglic noch zu seinem größten Triumph

(rsn) - Es ist fast geschafft: Auch auf der letzten Bergetappe der 74. Vuelta a Espana hat Primoz Roglic (Jumbo - Visma) souverän sein Rotes Trikot verteidigt und steht damit vor dem größten Triump

15.09.2019Bouchard nutzt die Planänderung bei AG2R

(rsn) - Bei der 74. Vuelta a Espana haben die GrandTour-Debütanten groß aufgetrumpft. Tadej Pogacar (UAE - Team Emirates) beendete die letzte dreiwöchige Landesrundfahrt des Jahres nach gleich drei

15.09.2019Abwechslungsreiches Finale im Herzen Spaniens

(rsn) - 21 Etappen über insgesamt 3272,2 Kilometer warten von 24. August bis 15. September bei der 74. Vuelta a Espana auf die Fahrer. Sechs flache Etappen, vier hügelige Tagesabschnitte, neun Berg

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte,

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine