Neue Taktik bringt den Sieg

Sagan straft Boonen Lügen: Kritik des Belgiers als Motivationsschub?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Sagan straft Boonen Lügen: Kritik des Belgiers als Motivationsschub?"
Peter Sagan (Bora-hansgrohe) gewinnt Paris-Roubaix | Foto: Cor Vos

09.04.2018  |  (rsn) - Möglicherweise entschied sogar am Ende Tom Boonnen die 116. Austragung von Paris-Roubaix. Im Vorfeld des Rennens hatte Peter Sagan seinen Unmut über die mangelnde Zusammenarbeit gegen die Übermacht von Quick-Step Floors bei den anderen Klassikern geäußert. Boonen, flämischer Radsportheld im Ruhestand und Ex-Profi in der belgischen Equipe, sah sich daraufhin im belgischen Fernsehen umgehend zu einer Retourkutsche gezwungen. Seine Worte an Sagan: "Er selbst ist derjenige, der immer am Hinterrad sitzt. Er sitzt wie eine Katze die ganze Zeit auf dem Baum, kommt dann einmal nach vorne und beginnt mit der Hand zu winken."

Aussagen, die auch Sagan nicht entgangen sein dürften. Über ihren Einfluss lässt sich vorzüglich spekulieren – ein dreifacher Weltmeister lässt sich solche Dinge aber nur sehr ungern unterstellen. Für Paris-Roubaix änderten Sagan und Bora-hansgrohe zumindest ihre Herangehensweise. Ein notwendiger Schritt nach den bisherigen Auftritten bei den Klassikern. 

Denn Sagan wirkte zumeist wie einer der stärksten Fahrer, geriet jedoch jedes Mal ins Hintertreffen. War einer der Favoriten in der finalen Phase enteilt, war die Bereitschaft zur Zusammenarbeit unter den restlichen Favoriten gering – und das Rennen zumeist entschieden. Besonders Quick-Step Floors spielte das bisher in die Karten. Einzig bei Gent-Wevelgem kam Sagan mit einer größeren Spitzengruppe an und gewann im Sprint.  

Entsprechend konnte die Devise für Paris-Roubaix nur lauten: Selbst die Initiative ergreifen. 54 Kilometer vor dem Ziel setzte Sagan dieses Vorhaben nach einer Phase vieler halbgarer Angriffe der Konkurrenz um. "Ich wollte mich alleine absetzen und entschied, dass dies der richtige Moment war", schilderte er hinterher. Der Slowake sprang davon, Teamkollege Marcus Burghardt setzte sich an die Spitze der Verfolgergruppe und verschleppte das Tempo – ein Vorstoß, wie aus dem Lehrbuch von Quick-Step Floors. 

Unter den restlichen Favoriten trat ein, was Sagan hoffte und was nach den bisherigen Eindrücken der Klassiker nicht verwunderte: Gegenseitiges angucken, keiner wollte für den anderen hinterherfahren. "Ich dachte mir, wenn einige Fahrer hinter mir sind, dann würden sie nicht zusammenarbeiten. Und es passierte genau wie erhofft: Sie bekämpften sich gegenseitig und verschwendeten viel Energie", berichtete Sagan. Ein Effekt, der während dieser Klassiker-Saison auffällig oft eintrat – zumeist bereits beim ersten ernsthaften Vorstoß, etwa bei den Siegen durch Niki Terpstra bei der Flandern-Rundfahrt und dem E3 Harelbeke. Einziger Unterschied: Dieses Mal war Sagan auf dem Vorderfuß. 

Mit seinem Sprintsieg nach 257 Kilometern im Velodrom von Roubaix gegen Silvan Dillier (Ag2r La Mondiale), dem letzten Verbliebenen der Ausreißergruppe, ließ er vorerst auch die Kritiker verstummen, die ihm einen Mangel an großen Siegen in seiner Vita ankreiden. Der Pflasterstein von Roubaix bedeutet nach der Flandern-Rundfahrt aus dem Jahr 2016 für Sagan den zweiten Erfolg bei einem Monument. "Als ich jünger war, habe ich immer von einem Sieg bei Paris-Roubaix geträumt. Nicht unbedingt von der Flandern-Rundfahrt und der Weltmeisterschaft. Aber nun habe ich Flandern und Roubaix gewonnen. Das ist ein unglaubliches Gefühl", sagte Sagan. 

Erwartungsgemäß kam auf der Pressekonferenz auch das Thema Tom Bonnen zur Sprache. Mit dem Sieg im Rücken schlug Sagan diplomatische Töne an: "Ich kann gegen ihn nichts sagen. Ich habe großen Respekt. Er ist ein großer Fahrer und ein Idol." Bereits am Tag von Boonens Aussagen postete Sagan ein Bild auf Twitter, auf dem ihm Boonen zu seinem ersten Weltmeistertitel im Jahr 2015 gratulierte – mit einem Herzchen versehen. Möglicherweise da bereits als Dank, für die motivierenden Worte.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.05.2020Dumoulin will mal Paris-Roubaix fahren: Aber nicht nur zum Spaß

(rsn) - Nicht gleich, aber vielleicht bald! Tom Dumoulin (Jumbo - Visma) möchte einmal bei der"Königin der Klassiker" antreten. Doch nicht einfach nur zum Spaß. "Paris-Roubaix auf meiner Bucket Lis

09.12.2018Einer flog - unerlaubt - über Paris - Roubaix

(rsn) - Die Profis des Quick-Step-Floors-Rennstalls waren mit nicht weniger als 73 Siegen die Überflieger der Saison. Den Begriff könnte man auch auf Thomas Lefevere anwenden, allerdings in einer an

22.10.2018Degenkolb wird Botschafter der “Amis de Paris-Roubaix“

(rsn) - John Degenkolb (Trek-Segafredo) wird als erster Profi Botschafter von "Les Amis de Paris-Roubaix (Freunde von Paris - Roubaix)“. Wie auf der Internetseite des 1977 gegründeten Vereins angek

13.06.2018Pavé-Sektor von Paris - Roubaix nach Michael Goolaerts benannt

rsn) - Die ASO hat einen Kopfsteinpflasterabschnitt von Paris-Roubaix nach dem bei der diesjährigen Austragung ums Leben gekommenen Michael Goolaerts benannt. Der bisher als Pavé Chemin de Saint-Que

09.04.2018Martin tröstet nur der starke Auftritt von Politt

(rsn) - Das Pech bleibt Tony Martin treu. Nach einem starken Beginn beim Klassiker Paris - Roubaix schlug es ihn 47 Kilometer vor dem Ziel in der heißen Phase des Rennens aufs Pflaster. Eigentlich wÃ

09.04.2018Politt vollzieht Wandlung vom Zeitfahrer zum Klassikerjäger

(rsn) - Bisher war Nils Politt (Katusha-Alpecin) als talentierter Zeitfahrer mit Tempobolzer-Qualitäten bekannt - mit Potential für die Klassiker. In diesem Frühjahr aber vollzog der erst 24-Jähri

09.04.2018Vanmarcke und Phinney im Finale zu müde für weitere Angriffe

(rsn) - Als 40 Kilometer vor dem Ziel von Paris-Roubaix in Kopfsteinpflaster-Sektor Nr. 10 die sechsköpfige Verfolgergruppe des späteren Siegers Peter Sagan (Bora-hansgrohe) sowie seiner Begleiter S

09.04.2018Van Aert: Rennen stark, Ergebnis enttäuschend und beides ist egal

(rsn) - Seitdem er als 13. im Velodrom von Roubaix angekommen ist und kurz danach vom Unfall seines Teamkollegen Michael Goolaerts gehört hat, dürften Gedanken an sein eigenes Pech im Kopf von Wout

09.04.2018Dillier wird mit großer mentaler Stärke Zweiter bei Paris - Roubaix

(rsn) - Nach einer Flucht von rund 200 Kilometern blieb Silvan Dillier (AG2R) im Velodrome von Roubaix im Sprintduell gegen Peter Sagan (Bora-hansgrohe) zwar chancenlos. Doch der Schweizer Meister war

09.04.2018Michael Goolaerts nach Herzstillstand verstorben

(rsn/dpa) - Der Belgier Michael Goolaerts ist wenige Stunden nach seinem Unfall beim Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix gestorben. Das bestätigte sein Team Verandas Willems-Crelan Sonntagnacht auf Twi

09.04.2018Highlight-Video des 116. Paris - Roubaix

(rsn) - Am Sonntag platzte bei Peter Sagan (Bora-hansgrohe) endlich der Knoten. Nachdem es bei bisher sieben Auftritten nie zum Podium von Paris-Roubaix gereicht hatte, holte sich der Weltmeister bei

08.04.2018Degenkolb: Nur auf dem Pavé lief das Rad wie gewünscht

(rsn) - Im Ziel von Paris - Roubaix hatte John Degenkolb (Trek-Segafredo) wieder das ganz Glück auf dem Rad. Mit seinem dreijährigen Sohn Leon auf dem Lenker pilotierte der Klassikerspezialist zum M

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Alles Wissenswerte zur 112. Tour de France

(rsn) – Am 5. Juli beginnt in Lille die 112. Tour de France. Erhofft wird ein Duell um den Gesamtsieg zwischen dem dreimaligen Sieger Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und dem Gewinner von 20

04.07.2025Nach Grün in Nizza hofft Girmay auf Gelb in Lille

(rsn) – Erstmals seit 2020, als Alexander Kristoff in Nizza den Grand Départ für sich entscheiden konnte, bietet sich zum Auftakt der Tour de France den Sprintern die große Chance auf das Gelbe T

04.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

04.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)