Vorschau 100. Lüttich-Bastogne-Lüttich

Gilbert und Valverde fordern Titelverteidiger Martin heraus

Foto zu dem Text "Gilbert und Valverde fordern Titelverteidiger Martin heraus"
Das Peloton bei Lüttich-Bastogne-Lüttich 2013 | Foto: Cor Vos

26.04.2014  |  (rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich geht am Sonntag traditionell die Saison der Frühjahrsklassiker zu Ende. Zur 100. Austragung des letzten der drei Ardennen-Klassiker stehen auf den 263 Kilometern zehn klassifizierte Anstiege an, darunter auch wieder die im letzten Jahr fehlende Cote de la Roche aux Faucons, die den Fahrern bis zum Ziel in Ans jede Menge Gelegenheit zur Attacke geben.

Unbestritten ist, dass das den Beinamen La Doyenne tragende Eintagesrennen das älteste im aktuellen Rennkalender ist. Für viele ist es zugleich aber auch das schwerste. „Man kann hier nicht mal zwischen den Anstiegen regenerieren", erklärte etwa der Pole Michal Kwiatkowski.

Die erste der sogenannten Cotes steht erst nach 70 Kilometer auf dem Programm. Die rennentscheidende Phase wird beim Kilometer 173,5 eingeläutet, wenn die zwar nur einen Kilometer lange, aber im Schnitt 12,4 Prozent steile Cote de Stockeu gemeistert werden muss. Ernste Attacken können aber wohl erst knappe 50 Kilometer später erwartet werden, wenn nach 218,5 Kilometern die zwei Kilometer lange und im Schnitt fast neun Prozent steilte Redoute ansteht.

Danach folgen noch die Cote de Forges (km 231,5), die 9,3 Prozent steile Cote de la Roche-aux-Faucons (km 253,5) und die Cote de Saint Nicolas (km 257,5). Aber auch kurz vor dem Ziel hinauf nach Ans geht es nochmals bergauf, ehe es gut 250 Meter vor dem Ziel auf die flache Zielgeraden geht.

Mit dieser Streckenführung kam im letzten Jahr am besten der Ire Dan Martin (Garmin-Sharp) zurecht, der seinen größten Karriereerfolg einfuhr. Dass die Form beim Garmin-Profi trotz einer Fußgelenkverletzung passt, zeigte er am Mittwoch mit Platz zwei beim Fleche Wallonne. „Das Resultat ist für mich eine gute Bestätigung mit Blick auf Sonntag“, hatte Martin am Mittwoch gesagt.

An jenem Tag musste sich der Ire nur dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar) geschlagen geben, der in Ans seinen dritten Sieg nach 2006 und 2008 einfahren möchte. „Durch den Sieg beim Fleche reise ich mit weniger Druck zu Lüttich-Bastogne-Lüttich. Unter den Ardenenn-Rennen ist es mein Liebling. Mein Ziel ist der Sieg“, erklärte Valverde.

Ebenfalls bereits in den Ardennen erfolgreich war in diesem Jahr Philippe Gilbert. Auch der BMC-Profi weiß, wie man La Doyenne gewinnt, war er doch 2011 erfolgreich. „Das Amstel Gold Race zählt zu den schönsten Rennen, aber Lüttich-Bastogne-Lüttich ist eben ein echtes Monument, und hat einen höheren Stellenwert. Dass es die 100. Austragung ist, das ist was Besonderes. Aber ich fahre so motiviert wie sonst auch immer“, kündigte der Weltmeister von 2012 an.

Nach zwei zweiten Plätzen aus den Jahren 2013 und 2009 will nun auch endlich Valverdes Landsmann Joaquim Rodriguez (Katusha) ganz oben auf dem Podium stehen, nachdem er sich von seinem Sturz vom Amstel Gold Race weitestgehend erholt hat. „Mit meinen Ambitionen tue ich mir schwer, denn im Training konnte ich in den Anstiegen nicht Vollgas fahren, da ich noch Schmerzen hatte. Wenn ich am Sonntag keine Schmerzen mehr habe, dann kann ich sicher zeigen, wie hart ich in den letzten Monaten auf dieses Rennen hingearbeitet habe", so Rodriguez.

Als Außenseiter gehen die drei Astana-Fahrer Maxim Iglinskiy, Vincenzo Nibali und Enrico Gasparotto ins Rennen. Bei der Austragung vor zwei Jahren hatten sie in der genannten Reihenfolge das komplette Podium gestellt.

Nach zwei unauffälligen Starts in den vergangenen beiden Jahren möchte der Pole Kwiatkowski (Omega Pharma Quick Step) im dritten Anlauf erstmals in die Vergabe der Podiumsplätze eingreifen. „In den letzten beiden Jahren habe ich auf den letzten 40 Kilometern gelitten. Ich hoffe, dass es diesmal anders sein wird. Ich fühle mich gut erholt", so der polnische Meister.

Auf der Rechnung haben muss man zudem den zuletzt etwas angeschlagenen Kolumbianer Carlos Betancur, im Vorjahr Vierter und dessen französischen Teamkollegen Romain Bardet (beide Ag2r) sowie den Niederländer Bauke Mollema (Belkin), der mit Platz vier beim Fleche Wallonne eine starke Leistung zeigte. „Ich habe einige Rennen gebraucht, um in Form zu kommen. Aber jetzt bin ich so stark, wie ich es zu dieser Jahreszeit zuvor noch nie war", zeigte sich Mollema selbstbewusst.

Mit einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein wird auch der Belgier Jelle Vanendert (Lotto-Belisol) am Sonntag am Start stehen, konnte er zuletzt mit Platz zwei beim Amstel Gold Rang und Rang sechs beim Fleche Wallone restlos überzeugen. „Die Zweifel an meiner Form sind verschwunden. Ich fühle mich so gut wie vor zwei Jahren“, gab der Belgier zu Protokoll. Damals fuhr der 29-Jährige bei allen drei Ardennen-Klassiker in den Top Ten. Dies ist auch in diesem Jahr noch möglich und ihm nach den gezeigten Leistungen auch zuzutrauen. Sein Teamchef Marc Sergeant traut Vanendert, der mit Jurgen van den Broeck und Tony Gallopin zwei starke Helfer an seiner Seite hat, gar noch mehr zu. „Wenn wir die Top Fünf erreichen, dann bin ich zufrieden“, sagte er.

Zum erweiterten Favoritenkreis zählen zudem die Italiener Diego Ulissi und Damiano Cunego, der Portugiese Rui Costa (alle Lampre-Merida), der Niederländer Tom Jelte Slagter (Garmin-Sharp), der Spanier Dani Moreno (Katusha), der Australier Simon Gerrans (Orica GreenEdge), der Franzose Warren Barguil (Giant-Shimano) und der Tscheche Roman Kreuziger (Tinkoff Saxo). „Wir wollen mit Roman auf Sieg fahren, wissen aber auch, dass wir unsere Karte richtig spielen müssen"; so der Sportliche Leiter bei Tinkoff Saxo, Philippe Mauduit mit Blick auf die starke Konkurrenz. Gespannt sein darf man zudem auf den Auftritt vom britischen Toursieger Chris Froome (Sky)

Aus deutscher Sicht dürften Simon Geschke (Giant-Shimano), der beim Amstel Gold Race starker Sechster wurde, sowie Paul Martens (Belkin), 2011 immerhin Dreizehnter bei La Doyenne, die besten Chancen haben. „Bei mir läuft es immer besser. Ich hoffe, dass ich im Finale noch eine Rolle spielen und Bauke unterstützen kann“; so Martens.

Mit den Luxemburgern Andy Schleck, Sieger 2009, und dessen Bruder Fränk, Zweiter 2011, stehen auch zwei Protagonisten vergangener Ausgaben am Start. Sollte Fränk um den Sieg mitfahren wäre dies eine Überraschung, bei Andy fast schon eine Sensation. „Fränk ist unser Kapitän. Allerdings könnte das Wetter ein Problem werden. Er ist schon lange nicht mehr Rennen bei Regen gefahren und da er sehr dünn ist, setzt ihm auch die Kälte zu", erklärte sein Sportlicher Leiter Kim Andersen, der Andy trotz einer Knieblessur, die ihn beim Fleche Wallonne zur Aufgabe zwar, an den Start schickt.

So wie es aussieht können die Akteure, was das Wetter betrifft, wohl aufatmen. Bei Temperaturen zwischen 10 und 15 Grad soll es zwar bewölt sein, die Regenwahrscheinlichkeit liegt aber nur bei 30 Prozent.


Mehr Informationen zu diesem Thema

28.04.2014Andy Schleck sagt Start bei Tour de Romandie ab

(rsn) – Drei Starts, drei Aufgaben - so lautet die deprimierende Bilanz von Andy Schleck (Trek) bei den Ardennenklassikern. Der Luxemburger, der das Amstel Gold Race, den Flèche Wallonne, vor alle

28.04.2014Valverde auch ohne Sieg in Ans Bester der Ardennenwoche

(rsn) – Zum dritten Sieg nach 2006 und 2008 bei Lüttich-Bastogne-Lüttich reichte es für Alejandro Valverde (Movistar) zwar nicht. Doch der Spanier erwies sich mit seinem zweiten Platz hinter Simo

27.04.2014Gilbert nicht gut genug für den Sieg, Vanendert zufrieden

(rsn) – Zu gerne hätten die Belgier bei der 100. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich eine richtig große Feier veranstaltet. Doch den beiden Hoffnungsträgern Philippe Gilbert (BMC) und Jel

27.04.2014Daniel Martin: „Dafür gibt es eigentlich keine Worte“

(rsn) - „Er hätte gewonnen“, war sich Thomas Dekker in Lüttich sicher. Er, damit meinte der Niederländer seinen Teamkollegen Daniel Martin, den Titelverteidiger von Lüttich-Bastogne-Lüttich

27.04.2014Kwiatkowski: Auch in Lüttich war die 3 die magische Zahl

(rsn) – Bei der 100. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich war für Michal Kwiatkowski (Omega Pharma Quick Step) die Drei die besondere Zahl. Im dritten Anlauf konnte der Polnische Meister erstm

27.04.2014IAM überzeugt am härtesten Arbeitstag des ganzen Jahres

(rsn) - Das Schweizer IAM-Team hat mit einer offensive Fahrweise seine Wildcard für Lüttich-Bastogne-Lüttich vollauf bestätigt. Am Sonntag war zunächst der Schweizer Pirmin Lang über 200 Kilome

27.04.2014Gerrans gewinnt sein zweites Monument

(rsn) - Simon Gerrans (Orica-GreenEdge) hat sich nach Mailand-San Remo 2012 sein zweites Monument gesichert. Der Australische Meister setzte sich in Ans nach 263 Kilometern durch und gewann im Sprint

27.04.2014Gerrans gewinnt 100. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) - Simon Gerrans (Orica GreenEdge) hat die 100. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen. Der australische Landesmeister setzte sich nach 263 Kilometern in Ans vor dem Spanier Alejandro

27.04.2014Froome: Erst den Flieger verpasst, dann eine Bronchitis eingefangen

(rsn) – Das Team Sky tritt am Sonntag bei der 100. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich nur mit sechs statt der möglichen acht Fahrer an. Bei der Mannschaftsvorstellung am Samstag waren sogar

27.04.2014Martin: „Ich bin nicht der große Favorit"

(rsn) – Im letzten Jahr war der Ire Dan Martin (Garmin-Sharp) der strahlende Sieger bei Lüttich-Bastogne-Lüttich. Nachdem der 27-Jährige am vergangenen Mittwoch Zweiter beim Fleche Wallonne wurde

26.04.2014Geschke und Martens führen deutsche Fraktion an

(rsn) - Bei der 100. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich treten am Sonntag 25 Mannschaften an, darunter die 18 Teams mit WorldTourz-Lizenz. WildCards wurden an sieben Zweitdivisionäre darunter

26.04.2014NetApp-Profi Machado fehlten 500 Meter bis zum Trentino-Podium

(rsn) - Lange Zeit war Tiago Machado beim Giro del Trentino auf Podiums-Kurs. Erst 500 Meter vor dem Ziel bei der zur Ehrenkategorie zählenden Bergankunft Monte Bondone musste der beim deutschen Zw

Weitere Radsportnachrichten

05.05.2024Eine erste Chance für die Sprinter

(rsn / ProCycling) – Nachdem sie sich zwei Tage lang "aufwärmen" konnten, ist es nun für die schnellen Männer des Pelotons Zeit, ihren Job zu verrichten. Bevor sie jedoch ihren ultimativen Zielsp

05.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

05.05.2024Pogacar auf den Spuren Pantanis

(rsn) - 1999 hatte Marco Pantani am Fuße des Anstiegs zur Kapelle nach Oropa einen Defekt. Die Kette fiel ihm herunter. Es dauerte, bis ein Materialwagen bei ihm war. Fahrer um Fahrer zog derweil an

05.05.2024Nur ein Defekt bremste Martinez hinauf nach Oropa

(rsn) – Gut fünf Kilometer vor dem Ziel der 2. Etappe am Santuario di Oropa gab es Grund zur Beunruhigung beim Team Bora – hansgrohe. Am Ende des Tages aber sah man nichts als strahlende Gesichte

05.05.2024Martinez: “Das Resultat ist großartig für unsere Moral“

(rsn) – Mit einem Tag “Verspätung“ hat Tadej Pogacar am Sonntag bei der ersten Bergankunft den erwarteten Etappensieg am Auftaktwochenende des 107. Giro d’Italia eingefahren. Am Santuario di

05.05.2024Highlight-Video der 2. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Zum Auftakt des 107. Giro d’Italia (2.UWT) musste sich Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch mit Rang drei begnügen. An der ersten Bergankunft jedoch gab es für den Top-Favoriten kein H

05.05.2024Pogacar stürmt in Oropa trotz Sturz ins Rosa Trikot

(rsn) – Marco Pantani triumphierte 1999 an der Wallfahrtskirche Santuario di Oropa dank einer historischen Aufholjagd, nachdem er am Fuße des Anstiegs durch einen Defekt gestoppt worden war. 25 Jah

05.05.2024De Lie in der Bretagne auch durch zwei Plattfüße nicht zu stoppen

(rsn) – Nach Platz zwei im Vorjahr hat sich Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) die 41. Ausgabe von Tro Bro Léon (1.Pro) gesichert. Der 22-jährige Belgier entschied in der Bretagne das über 203,6 Kil

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

05.05.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 2. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 4. Mai zum 107. Giro d’Italia (2.UWT) angetreten, darunter auch zwölf Deutsche, vier Österreicher, zwei Schweizer und ein Luxemburger. Hier listen wir a

05.05.2024Pogacar: ”Die Post wird abgehen”

(rsn) – Der Auftakt zum 107. Giro d’Italia ist atypisch. Einen Tag nach der schweren 1. Etappe, auf der bereits einige Favoriten Federn gelassen haben, steht bereits die erste Bergankunft auf dem

05.05.2024Narvaez sorgt für die nächsten rosa Träume in Ecuador

(rsn) – Fünf Jahre ist es her, dass Richard Carapaz das Radsportland Ecuador mit seinem sensationellen Gesamtsieg beim Giro d´Italia in Rosa gehüllt hat. Nun feiern die Nachbarn der Kolumbianer i

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)