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12.01.2014 | (rsn) - Philipp Walsleben (BKCP-Powerplus) hat es spannend gemacht, am Ende aber doch souverän seinen Titel als Deutscher Cross-Meister verteidigt. Der Potsdamer setzte sich im oberfränkischen Döhlau nach 1:03:26 Stunde mit 1:14 Minute Vorsprung auf Herausforderer Marcel Meisen (Kwadro-Stannah) durch, der gegenüber radsport-news.com nach dem Rennen bilanzieren musste: „Philipp war einfach zu stark - da war nichts zu machen.“
Ähnlich fiel auch das Fazit des Drittplatzierten Sascha Weber (Veranclassics / + 1:51) aus. „Das Ergebnis geht in Ordnung, das hat den Saisonverlauf bestätigt“, gab er zu, dass Walsleben und Meisen derzeit schlicht die beiden besten Crosser Deutschlands sind - und er selbst inzwischen aber immerhin zur Nummer drei aufgerückt ist.
Walsleben, der in dieser Saison derzeit auf Platz drei der Weltcup-Gesamtwertung liegt und auch in den Top Five der wichtigsten belgischen Rennserien Bpost Bank und Superprestige rangiert, war bereits vor dem Rennen der große Favorit, hatte aber betont, dass man ein Rennen trotzdem immer erst gewinnen müsse. Und während der ersten Runden in Döhlau sah es von außen auch so aus, als würde die Fahrt zur Titelverteidigung schwerer werden als von vielen vorhergesagt.
Denn gleich nach dem Start machte Deutschland-Cup-Sieger Michael Schweizer (Harvestehuder RSV / Stevens Racing Team), der am Ende Sechster wurde, ordentlich Druck, anschließend lancierte Weber einige Attacken. „Ich habe gesehen, dass Marcel und Philipp pokern - und da musste ich natürlich wegfahren“, erklärte er seinen Antritt in einer Phase, als Walsleben und Meisen beide nicht wirklich Gas geben wollten.
Weber kam ein gutes Stück weg, nervös machte das die beiden Top-Favoriten aber kaum. „Ein bisschen vielleicht, aber nicht übermäßig“, erklärte Walsleben radsport-news.com kurz vor der Heimfahrt. „Im Cross gewinnt am Ende meistens der Stärkste und ich war mir relativ sicher, dass er nicht das ganze Rennen vorne bleiben kann. Ich habe mich vor allem auf Marcel konzentriert.“
Und Meisen hielt es genauso: Er hatte nur Walsleben im Auge. „Ich habe knallhart probiert, nur bei ihm mitzufahren und Kräfte zu sparen“, so der Stolberger, der mit Weber am Vorabend im Hotel darüber gesprochen hatte, sich gegenseitig nicht verfolgen zu wollen. Wohl auch deshalb war ihm der Angriff des Mannes, den er schon lange kennt auch „relativ egal. Für mich ging es um gewinnen oder verlieren, und eigentlich war es für mich auch irgendwo ein Vorteil. Denn ich wusste, dass Philipp ihn zwar kurz ziehen lässt, aber später dann doch hinterherfahren wird.“
Gesprochen hatten Meisen und Walsleben während der Verfolgung von Weber nicht. „Es war ja relativ deutlich, dass er nicht fahren will“, erklärte der Titelverteidiger später. „Ich habe eins, zwei Mal mit dem Ellbogen gewunken, aber er kam nicht vorbei. Und dann musste ich mich in einer Kurve schon versteuern, damit er vorbeifährt. Aber so macht es ja auch Spaß.“
Als die beiden Weber schließlich einholten, profitierten sie auch von einem technischen Problem des Führenden. „Mir ist in der Abfahrt das Hinterrad rausgegangen, durch die gefrorenen Spurrillen - und zack waren sie wieder dran“, musste Weber später berichten. Der 25-Jährige war sich aber auch im Klaren, dass dieses Problem nicht der Grund dafür war, dass es nicht zu mehr als Rang drei gereicht hatte. „Ich hatte heute nicht die besten Beine, aber ich denke es geht in Ordnung, dass Philipp Walsleben und Marcel Meisen auf Rang eins und zwei gelandet sind. Das sind die zwei Stärksten“, sagte er bei der Siegerehrung.
Nachdem Walsleben und Meisen Weber zurückgeholt hatten, zog der Favorit das Tempo einige Male an, und zunächst konnte Meisen immer wieder die Lücke schließen. „Aber ich konnte ihn ein bisschen müde machen“, freute sich Walsleben. Und in der fünften Runde ließ er seine Verfolger schließlich stehen. „Er hat am Berg Gas gegeben und wir sind bis oben durchgesprintet, aber danach war ich so kaputt, dass die Technik in der Abfahrt auf dem Feld nicht mehr ganz gestimmt hat und ich dort Zeit verloren habe“, erklärte Meisen.
Die Lücke zwischen dem Titelverteidiger und seinen Herausforderern wurde sehr schnell größer und so war die Moral des 25-Jährigen gebrochen. „Danach ging es nur noch um den zweiten Platz. Da bin ich nicht mehr voll gefahren und die Luft war etwas raus“, so Meisen, der Weber aber auch bald abhängte, so dass die Podestplätze vergeben waren.
Einzig der letztjährige U23-Meister Markus Schulte-Lünzum (Focus XC-Team) kam in den letzten Runden noch einmal bis auf zehn Sekunden an Weber heran, konnte den dritten Platz aber nicht mehr angreifen und landete schließlich 43 Sekunden hinter Weber auf Rang vier - immer noch ein großer Erfolg für den jungen Mountainbiker, wie sein ausgelassener Jubel auf der Zielgeraden zeigte.
Am Ende siegte Walsleben so souverän, wie viele erwartet hatten, und er konnte sich sogar freuen, gemeinsam mit seinen Kollegen etwas fürs Publikum getan zu haben. „So war es wenigstens auch für die Zuschauer etwas interessant“, sagte Walsleben im Blick auf die spannenden ersten vier Runden lächelnd.
Dem Publikum etwas zu bieten war bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine feine Sache - und der gerechte Lohn für die zahlreichen Zuschauer, die sich an die Strecke begeben hatten. „Die Fans waren toll“, lobte Walsleben deshalb auch noch im Gespräch mit radsport-news.com. „Und die Strecke an sich war auch gut - schön kompakt, die Zuschauer konnten gut hin und herlaufen.“ Einzig die lange Abfahrt über einen Acker, auf dem sich über Nacht die Spurrillen vom Vortag festgefroren hatten, gefiel ihm genauso wenig wie allen anderen Startern (mehr dazu lesen Sie am Montag auf radsport-news.com.).
Für Walsleben geht es in der bislang erfolgreichsten Elite-Saison seiner Karriere nun auf internationalem Terrain weiter. Ein Weltcup-Event steht noch auf dem Programm, und bei der WM in Hoogerheide, wo er gemeinsam mit Meisen und Weber für Deutschland starten wird, will Walsleben am ersten Februar-Wochenende aufs Treppchen.
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