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05.12.2009 | (rsn) – Tony Martin gelang in der abgelaufenen Saison der Sprung vom Zeitfahrspezialisten zu Deutschlands größter Rundfahrthoffnung. In seinem zweiten Jahr bei Columbia-HTC verbesserte sich der 24-Jährige vor allem in den Bergen enorm. Neben zahlreichen Spitzenergebnissen, einem gelungenen Tour-Debüt und einer Medaille im WM-Zeitfahren durfte sich Martin auch über drei große Siege freuen.
Erster Saisonhöhepunkt des Eschborners war die Fernfahrt Paris-Nizza. Beim prestigeträchtigen "Rennen zur Sonne" bewies Martin bemerkenswerte Frühform und sicherte sich überraschend das Bergtrikot. “Er ist kein Richard Virenque, aber schon als Amateur hat er gezeigt, dass er gut klettern kann", kommentierte Columbias Sportlicher Leiter Brian Holm den Auftritt Martins, der zudem einen dritten und einen vierten Etappenplatz holte.
Danach ging es zum Criterium International, wo der Columbia-Jungstar im abschließenden Zeitfahren seinen ersten Saisonsieg einfahren konnte. Die erste Saisonphase schloss Martin Anfang Mai bei der Tour de Romandie ab, wo ihm ein vierter Etappenrang und Platz acht in der Gesamtwertung glückten.
Die heiße Phase der Vorbereitung auf seine erste Tour de France läutete Martin Ende Mai mit der Bayern-Rundfahrt ein. In der Gesamtwertung spielte der Ex-Thüringer-Energie-Fahrer nach der Bergetappe am zweiten Tag keine Rolle mehr. Dafür gewann er am vorletzten Tag das Einzelzeitfahren souverän vor seinem Teamkollegen Bert Grabsch. „Nach meiner dreiwöchigen Pause habe ich natürlich noch nicht Topform, umso glücklicher bin ich über den Etappensieg. Ich wollte mir bei der Bayern-Rundfahrt keinen Druck machen, trotzdem hatte ich mit dem Podium geliebäugelt“; so Martin damals im Gespräch mit Radsport News.
Eine bärenstarke Vorstellung lieferte Martin im Juni bei der Tour de Suisse ab. Er gewann eine Bergetappe und musste sich im abschließenden Einzelzeitfahren nur dem Lokalmatadoren Fabian Cancellara (Saxo Bank) geschlagen geben. Auch in der Gesamtwertung der Tour-Generalprobe landete Martin sensationell auf dem zweiten Rang. Zudem gewann er wie schon bei Paris-Nizza den Bergpreis.
Die Tour de France lief für Martin lange Zeit perfekt. Der deutsche Vize-Zeitfahrmeister fuhr auf der 3. Etappe ins Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers und verteidigte es bis in die Pyrenäen hinein. „Das ist gigantisch und der größte Triumph meiner Karriere“, jubelte der Tour-Debütant, nachdem er das Weiße Trikot erobert hatte. „Ich habe von Anfang an gesagt, ich will an einem Tag in Weiß fahren - das ist mir jetzt gelungen.“
In der zweiten Hälfte der Tour de France hatte Martin allerdings zwei schlechte Tage, büßte auf der ersten Alpenetappe sein Weißes Trikot und eine Spitzenplatzierung in der Gesamtwertung ein. Das überraschte den Columbia-Profi aber nicht. „Es hätte mich fast erschreckt, wenn ich schon bei dieser Tour unter die ersten Zehn gefahren wäre", so Martin, der im wichtigsten Rennen der Saison aber nicht aufsteckte, sondern nochmals für einen Paukenschlag sorgte.
Am vorletzten Tag der Tour gelang dem jungen Deutschen auf der Mont Ventoux-Etappe nicht nur der Sprung in die Gruppe des Tages; um ein Haar hätte er bei der Bergankunft auf dem "Riesen der Provence" auch den größten Erfolg seiner noch jungen Karriere gefeiert. Nur der erfahrene Spanier Juan Manuel Garate (Rabobank) war an diesem Tag noch einen Tick stärker als Martin, der sich zudem bei der Zielankunft um einige Meter verrechnete. „Wenn ich gewusst hätte, dass das Ziel gleich kommt, hätte ich auch gewinnen können“, kommentierte ein enttäuschter Martin seinen zweiten Platz. "Wenn man so viel Aufwand betreibt und am Ende mit leeren Händen dasteht, ist das frustrierend
In der zweiten Saisonhälfte konzentrierte sich Martin voll und ganz auf das WM-Zeitfahren von Mendrisio. Eine Entscheidung, die sich bezahlt machen sollte. Im Kampf gegen die Uhr waren nur der haushohe Favorit Cancellara und dessen Saxo Bank-Teamkollege Gustav Erik Larsson schneller als der gebürtige Cottbuser, der sich über die Bronzemedaille freuen konnte.
Nach den zahlreichen Abgängen bei Columbia wird Martin 2010 in der Teamhierarchie weiter aufrücken. Verbessert sich der ausgebildete Polizeimeister weiter so kontinuierlich, ist ihm bei der kommenden Tour de France auch eine Spitzenplatzierung in der Gesamtwertung zuzutrauen. Das sieht auch sein Sportdirektor so. „Der nächste logische Schritt ist, dass er die beiden schlechten Tage, die er bei der Tour hatte, eliminiert und konstant über drei Wochen fährt. Dann ist realistisch, dass er zwischen zwölf und acht liegen wird,“ so Rolf Aldag zu Radsport News über die Aussichten des Allrounders. In der Weltspitze ist Tony Martin jedenfalls schon angekommen.
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