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24.12.2009 | (rsn) – Heinrich Haussler war der Aufsteiger der Saison 2009. Nach durchwachsenen Jahren im Gerolsteiner-Dress gelang dem Deutsch-Australier beim Cervélo TestTeam der große Durchbruch. Während ihm ein großer Sieg bei den Frühjahrsklassikern knapp verwehrt blieb, durfte der 25-Jährige bei der Tour de France nach einem beeindruckenden Soloritt jubeln. „Sechs Siege und weitere gute Resultate. Was will ich mehr“, bilanzierte Haussler auf seiner Homepage.
Bereits im ersten Saisonrennen trumpfte Haussler groß auf. Der Cervélo-Neuzugang fuhr auf gleich drei Etappen der Katar-Rundfahrt (Kat. 2.1) auf`s Podium belegte im Gesamtklassement den zweiten Platz. Bei der anschließenden Algarve-Rundfahrt (Kat. 2.1) in Portugal holte der Freiburger seine ersten Saisonsiege. Er gewann sowohl die Auftakt- als auch die Schlussetappe. Ein Etappensieg bei Paris-Nizza bewies, dass Haussler für die anstehenden Frühjahrsklassiker in Topform war.
Beim ersten großen Eintagesrennen der Saison, Mailand – San Remo, gehörte Haussler trotzdem "nur" zum erweiterten Favoritenkreis. Mit seinem herausragenden Auftritt bei der Classicissima überraschte Haussler aber viele. Seinem kraftvollen Antritt kurz vor dem Ziel hatte niemand etwas entgegenzusetzen. Nur der Brite Mark Cavendish (Columbia-HTC) konnte auf den letzten Metern gerade noch am Deutschen vorbeiziehen. "Mit ein bisschen Abstand ärgere ich mich zwar immer noch, aber das Positive kommt immer mehr durch. Ich habe gesehen, dass ich mit den Weltbesten mithalten konnte", kommentierte Haussler im Gespräch mit Radsport News seinen zweiten Platz.
Auch in den folgenden Pflasterrennen überzeugte der Spezialist für Eintagesrennen. Platz vier bei Dwaars door Vlaanderen (Kat. 1.1) ließ Haussler einen bärenstarken Auftritt bei der Flandern-Rundfahrt folgen. Titelverteidiger Stijn Devolder (Quick.Step) musste er zwar ziehen lassen. Dafür konnte sich Haussler kurz vor dem Ziel mit einer Attacke aus der Verfolgergruppe absetzen und sich sensationell Platz zwei sichern.
Als letztes großes Frühjahrsrennen stand eine Woche nach der "Ronde" der französische Klassiker Paris-Roubaix in Hausslers Rennkalender. Auf der Fahrt durch die "Hölle des Nordens" verließen den Cervélo-Kapitän im Finale zwar etwas die Kräfte. Platz sieben war aber immer noch ein beachtliches Ergebnis. „Selbst wenn ich in Flandern und Roubaix gute Resultate rausfahren konnte, bin ich mit dem Resultat am letzten Sonntag eigentlich nicht zufrieden“, schrieb Haussler, der sich aber über die Führung in der Weltrangliste freuen konnte. „Nach San Remo, Flandern und Roubaix bin ich jetzt auch noch der Führende in der Weltrangliste. Wenn mir das jemand vor der Saison gesagt hätte, hätte ihn gefragt, wovon er denn nachts träumt.“
Nach einer kurzen Auszeit begann Haussler seine Tour-Vorbereitung Ende Mai mit zwei zweiten Etappenplätzen bei der Bayern-Rundfahrt (Kat. 2.HC). Nach einem weiteren zweiten Platz bei den Neuseen Classics (Kat. 1.1) holte sich Haussler beim schweren GP Schwarzwald (Kat. 1.1) als Solist seinen vierten Saisonsieg. Nach einer unauffälligen Tour de Suisse ging es dann zur Tour de France.
In Frankreich sollte Haussler vor allem als Anfahrer für seinen Teamkollegen Thor Hushovd arbeiten. Doch der Deutsche bekam auch seine Freiheiten – wie beispielsweise auf der Etappe nach Colmar. Dort gehörte Haussler zu einer Ausreißergruppe, aus der er sich bei strömendem Regen 40 Kilometer vor dem Ziel löste und als Solist seinen bisher größten Karriereerfolg perfekt machte. „Ich habe die Etappe in Colmar nach dieser Regenschlacht durch die Vogesen gewonnen und bin irgendwie noch immer sprachlos and very, very happy“, freute sich der Tagessieger nach seinem Coup.
Nach der Frankreich-Rundfahrt wich der Freude allerdings die Erschöpfung. „Ich muss aber sagen, dass ich langsam ziemlich am Ende bin. Das lange Frühjahr, die Vorbereitung auf die Tour, der Stress während der drei Wochen und jetzt die vielen Kilometer zu den Rennen. Ich merke, dass mir das schon etwas an die Substanz geht“, sagte ein platter Haussler nach der Tour.
Nach der Tour war vom Aufsteiger des Jahres nur noch wenig zu sehen. Zwei Mal trat Haussler allerdings noch in Erscheinung. Zum einen beim Sparkassen-Giro (Kat. 1.1) in Bochum, den er auf Platz vier beendete, zum anderen bei der Tour du Poitou Charentes (Kat. 2.1), bei der Haussler seinen sechsten Saisonsieg einfuhr und die Gesamtwertung auf Rang sechs abschloss.
In der zweiten Saisonhälfte standen nicht Hausslers sportliche Leistungen, sondern die Diskussionen über einen Verbandswechsel im Mittelpunkt. Haussler hatte mehrmals angekündigt, bereits zur WM 2010 für sein Geburtsland Australien starten zu wollen. Der BDR hingegen meldete, dass der Tour-Etappensieger weiterhin für Deutschland fahren werde. Der Weltverband UCI teilte zudem mit, dass Haussler, der sowohl die deutsche als auch die australische Staatsbürgerschaft besitzt, nur dann für sein Geburtsland Australien starten kann, wenn er seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgibt, da er bereits Rennen in der deutschen U23-Auswahl bestritten hat. Zumindest in der kommenden Saison wird der heiß Umworbene bei Internationalen Meisterschaften die deutsche Farben tragen.
Mehr Klarheit herrscht über Hausslers Ziele für 2010. "Ich glaube nicht, dass ich viel über meine Ziele im nächsten Jahr reden muss. Wer bei Mailand – San Remo und der Flandern Rundfahrt schon so dicht am Sieg dran war, der möchte so ein Rennen auch einmal gewinnen und zudem habe ich den Traum zwischen Paris und Roubaix noch nicht zu Ende geträumt“, schrieb der Cervélo-Star kürzlich auf seiner Homepage.
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