RSNplusDebütant hält bei der WM die deutsche Fahne hoch

Mayrhofer: “Wollte helfen, aber es war keiner mehr da“

Von Sebastian Lindner mit Felix Mattis aus Kigali

Foto zu dem Text "Mayrhofer: “Wollte helfen, aber es war keiner mehr da“"
Marius Mayrhofer führt die Ausreißergruppe in Richtung des Mont Kigali. | Foto: Cor Vos

28.09.2025  |  (rsn) – Vom Nachrücker zum besten Deutschen im Straßenrennen – und das ohne ein Ergebnis. Die kurze Zeit für Marius Mayrhofer bei den Weltmeisterschaften in Ruanda ist schon wieder vorbei. Nach einem langen Tag in der Spitzengruppe quälte sich der Tudor-Profi noch über den Mont Kigali und die Mur de Kigali, die auf der Extrarunde zu Beginn des letzten Renndrittels in den normalen Rundkurs geschneidert wurde. Dann war für ihn Schluss. So weit wie der Jährige hatte es kein anderer aus dem vierköpfigen deutschen Team geschafft. Felix Engelhardt, Jonas Rutsch und Georg Zimmermann mussten allesamt bereits vorher mit Magen-Darm-Problemen aufgeben.

Mayrhofer jedoch hatte diesbezüglich keine Probleme und ist “den Umständen entsprechend fit“ ins Rennen gegangen, sagte er RSN, nachdem er vom Rad gestiegen war. Zu diesem Zeitpunkt lief der Wettkampf noch. Mit “Höhe, Staub, Husten und Niesen“ hatte allerdings auch er seine Probleme. Dennoch: Zumindest für ihn ist der Plan aufgegangen, den sich das Team am Vorabend gemacht hatte. “Uns war von Anfang an bewusst, dass es für mich schwer werden würde, über den Mont Kigali mitzufahren. Da war die Fluchtgruppe abzudecken, die beste Lösung.“

___STEADY_PAYWALL___

Ein Abtasten oder langsames Warmrollen gab es nicht. Schon auf Runde 1 war Mayrhofer Teil der ersten Gruppe, die maximal aus sieben Fahrern bestand. Gemeinsam mit Menno Huising (Niederlande) und Ivo Oliveira (Portugal) zählte der Deutsche aber zum Ursprungstrio, dass schrittweise noch durch Fabio Christen (Schweiz), Anders Foldager (Dänemark), Julien Bernard (Frankreich) und Raul Garcia (Spanien) ergänzt wurde. So weit, so gut - was aber nicht nach Plan lief, war die Reaktion im Feld. “Als wir schon weg waren, ging der Vorsprung ja noch mal richtig runter. Ich weiß auch nicht, was da los war. Im Endeffekt mussten wir noch froh sein, dass wir da die 2:50 Minuten bekommen haben.“

Bei der WM 2018 verteidigte Marius Mayrhofer im Junioren-Rennen die Deutschen Farben sehr erfolgreich. Er gewann Silber hinter dem alles überragenden Remco Evenepoel. | Foto: Cor Vos

Mayrhofer: “Für mich persönlich war es okay“

Mehr wurde es nicht, weil Belgien, Slowenien, teilweise auch die USA und Frankreich trotz eines Mannes an der Spitze arbeiteten. “Vor ein paar Jahren gab es noch Weltmeisterschaften, wo solche Gruppen auch ein paar Minuten mehr bekamen. Dann hätten wir zwischendurch auch mal runterschalten können. So waren nach drei Stunden Flucht aber alle am Limit. Dann gab es Uneinigkeiten.“ Auf dem Weg zum Mont Kigali löste sich die Gruppe dann auf.

Das führte zu einer ungewohnten Situation. “Normalerweise ist es mein Job, vor dem Anstieg noch einen Bergfahrer zu positionieren. Dieses Mal konnte ich mich aus dem Stress raushalten, das war ganz angenehm. Denn zu dem Zeitpunkt war Mayrhofer bereits der letzte Deutsche im Rennen. “Ich hätte meinen Teamkollegen gerne geholfen, aber da war niemand mehr, dem ich helfen konnte. Und so bin ich da hochgeeiert und war froh, als ich oben war. Denn ich wusste, dass noch der Kopfsteinpflasteranstieg kommt. Und den muss man auch langsam erst mal hochkommen.“

Für Mayrhofer war es der erste Einsatz bei einem Weltmeisterschaftsrennen in der Elite. “Es war klar, dass ich auf dem Parcours nichts mit dem Ausgang des Rennens zu tun haben werde. Aber vor zwei Wochen wusste ich noch nicht mal, dass ich hier fahren werde“, sagte er. “Von daher lief es hier sehr gut für mich. Ich habe es wenigstens bis über die Hälfte geschafft und konnte mich zeigen. Persönlich war es für mich von daher okay“, erste WM- und Afrika-Erfahrungen inklusive.

In Kigali fuhr Mayrhofer ein beherztes Rennen. | Foto: Cor Vos

Zemke: “Gestern ist Georg da noch richtig gut hochgezogen“

Aus Sicht von German Cycling kann von “okay“ nicht die Rede sein. “Es tut mir unwahrscheinlich leid für die Jungs“, sagte Bundestrainer Jens Zemke noch während des Rennens in der Mixed-Zone am RSN-Mikrofon. “Wir hatten gestern noch ein gutes Meeting. Und selbst gestern beim Training ist Georg noch den Berg hochgezogen, das sah noch richtig gut aus. Und da war uns klar, wir fahren 100 Prozent Support für Georg. Und in der Phase, wo er heute hätte praktisch ins Rennen einsteigen und nach vorne fahren sollen, kommt er ans Auto und sagt, es geht nicht.“ Auch er klagte über Magen-Darm-Probleme.

Das deutsche Team begleiteten diese Probleme die ganze WM über. “Wir hatten etliche, die das Problem hatten. Ganz traurig“, so Zemke. Dabei hatte der Staff von German Cycling viel unternommen, damit der Virus nicht um sich greift. “Wir hatten einen eigenen Koch dabei, die Hygienemaßnahmen hochgeschraubt, die Jungs bei den ersten Symptomen auf Einzelzimmer gelegt“, schilderte er die ergriffenen Maßnahmen. Doch wie bei anderen Mannschaften – auch Frankreich und Niederlande sollen größere Probleme im Team gehabt haben – blieb der Erfolg eher übersichtlich.

“Bei so einem harten Rennen reicht es nicht, wenn auch nur drei bis fünf Prozent fehlen“, bedauerte Zemke, der Zimmermann nach der Vorstellung aus dem Training ein Top-10-Resultat zugetraut hätte. “Das wäre realistisch, aber es sollte nicht sein.“ So steht für die deutschen Männer nach dem Straßenrennen ein Ergebnis, das kaum schlimmer hätte ausfallen können. Und für den Verband die erste medaillenlose Weltmeisterschaft – das Corona-Jahr 2020 ausgenommen, als die Nachwuchswettbewerbe gestrichen wurden – seit der Wiedervereinigung.

Mehr Informationen zu diesem Thema

30.09.2025Keine Medaille in Ruanda: German Cycling muss umdenken

(rsn) – Ohne eine einzige Medaille ist German Cycling von den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda abgereist. Seit der Wiedervereinigung ist der deutsche Straßenradsport nur in einem einzigen Jah

29.09.2025Saison für Van Wilder nach Sturz im WM-Straßenrennen beendet

(rsn) – Er wird letztlich nicht entscheidend für die Vergabe von Gold und Silber gewesen sein, doch der Ausfall von Ilan Van Wilder als mutmaßlich wichtigstem Helfer von Remco Evenepoel war schon

29.09.2025Pogacars Rekordjagd geht weiter: “Durchhalten ist die einzige Option“

(rsn) – Es war eine schnelle Nummer. Das Rennen an sich einerseits. Knapp 270 Kilometer mit 5500 Höhenmetern. 6:21 Stunden benötigte Weltmeister Tadej Pogacar dafür. Trotz enormer Länge und Höh

29.09.2025Healy fuhr mit einem speziellen Rennanzug aufs WM-Podium

(rsn) – “Es ist ein besonderes Bild“, sagte Ben Healy. Da kam er gerade von der Siegerehrung am Convention Center von Kigali und war auf dem Weg zur Pressekonferenz. “Viele der Großen sind da

28.09.2025Ayuso bleibt am längsten Berg als einziger an Pogacar dran

(rsn) – Juan Ayuso hat es am Mont Kigali 104 Kilometer vor dem Ziel des WM-Straßenrennens als einziger Fahrer geschafft, direkt am Hinterrad von Tadej Pogacar zu bleiben und mit ihm die Abfahrt in

28.09.2025Skujins glänzt auch in Kigali: “Habe Gewichtsklasse 70+ gewonnen“

(rsn) – Toms Skujins hat bei den Weltmeisterschaften in Ruanda einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er wohl einer der unterschätztesten Fahrer im gesamten Peloton ist. Der Lette wurde nach Platz

28.09.2025Sattel-Drama kostet Evenepoel die Chance aufs WM-Double

(rsn) – Remco Evenepoel war am Boden zerstört. Im Ziel des WM-Straßenrennens von Kigali setzte sich der Belgier an die Bande und blickte minutenlang schwer enttäuscht nach unten. Es dauerte, bis

28.09.2025Hirschi schon 90 Kilometer vor dem Ziel im “Überlebenskampf“

(rsn) – Für die Schweiz sind am Sonntag ziemlich erfolgreiche Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Vier Medaillen – ein Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze – nehmen die Eidgenossen mi

28.09.2025Roglic: “Bin glücklich, dass ich das Rennen beendet habe“

(rsn) – Der alte und neue Weltmeister Tadej Pogacar aus Slowenien kann offensichtlich nicht anders, als die internationale Konkurrenz durch lange Solo-Ritte bei Welttitelkämpfen zu düpieren. Ähnl

28.09.2025Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) – Tadej Pogacar hat seinen WM-Titel aus Zürich mit einem 67-Kilometer langen Solo in Kigali verteidigt. Der Slowene eröffnete 104 Kilometer vor dem Ziel am Mont Kigali das Finale und ließ d

28.09.2025Pogacar verteidigt Titel nach 67 Kilometer langem Solo

(rsn) - Mit dem zweitlängsten Solo in der Geschichte der Straßenweltmeisterschaften hat Tadej Pogacar seinen Titel verteidigt und souverän Gold geholt. Ab Kilometer 67 vor dem Ziel in Kigali lag de

28.09.2025Von wegen Moskitos: ´Montezumas Rache´ trifft das WM-Peloton

(rsn) – Vor der Reise nach Ruanda zu den Straßen-Weltmeisterschaften 2025 in Kigali wurde viel über Impfungen und die potenzielle Malaria- und Dengue-Gefahr durch Moskitos gesprochen. Vor Ort stel

Weitere Radsportnachrichten

02.10.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker?In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wicht

02.10.2025Philipsen: “Fast wie eine Weltmeisterschaft der Sprinter“

(rsn) – Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Arnaud De Lie (Lotto) und Mads Pedersen (Lidl – Trek); die Zuschauer we

02.10.2025Leidert früh raus: Deutsche Mixed-Staffel kämpft sich auf Platz vier

(rsn) - Wie schon in der U19, so blieb bei den Straßen-Europameisterschaften auch in der Eliteklasse der deutschen Mixed-Staffel nur der vierte Rang. Während die Juniorinnen und Junioren Bronze um

02.10.2025Münsterland Giro im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Der Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro) bildet fast schon traditionell den Abschluss der deutschen Straßensaison und wird auf jährlich wechselnden Strecken durch das Münsterland ausgetr

02.10.2025Frankreich gewinnt bei Heim-EM Gold in der Mixed-Staffel

(rsn) – In der dritten Entscheidung der Elite-Kategorie bei den diesjährigen Straßen-Europameisterschaften hat das französische Sextett die erste Goldmedaille für das Gastgeberland eingefahren.

02.10.2025Magnier baut makellose Bilanz aus, Heiduk Fünfter in Rijeka

(rsn) – Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch auf der 3. Etappe des Cro Race (2.1) zugeschlagen und sich über 150,5 Kilometer von Gospic nach Rijeka den Tagessieg gesichert. Der 21-jährige

02.10.2025Deutsche U19 verpassen EM-Bronze in der Mixed-Staffel

(rsn) – Norwegen hat bei der Straßen-EM in Frankreich die Mixed-Staffel der U19 gewonnen. Das aus je drei Juniorinnen und Junioren bestehende Sextett entschied das Teamzeitfahren über 40 Kilometer

02.10.2025Mixed-Staffel bei der Straßen-EM: Startliste und Startzeiten

(rsn) – Nur sieben Mixed-Staffeln – immerhin aber eine mehr als 2024 - treten bei der Straßen-EM in Frankreich am Nachmittag im 40 Kilometer langen Teamzeitfahren der Elite an. Den Anfang macht u

02.10.2025Delbove holt sich am Fraser´s Hill Etappensieg und Gesamtführung

(rsn) – Mit seinem Sieg auf der Königsetappe der 29. Tour de Langkawi (2.Pro) hat Joris Delbove (TotalEnergies) die Führung im Gesamtklassement der Rundfahrt übernommen. Der 25-jährige Franzose

01.10.2025Walscheid & Co. mühen sich: “Wie ein Kleiderschrank im Wind“

(rsn) – Am Mittwoch ist der Startschuss für die Straßenrad-Europameisterschaften in Frankreich gefallen. Den Anfang machte das Einzelzeitfahren zwischen Loriol-sur-Drome und Étoile-sur-Rhone, in

01.10.2025Ferrand-Prevot sagt für Heim-EM ab und beendet Saison

(rsn) – Wenige Minuten nach seinem Start bei der Zeitfahr-EM gestikulierte der spätere Sieger Remco Evenepoel mit dem rechten Arm. Auf einen Defekt seiner Rennmaschine wollte der Belgier aber nicht

01.10.2025Straßen-EM 2026 findet in Pogacars Heimat statt

(rsn) – Wie die Union Européenne de Cyclisme (UEC) bestätigte, wird Slowenien die Straßen-Europameisterschaften 2026 ausrichten. Demnach soll die Hauptstadt Ljubljana vom 3. bis 7. Oktober Verans

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • EM - Straßenrennen Junioren (EC, FRA)
  • Grand Prix Chantal Biya (2.2, CMR)
  • Cor Race (2.1, CRO)
  • Sparkassen Münsterland Giro (1.Pro, GER)
  • Petronas Tour de Langkawi (2.Pro, MAS)
  • Radrennen Frauen

  • EM - Straßenrennen der U23 (EC, FRA)
  • EM - Straßenrennen der (EC, FRA)