Nur drei deutsche Frauen am Start

Lippert und Niedermaier vor WM-Rennen: Aussichten ungewiss

Von Sebastian Lindner mit Felix Mattis aus Kigali

Foto zu dem Text "Lippert und Niedermaier vor WM-Rennen: Aussichten ungewiss"
Vor dem Start des WM-Straßenrennens von Kigali, v.l.: Antonia Niedermaier, Liane Lippert, Franziska Koch | Foto: Cor Vos

26.09.2025  |  (rsn) – Die Liste der Favoritinnen ist lang. Vor allem die französischen und niederländischen Farben sind stark vertreten. Die Spitzenfahrerinnen um Pauline Ferrand-Prévot, Demi Vollering und Anna van der Breggen erhalten dabei ebenso starke wie zahlreiche Unterstützung. Vor allem die numerische Überlegenheit –  nur noch Italien um Elisa Longo Borghini kann zahlenmäßig mithalten – könnte zum Schlüssel werden, denn die stark besetzten Teams haben reichlich taktische Möglichkeiten, die unter Umständen nur mit viel Personal gekontert werden können.

Das deutsche Frauenteam wird da nicht mitreden können. Und, so stellt es sich letztlich auch dar, nicht wollen. Der unbedingte Wille, eine Medaille zu holen, lässt sich jedenfalls nicht daraus ablesen, wenn das Team nur zu Dritt ins Rennen geht. Sechs Startplätze wären möglich gewesen. Nur Liane Lippert, Antonia Niedermaier und Franziska Koch gehen in eines der schwersten Straßenrennen der WM-Geschichte. Frauen-Bundestrainer André Korff hatte bei der Nominierung für die Wettkämpfe die gleichen Schwierigkeiten wie sein Pendant Jens Zemke bei den Männern.

Korff wollte auf der Pressekonferenz von German Cycling am Donnerstag ein Thema gar nicht erst aufkommen lassen. Bei der Besetzung der Rennen hätten “finanzielle Gründe überhaupt keine Rolle gespielt“, sagte er. “Vielmehr die Überlegung, wer überhaupt geeignet sein könnte, als wir erstmals den Streckenverlauf präsentiert bekamen. Wer hat hier überhaupt eine Chance? Denn es ist gut möglich, dass am Samstag schon in der ersten Runde Vollgas gefahren wird und da braucht man bergfeste Fahrerinnen, die auch technisch versiert sind.“

Niedermaier hofft auf Vorteil durch längere Zeit in Ruanda

Genauso möglich ist es aber auch, dass es lange ruhig bleibt, weil sich die Top-Nationen neutralisieren oder alle das Risiko scheuen. Nun wird es an Koch allein liegen, dass Lippert und Niedermaier als Top-10-Kandidatinnen sich so gut wie möglich schonen können, um im Finale noch eine Rolle zu spielen. In erster Linie wird es darum gehen, so weit vorne wie möglich in die Steigungen zu kommen. “Vor den Bergen müssen wir immer gut positioniert sein und das kann dann auch mal hektisch werden. Im Verlauf der Runden wird das dann zäh“, sagte Korff. “Aber wir haben unsere besten Mädels hier und sind in der Lage, vorne mitzufahren.“

Nachdem bereits Ricarda Bauernfeind, die das deutsche Team zumindest auf vier Frauen hätte aufstocken sollen, krankheitsbedingt nicht anreiste, sorgte vor der Mixed-Staffel auch der Gesundheitszustand von Lippert für Sorgenfalten. Die 27-Jährige musste die Staffel auslassen, fühlt sich nun aber wieder bereit. "Ich habe mich durch die Höhe und die Reise nicht so gut gefühlt und wollte mich einfach für den Samstag schonen. Da ist ja auch jeder unterschiedlich, manch anderem macht das nicht so viel aus. Jetzt geht es mir aber sehr gut“, sagte sie auf der Pressekonferenz.

Diesbezüglich sieht sich Niedermaier durch ihre längere Zeit in Ruanda in einer guten Position. "Ich glaube, dass es ein Vorteil für mich am Samstag sein wird, dass ich schon länger hier vor Ort bin und auch schon zwei Wettkämpfe bestritten habe. Ich habe mich an dieses Klima, die Luftfeuchtigkeit und die Höhe schon besser angepasst.“ Ob das allein reicht, um vorne angreifen zu können, konnte sie so genau trotz erster Erfahrungen auf dem Kurs noch nicht einschätzen. 

“Die Anstiege hätte ich natürlich schon eher gerne am Stück, kann mich aber ganz gut damit arrangieren, dass es immer wieder kurz bergauf geht. Das könnte mir auch gut liegen. Es ist aber bestimmt nicht der optimale Kurs. Aber es kann alles passieren. Bei den Klassikern im Frühjahr habe ich mich auch gut gefühlt und ich würde den Kurs auch als Klassikerkurs einordnen“, so Niedermaier.

Koch: “Die Strecke ist jetzt auch nicht mega außergewöhnlich“

Lippert wollte das so nicht ganz stehen lassen. “Auf einem Rundkurs ist sicher noch keine von uns über 3.000 Höhenmeter gefahren, da fallen mir nur Bergetappen bei Grand Tours ein. Der Kurs erinnert mich schon ein wenig an die WM in Australien (2022), nur nochmals härter.“ Damals fuhr Lippert als Vierte denkbar knapp an den Medaillen vorbei. Genau wie im Vorjahr übrigens. Auch in Zürich zog sie im Sprint den Kürzeren im Kampf um Silber und Bronze. 

Diesmal konnte sie aber genauso wenig wie Niedermaier sagen, was für sie drin sein könnte. “Meine eigenen Ambitionen kann ich gar nicht so gut einschätzen. Ich bin nach der Tour nicht so viele Rennen gefahren, hoffe aber, dass es ähnlich gut läuft wie im letzten Jahr", meinte Lippert.

Für die Zweifel sorgt auch eine schwierige Vorbereitung. “Ich habe nur Hitzetraining absolviert, aber sonst eigentlich nichts Spezielles“, sagte sie. “Ich glaube, so viel mehr konnte man vorher auch gar nicht machen“, ergänzte Koch. “Es ist auch irgendwie eine komische Höhe. Nicht wirklich hoch, aber auch nicht so, dass man gar nichts merkt. Insgesamt aber eine schwierige Situation, sich auf diese WM vernünftig vorzubereiten.“ Allerdings schätzte Koch das Rennen auch nicht so schwierig ein wie ihre Kolleginnen. “Es scheint auf jeden Fall machbar und nicht mega außergewöhnlich. Wir sind alle in der Verfassung, Samstag gut durchzukommen", so die Deutsche Meisterin.

Wofür es dann reicht, steht jedoch auf einem anderen Blatt Papier. “Die Spitze wächst kontinuierlich an. In den letzten Jahren hatte man immer jemanden gehabt, die als Überfliegerin in das WM-Rennen gegangen ist. Das hat sich verändert und erzeugt natürlich mehr Spannung.“ Lippert sagte hinsichtlich der Favoriten: "Ich glaube, alle tippen auf Demi, aber eventuell auch Kim Le Court. Longo (Borghini) hat sich wohl auch nochmal richtig gut vorbereitet und Kasia (Niewiadoma) ist eh immer dabei. Und natürlich Ferrand-Prévot. Wenn die unten am Kopfsteinpflaster losfährt, ist es für viele schwierig mitzuhalten.“

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