Deutschland geht im WM-Teamzeitfahren leer aus

Reussers Pech verhilft Australien zu Gold in der Mixed-Staffel

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Reussers Pech verhilft Australien zu Gold in der Mixed-Staffel"
Die australische Mixed-Staffel hat im WM-Teamzeitfahren die Goldmedaille gewonnen. | Foto: Cor Vos

24.09.2025  |  (rsn) - Australien hat die Goldmedaille in der Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Kigali (Ruanda)gewonnen. In einem besonders in der zweiten Hälfte packenden Rennen verwiesen Jay Vine, Michael Matthews, Luke Plapp, Amanda Spratt, Brodie Chapman und Felicity Wilson-Haffenden das französische Aufgebot um fünf Sekunden auf den zweiten Rang.

Bruno Armirail, Paul Seixas, Pavel Sivakov, Juliette Labous, Cédrine Kerbaol und Maeva Squiban sicherten sich die Silbermedaille um weitere fünf Sekunden vor der Schweiz, die mit Jan Christen, Stefan Küng, Mauro Schmid, Jasmin Liechti, Marlen Reusser und Noemi Rüegg an den Start gegangen war. Dahinter taten sich dann größere Lücken auf.

Mattia Cattaneo, Marco Frigo, Matteo Sobrero, Soraya Paladin, Monica Trinca Colonel und Federica Venturelli fuhren Italien mit 1:24 Minuten Rückstand auf Platz vier. Das deutsche Team, das kurz vor dem Start noch Liane Lippert durch Justyna Czapla hatte ersetzen müssen, landete auf Rang fünf mit 1:34 Minuten Abstand zu den Australiern. Für German Cycling waren zusätzlich neben Czapla noch Miguel Heidemann, Jonas Rustch, Louis Leidert, Franziska Koch und Antonia Niedermaier angetreten.

Spanien (+1:55 Minuten) beendete das Rennen auf Position sechs vor Belgien (+4:20). Die Top 10 komplettierten die Ukraine (+6:03), China (+6:38) und Äthiopien (+7:52). Insgesamt waren 15 Teams zu dem Wettbewerb angetreten, bei dem die drei Männer vorlegen und danach die Frauen vollenden mussten.

Wie schwer der Parcours war, ließ sich daran ablesen, dass alle Teams sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern nur mit jeweils zwei Startern das Ziel erreichten. Als Schlüsselstelle erwies sich die 2,5 Kilometer lange und 5,8 Prozent steile Côte de Nyanza, wo mehrere der favorisierten Nationen bereits Fahrer und Fahrerinnen verloren. Pech hatten die Schweizerinnen, die kurz nach diesem Anstieg einen Defekt – ausgerechnet bei Reusser – zu verkraften hatten.

Doch Spratt hatte einen anderen Streckenteil als besonders herausfordernd im Gedächtnis. “Ich wusste, dass es ab dem Kopfsteinpflaster-Anstieg die Hölle werden würde. Drücken, immer weiter drücken. Und Brodie (Chapman, d. Red.) war so unglaublich stark“, gab sie im Ziel zu Protokoll. Am Ende sei sie stolz, ihren ersten WM-Titel im Mannschaftszeitfahren gewonnen zu haben.

Matthews freut sich über das Tüpfelchen auf dem i

Für Matthews war die erneute Titelverteidigung das Tüpfelchen auf dem i. “Wir hatten uns voll auf dieses Rennen konzentriert, nachdem wir letztes Jahr gewonnen hatten. Es war toll, hier wieder mit dem Team zusammen zu sein und in den letzten Tagen auch mit den Mädels“, rekapitulierte der Jayco-Profi zwei Tage vor seinem 35. Geburtstag den bisherigen Aufenthalt in Kigali.

Für seinen Teamkollegen Vine war das Mannschafts-Gold nach Silber im Einzelzeitfahren am vergangenen Sonntag bereits das zweite Edelmetall bei dieser WM. Schon bei der Vuelta hatte der 29-Jährige zwei schwere Etappen und die Bergwertung gewonnen, obwohl er auch für Kapitän Joao Almeida arbeiten musste. Angesichts dieser Formnachweise ist Vine nun auch beim Straßenrennen am kommenden Sonntag eine Medaille zuzutrauen – selbst Gold wäre keine ganz so große Überraschung mehr.

Deutsches Team deutlich am Podium vorbei

Für das deutsche Team dagegen erwiesen sich die Ausfälle von Lippert und Maximilian Schachmann dann doch als zu schwerwiegend. Die erste Zwischenzeit erreichten Heidemann, Rutsch und Leidert als siebtbeste und übergaben auf dieser Position auch an die Frauen. Niedermaier, Koch und Czapla zogen dann zumindest noch an Belgien und Spanien vorbei, zum Podium fehlten dann aber doch deutlich 75 Sekunden. Rang fünf war zudem das schlechteste deutsche Ergebnis bei bisher fünf WM-Teamzeitfahren.

"Wir hatten natürlich das Podium erwartet. Wir hatten ein paar Krankheitsfälle. Das ist natürlich nicht ganz optimal", sagte Niedermaier im ZDF. Die 22-Jährige hatte zuvor im Einzelzeitfahren den sechsten Platz belegt.

So lief das WM-Teamzeitfahren:

Die erste ernstzunehmende Zeit legte die spanische Equipe hin. Hector Alvarez, Raul Garcia Pierna und Ivan Romeo unterboten die Zeit der Chinesen zunächst um 2:03 Minuten. Mireia Benito, Paula Blasi und Usoa Ostolaza verdrängten China im Ziel um 4:42 Minuten von der Spitze – kurz zuvor hatten die Ibererinnen noch die Ukraine überholt, die sich mit 4:07 Minuten Rückstand an zweiter Stelle einreihte.

Die Männer aus Frankreich und der Schweiz kamen fast zeitgleich und mit rund 28 Sekunden Vorsprung zur Übergabe-Marke, und auch Italien platzierte sich dort um 14 Sekunden vor dem iberischen Team. Nur die Australier waren noch schneller – und zwar um 33 Sekunden.

Das deutsche Männer-Trio hatte schon früh zu kämpfen und verlor sukzessive an Boden. Bei der zweiten Zeitnahme nach rund 17 Kilometern betrug der Rückstand zu den Australiern bereits fast eine Minute. Bei der Übergabe waren es sogar 1:38 Minuten.

Das Streckenprofil des WM-Teamzeitfahrens

Die Schweizerinnen bauten bis zu ihrer ersten Zwischenzeit auf 20 Sekunden Vorsprung gegenüber Frankreich aus. Doch kurz darauf ereilte Reusser das Defektpech. Die frischgebackene Zeitfahrweltmeisterin musste das Rad wechseln und fehlte ihren beiden Mitstreiterinnen fortan. Noemi Rüegg und Jasmin Liechti büßten bis zur zweiten Zeitnahme schon viel Zeit ein. Frankreichs Frauen drehten den Spieß um und machten aus ihren Rückstand 15 Sekunden Vorsprung.

Am Kopfsteinpflaster-Anstieg kurz vor dem Ziel kam Reusser wieder zurück, dafür fiel Liechti hier zurück. Und weil zu jenem Zeitpunkt auch die Französinnen nur noch zu zweit waren und Australien an der ersten Zeitnahme der Frauenstaffel hinter die Schweiz zurückgefallen war, blieben die Gold-Chancen für die Eidgenössinnen intakt.

Doch Juliette Labous und Maeve Squiban retteten knapp fünf Sekunden ins Ziel. Zwischenzeitlich übernahm allerdings Australien an der zweiten Zeitnahme des Frauenrennens wieder um knapp 14 Sekunden die Spitze. Im Kopfsteinpflaster-Stück musste Chapman kurzzeitig um das Hinterrad ihrer einzigen verbliebenen Begleiterin, Spratt, kämpfen, bekam dann aber die zweite Luft und lieferte ein starkes Finale ab, so dass die beiden Australierinnen vor den Augen ihrer männlichen Kollegen mit rund fünf Sekunden das Ziel erreichten, wo sie von den jubelnden Matthews, Jay Vine und Luke Plapp empfangen wurden.

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