RSNplusFrankreich, Schweiz und Australien favorisiert

Mixed-Staffel in Kigali Deutschlands größte Medaillenhoffnung

Von Sebastian Lindner mit Felix Mattis aus Kigali

Foto zu dem Text "Mixed-Staffel in Kigali Deutschlands größte Medaillenhoffnung"
Die deutsche Mixed-Staffel auf dem WM-Podium in Zürich | Foto: Cor Vos

23.09.2025  |  (rsn) – Was tut Ruanda nicht alles, um es dem Radsportweltverband UCI so recht wie möglich zu machen, damit das Land so positiv wie möglich aus den ersten afrikanischen Straßenrad-Weltmeisterschaften zu gehen. Kurzfristig wurden da nun sogar die Straßen zwischen den Einzelzeitfahren der Juniorinnen und Junioren gesperrt, damit die die Fahrerinnnen und Fahrer für die Mixed-Staffel nochmal auto- und motorradfrei trainieren können. Sich allein durch den Verkehr zu schlängeln, ist vielleicht noch möglich. In Formation zu Dritt mit Kopf nach unten: eher ein Selbstmordkommando.

Vor allem dann, wenn Geschwindigkeiten von über 90 km/h zustande kommen. So gesehen auf der Highspeed-Abfahrt die Cote de Nyanza hinunter im Training des deutschen Männer-Trios. Idealerweise sind Miguel Heidemann, Jonas Rutsch und Louis Leidert, der Maximilian Schachmann ersetzen wird, dort auch im Rennen noch gemeinsam unterwegs. ___STEADY_PAYWALL___

“Zu Dritt bis zum Kopfsteinpflaster zu kommen, das wäre das ideale Szenario“, sagte Bundestrainer Jens Zemke gegenüber RSN nach jener zusätzlichen Trainingsgelegenheit am Tag vor dem Rennen. “Wir müssen dann zwei haben, die zusammenbleiben und sich bis zum Ziel schleppen. Normalerweise Jonas als gestandener WorldTour-Profi, und Miguel der sehr starkes Zeitfahren gefahren sind. Aber wenn wir das heute nochmal anders analysieren, das ist dann auch okay. Wobei Louis ja auch besonderes Selbstbewusstsein hat.“

Bei der Straßen-WM in Zürich 2024 verpasste die deutsche Mixed-Staffel nur hauchdünn Gold. | Foto: UCI

15 Teams gehen in Kigali an den Start. “Sieben davon mit hohem Niveau, manche davon stärker bei den Mädels, andere stärker bei den Männern“, so Zemke, der dennoch das Podium zum Ziel erklärte: “Bisher haben wir immer um Medaillen gekämpft, das muss diesmal auch so sein.“ Die Schweiz sieht er als heißeste Kandidaten auf Gold, dicht gefolgt von den Australiern, den amtierenden Weltmeistern. Darüber hinaus werden auch die Franzosen hoch gehandelt. Ebenfalls in Schlagdistanz: Italien.

Mixed-Staffel so gut besetzt wie noch nie

Zumindest ist das auf dem Papier so. Ein Blick auf die Startliste zeigt: So gut wie diesmal war die Mixed-Staffel nationenübergreifend wahrscheinlich noch nie besetzt. Jan Christen, Stefan Küng, Mauro Schmid sowie Marlen Reusser, Jasmin Liechti und Noemi Rüegg für die Schweiz. Bruno Armirail, Paul Seixas, Pavel Sivakov und Cédrine Kerbaol, Juliette Labous sowie Maeva Squiban für Frankreich. Michael Matthews, Luke Plapp, und Jay Vine mit Brodie Chapman, Amanda Spratt und Felicity Wilson-Haffenden für Australien. Da steckt ganz viel Klasse drin. Aber hier und da Verstärkung aus der U23. Deutschland ist damit also nicht allein.

Im vergangenen Jahr gewann Australien WM-Gold in der Mixed-Staffel. | Foto: UCI

Am ausgeglichensten besetzt wirkt die französische Staffel. Das sagte auch Labous. “Obwohl wir hier auf der Straße nicht gemeinsam trainieren konnten, haben wir doch den kleinen Vorteil, dass wir in unseren Leistungen gleich stark bergauf sind“, so die Hoffnung der 26-Jährigen im Plausch mit RSN. “Auch technisch sind wir drei Frauen auf dem gleichen Level, so dass wir ein gutes Gefühl füreinander auf der Strecke haben sollten.“

Zustimmung fand das bei der Französischen Zeitfahrmeisterin Kerbaol: “Wir werden auf die Goldmedaille gehen und versuchen, dafür alles zu geben“, kündigte sie gegenüber RSN an. Aus Männersicht ergänzte Paul Seixas: “Das Einzelzeitfahren war gut für unser Mindset für die Staffel. Wir haben einen Schritt gemacht und wollen diesen für die Staffel in unserem Kopf behalten. Alle haben verstanden, dass es hier nicht einfach ist, Rennen zu fahren. Wir wollen gemeinsam 200 Prozent geben. Für den Mittwoch müssen wir aus unseren Fehlern lernen und uns dann einfach konzentrieren."

Auch die Schweiz peilt Gold an

Go for Gold lautet auch das Motto in der Schweiz. “Wir haben hohe Ambitionen“, erklärte Nationalcoach Michael Schär bei RSN. “Und ein Superteam. Die Männer mit den drei Top-Cracks Küng, Schmid und Christen sind ein Top-Team, sehr ausgeglichen, bei den Frauen ein bisschen weniger.“ Dafür soll dort Einzel-Weltmeisterin Reusser die Kohlen aus dem Feuer holen. “Sie hat bereits abgeliefert", so Schär.

Zeitfahrweltmeisterin Marlen Reusser peilt in der Mixed-Staffel ihre zweite Goldmedaille an. | Foto: Cor Vos

Reusser selbst sieht sich und die Schweiz gut vorbereitet. “Für die Mixed-Staffel haben wir ein cooles Team, alle sind sehr motiviert und wollen es unbedingt“, sagte sie RSN. “Die Nominierung für die Staffel kam spät und im Trainingslager haben wir noch daran gefeilt, welches die beste Besetzung sein könnte. Es gab da mehrere Kandidatinnen und wir haben im Engadin (eines der höchstgelegen Täler Europas in der Schweiz, d. Red.) auch noch mehrfach gemeinsam trainieren können.“

Während sowohl die Schweiz als auch Frankeich, Italien und Australien jeweils schon eine Medaille im Sack haben, steht das deutsche Team bislang noch ohne Edelmetall dar. Die Staffel dürfte auch mit Blick auf die noch anstehenden Straßenrennen die beste Gelegenheit sein, daran etwas zu ändern.

Heidemann sah sein Team vor dem Wettkampf in einer “Joker-Rolle“. Und auch Antonia Niedermaier, die neben Franziska Koch und der am Mittwochmorgen kurzfristig für die nicht ganz fitte Liane Lippert eingesprungenen Justyna Czapla das deutsche Frauen-Trio bildet, gab sich “zuversichtlich. Teamzeitfahren ist etwas ganz anderes, man kann sich gegenseitig nochmal etwas hochpushen. Es wird auf jeden Fall hart. Wir sind bei den Damen schon mal gut aufgestellt. Und ich denke die Jungs können auch was rausholen", fügte die Sechste des Einzelzeitfahrens an. Laut German-Cycling-Delegationsleiter Falk Putzke sollte auch der Austausch von Lippert durch Czapla an der Zielsetzung 'Podium' nichts ändern.

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.11.2025Tour du Rwanda ab 2027 mit WorldTour-Status?

(rsn) – Der Radsportweltverband UCI hat trotz der Kritik an der WM-Vergabe an ein autokratisch regiertes Land die vergangene Straßen-Weltmeisterschaften sowohl aus sportlicher als auch aus organisa

30.09.2025Keine Medaille in Ruanda: German Cycling muss umdenken

(rsn) – Ohne eine einzige Medaille ist German Cycling von den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda abgereist. Seit der Wiedervereinigung ist der deutsche Straßenradsport nur in einem einzigen Jah

29.09.2025Saison für Van Wilder nach Sturz im WM-Straßenrennen beendet

(rsn) – Er wird letztlich nicht entscheidend für die Vergabe von Gold und Silber gewesen sein, doch der Ausfall von Ilan Van Wilder als mutmaßlich wichtigstem Helfer von Remco Evenepoel war schon

29.09.2025Pogacars Rekordjagd geht weiter: “Durchhalten ist die einzige Option“

(rsn) – Es war eine schnelle Nummer. Das Rennen an sich einerseits. Knapp 270 Kilometer mit 5500 Höhenmetern. 6:21 Stunden benötigte Weltmeister Tadej Pogacar dafür. Trotz enormer Länge und Höh

29.09.2025Healy fuhr mit einem speziellen Rennanzug aufs WM-Podium

(rsn) – “Es ist ein besonderes Bild“, sagte Ben Healy. Da kam er gerade von der Siegerehrung am Convention Center von Kigali und war auf dem Weg zur Pressekonferenz. “Viele der Großen sind da

28.09.2025Ayuso bleibt am längsten Berg als einziger an Pogacar dran

(rsn) – Juan Ayuso hat es am Mont Kigali 104 Kilometer vor dem Ziel des WM-Straßenrennens als einziger Fahrer geschafft, direkt am Hinterrad von Tadej Pogacar zu bleiben und mit ihm die Abfahrt in

28.09.2025Skujins glänzt auch in Kigali: “Habe Gewichtsklasse 70+ gewonnen“

(rsn) – Toms Skujins hat bei den Weltmeisterschaften in Ruanda einmal mehr unter Beweis gestellt, dass er wohl einer der unterschätztesten Fahrer im gesamten Peloton ist. Der Lette wurde nach Platz

28.09.2025Sattel-Drama kostet Evenepoel die Chance aufs WM-Double

(rsn) – Remco Evenepoel war am Boden zerstört. Im Ziel des WM-Straßenrennens von Kigali setzte sich der Belgier an die Bande und blickte minutenlang schwer enttäuscht nach unten. Es dauerte, bis

28.09.2025Hirschi schon 90 Kilometer vor dem Ziel im “Überlebenskampf“

(rsn) – Für die Schweiz sind am Sonntag ziemlich erfolgreiche Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Vier Medaillen – ein Mal Gold, ein Mal Silber und zwei Mal Bronze – nehmen die Eidgenossen mi

28.09.2025Roglic: “Bin glücklich, dass ich das Rennen beendet habe“

(rsn) – Der alte und neue Weltmeister Tadej Pogacar aus Slowenien kann offensichtlich nicht anders, als die internationale Konkurrenz durch lange Solo-Ritte bei Welttitelkämpfen zu düpieren. Ähnl

28.09.2025Highlight-Video des WM-Straßenrennens der Männer

(rsn) – Tadej Pogacar hat seinen WM-Titel aus Zürich mit einem 67-Kilometer langen Solo in Kigali verteidigt. Der Slowene eröffnete 104 Kilometer vor dem Ziel am Mont Kigali das Finale und ließ d

28.09.2025Mayrhofer: “Wollte helfen, aber es war keiner mehr da“

(rsn) – Vom Nachrücker zum besten Deutschen im Straßenrennen – und das ohne ein Ergebnis. Die kurze Zeit für Marius Mayrhofer bei den Weltmeisterschaften in Ruanda ist schon wieder vorbei. Nach

Weitere Radsportnachrichten

17.11.2025Lipowitz will nicht zum Giro und hätte eigene Leistung bei der Tour “niemals erwartet“

(rsn) – Mit Blick auf ihre Meriten bei der Tour de France befinden sich Florian Lipowitz und Remco Evenepoel in ähnlichen Sphären. Doch was ihren Charakter angeht, könnte das Duo, das im Sommer n

17.11.2025Huens verstärkt Groupama, Verre findet neues Zuhause

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

17.11.2025Tour du Ghana: Müllers Team gewinnt Prolog – und hat morgen frei

Robert Müller ist wieder auf Achse. Wer seine Berichte aus den unterschiedlichsten Ecken der Radsport-Welt – von Südamerika bis Asien – kennt, weiß: Wenn "Radbert" unterwegs ist, wird es selten

17.11.2025ASO spricht sich gegen Ticket-Einnahmen aus

(rsn) – In der Debatte um die zukünftige Finanzierung des Radsports hat die Großmacht ASO, die neben der Tour de France weitere entscheidende Rennen im WorldTour-Kalender und den ebenen darunter o

17.11.2025Road Captain will auch “persönliche Freiheit“

(rsn) – Von den noch aktiven Profis ist Kim Heiduk der letzte Deutsche, der aus einem einheimischen KT-Team, nämlich Lotto – Kern Haus, den Wechsel ins Lager der Berufsradfahrer geschafft hat. Ei

17.11.2025Ferrand-Prévot plant zwei Saisonhöhepunkte

(rsn) – Mit dem Tour-de-France-Sieg in der Tasche und einer Knöchel-OP, die noch ein paar Wochen Pause mit sich bringen wird, geht Pauline Ferrand-Prévot in den Winter und ins neue Jahr. Und damit

17.11.2025Eigene Chancen genutzt, doch für den Sieg hat es nicht gereicht

(rsn) – Vor seinem letzten U23-Jahr entschied sich der junge Österreicher Sebastian Putz für einen Wechsel. Er schloss sich dem Team Red Bull - Bora – hansgrohe Rookies an, um sich dort für zuk

17.11.2025Prag buhlt um den Grand Depart

(rsn) – Die Liste an potenziellen Grand Departs im Ausland in den kommenden Jahren wird immer länger. Auch Tschechien hat sich jetzt mit Prag in Stellung gebracht und Tour-Chef Christian Prudhomme

17.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

16.11.2025Kein Highlight, aber einige Male nah dran am Sieg

(rsn) – Die erste Saison, in der sich Alexandre Balmer (Solution Tech – Vini Fantini) komplett auf die Straße fokussierte, begann für den 25-Jährigen denkbar unglücklich. Bei der Trofeo Laigue

16.11.2025Oertzen fährt bei Garneks Überraschungssieg nächstes Podium ein

(rsn) – Einen Tag nach seinem zweiten Platz in Owocowy Przelaj (C2) hat Max Heiner Oertzen (Radsport Nagel) in Wladyslawowo-Cetniewo (C2) den nächsten Podiumplatz eingefahren. Beim Überraschungser

16.11.2025Nys nach packendem Finale in Hamme mit besserem Ende für sich

(rsn) – Dramatischer hätte der dritte Lauf zur X20 Badkamers Trofee in Hamme nicht laufen können. Nachdem sich Thibau Nys (Baloise - Glowi Lions) und Cameron Mason (Seven) nahezu über den gesamt

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)